Hallo, ich bin erst seit heute hier angemeldet. Mein Mann und ich befinden uns gerade mitten im Bewerbungsverfahren. Nächste Woche Mittwoch findet das dritte Gespräch mit der Jugendamtsmitarbeiterin bei uns zuhause statt. Nach dem letzten Gespräch hatte ich ein ganz schlechtes Gefühl... ich glaube, dass die Sozialarbeiterin uns zwar mag und auch für geeignet hält, aber aufgrund unserer Wünsche (Inlandsadoption, Säugling, keine Pflege) wird sie uns kein Kind vermitteln können. Mein Eindruck ist, dass das Jugendamt bei uns vor Ort immer lieber Kinder in Familien vermittelt, die sich auch eine Pflege vorstellen können, damit sie das Kind nicht aus der Familie herausnehmen müssen, wenn es sich die Herkunftsmutter anders überlegt. Wie ist das bei euren Jugendämtern? Oder gibt es hier im Forum Eltern, die Pflege ausgeschlossen hatten, und trotzdem ein Kind vermittelt bekommen haben? Ich freue mich sehr auf Antworten von euch! viele Grüße!
Zitat von JaBaMHallo, ich bin erst seit heute hier angemeldet.
Mein Eindruck ist, dass das Jugendamt bei uns vor Ort immer lieber Kinder in Familien vermittelt, die sich auch eine Pflege vorstellen können, damit sie das Kind nicht aus der Familie herausnehmen müssen, wenn es sich die Herkunftsmutter anders überlegt. Wie ist das bei euren Jugendämtern? Oder gibt es hier im Forum Eltern, die Pflege ausgeschlossen hatten, und trotzdem ein Kind vermittelt bekommen haben? Ich freue mich sehr auf Antworten von euch! viele Grüße!
Hallo, herzlich Willkommen! Pflegefamilien werden händeringend gesucht, und die Zahl der Kinder, die zur Adoption freigegeben werden, sinkt. So versucht das JA, Paare für Pflege zu gewinnen.
Unser Jugendamt vermittelt nur sehr sehr wenige Kinder. Deshalb haben wir ähnliche Erfahrungen wie ihr gemacht, uns dann für eine Auslandsadoption entschieden. Eine andere Möglichkeit ist auch, sich mit dem Sozialbericht an andere Jugendämter in D zu wenden.
Hi JABam, schön das Du hier bist und Dir Hilfe holen willst. Ein wirklich schwieriges Thema ,was Du meiner Meinung nach nur reinem Gewissens für Dich selbst beantworten kannst. Einerseits finde ich es enorm wichtig für Dich /Euch und das zukünftige Kind und auch die SA das Ihr wirklich nur das tut was Ihr wirklich wollt und nichts zu tun was euch nur zu helfen vermag an euer Zeil zu kommen. Unser JA hat uns das von Anfang an immer wieder eingebläut das es zum absolute Wahrheit geht. Dadurch war alles von Anfang an ehrlich und offen. Hoffe das euer JA auch so denkt dann solltet Ihr auch Chancen haben nur eine Adoption durchzuführen. Auf der anderen Seite stellt sich natürlich die Frage warum Du/Ihr so absolut gegen Pflege seid ? Für uns hat sich das Thema eigentlich bei der Lösung zur Frage : "Warum will man ein Kind" von alleine gelöst. Die Angst klar die ist da ein Pflegekind vielleicht wieder abzugeben, mir hat immer der Gedanke " lieber kurz in Pflege als nie ein Kind in unserem Haus"dabei sehr geholfen. Mmmm..hoffe ein bißchen geholfen zu haben.
Wir haben uns auch für Dauerpflege beworben und zu unserer größten Überraschung dann doch ein Adoptivkind vermittelt bekommen (allerdings nicht übers Jugendamt). Ich kenne allerdings auch Adoptiveltern, die Pflege klar ausgeschlossen haben. Meiner Überzeugung nach sollte man, wenn man das so empfindet und für sich klar entschieden hat, das auch lieber ehrlich so sagen, als sich halbherzig für Pflege "breitschlagen" zu lassen. Wenn man dann ein Pflegekind vermittelt bekommt und sich eigentlich nicht ehrlichen Herzens darauf einlassen kann und mag, kann das schlimm und tragisch enden für alle Beteiligten!
Zitat: ich glaube, dass die Sozialarbeiterin uns zwar mag und auch für geeignet hält, aber aufgrund unserer Wünsche (Inlandsadoption, Säugling, keine Pflege) wird sie uns kein Kind vermitteln können.
Der entscheidende Punkt ist, dass es nicht viele Säuglinge, die zur Adoption freigegeben werden, gibt. Das differiert natürlich von JA zu JA - es gibt offensichtlich JÄ, die mehrere Kinder im Monat zu vermitteln haben. Es gibt aber auch JÄ, die nur alle paar Jahre ein Kind zu vermitteln haben. D.h. selbst wenn ihr die einzigen geeigneten Adoptionsbewerber im JA-Bezirk wäret, könnte euch die Sozialarbeiterin nicht garantieren, dass ihr innerhalb der nächsten Jahre sicher ein Baby vermittelt bekommt.
Zitat: Mein Eindruck ist, dass das Jugendamt bei uns vor Ort immer lieber Kinder in Familien vermittelt, die sich auch eine Pflege vorstellen können, damit sie das Kind nicht aus der Familie herausnehmen müssen, wenn es sich die Herkunftsmutter anders überlegt. Wie ist das bei euren Jugendämtern?
Bei vielen JÄ sind Adoptionsvermittlungsstelle und Pflegekinderdienst getrennt, teilweise wird den Bewerbern sogar gesagt, dass sie sich nicht für Ado und Pflege gleichzeitig bewerben können. Das ist allerdings nicht überall so, bei uns z.B. arbeitet die Adoptionsfachkraft auch im Pflegekinderdienst mit und spricht die Adoptionsbewerber wohl gerne an, ob sie sich nicht auch Pflege vorstellen könnten. So haben wir das erlebt - wobei sie bei uns offene Türen einrannte, weil wir zu dem Zeitpunkt schon selber darüber nachgedacht hatten und im Lauf der Zeit zu der Überzeugung gekommen waren, dass wir uns das durchaus vorstellen können. Allerdings war das bei uns nicht von Anfang an so und solange wir nicht ehrlichen Herzens für ein Pflegekind offen waren, haben wir uns auch nur für Adoption beworben. Ich habe auch schon von anderen Bewerbern gehört, dass sie gefragt wurden, ob sie sich nicht auch für Pflege bewerben möchten.
Den Grund sehe ich aber vor allem darin, dass die JÄ vielmehr Pflege- als Adoptivkinder zu vermitteln haben und da wirklich oft händeringend suchen müssen, teilweise die Kinder im Heim landen, weil sich keine Pflegefamilie findet etc.
Was meinst du mit "aus der Familie herausnehmen müssen, wenn es sich die Herkunftsmutter anders überlegt?" Wenn die Herkunftsmutter/-eltern sich während der Acht-Wochen-Frist bzw. vor der Unterzeichnung der notariellen Einwilligung gegen eine Adoptionsfreigabe entscheidet und das Kind wieder zu sich nehmen will, wird das Kind aus der Adoptionspflegefamilie wieder herausgenommen. Auf die Situation, dass diese Möglichkeit besteht, lässt man sich ein, wenn man ein Kind, das noch nicht rechtsgültig zur Adoption freigegeben ist, in Adoptionspflege nimmt.
Nach der notariellen Einwilligung hat die Mutter nicht mehr die Möglichkeit, "es sich anderes zu überlegen".
Wenn die Mutter sich entscheidet, die notarielle Einwilligung nicht zu unterschreiben, das Kind aber weiterhin nicht selbst zu sich nehmen kann oder möchte, und es ist bereits ein Eltern-Kind-Verhältnis entstanden, glaube ich auch nicht, dass das Kind so ohne weiteres aus der Adoptionspflegefamilie genommen werden würde. Ich denke, wenn Herkunfts- und Adoptivpflegeeltern einverstanden sind, würde das Kind in Pflege weiter in der Familie bleiben. Das ist aber jetzt reine Spekulation, ich kenne keine derartige Konstellation.
Soweit ich gelesen und auch aus den Geschichten, die ich kenne, den Eindruck habe, ist es aber sehr selten, dass eine Herkunftsmutter die Entscheidung zur Adoptionsfreigabe vor der notariellen Einwilligung noch zurückzieht (wenngleich es selbstverständlich vorkommen kann, und das Recht hat sie aus guten Gründen). Deine Theorie, dass das JA lieber an Pflegebewerber vermittelt, um das Kind in diesem Fall nicht aus der Familie nehmen zu müssen, glaube ich deshalb nicht.
Mein Eindruck ist: Die Sozialarbeiterin kann euch keine Vermittlung garantieren und hat euch das klar gesagt oder sonstwie zum Ausdruck gebracht. Das ist nur ehrlich. Das ist einfach so bei Inlandsadoption, zumal wenn man in seiner Aufnahmebereitschaft sehr enge Grenzen setzt.
Ich wünsche euch alles Gute für euren Hausbesuch und euer weiteres Bewerbungsverfahren!
Zu deiner Ursprungsfrage: Eine Chance auf Vermittlung eines Adoptivkindes hat man nach meiner Erfahrung auf jeden Fall, wenn man sich dafür bewirbt (und für geeignet befunden wird)! Chance, aber eben keine Garantie.
Zitat von rühsiFür uns hat sich das Thema eigentlich bei der Lösung zur Frage : "Warum will man ein Kind" von alleine gelöst. Die Angst klar die ist da ein Pflegekind vielleicht wieder abzugeben, mir hat immer der Gedanke " lieber kurz in Pflege als nie ein Kind in unserem Haus"dabei sehr geholfen.
lg
Hallo Rühsi,
das hast du schön geschrieben, wir haben das ähnlich empfunden. Zudem der Gedanke, für ein Kind da sein zu wollen, das in dem Moment Hilfe und eine Familie braucht - und die eigenen Wunschvorstellungen dabei ein bisschen hintanzustellen.
Allerdings bleibe ich trotzdem dabei: Wenn man nicht ehrlichen Herzens dafür offen ist, sollte man es bei der Beschränkung auf die Adoptionsbewerbung belassen! Aber vielleicht bringen Beiträge wie deiner ja den einen oder oder die andere BewerberIn zum Nachdenken .
Zitat von rühsiFür uns hat sich das Thema eigentlich bei der Lösung zur Frage : "Warum will man ein Kind" von alleine gelöst. Die Angst klar die ist da ein Pflegekind vielleicht wieder abzugeben, mir hat immer der Gedanke " lieber kurz in Pflege als nie ein Kind in unserem Haus"dabei sehr geholfen.
lg
Hallo Rühsi,
das hast du schön geschrieben, wir haben das ähnlich empfunden. Zudem der Gedanke, für ein Kind da sein zu wollen, das in dem Moment Hilfe und eine Familie braucht - und die eigenen Wunschvorstellungen dabei ein bisschen hintanzustellen.
Allerdings bleibe ich trotzdem dabei: Wenn man nicht ehrlichen Herzens dafür offen ist, sollte man es bei der Beschränkung auf die Adoptionsbewerbung belassen! Aber vielleicht bringen Beiträge wie deiner ja den einen oder oder die andere BewerberIn zum Nachdenken .
Liebe Grüße
Hi Donata, danke is auch meine feste Meinung. Genau das wollte ich zum Ausdruckbringen und ich bin mir auch sicher das man eine SA nicht so einfach veräppeln kann wie immer mal gerne geschrieben wird. bei der ganzen Sache macht man sich emotional ganz schön nackig und diese Schauspielerei hält wohl kaum einer so konstant durch denke ich. Finde es sehr ehrlich und wichtig auszugrenzen was man nicht möchte umso besser is die Basis die alle dann später haben. Aber gaaanz wichtig auch mal neue Wege gehen, sich seiner Angst stellen und Erfahrungen anschauen von Sachen die man bisher eben nicht kannte , wie Pflege ! LG und Nachti
Guten Morgen, vielen lieben Dank, dass ihr so schnell geantwortet habt.
zu Donata auf die Frage: Was meinst du mit "aus der Familie herausnehmen müssen, wenn es sich die Herkunftsmutter anders überlegt?" Unsere SA erzählte uns, dass es schon vorgekommen ist, dass gerade psychisch labile Mütter (z.B.: Borderlinerinnen), die ihr Kind direkt nach der Geburt abgeben, erst von einer Adoption überzeugt sind und dann nach kurzer Zeit ihr Kind doch lieber in eine Pflegefamilie geben möchten. Deswegen werden Kinder in solchen Fällen lieber direkt in Familien gegeben, die für beides offen sind. Ich möchte nicht falsch verstanden werden, jede abgebende Mutter hat das Recht sich ihre Entscheidung anders zu überlegen und ist deshalb natürlich nicht automatisch psychisch labil, es war nur ein Beispiel unserer SA. Das JA bei uns vor Ort hatte dieses Jahr noch keine einzige Vermittlung und der Bewerberpool scheint gut gefüllt... :-( Aber ihr habt recht, wenn man nicht mit Überzeugung für eine Pflege offen ist, sollte man den Weg wohl nicht einschlagen.
Hallo, wir hatten uns seinerzeit zunächst auch auf Adoption festgelegt. Im Laufe der Bewerbungsphase, je mehr man sich mit dem Thema beschäftigt, persönliche Kontakte bekam wurde uns klar, dass wir auch sehr gut mit einem Pflegekind leben können. Allerdings haben wir klare Voraussetzungen gehabt, nur Dauerpflege etc. und nach dem „Kindervorschlag“ haben wir uns über die Hintergründe der Inobhutnahme informiert, über die Perspektive was eine Rückführung angeht. Sicherlich gibt es bei einer Pflege keine 100% Garantie, dass ein Kind für immer bleiben kann. Aber in den meisten Fällen bleiben die Kinder und manchmal kommt es zu einer Adoption. Ich würde niemals mehr auf die Stunden mit unserem Zwerg verzichten wollen, wir haben all unsere Liebe und Kraft investiert und bessere Zinsen als sein Lächeln und seine Entwicklung zusehen kann es gar nicht geben! Das Gefühl für unseren Zwerg ist nicht abhängig von einem Namen oder einem Papier. Ich möchte nicht beschönigen, dass es nicht immer ganz einfach ist Zwerg mit seiner Trauer aufzufangen. Aber auch ein Ado-Kind bringt eine Geschichte mit, eine Familie vor Euch… man lernt mit diesen Dingen umzugehen. Wenn Zwerg mit seiner Mama telefoniert (kommt sehr, sehr selten vor) dann sagt er sowohl zu uns Mama / Papa als auch zu LE. Wenn Zwerg traurig ist und seine Mama (LM) vermisst oder fragt wieso LM niemals Versprechen einhält, Zwerg bei verboten sagt „bei der Mama XY durfte ich aber“ dann ist das sicherlich nicht immer einfach und man braucht Fingerspitzengefühl. Zwerg liebt uns das weiß ich und fühlen wir, aber Zwerg hat seinen Rucksack den wir mittragen müssen. Ich sage dann in solchen Situationen „ ach schatz, Du bist jetzt Wütend und vermisst die Mama XY, das kann ich gut verstehen und wenn mir so etwas wir Die passiert wäre, wäre ich sicher auch traurig und sauer“. Man muss aber trotzdem Konsequent sein und nicht nachgeben, aber erklären und trösten. Wir leben auch als Pflegefamilie wie eine „normale“ Familie zusammen, Zwerg sagt Mama / Papa zu uns, wir sind tägl. Ansprechpartner und müssen ggf. mit dem Amt sprechen für bestimmte Einwilligungen des Sorgeberechtigten. Informiert Euch gut und geht in Euch. Viel Erfolg und Glück auf Eurem Weg. Kimba
..ach bei uns steht die Adoption von Zwerg jetzt auch zur Diskusion... abwarten...
Zitat von JaBaMUnsere SA erzählte uns, dass es schon vorgekommen ist, dass gerade psychisch labile Mütter (z.B.: Borderlinerinnen), die ihr Kind direkt nach der Geburt abgeben, erst von einer Adoption überzeugt sind und dann nach kurzer Zeit ihr Kind doch lieber in eine Pflegefamilie geben möchten. Deswegen werden Kinder in solchen Fällen lieber direkt in Familien gegeben, die für beides offen sind.
Ja, in dem Zusammenhang verstehe ich das und dann ist es sicher auch sinnvoll, Bewerber auszuwählen, die für beide Perspektiven offen sind.
Was ich kritisch sehe, ist, wenn Sozialarbeiterinnen versuchen, Adoptionsbewerber zu Pflege zu "überreden" mit Argumenten wie, "Dauerpflege ist ja fast wie Adoption", "manchmal kann man ein Pflegekind auch später adoptieren". Nach meiner Überzeugung besteht dann die Gefahr, dass Bewerber, die ein Kind "um jeden Preis" wollen, nur hören, was sie hören wollen ("wie Adoption", "später doch noch adoptieren" ...), und sich an diese Vorstellungen klammern. Pflege ist aber nicht "fast wie Adoption" - in mancher Beziehung ja, in mancher nicht - und inwiefern es mehr oder weniger einem Adoptionsverhältnis ähnlich ist, ist sehr unterschiedlich und von der individuellen Situation abhängig.
Die wesentlichen Unterschiede sind in meinen Augen:
- die unsichere Perspektive, was Verbleib/Rückführung angeht. Ja, es gibt "sichere Dauerpflegekinder", aber es gibt auch Situationen, wo die Perspektive sich ändert, das Gericht anders entscheidet als das Jugendamt, die Herkunftsfamilie sich wider Erwarten stabilisiert, Verwandte auftauchen, die das Kind zu sich nehmen können und wollen etc. Und selbst bei den "sicheren Dauerpflegekindern", wo eine Rückführung mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen ist, schwebt doch immer im Raum, dass es nicht hundertprozentig sicher und endgültig ist.
- in der Regel verpflichtende Umgangskontakte mit den Herkunfseltern. Da finde ich, sollte man sich darauf einlassen können und wollen und nicht darauf hoffen, dass man die irgendwann los wird, die Eltern "sowieso kein Interesse haben" oder man gerichtlich eine Aussetzung der Umgangskontakte erwirken kann. Ja, es gibt auch Pflegesituationen ohne Kontakt, aber in der Regel haben die Herkunftseltern einen Anspruch auf Umgangskontakte und wollen das häufig auch. Bei Adoption ist übrigens Kontakt auf freiwilliger Basis auch möglich - wenn von beiden Seiten gewünscht. Habt ihr darüber schon mal nachgedacht, ob ihr euch das vorstellen könnt?
- Pflegekinder haben häufig eine heftige Vorgeschichte und noch mehr als Adoptivkinder Risikofaktoren für Entwicklungsstörungen/Behinderungen. Oft sind sie schwer traumatisiert. Was das heißen kann, stellt sich oft erst nach einigen Jahren heraus. Auch wenn ein Pflegekind als "gesundes Kind" vermittelt wird, ist das keine Garantie dafür, dass es sich auch gesund und normal weiterentwickeln wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass es nicht so ist, ist höher als bei einem Kind ohne solche Vorgeschichte. Damit ich nicht falsch verstanden werde: Selbstverständlich gibt es viele gesunde Pflegekinder, die sich ganz normal entwickeln, es gibt auch welche, die weiterführende Schulen besuchen (wenngleich das selten ist), aber man weiß zum Zeitpunkt der Vermittlung nicht sicher, wohin die Reise gehen wird. Auch damit sollte man sich auseinandersetzen, wenn man über Pflege nachdenkt. Gilt übrigens nach meiner Meinung ähnlich auch für Adoptivkinder.
Zitat von KimbaDas Gefühl für unseren Zwerg ist nicht abhängig von einem Namen oder einem Papier. Ich möchte nicht beschönigen, dass es nicht immer ganz einfach ist Zwerg mit seiner Trauer aufzufangen. Aber auch ein Ado-Kind bringt eine Geschichte mit, eine Familie vor Euch… man lernt mit diesen Dingen umzugehen.
Hallo Kimba,
genau das Vorhandensein einer Vor-Familie glauben manche Ado-Eltern offenbar aber bis heute durch eine Adoption abschütteln zu können. Es wird nicht gelingen.
Wie schon oft gesagt - ich wünsche eurer kleinen Familie weiterhin viel Glück!
hallo Cornelia und Kimba, da habt Ihr beiden vollkommen Recht, die Adoptiveltern stehen auf dem Standpunkt, "wir sind im Recht und die leiblichen Eltern haben keine Rechte" ist schon richtig, aber die leiblichen Eltern bleiben nun einmal die leiblichen Eltern, da beißt die Maus keinen Faden ab.......
Kimbas Beitrag ist wunderbar geschrieben und ich wünsche ihr sehr viel Glück und Zufriedenheit und dass der Zwerk gut gedeiht. Ich sage als Herkunftsmutter danke zu Deinem Statement.
Zitat von darkyda habt Ihr beiden vollkommen Recht, die Adoptiveltern stehen auf dem Standpunkt, "wir sind im Recht und die leiblichen Eltern haben keine Rechte" ist schon richtig, aber die leiblichen Eltern bleiben nun einmal die leiblichen Eltern, da beißt die Maus keinen Faden ab.......
Von den "früheren" Ado-Eltern interessiert dieses Faktum nur wenige, denn sie nehmen die juristische Trennung von der Ursprungsfamilie sehr ernst - einmal weg, immer weg!
Was mich bis heute immer wieder erstaunt, ist die Tatsache, dass wir bio-Eltern, juristisch gesehen, heute keine anderen Rechte haben als früher auch, und in genau diese Schranken versucht man uns immer dann zu verweisen, wenn es Probleme mit dem Kontakt gibt bzw. es darum geht, einen solchen überhaupt zu vermeiden. Mit der gleichen Selbstverständlichkeit fordern Viele von uns aber Auskunfts- oder Kontaktpflichten, die es ebenfalls bis heute nicht gibt, zumindest im Fall von Inkognito nicht. Manche beklagen sich lauthals darüber, dass die Herkunftsseite die Tür nicht öffnen mag oder gewisse Info nicht herausrücken will. Irgendwie passt das auch nicht ganz zusammen. Wir haben keine Rechte, aber auch keine Pflichten! Vielleicht sollte man das gelegntlich auch einmal zur Kenntnis nehmen.
Aber jetzt bitte nicht falsch verstehen, dass ich hier knallhart zwischen der juristischen und einer moralischen Verpflichtung trenne! Ich selbst habe mich immer der Moralischen verpflichtet gefühlt, schon alleine deswegen, weil ich selbst auch eine adoptions Angeschmierte war.
1971, zwei Jahre nach der Geburt und Weggabe meiner Tochter, traf ich in der Kleinstadt, in der ich inzwischen lebte (und wo auch, ohne meine damalige Kenntnis, meine Tochter bei ihren neuen Eltern beheimatet war) beim Einkaufen eine ehemalige Arbeitskollegin samt Mann und Sohn. Sie hatte ein Jahr zuvor den Job geschmissen, weil sie inzwischen Mutter eines kleinen adoptierten Jungen geworden war. Von meinem H-Mutter-Status wusste zu diesem Zeitpunkt niemand.
In dem Gespräch wurde vor allem über das neue Kind gesprochen, das an der Hand seiner sichtlich glücklichen Mutter herumzappelte. Ich war total neidisch und unglücklich, denn ich dachte natürlich an meine kleine Tochter, die im gleichen Alter war. Auf einmal sagte sie, dass sie findet, er sähe seinem Papa total ähnlich und dabei himmelte sie ihren Mann an. Ich werde diese Szene mein Leben lang nicht vergessen. Als ich merkte, dass das kein Scherzle war, blieb mir der Mund offen stehen, denn ich wusste es ja besser und außerdem sah dieser dunkelhaarige kleine Mann seinen blonden bzw. hellbraunen Eltern überhaupt nicht ähnlich. Ich fragte mich schon damals wie man sich nur selbst so verscheißern kann, denn das ganze Umfeld der Beiden wusste ja von der Adoption. In meinen Augen machte sie sich einfach nur lächerlich, aber ich sah das eben ganz pragmatisch. Von dem Unglück einer unfreiwilligen Kinderlosigkeit hatte ich mit 22 natürlich null Ahnung.
Wenn ich damals gewußt hätte, dass meine kleine Tochter in dem Moment vielleicht mit ihren Eltern an mir vorbeigelaufen sein könnte ...
Zu diesem Zeitpunkt wusste ich über Adoption so gut wie nichts, außer meiner eigenen Erfahrung, und die wurde damals noch konsequent verdrängt, weil ich eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema nicht ertragen hätte. Außerdem - mit wem hätte ich darüber reden sollen?
danke Cornelia, das ist genau das, wenn ich daran denke, dass ich fast 10 Jahre lang bei meiner Tochter eingekauft habe und nicht gewusst habe, dass sie es ist, das geht mir heute noch kalt den Rücken runter. Die juristische Seite und die moralische muss man trennen, per Gesetz sind wir die "Gelackmeierten", wie Du schreibst "Angeschmierte", aber die moralische sagt uns doch immer wieder, könnte es denn nicht anders sein? Könnte man sich denn nicht verstehen oder zumindest annähern? Das mit den Rechten und Pflichten sehe ich genau so. Wenn eine H-Mutter der Meinung ist, dass sie keinen Kontakt haben möchte, es dann aber trotzdem versucht, oder wenn allgemein bekannt ist, dass das Adoptivkind keinen Kontakt will, dass man dann trotzdem anders verfährt. All das finde ich auch nicht in Ordnung. Damals hatte auch ich absolut keine Ahnung, was einmal auf mich zukommt, wenn mich meine Kinder suchen und finden werden.
als wir hatten uns auch NUR für eine Ado. beworben und somit Pflege ausgeschlossen.
Als DER Anruf kam, teilte uns unser SB vom Jugendamt allerdings mit, dass sie zwar einen kleinen 8 Monate alten Jungen hätten ABER dieser - so wie es damals aussah - nur als Dauerpflegekind zu uns kommen würde/könnte.
Nach genauer Besprechung mit dem Jugendamt haben wir erfahren, dass Krümelmonster bereits das 7 Kind seiner Mutter ist und kein Kind mehr bei ihr lebt, so dass es wirklich unwahrscheinlich wäre, dass es eine Rückführung gibt. Wir haben uns das wirklich auch lange und reiflich überlegt und dann doch für ihn entschieden - trotz Pflege. Tja, und was soll ich sagen - wir kamen mit den LE bei den Besuchskontakten eigentlich immer ganz gut zurecht uns auf einmal haben sie im März 2009 ihre Einwilligung in die Ado. gegeben.
Wir haben auch noch heute regelmäßigen Kontakt mit den leiblichen Eltern und wenn Krümelmonster älter ist, müssen wir mal sehen, ob er sie öfter treffen möchte oder ...