Habe meinen Sohn noch einmal gefragt, ob er bisher irgendwelche dummen Sprüche oder Bemerkungen auf Grund seines Adoptivstatus, mit dem er immer ganz offen umging/umgeht, erhalten habe. Er schüttelte erstaunt den Kopf und meinte, warum denn? Die meisten Leute zeigten sich interessiert und beeindruckt, stellten Fragen. Einige meinten natürlich, es wäre nichts für sie, andere wiederum konnten sich auch vorstellen, so aufgewachsen zu sein.
Vielleicht gibt auch die Selbstsicherheit, mit der man sich outet, den Ausschlag, wie andere darauf reagieren.
Ich habe gaaaaaaaaaanz lange gebraucht, bis ich über die Adoption reden konnte. Selbst heute wissen es nur die Wenigsten. Ich habe damit noch riesiiiiiiiiiiiige Probleme. Habe im Vorstellungsforum einiges dazu geschrieben. Viele Grüße
Hallo Enuresis,
an Deiner Stelle würde ich, wie ich Dir bereits vorschlug, ganz vorsichtig anfangen, in meiner näheren Umgebung über Adoption zu sprechen. Sie gehört nun mal zu Deinem Leben, ist ein Teil von Dir und absolut kein Stigma, sondern macht Dich mit Sicherheit interessant und faszinierend, wenn Du es nicht als Schmach hinstellst. Versuche, dabei zu lächeln und Dich selbstbewußt zu geben. Wenn Du dann noch sagst, Du wüßtest nicht, was ohne Adoption aus Dir geworden wäre, kann Dein Gegenüber nichts Negatives antworten. Versuche es einmal unter der Prämisse "ich bin ich und so wie ich bin, so wertvoll wie jeder andere Nichtadoptierte". Mit Sicherheit hast Du mehr geistigen Tiefgang als die meisten anderen Menschen.
Zitat von Lattitia Ich habe mir die Anmeldung nochmal angeschaut und nichts gefunden. Steht da, bitte ankreuzen "leibliches Kind" bzw. "adoptiert"?
Vielleicht war die Sache mit der Adoption auch nicht so brisant unter den Mitschülern. Wir wohnen dörflich, und mich wundert, wie wenige hier doch Bescheid wissen über unser 1. Kind.
Auf unserem Anmeldeformular damals stand zum Ankreuzen: lebt bei: Eltern, Großeltern, Pflegeeltern, Adoptiveltern, sonstigen Verwandten
Damals fand ich das sehr plausibel, die Schule musste sich doch über die Familienverhältnisse der Kinder auskennen, um Umgangsrecht, Sorgerecht, Aufenthaltsbestimmungsrecht usw. abzuchecken. In einer Schule kann mit Kindern immer mal etwas passieren oder nichtautorisierte Personen die Kinder in den ersten Klassen abholen wollen.
ich werde Deinen Rat bestimmt befolgen und ganz langsam Versuche unternehmen , genau auszuloten, wie Menschen reagieren, wenn ich sagen sollte, dass ich ein adotiertes Pflegekind mit Heimaufenthalt - extra jetzt mal überspitzt - bin.
Es ist schon so, dass ich mich in den letzten Tagen begonnen habe, etwas entspannter mit meiner Situation zu fühlen.
Ob es meine eigene Bewertung des Selbstwertes erhöht, kann ich wohl nur ausprobieren.
Doch die weitere Selbstwertentwicklung ist sicher auch in meinem Problem mit dem Bettnässen gebremst. Und wie ich damit nach außen gehen kann und soll, weiß ich nicht.
Es ist erstens absolut peinlich und hat - so erlebe ich es - mir in den Pflegefamilien, im Heim und besonders in der Adoptionsfamilie große Probleme gemacht.
Doch auch da möchte ich keinem der Beteiligten Vorwürfe machen, denn damit habe ich den Bezugspersonen mit dem Nassmachen viel Arbeit und Sorgen gemacht.
ich werde Deinen Rat bestimmt befolgen und ganz langsam Versuche unternehmen , genau auszuloten, wie Menschen reagieren, wenn ich sagen sollte, dass ich ein adotiertes Pflegekind mit Heimaufenthalt - extra jetzt mal überspitzt - bin.
Es ist schon so, dass ich mich in den letzten Tagen begonnen habe, etwas entspannter mit meiner Situation zu fühlen.
Ob es meine eigene Bewertung des Selbstwertes erhöht, kann ich wohl nur ausprobieren.
Doch die weitere Selbstwertentwicklung ist sicher auch in meinem Problem mit dem Bettnässen gebremst. Und wie ich damit nach außen gehen kann und soll, weiß ich nicht.
Es ist erstens absolut peinlich und hat - so erlebe ich es - mir in den Pflegefamilien, im Heim und besonders in der Adoptionsfamilie große Probleme gemacht. Vieen Dank an Euch alle
Hallo Enuresis,
fange doch erst einmal an, an einer Baustelle zu arbeiten, nämlich, an der, Deinen Status selbstsicherer zu vertreten. Man kann nicht alles auf einmal reparieren. Vielleicht ergibt sich ja auch das andere Problem mit der neuen Selbstsicherheit, die Du Dir aufbauen konntest. Schon des öfteren hörte und las ich, dass beim Bettnässen die Seele weint und das ist für mich plausibel. Wenn ein Problem ausgeräumt ist, liegt die Auflösung des anderen doch auch im Bereich des Möglichen. Das musst Du mal abwarten. Die Hauptsache ist, Du fängst erst einmal ganz klein an.
Wünsche Dir gutes Gelingen bei allen "Reparaturarbeiten" und ein schönes Osterfest.
Zitat von Lattitia Ich habe mir die Anmeldung nochmal angeschaut und nichts gefunden. Steht da, bitte ankreuzen "leibliches Kind" bzw. "adoptiert"?
Vielleicht war die Sache mit der Adoption auch nicht so brisant unter den Mitschülern. Wir wohnen dörflich, und mich wundert, wie wenige hier doch Bescheid wissen über unser 1. Kind.
Auf unserem Anmeldeformular damals stand zum Ankreuzen: lebt bei: Eltern, Großeltern, Pflegeeltern, Adoptiveltern, sonstigen Verwandten
Damals fand ich das sehr plausibel, die Schule musste sich doch über die Familienverhältnisse der Kinder auskennen, um Umgangsrecht, Sorgerecht, Aufenthaltsbestimmungsrecht usw. abzuchecken. In einer Schule kann mit Kindern immer mal etwas passieren oder nichtautorisierte Personen die Kinder in den ersten Klassen abholen wollen.
Martina
Komisch, ich frage mich gerade, woher die das nun erfahren werden, wenn sie nicht danach fragen. Nach der Sorgerechtsverteilung zwischen den Eltern wurde gefragt. Ansonsten noch die Rubrik "Besonderheiten".
Mir fällt das nur sehr schwer, da ich meine, wenn ich gar nichts gegen meine Störung tue, ja noch mehr verantwortlich dafür zu sein.
Ich habe in der Tat schon sehr früh aufgehört zu weinen und es kann gut sein, dass die Tränen mit dem ständigen Einnässen Ihren Weg nach draußen finden.
Zitat von Martina Auf unserem Anmeldeformular damals stand zum Ankreuzen: lebt bei: Eltern, Großeltern, Pflegeeltern, Adoptiveltern, sonstigen Verwandten
Da frage ich mich ernsthaft wozu diese Unterscheidung zwischen "Eltern" und Adoptiveltern"? Unter dem Aspekt Sorgerecht ist beides gleich, denn adoptierte Kinder haben exakt den gleichen Stand wie leibliche, und mehr hat die Schule erst einmal nicht zu interessieren. Ginge es hier um noch nicht adoptierte Kinder, wäre der begriff "Adoptiveltern" auch nicht richtig, denn sie sind es dann ja noch nicht.
Der Familienstatus der Schüler ist meiner Meinung schon eine wichtige Sache. Wenn das Gespräch auf Adoption kommt, wird es eine andere Wendung nehmen, wenn ein Kind als Betroffener in der Klasse ist. Dann wird die Lehrkraft bestimmt nicht sagen, dass das Kinder von H.... sind, wie das sonst vielleicht geschieht. Auch bei Pflegekindern werden sie dann nicht die leiblichen Eltern als unfähig beschreiben, Kinder großzuziehen. Lehrer sind nicht davor gefeit, manchmal vor den Kindern rabiat und polemisch zu argumentieren und ihre eigenen Ansichten zu vermitteln.
Das heißt für mich im Klartext, dass es mit der seit 1976 beabsichtigten Gleichstellung von leiblichen und Adoptivkindern doch nicht geklappt hat, wenn man jetzt bereits im Kindergarten Unterschiede macht. Eltern sind Eltern, oder nicht?
Martina, das kann ich kaum glauben, daß es so extrem läuft. Also dient dieser Teil der Anmeldung für die Lehrer als Check-Up für mögliche Fettnäpfchen????
Ehrlich gesagt würde ich bei Lehrern wie solchen nie lange wackeln und diese melden. Es muß nicht mal Adoption sein, sondern z.B. Rassismus.
Mich würde mal interessieren, wem ihr erzählt, dass ihr adoptiert seid und warum?
Bei mir weiß es natürlich die gesamte Familie. Bei Freunden muss ich sagen, weiß es nur meine beste Freundin, alle anderen nicht, Bekannte gar nicht.
Das hat nichts mit "Scham" im klassischen Sinne zu tun. Einerseits habe ich es nie erzählt, weil ich keine Lust hatte auf unqualifizierte Kommentare, andererseits weil ich keine Lust hatte, bestehende Vorurteile auszuräumen.
1.Beispiel. Vor einigen Jahren habe ich mich unverbindlich im Smalltalk mit jemandem darüber unterhalten. Derjenige hat mir dann seine Einstellung offenbart, nämlich das in seinen Augen Menschen die adoptiert wurden alle "eins an der Waffel haben". Interessantes Gespräch. Da habe ich mich dann doch auch offenbart -betretenes Schweigen und dann der Klassiker:Also bei Dir merkt man das aber gar nicht, jetzt bin ich aber überrascht
2. Beispiel. Als ich meine Schwester fand und Kontakt bestand erklärte mir jemand, wie Dankbar ich sein könne, dass meine Eltern da so tolerant seien. Damals war ich sehr jung. Ich war total irritiert, traute mich aber nichts zu sagen. Würde ich heute anders machen
Dies nur als Beispiel, was mir an Uwissenheit, Dummheit und Vorurteilen entgegengeschlagen ist. Nicht zu vergessen die üblichen Vorurteile wie "kommt aus einer asozialen Familie, weiß man ja auch nicht woher das Kind das hat oder weshalb es so ist etc.)
Wie war's bei Euch?
Vantera
Hallo liebe Vantera, schön dass du fragst. Also, bei mir weiss es jeder. Da ich sowieso amerikanisch aussehe. Breite Wangenknochen, seltsames Verhalten - haha- kann ich es nicht verstecken. Für mich war es nie ein Problem , darüber zu reden . Es ist ja kein Verbrechen, oder soetwas. Ich mache auch keinen Hehl drum ein GI-Kind zu sein ( Kind eines amerikanischen Besatzersoldaten ).. Habe eigentlich keine Repressalien aufgrund meiner Herkunft gehabt , daher hatte ich als Kind eines Feindes ja doch ein besseres Leben wie so manch andere GI- Kids, die mit Vorurteilen stark zu kämpfen haben,- hatten. Ja, meine "ADO"Familie ( ich hasse Familie , sie waren Bestien ) haben mich schon auf ein und andrerweise zu spüren gelassen, dass ich aus einer "assozialen" Familie stamme, und haben mich stets angelogen was mit meiner Mama und meinem überaus geliebten Dad wirklich los war. Es war vollkommen anders,wie sie es mir erzählten. Sonst wurde aus meinem Status "adoptiert" kein Hehl drum gemacht. Ist ja schon seltsam, wenn ohne dicker Bauch ein fast 4 jähriges Kind einfach da ist, zu sagen man hätte eines bekommen ^^ Sonst naja , keine ahnung , es war nie ein Problem , und da ich ja sowieso schon bald 4 Jahre war habe ich das alles mitbekommen , so dass mir die große "Dramatik" mit dem "Wie sage ich es meinem Kinde" erspart blieb. Obwohl , naja hätte ich schin gerne schonend erfahren, anstatt alles mitzubekommen & die Qualen und Schmerzen noch heute zu spüren. Ja, so war es gewesen.
meine familie weiss natürlich darüber meine lang jahrigen freunde auch aber die die jetzt kennen gelernt habe habe ich es nie erzahlt weil ich noch nie darüber weg kam und wenn ich das erzähle es mir sehr dreckig geht lg michelle
herzlich willkommen im Forum. Es tut mir aufrichtig leid, dass Du Deiner Adoption wegen so leiden musst.
Hattest Du bei Deinen Ado-Eltern keine gute Jugend oder mit ihnen kein gutes Verhältnis, wodurch Dir Deine Adoption Schmerzen bereitet? Wie ist das jetzíge Verhältnis zu Deiner leiblichen Mutter? Ist wenigstens diese Beziehung nach Deinen Wünschen und so, wie Du es brauchst? Wie anders müssten die Dinge in Deinem Leben sein, damit Du glücklicher wärest?
Adoption ist doch kein Makel. Die ganze Welt weiß, Du kannst nichts dafür, abgegeben worden zu sein, daher brauchst Du Dich auch nicht zu verstecken, Deinen Status natürlich auch nicht jedem auf die Nase zu binden.
P.S. Deines ebenfalls adoptierten Halbbruders wegen würde ich Anfragen an das (Familien)Gericht des Ortes schreiben, in dem er adoptiert wurde. Mit Sicherheit ist es auch in Luxemburg gesetzlich vorgeschrieben, dort für jeden Adoptierten eine Akte anzulegen (neben dem Jugendamt). Sie werden Dir mit Sicherheit antworten.
Außerdem kannst Du versuchen, über das für die Adoption zuständige Jugendamt einen Brief an Deinen Bruder weiterleiten zu lassen. Wenn sie es tun, weißt Du, dass er noch lebt, ansonsten müssen sie Dir ja zu verstehen geben, dass er bereits verstarb.