corneilia, das aufrappeln fiel mir insofern nicht so schwer, weil ich adoption als so erstickend und erdrückend erlebt habe, daß es da wo es zumindest ging, so früh wie möglich wieder herauskommen wollte.
hast du denn schon seit ewigkeiten mit deiner mutter zusammengelebt? und was ist das für eine abhängigkeit, die hat ja viele gesichter. im prinzip steckst du damit bei deine mutter weiter in der kinder-rolle. die mütter versteh ich allerdings auch nicht, denn irgendwo erwarten sie im alter, daß keine kinder, sondern erwachsene (kinder) in der lage sind, sich um sie zu kümmern.
bonnie
*ich hab da einen sehr guten aufschlussreichen artikel (vom 16.08.2009) gefunden, der in einigen passagen dieses thema eltern-kinder streift, auch klar macht, warum sich einiges nur sehr sehr schwer wieder abschütteln läßt:
Zitat von bonnie... hast du denn schon seit ewigkeiten mit deiner mutter zusammengelebt? und was ist das für eine abhängigkeit, die hat ja viele gesichter. im prinzip steckst du damit bei deine mutter weiter in der kinder-rolle.
Mit der "Kinder-Rolle" striffst Du den Nagel voll auf den Kopf, denn genau so ist es! Sie kann es einfach nicht lassen, obwohl ich sie seit Jahren darum bitte und ihr auch erkläre, warum das für mich so heftig ist. Beispiel: Ich erzähle ihr, dass ich mit dem Zug nach X fahre. Sie: "Dann packe Dir das und jenes ein; setze Dich aber nicht links hin, denn dann hast Du die ganze Zeit die Sonne am Fenster; gehe in den Speisewage, denn dort lernst Du die besseren menschen kennen; nimm Dir keine zu schwere Lektüre zum Lesen mit, denn im Zug wird man ständig gestört; etc". Mir kommt bei solchen Anweisungen regelmäßig die Galle hoch und wenn ich ihr das sage, bin ich eben wieder mal undankbar. Die Lösung ist nur: Abhauen oder Ohren zu!
Ich habe von Geburt an bei meiner Mutter gelebt, aber bis zur Scheidung (7 Jahre) war diese nur mit dem Vater unterwegs und wir wurden von einer Kinderfrau betreut, was vermutlich ein großes Glück für uns war. Seit der Scheidung hatte für zwei Jahre ausschließlich meine Mutter das Sagen; dann kam meine Oma aus Schlesien dazu und von da an wurde es "sehr katholisch", um das Grauen, das wir ab da erlebten, einmal extrem vornehm auszudrücken. Zum Vater und der anderen Oma wurden die Kontakte systematisch unterbunden.
Mein Bruder sagte mir vor ein paar Monaten, dass er diese "Katholen-Oma" am liebsten umgebracht hätte, so quälend empfand er die uns aufgezwungene Kirchenhörigkeit dieser uns eigentlich völlig fremden Frau. Da unsere Mutter von da an arbeiten ging, waren wir ihr völlig untergeordnet. Eigenartigerweise war das für mich nicht so quälend wie für ihn. Nein, nicht ganz, denn eigentlich verstehe ich es, weil mein (jüngerer) Bruder immer von unserer Mutter bevorzugt wurde, aber offenbar nicht auch von deren bigotter Mutter. Darauf komme ich erst jetzt durch seine erzählten Erinnerungen. Das ist übrigens sehr spannend, denn es lösen sich plötzlich Dinge auf, die mir jahrelang verborgen, unklar oder unbegreiflich waren.
Die Oma wurde dann von einem neuen Lebenspartner meiner Mutter abgelöst, der eher ein katholischer Galan war, denn ein Ersatzvater. Er hatte nie mit KIndern oder Jugendlichen zusammen gelebt, sondern mit Generationen von degenerierten Chow-Chow-Hunden und jeder menge Luxus. Wenn wir nicht parierten, holte er aus (das weiß ich bisher aber nur von mir. Ob es bei meinem Bruder auch war, weiß ich (noch) nicht. Er war wohl auch die treibende Kraft bei der Adoptionsidee und meinem anschließenden Rausschmiß zuhaue. In der Zwischenzeit brachte er ein Schloß an meinen Rolladen an, damit während meines Verbleibs in seinem Haus nicht noch einmal ein "Unfall" passierte. Ja, so kann man auch erziehen. In der zeit hatte er mich einmal so verprügelt, dass ich eine aufgesprungene Augenbraue und wochenlang ein rotes Auge hatte. Als ich den stechende Schmerz verspürte, holte ich (zum ersten Mal in meinem Leben) aus und schlug ihm so heftig ins Gesicht, dass ich ihm dadurch seine schwere Hornbrille aus dem Gesicht bürstete und diese mit lautem Krachen an der Wand zerschellte. Das Getöse um mich herum hättet ihr erleben sollen!
Man kann Schutzbefohlene so was von kaputt machen ...
Zitat von LattitiaHallo, was mir an diesem Forum öfter auffällt, ist, daß es ganz viel um Schuld geht und der Nicht-Schuldige sich lebenslang passiv in der Opferrolle befindet.
Als KInd ist es natürlich fast ein Verbrechen, wenn ein Abhängigkeitsverhältnis absichtlich gefördert wird. Keine Frage. ABER: irgendwann ist das Kind erwachsen, und es hat Möglichkeiten oder findet diese, etwas aus sich und seinem Leben zu machen.
Huhu,
Danke - genau das ist der Punkt...man kann nicht nur passiv da sitzen und warten bis irgendjemand kommt um irgendwas wieder gut zu machen. Das meinte ich mit "Scheisse vor der Tür wegmachen".
Zitat von Lattitia Diese Fähigkeit finde ich übrigens an Dir toll, Marleen.
Danke Aber ich hab lang dafür gebraucht und ich muss täglich an mir arbeiten, um mich selbst in den Hintern zu treten Und manchmal falle ich auch zurück in eine Art phlegmatische Katatonie und mache "nichts" sondern suhle mich gerne mal in Selbstmitleid *zugeb* Es gibt viele Dinge, die für andere "normal" und selbstverständlich sind, zu denen ich mich regelrecht zwingen muss. Das ist total blöd manchmal und ich bin oft kurz davor, alles hinzuwerfen, weil viele Sachen einfach anstrengend sind. Und im Anstrengung vermeiden bin ich ganz gross Aber die ständige Jammerei bringt mich nicht weiter - das habe ich relativ früh gemerkt (zum Glück).
Zitat von Lattitia Bonnie, ich finde es übrigens toll, daß Du aus Deinem Leben gelernt hast, Deine Kinder anders zu erziehen. Geht mir ganz genauso.
Das find ich auch klasse
Zitat von mausi51Sie kann es einfach nicht lassen, obwohl ich sie seit Jahren darum bitte und ihr auch erkläre, warum das für mich so heftig ist. Beispiel: Ich erzähle ihr, dass ich mit dem Zug nach X fahre. Sie: "Dann packe Dir das und jenes ein; setze Dich aber nicht links hin, denn dann hast Du die ganze Zeit die Sonne am Fenster; gehe in den Speisewage, denn dort lernst Du die besseren menschen kennen; nimm Dir keine zu schwere Lektüre zum Lesen mit, denn im Zug wird man ständig gestört; etc". Mir kommt bei solchen Anweisungen regelmäßig die Galle hoch und wenn ich ihr das sage, bin ich eben wieder mal undankbar. Die Lösung ist nur: Abhauen oder Ohren zu!
das kommt mir so bekannt vor. Meine A-Mutter ist genauso. Sie spricht mir oft jegliche Fähigkeiten ab (das fängt schon beim Putzen an). "Wenn Du das so putzt, geht das besser. Stell doch Deine Möbel so - das ist schöner..." usw. Noch schlimmer ist, wenn ich irgendetwas gemacht habe, was sie mir sowieso nicht zugetraut hat. Dann kommt: "Was - das hast DU gemacht? Wie hast Du denn das geschafft? Da hat Dir doch jemand geholfen..."
Abhauen und Ohren zu mach ich auch - jedoch nicht ohne ihr zwischendurch die Meinung zu geigen Das muss raus - sonst drehe ich durch.
ZitatDanke Aber ich hab lang dafür gebraucht und ich muss täglich an mir arbeiten, um mich selbst in den Hintern zu treten Und manchmal falle ich auch zurück in eine Art phlegmatische Katatonie und mache "nichts" sondern suhle mich gerne mal in Selbstmitleid *zugeb* Es gibt viele Dinge, die für andere "normal" und selbstverständlich sind, zu denen ich mich regelrecht zwingen muss. Das ist total blöd manchmal und ich bin oft kurz davor, alles hinzuwerfen, weil viele Sachen einfach anstrengend sind. Und im Anstrengung vermeiden bin ich ganz gross Aber die ständige Jammerei bringt mich nicht weiter - das habe ich relativ früh gemerkt (zum Glück).
Das wundert mich, Marleen. Mir kommst Du hier mit Deinen Beiträgen und Ansichten als sehr autonom und selbstbestimmt 'rüber, aus meiner Sicht vielleicht manchmal etwas lädiert durch Dein Schicksal mit der Herkunft. Das kann sehr schmerzhaft und blockierend sein, wie ich gerade aus meiner Umgebung erfahre. Aber Du bist sehr intelligent und (wie man so schön sagt) weltgewandt. Hatten Dich Deine A-Eltern in Deiner Kindheit und Jugend so gegängelt, dass Du Dir jetzt nicht viel zutraust? Oder könnte das auch - vorsichtig gefragt - mit Deiner Herkunft zusammenhängen? Seit ich die Familie meines Sohnes kenne, wundert mich Etliches nicht mehr.
hm - ich weiss ehrlich gesagt nicht, ob das mit meiner Herkunft zusammenhängt. Allerdings war es schon so, dass man mir als Kind eigentlich gar nichts zugetraut hat. Als Jugendliche noch viel weniger. Egal ob es um einen Schulabschluss, meine Ausbildung oder sonstige Dinge ging - da kam oft "das kannst Du eh nicht".
Anfangs - also als ich noch jünger war, habe ich viele Dinge aus Trotz einfach hingeworfen. War natürlich saudumm von mir - aber so ist man nun mal als jugendliche Rebellin Mittlerweile sage ich: Und ich kann es sehr wohl. Und da kommen dann eben manchmal Sprüche wie: "Ooooh - wer hat Dir denn dabei geholfen..." usw.
Ich denke, viel hängt damit zusammen, dass meine A-Mutter sich selbst nichts zutraut...und mein A-Vater macht eigentlich alles. Somit hat er wohl auch das Bild, dass man als Frau gewisse Dinge nicht kann.
Mir ist mal auf der Landstrasse ein Reifen geplatzt. Ich hab den gewechselt und bin zu meinen Eltern gefahren. Meinem Vater fiel sofort auf, dass da der Ersatzreifen drauf ist. Er fragte dann, wer den drauf gemacht hat. Glaubt er mir bis heute nicht (das ist ca. 12 Jahre her), dass ich das selbst war.
Meine Herkunftsfamilie kenne ich jetzt nicht so gut, als dass ich da heraussehen könnte, dass ich mir manche Sachen nicht zutraue bzw. einfach auch auf viele Dinge keine Lust habe (fängt schon mit morgens aufstehen an - aber es hilft ja nix, ich muss ins Büro *lach*). Aber vielleicht entdecke ich im Laufe der Zeit da noch Parallelen.
Welche Dinge sind denn bei Deinem Sohn von der Herkunft ableitbar? Sind das eher Verhaltensweisen? Ich habe mal gelesen, dass sich z.b. Dinge wie Hang zum Glauben, Suchtverhalten usw. bereits während der Embryonalphase in der Medulla Oblongata manifestieren. Diese ganze genetische Sache ist hochinteressant.
Zitat von bonniechakimaus, an die eigenen kinder wird man das, was man selber als belastend erlebt hat, bewußt bestimmt nicht weitergeben wollen. wie hast du das denn in deiner familie erlebt?
bonnie
Nein, bewusst sicher nicht, aber manchmal muss ich auch aktiv gegen meine Prägung kämpfen.
In meiner Familie versucht ein Familienmitglied schon seit vielen Jahrzehnten, den anderen seinen Willen aufzuzwingen und wenn man sich dem nicht beugt, wird einfach der Kontakt abgebrochen. Mal gab es keinen Kontakt zu meinen Eltern, mal zu meinen Großeltern. Mir war es schon immer herzlich egal, was dieser Mensch von mir dachte. Also habe ich jetzt keinen Kontakt, aber damit lebe ich schon viele Jahre prima. Anderen in meiner Familie geht es damit deutlich schlechter.
Nun hat aber kürzlich jemand aus der jüngeren Generation genau dieses Handlungsmuster wieder angewendet. Und deshalb finde ich dieses Abhängigkeitenthema auch so spannend. Diese Person steht mir nämlich wesentlich näher und dennoch merke ich, dass ich nicht um jeden Preis auf Kontakt angewiesen bin bzw. keinen Mangel empfinde. Also bin ich in diesem Punkt nicht abhängig. Meine Eltern hingegen leiden sehr unter dem Zustand, lassen sich aber auch nicht erpressen.
Zitathm - ich weiss ehrlich gesagt nicht, ob das mit meiner Herkunft zusammenhängt. Allerdings war es schon so, dass man mir als Kind eigentlich gar nichts zugetraut hat. Als Jugendliche noch viel weniger. Egal ob es um einen Schulabschluss, meine Ausbildung oder sonstige Dinge ging - da kam oft "das kannst Du eh nicht".
Ja, das ist fatal und hängt lange nach. Meine Mutter nahm mir auch alles, was ich anfing, aus der Hand, wohl weil sie mir das nicht zutraute. Leider war ich keine Rebellin, was wohl in dieser Situation von Vorteil gewesen wäre. Aber ich ließ mich nicht aus dem Konzept bringen und machte weiter. Nachher bewunderte sie mich sogar.
ZitatAnfangs - also als ich noch jünger war, habe ich viele Dinge aus Trotz einfach hingeworfen. War natürlich saudumm von mir - aber so ist man nun mal als jugendliche Rebellin Mittlerweile sage ich: Und ich kann es sehr wohl. Und da kommen dann eben manchmal Sprüche wie: "Ooooh - wer hat Dir denn dabei geholfen..." usw.
Eigentlich machst Du hier den Eindruck eines 'Allround-Talentes', das in vielen Fällen über den Dingen steht, cool und abgeklärt.
ZitatIch denke, viel hängt damit zusammen, dass meine A-Mutter sich selbst nichts zutraut...und mein A-Vater macht eigentlich alles. Somit hat er wohl auch das Bild, dass man als Frau gewisse Dinge nicht kann.
Bislang fiel mir in dieser Konstellation eine Wechselwirkung auf. Starke Mütter bringen schwache Töchter hervor und schwache Mütter starke. Das erlebe ich in der Verwandtschaft und Bekanntschaft und fällt mir immer wieder auf. Ob starke Väter in dieser Beziehung einen Einfluß auf die Töchter ausüben, habe ich noch nicht so genau analysiert, werde ich aber mal beobachten.
ZitatMir ist mal auf der Landstrasse ein Reifen geplatzt. Ich hab den gewechselt und bin zu meinen Eltern gefahren. Meinem Vater fiel sofort auf, dass da der Ersatzreifen drauf ist. Er fragte dann, wer den drauf gemacht hat. Glaubt er mir bis heute nicht (das ist ca. 12 Jahre her), dass ich das selbst war.
Ich kann Dich versehen, das ärgert einen. Aber er muss doch inzwischen kapiert haben, dass Du ohne ihn und seine weiblichkeitsfeindlichen Äußerungen Deinen Weg gehst, gut alleine zurechtkommst und etwas aus Dir machst.
ZitatMeine Herkunftsfamilie kenne ich jetzt nicht so gut, als dass ich da heraussehen könnte, dass ich mir manche Sachen nicht zutraue bzw. einfach auch auf viele Dinge keine Lust habe (fängt schon mit morgens aufstehen an - aber es hilft ja nix, ich muss ins Büro *lach*). Aber vielleicht entdecke ich im Laufe der Zeit da noch Parallelen.
Mit Lustlosigkeit kämpfe ich auch oft, merkwürdigerweise aber immer nur, wenn mein Mann nicht da und ich alleine bin. Wahrscheinlich will ich ihm gegenüber keine Schwäche zeigen.
Du bist schon auf dem richtigen Weg und kannst Deine Eltern mit Deinen Fähigkeiten und Stärken noch in Erstaunen versetzen.
Zitat von Martina Nachher bewunderte sie mich sogar.
Wenn der Tag bei mir kommt, mache ich mir ein grosses rotes Kreuz in meinem Kalender Ich glaube aber, das wird nie der Fall sein. In ihren Augen lebe ich ein Leben, das so gar nicht geht.
Zitat von MartinaEigentlich machst Du hier den Eindruck eines 'Allround-Talentes', das in vielen Fällen über den Dingen steht, cool und abgeklärt.
Echt? Ich glaube, das liegt an meiner guten Impulskontrolle - eigentlich bin ich nicht wirklich cool Also so innerlich mein ich.
Zitat von Martina Bislang fiel mir in dieser Konstellation eine Wechselwirkung auf. Starke Mütter bringen schwache Töchter hervor und schwache Mütter starke. Das erlebe ich in der Verwandtschaft und Bekanntschaft und fällt mir immer wieder auf. Ob starke Väter in dieser Beziehung einen Einfluß auf die Töchter ausüben, habe ich noch nicht so genau analysiert, werde ich aber mal beobachten.
Interessanter Aspekt. Ich wollte auch nie so sein wie meine A-Mutter...vielleicht mache ich deshalb oft genau das Gegenteil. Sie ist ja auch eher der Meinung, dass Frau an den Herd gehört und Mann in die Arbeit. Und sie findet es grauenhaft, dass ich mit Mitte 30 weder verheiratet bin noch Kinder habe Das sei nämlich nicht normal.
Zitat von Martina Mit Lustlosigkeit kämpfe ich auch oft, merkwürdigerweise aber immer nur, wenn mein Mann nicht da und ich alleine bin. Wahrscheinlich will ich ihm gegenüber keine Schwäche zeigen.
Hm...aber Schwächen gehören doch dazu. Wenn man die beim Partner nicht haben kann, wo dann