Mich würde mal interessieren, wem ihr erzählt, dass ihr adoptiert seid und warum?
Bei mir weiß es natürlich die gesamte Familie. Bei Freunden muss ich sagen, weiß es nur meine beste Freundin, alle anderen nicht, Bekannte gar nicht.
Das hat nichts mit "Scham" im klassischen Sinne zu tun. Einerseits habe ich es nie erzählt, weil ich keine Lust hatte auf unqualifizierte Kommentare, andererseits weil ich keine Lust hatte, bestehende Vorurteile auszuräumen.
1.Beispiel. Vor einigen Jahren habe ich mich unverbindlich im Smalltalk mit jemandem darüber unterhalten. Derjenige hat mir dann seine Einstellung offenbart, nämlich das in seinen Augen Menschen die adoptiert wurden alle "eins an der Waffel haben". Interessantes Gespräch. Da habe ich mich dann doch auch offenbart -betretenes Schweigen und dann der Klassiker:Also bei Dir merkt man das aber gar nicht, jetzt bin ich aber überrascht
2. Beispiel. Als ich meine Schwester fand und Kontakt bestand erklärte mir jemand, wie Dankbar ich sein könne, dass meine Eltern da so tolerant seien. Damals war ich sehr jung. Ich war total irritiert, traute mich aber nichts zu sagen. Würde ich heute anders machen
Dies nur als Beispiel, was mir an Uwissenheit, Dummheit und Vorurteilen entgegengeschlagen ist. Nicht zu vergessen die üblichen Vorurteile wie "kommt aus einer asozialen Familie, weiß man ja auch nicht woher das Kind das hat oder weshalb es so ist etc.)
bei mir wissen es eigentlich mittlerweile die meisten, weil ich da keinen Hehl draus mache. Das Argument mit "Adoptierte haben einen an der Waffel" zählt bei mir nicht - ich hatte schon einen an der Waffel, bevor ich wusste, dass ich adoptiert bin
Dass ich allerdings Kontakt zu meiner Herkunftsfamilie habe, wissen z.b. meine A-Eltern nicht. Da muss ich jetzt leider den Spruch aufgreifen "sei froh, dass Deine A-Familie da so tolerant ist". Bei mir würde das Terror geben. Vor allem meine A-Mutter ist der Meinung, dass das Thema Adoption unter den Tisch gekehrt werden muss. Das ist auch der Grund, warum man mir es immer verschwiegen hat. Ich habe nur durch einen Zufall erfahren, dass ich adoptiert bin. Die Thematik wird in meiner A-Familie einfach totgeschwiegen.
Das mit den Vorurteilen kenne ich allerdings auch. Ich höre oft "sei froh, dass Du es so gut getroffen hast" oder "Du musst dankbar sein" oder "Warum willst Du Deine leiblichen Eltern kennenlernen - Du hast doch Eltern".
Ich denke, das Ausmaß der ganze Sache kann jemand, der mit Adoption nichts zu tun hat, gar nicht nachvollziehen - daher diese unqualifizierten Kommentare.
Bei mir wissen es die meisten. Auch Arbeitskollegen. Und die reagier(t)en durch die Bank alle super! Vielleicht,weil ich im sozialen Bereich arbeite ;-) Blöde Sprüche musste ich bis jetzt noch nie hören. Meistens kamen nur Fragen wie: "Wann hast Du es erfahren?" und" Wie gehts Dir damit?"
Es ist aber doch schon eine schizophrene Situation, welche Dankbarkeit und Glückseligkeit die Mitmenschen von Adoptierten erwarten. Ich bin mir sicher, dies ist bei leiblichen Kindern nicht so. Dabei haben Adoptierte und leibliche Kinder ja eines gemeinsam:die Tatsache ihrer Geburt (und bei Adoptierten auch die Entscheidung adoptiert worden zu sein) hat sich niemand ausgesucht.
Schade dass Deine Adoeltern nicht so offen sein können. Wobei ich die Angst der Adoeltern z. B. Dass sie ihr Kind an die Herkunftsfamilie zu verlieren ansatzweise verstehen kann. Und dazu kommt ja noch, dass in der Generation unserer Eltern jede Menge verschwiegen werden musste, das macht es vielen sicher schwer, ausgerechnet bei so einem persönlichen Thema Offenheit zu zeigen.
Familie und Freunde, für alle ganz normal nur auf der Arbeit habe ich keine Lust mit irgendjemandem darüber zu reden , Ich erzähle generell nichts von mir auf der Arbeit ,wie man ja weiss gibt es immer irgendwelche die die Lebensgeschichte anderer gerne zum Thema machen um ihr eigenes Leben aufregender zu gestalten. Lg Duska
mein Sohn ging auch von Anfang an sehr offen mit seinem Status um und wurde größtenteils bestaunt, was mir teilweise nicht so gut gefiel. Schlechte Erfahrungen oder dumme Bemerkungen musste er sich bislang nicht anhören; mit Sicherheit hätte ihn das abgeschreckt, weiterhin so offen zu sein. Zwar glaubten ihm das manche Klassen-Kinder nicht und kamen zu mir, um nachzufragen. Was mich jedoch in diesem Zusammenhang wunderte war seine Klassenlehrerin, die auch nach ca. 3 Jahren Unterricht (angelbich) noch nichts von seiner Adoption wusste, weil sie, wie sie sagte, nicht in die Akte geschaut hatte.
Zitat von Vantera Warum gefiel Dir das nicht? Befürchtetest Du Nachteile für ihn?
Weil ich befürchtete, dass er sich damit in einem Exotenstatus sonnte und meinte, er wäre etwas Besonderes. Er sollte so natürlich aufwachsen, wie jedes andere Kind.
Zitat von MartinaWas mich jedoch in diesem Zusammenhang wunderte war seine Klassenlehrerin, die auch nach ca. 3 Jahren Unterricht (angeblich) noch nichts von seiner Adoption wusste, weil sie, wie sie sagte, nicht in die Akte geschaut hatte.
Hallo Martina,
seit wann muss denn die Klassenlehrerin davon wissen? Das braucht doch nicht einmal bei der Anmeldung angegeben zu werden. Wozu auch?
Ich muß dieses Jahr auch die Schulanmeldung abgeben, und ich werde auch nichts von der Adoption schreiben. Das habe ich im Kind.garten auch nicht gemacht. Inzwischen wissen sie es, aber es hat keinen Unterschied gemacht im Nicht- Wissen und Wissen.
Wir überlassen es unserem A-Kind, wie es damit umgehen möchte.
Zitat von Harry4244 seit wann muss denn die Klassenlehrerin davon wissen? Das braucht doch nicht einmal bei der Anmeldung angegeben zu werden. Wozu auch?
Wir mussten es auf dem Formblatt zur Schulanmeldung ankreuzen. Zudem, wenn alle Klassenkameraden/innen es wissen, erstaunt es doch, wenn die Lehrerin völlig ahnungslos ist/bleibt, zumal man weiß, dass Kinder doch unwahrscheinlich mitteilungsfreudig sind.
bei mir wissen es eigentlich mittlerweile die meisten, weil ich da keinen Hehl draus mache. Das Argument mit "Adoptierte haben einen an der Waffel" zählt bei mir nicht - ich hatte schon einen an der Waffel, bevor ich wusste, dass ich adoptiert bin
Dass ich allerdings Kontakt zu meiner Herkunftsfamilie habe, wissen z.b. meine A-Eltern nicht. Da muss ich jetzt leider den Spruch aufgreifen "sei froh, dass Deine A-Familie da so tolerant ist". Bei mir würde das Terror geben. Vor allem meine A-Mutter ist der Meinung, dass das Thema Adoption unter den Tisch gekehrt werden muss. Das ist auch der Grund, warum man mir es immer verschwiegen hat. Ich habe nur durch einen Zufall erfahren, dass ich adoptiert bin. Die Thematik wird in meiner A-Familie einfach totgeschwiegen.
Das mit den Vorurteilen kenne ich allerdings auch. Ich höre oft "sei froh, dass Du es so gut getroffen hast" oder "Du musst dankbar sein" oder "Warum willst Du Deine leiblichen Eltern kennenlernen - Du hast doch Eltern".
Ich denke, das Ausmaß der ganze Sache kann jemand, der mit Adoption nichts zu tun hat, gar nicht nachvollziehen - daher diese unqualifizierten Kommentare.
LG Marleen
Hallo Marleen, ich finde es schade, wenn es Adoptiveltern nicht zulassen können, daß über die Adoption gesprochen wird. Ich erhoffe mir da durch Offenheit, daß meine Kinder später, wenn sie mal groß sind, damit leben können. Ebenso finde ich es absolut legitim, wenn Adoptierte ihre leiblichen Eltern sehen möchten. Das würde ich auch wollen. Lieber Gruß Patua
Zitat von Harry4244 seit wann muss denn die Klassenlehrerin davon wissen? Das braucht doch nicht einmal bei der Anmeldung angegeben zu werden. Wozu auch?
Wir mussten es auf dem Formblatt zur Schulanmeldung ankreuzen. Zudem, wenn alle Klassenkameraden/innen es wissen, erstaunt es doch, wenn die Lehrerin völlig ahnungslos ist/bleibt, zumal man weiß, dass Kinder doch unwahrscheinlich mitteilungsfreudig sind.
Martina
Ich habe mir die Anmeldung nochmal angeschaut und nichts gefunden. Steht da, bitte ankreuzen "leibliches Kind" bzw. "adoptiert"?
Vielleicht war die Sache mit der Adoption auch nicht so brisant unter den Mitschülern. Wir wohnen dörflich, und mich wundert, wie wenige hier doch Bescheid wissen über unser 1. Kind.