Habt ihr Einschränkungen was die Frage angeht ein Kind mit einer Erkrankung zu adoptieren? Oder würdet ihr auch ein krankes oder gar behindertes Kind adoptieren?
Das war eine Frage, die wir nicht mit einem klaren "ja" oder "nein" beantworten konnten! Wir haben aber Dinge wie Alkohol und Drogenmissbrauch der leiblichen Mutter ausgeschlossen, denn das KANN zu Behinderungen vielfältigster Art führen. Auf der anderen Seite möchten wir gerne einen Säugling zu uns nehmen und da ist es klar, dass gewisse Dinge sich erst mit der Entwicklung raus kristallisieren werden und dann ist es eben so! Unser Job wird es dann sein, dass das Kind (unser Kind!) die bestmögliche Förderung erhalten wird.
@Wallace: weil es mich einfach interesseirt :-) Bin ja selber Adoptiert und ich frag mich einfach wenn ein Kind schon eine Behinderung hat ob sich da auch "neue" Eltern finden die es annehmen. Schön das wenigstens einer auf diese Frage geantwortet hat :-)
Ich glaube, dass Kinder, beispielsweise mit einer Trisomie, entweder nach der Feindiagnostik in der Schwangerschaft abgetrieben werden oder die zukünftigen Eltern lassen bewusst keine Diagnostik machen, weil es keine Rolle spielen würde oder die lassen sich eben auf das Abendteuer Kind mit Handicap ein. Wobei es sich bei meiner Beispiel ja eher um eine "light" Behinderung handelt. Ist jedenfalls ein sehr schwieriges Thema... weil es eben so wahnsinnig breit gefächert ist und Behinderung ist nicht gleich Behinderung, aber ich bin mir sicher, dass es für diese Kinder nicht so einfach ist "neue" Eltern zu finden.
Zitat von Wallace... oder die lassen sich eben auf das Abendteuer Kind mit Handicap ein.
Auch wenn ich als kinderlose Frau nicht qualifiziert bin, frage ich doch einmal in die Runde, ob nicht jede Einlassung mit einem heranwachsenden Kind ein Abenteuer bedeutet? Welche Art von "Abenteuer" könnte eine Behinderung denn zusätzlich bringen?
Zitat von Mariposa07Hallo mich würde folgendes mal interessieren:
Habt ihr Einschränkungen was die Frage angeht ein Kind mit einer Erkrankung zu adoptieren? Oder würdet ihr auch ein krankes oder gar behindertes Kind adoptieren?
LG Mariposa
Tja, was heißt behindert? Körperlich? Geistig?
Da gibt es ja Spannbreiten von.....bis!
Wir hatten Alkohol ausgeschlossen, also relativ ausgeschlossen. Ganz genau weiß man es nie, ob die H- Mütter alles angeben oder nicht. Wir bekamen ein Kind mit Nikotinabusus und Alkohol unbekannt, ein Frühchen, aber ohne Entzugserscheinungen und ohne Anpassungsstörungen.
Was natürlich später noch daraus resultieren kann (Lernschwierigkeit, Kleinwachstum, Lungenprobleme), weiß keiner.
Was passiert eigentlich in Deutschland mit den Kindern, die aus der bio-Familie raus müssen, aber nicht vermittelt werden können, wenn sie überhaupt zur Adoption vorgesehen sind? Weiß das zufällig jemand? Können solche Kinder dann wenigstens in Pflegefamilien Aufnahme finden oder heißt es hier eher "Endstation Kinderheim"?
Ansonsten glaube ich noch nicht einmal, dass viele Kinder mit einer Behinderung wie etwa Trisomie 21 zur Adoption anstehen. Im Zeitalter von PID, gerade wurde mit Stolz das erste offizielle PID-Kind Deutschlands durch die Gazetten gejagt, wird sich das mit genetisch bedingten Behinderungen sowieso irgendwann einmal erledigen, weil erst gar keine Schwangerschaft riskiert wird.
Wenn Behinderung im Spiel ist, wird es sich vorrangig wohl eher um Drogenschäden handeln (inklusive Alk und Nikotin), die erst während der Schwangerschaft entstehen. Wenn man sich ansieht, in welchen Familien heutzutage Kinder nicht bleiben können, dürften Alkohol und harte Drogen am häufigsten vorkommen. Angesichts der Probleme, die so eine Krankheit mit sich bringt, finde ich es schon wichtig, dass die JÄ sicherstellen, dass die annehmenden Eltern dieser zusätzlichen Herausforderung auch gewachsen sind. Wem sollte es denn nutzen hier zu schwindeln, wenn man sich eigentlich nur ein mangelfreies Kind zutraut? Ich finde es jedenfalls ehrlicher, dazu auch zu stehen. Das ganze Gerede von Moral ist in diesem Zusammenhang etwas verlogen, wenn man sich ansieht wie unsere Gesellschaft allein mit Blinden oder Rolli-Fahrern umgeht.
Zitat von mausi51 Das ganze Gerede von Moral ist in diesem Zusammenhang etwas verlogen, wenn man sich ansieht wie unsere Gesellschaft allein mit Blinden oder Rolli-Fahrern umgeht.
Zitat von Wallace... oder die lassen sich eben auf das Abendteuer Kind mit Handicap ein.
Auch wenn ich als kinderlose Frau nicht qualifiziert bin, frage ich doch einmal in die Runde, ob nicht jede Einlassung mit einem heranwachsenden Kind ein Abenteuer bedeutet? Welche Art von "Abenteuer" könnte eine Behinderung denn zusätzlich bringen?
Cornelia
Hallo Cornelia,
da weiss ich grad gar nicht wo ich anfangen soll... aber meine Vorschreiberinnen haben es ja eigentlich schon auf den Punkt gebracht! Ein Kind mit einer geistigen oder körperlichen Behinderung groß zu ziehen, ist eine große Herausforderung. Angefangen dabei, zu akzeptieren, dass das Kind anders ist, sich anders entwickelt, gewisse Dinge nicht erlernen kann/niemals erlernen wird, wie schon erwähnt der Umgang des Sozialen Umfeldes, Pädagogen die immer meinen zu Wissen was das Beste ist usw. ... bis hin zu dem Bewusstsein, dass das Kind immer auf Hilfe angewiesen sein wird, da den Spagat hin zu bekommen sich selbst nicht zu verlieren ist mit Sicherheit mehr als schwierig!
Kann ich alles nachvollziehen, aber manchmal denke ich, dass es vielleicht einfacher wäre, einfach einmal nicht zu viel nachzudenken, denn eine Sicherheit auf ein "unfallfreies" Familienleben gibt es nicht. Ich bin mit einem Kinderhospiz eng verbunden und die Eltern, die ich bisher dort kennengelernt habe (alles biologische Familien), strahlten ob des teilweise sehr sichtbaren "Leids", fast immer eine unglaubliche Ruhe und Zugfriedenheit aus. Die meisten sagen, dass sie, nachdem sie das Schicksal einmal angenommen hatten, innerlich gewachsen seien. Manche sind richtig erstaunt, wozu sie alles fähig sind oder waren. Ich finde, das sollte auch einmal erwähnt werden.
Die Tochter meines engsten Freundes bekam als erstes Kind ein Trisomie 13-Kind. Der Junge wurde nur 19 Monate alt, aber sie ging mit ihm um, als sei er ganz "normal". Er war ein unglaubliches Kind und hat fast immer gelacht. Als er gestorben ist, hat keiner aus der Familie gesagt: Es ist gut so, denn nun muss er nicht mehr leiden, sondern alle haben es bedauert, dass ihm nicht noch eine Weile auf dieser Erde gegönnt wurde. Mir war dieser kleine Dennis sehr ans Herz gewachsen, denn seine vielen Behinderungen gehörten zu ihm und man hat irgendwie gar nicht daran gedacht, wenn er mit dabei war. Er hat nur ganz selten einen leidenden Eindruck gemacht und jeden mit seinem Lachen begrüßt. Ich werde dieses Kerlchen nie vergessen.
Aber natürlich ist mir dabei klar, dass ein behindertes Baby/Kleinkind, das sich nur innerhalb der Familie aufhält, nicht mit einem behinderten Schulkind zu vergleichen ist, das sich aus diesem geschützten Bereich heraus begeben muss. Wenn hier die Familie nicht passt, ist das absolut schlimm.
Schlimm finde ich auch, dass wir heute nicht lernen, wieder damit umzugehen, sondern lieber durch Selektion die ganze Situation überhaupt nicht erst entstehen lassen wollen. Ich habe selbst jahrelang in der Biochemie geforscht und am Ende konnte ich mit all den Gen-Manipulationen nicht mehr umgehen und bin gegangen. Ich fürchte, es gibt keine ethiche Grenze des noch Erlaubten.
Wir haben 2 Kinder adoptiert, bei der Kleinen wurde wiederholt gesagt das es massive geistige Behinderungen geben könnte. Zeitweise stand auch Blind/Taub in der Spalte der möglichen Behinderungen. Als Familie haben wir beschlossen das, wäre sie unser leibliches Kind, wir auch keine Wahl gehabt hätten und haben zugesagt sie zu adoptieren, ohne eine Diagnose abzuwarten. Wir würden es immer wieder so machen!
Zitat von mausi51 Ansonsten glaube ich noch nicht einmal, dass viele Kinder mit einer Behinderung wie etwa Trisomie 21 zur Adoption anstehen. Im Zeitalter von PID, gerade wurde mit Stolz das erste offizielle PID-Kind Deutschlands durch die Gazetten gejagt, wird sich das mit genetisch bedingten Behinderungen sowieso irgendwann einmal erledigen, weil erst gar keine Schwangerschaft riskiert wird.
Cornelia
Ich kenne ein Kind mit Trisomie 21, das auch genau deswegen zur Adoption freigegeben wurde.
PID setzt eine künstliche Befruchtung voraus. Ansonsten erfährt man nur durch eine Fruchtwasseruntersuchung von Trisomien und kann dann die Frau die Schwangerschaft abbrechen. Tatsächlich "raten" Ärzte dazu. Der Trend geht allerdings gegen Fruchtwasseruntersuchungen.
Frau Maischberger hatte vor ein paar Wochen eine interessante Sendung dazu.
Zitat von LattitiaIch kenne ein Kind mit Trisomie 21, das auch genau deswegen zur Adoption freigegeben wurde.
Wie kommen die Eltern denn mit der Situation zurecht bzw. geht es dem Kind jetzt gut? Ich habe einmal in einer TV-Doku von einem Paar gehört, das ein solches Kind adoptiert hat. Das wurde aber als absolute Ausnahme dargestellt und das Parr hatte noch Pflegekinder.
ZitatPID setzt eine künstliche Befruchtung voraus.
Wie denn sonst? Das ist ja einer der Gründe, weshalb es PID-Gegner gibt: zusätzlich zu der Ethikfrage "Selektion" geht man in diesem Fall ja noch das eigentlich unnötige Risiko einer Fehlbildung oder des Absterbens des zurückgepflanzten Embryos ein. Wenn eine IVF einzig zur Verhinderung eines möglichen Gendefekts durchgeführt wird, zahlt man da auch einen ganz schön hohen Preis.
Anders ist es in den Fällen, wo die IVF wegen Unfruchtbarkeit erfolgt. Da werden die Zellhaufen sowieso extrakorporal manipuiert, zu dem normalen IVF-Risiko kommt allerdings noch das durch die Zellentnahme dazu. Die Mißbildungen und Abgänge, die dadurch entstehen, werden gerne verschwiegen.
Wir haben Seh- und Hördefizite, alle möglichen Arten von Allergien, Asthma, fehlende Extremitäten, behandelbare Herz- und Darmprobleme, verzögerte Entwicklung, Lernbehinderung nicht ausgeschlossen, ebenso wie ein höheres Alter.
Geistige Behinderungen, sofern ersichtlich, Rollstuhlkinder, sofern bekannt Alkoholschädigung ausgeschlossen.
Und ich würde heute, 2 Jahre nachdem unsere Kids bei uns sind, genauso wieder entscheiden. Ich sehe, wie viel Kraft ich brauche, um den Kindern (sie haben beide diverse Probleme der oben von mir genannten) gerecht zu werden. Von daher bin ich froh, dass ich meine vermuteten Grenzen damals klar formuliert habe.