Mausi hat völlig recht. Es kommt auf den/die Therapeuten/in an!!! Wenn es ein Guter ist, gibt es sehr viele Möglichkeiten, Erlebnisse auf eine andere Art zu verarbeiten und Techniken, die quasi eine Art von "Umprogrammmierung" im Gehirn anstreben. Das ermöglicht dem Betroffenen, eine andere Perspektive einzunehmen. Aber wie schon erwähnt: der Erfolg hängt sehr von der Kompetenz UND!!!! von der Sympathie ab. Ich denke aber trotzdem, dass es immer ein Versuch wert ist. (Selbstverständlich gibt es auch PSychologen, die größere Probleme zu haben scheinen, als man selbst ;-))
Wir geben alle unsere Erfahrungen, Traumata etc. an die nächsten Generationen weiter. Das ist einfachste Biologie. Alles, was eine Mutter in ihrem Leben "aufräumt", belastet die nächste Generation nicht mehr.
Umso besser, wenn jemand - wie du offensichtlich - mit beiden Beinen im Leben steht. Das ist eine prima Voraussetzung! Aber die Entscheidung ob und wenn ja bei wem du etwas in Angriff nimmst, musst du natürlich ganz alleine treffen!
Ich wünsche dir alles, alles Gute für deinen weiteren Lebensweg! kleiner kämpfer
Habe nach Deinen Ausführungen mal eine spezielle Frage. Wenn ich nicht irre, schriebst Du einmal über Hilfe, die Du Dir geholt hattest. War das ein Theratpeut, der auch auf Adoption spezialisiert war? Könnte mir vorstellen, dass andere mit den Problemen Adoptierter nicht so vertraut sind, denn die sind ja in der Regel doch sehr speziell.
Ja, ich brauchte mal ne Auszeit von diesem Thema... ;-)
Und nein: Meine Therapeutin war NICHT auf Adoptionen spezialisiert, aber generell sehr versiert in der Traumatherapie. Erst später im Verlauf der Therapie kam heraus, dass sie parallel zu mir eine Herkunftsmutter behandelte. Aus diesem Grund hat sie sich sehr mit dem Thema Adoption beschäftigt. Wir haben uns später mal ganz offen darüber unterhalten und das half mir auch "die Gegenseite" besser zu verstehen. Ebenso gab ich ihr die Einwilligung, dass sie meine Symptome anonymisiert an die Herkunftsmutter weitergibt. Vielleicht kann das dazu beitragen, gegenseitige Verletzungen zu minimieren. Also: Mein Schwerpunkt lag auf der Bewältigung/Aufarbeitung des (Re-)traumas. Und das scheint gelungen. Ist inzwischen abgeschlossen, hat mir geholfen und gut getan. Fakt ist, rückblickend war es auch Schwerstarbeit, aber es hat sich gelohnt. Ich habe eine zeitlang gebraucht, um mich wirklich zu öffnen und wirklich dort hin zu schauen, wo "der Hase im Pfeffer liegt". Zu Beginn hatte ich den Mut nicht. Meine Therapeutin leitete quasi an....aber arbeiten musste ich selbst. Das - so scheint es mir - machen einige Klienten nicht und da bleibt dann auch der dauerhafte Erfolg aus. Meine Therapeutin war aber immens hartnäckig und dafür bin ich ihr dankbar.
Neben der eigentlichen Psychotherapie haben mir persönlich auch ganzheitliche Methoden geholfen. So haben wir - mein Mann und ich - viermal an einem Familienstellen teilgenommen und ich habe viel Zeit, Energie und auch Geld in eine Kinesiologin investiert. Das ist nicht jedermanns Sache, aber mir hat es geholfen und mir gab es das Gefühl wirklich auf allen Ebenen die Themen abzuarbeiten. Hat ingesamt so rund vier Jahre gedauert. Bei der Kinesiologin ließ ich quasi mein Unterbewusstsein testen, daher wusste ich, welches Thema grad an der Reihe war. Mit diesem Ergebnis bin ich dann zur Psychologin gegangen und sie war zum Glück so offen, und hat sich daran gehalten. Es war manchmal überraschend, was wann bearbeitet werden wollte. Aber wir - die Psychologin und ich - haben darauf vertraut und waren nicht selten über die Effektivität dieser Vorgehensweise sehr erstaunt.
Vor wenigen Wochen war ich auf eigenen Wunsch bei einem Psychiater und habe eine Art Gutachten anfertigen lassen. Es war der Gleiche, bei dem ich 2008 völlig desorientiert aufgeschlagen bin. Das Ergebnis überraschte eigentlich alle: Alle. wirklich alle traumatischen Erlebnisse konnte ich in meinen Lebenslauf erfolgreich integrieren. Ich kann heute sagen: "Das und das ist alles passiert. Das war nicht schön, aber es belastet mich heute nicht mehr. Vielleicht war es sogar in einem größeren Zusammenhang für irgendetwas gut." Das heißt: Ich habe auch unterbewusst die Erlebnisse verarbeitet und habe mich dadurch auch auf eine Art weiterentwickelt. In der Fachsprache nennt man sowas "posttraumatisches Wachstum". Das ist ein Idealergebnis einer erfolgreichen Therapie.
Und weißt du was Martina??? Das wünsche ich wirklich jedem!!!!!!!!!
ganz ganz herzlichen Dank für Deinen Bericht, der mir sehr viel Einsicht in die tieferen Schichten des Adoptionstraumas vermittelte. Vom Systemstellen halte ich sehr viel, habe dort zwei Jahre als Stellvertreterin mitgewirkt (auch einige Aufstellungen selbst gemacht). Mit Kinesiologie beschäftigte ich mich auch schon in Kursen, fand aber nicht den Zugang, den ich erhofft hatte, vielleicht lag das an der Kursleiterin, die meiner Ansicht nach auch nicht in die Tiefe ging.
Mein Sohn wurde ja von seiner H-Familie gefunden, war auch zunächst sehr euphorisch und ich dachte, jetzt wäre er "zu Hause angekommen". Aber der Kontakt erweist sich als sehr schwierig, weil die H-Familie bei der Kontaktaufnahme von bestimmten Voraussetzungen ausgegangen war, die mein Sohn nicht erfüllen konnte. Jetzt ist dort wieder eine Baustelle, unter der er leidet, weil er nicht weiß, wie er sie schließen kann. Auch der Grund der Abgabe beschäftigt ihn jetzt wieder stärker, obwohl er sicher ist, dass sie für ihn gut war. Es dreht sich alles im Kreis. Aus diesem Grund fragte ich, ob Deine Therapeutin Erfahrungen auf dem Adoptionssektor hat. Meiner Meinung nach braucht er auch dringend Hilfe, die wir ihm nicht in vollem Maße geben können. Vor etlichen Jahren hatte ich bereits einmal eine Therapie für ihn in die Wege geleitet, aber der Therapeut meinte zu ihm, sein einziges Problem wären wir, ansonsten wäre alles in Ordnung. Wir Eltern unterhielten uns dann mit ihm darüber, aber er konnte uns auch nicht sagen, wo wir versagten, was wir im Umgang mit unserem Sohn anders oder besser machen sollten. Er berichtete uns lediglich von seinen einzelnen Patienten und ihren Problemen (Manien, Schizophrenien, Ticks), womit wir absolut nichts anfangen konnten. Als ich neulich einmal mit einem Psyhotherapeuten (aus dem Bekanntenkreis) über eine junge Bekannte mit Borderleinsymptomen sprach und er mir gegenüber mit total wirren Diagnosen und Behandlungsansätzen Eindruck schinden wollte, hatte ich den Glauben an diesen Berufszweig völlig verloren. Aber ich werde für meinen Sohn suchen.
Deine Fortschritte in Bezug auf Überwindung Deiner ärgsten Problematiken freut mich ehrlich. Gerade für die Komplikationen Adoptierter und die damit verbundenen real vorhandenen Lebenseinschränkungen schlägt mein Herz und ich versuche, nach besten Kräften Hilfestellungen zu geben. Natürlich bin ich keine Fachfrau, habe aber festgestellt, dass manchen schon mit Ratschlägen etwas weiter geholfen ist.
Ich wünsche Dir weiterhin ein posttraumatisches Wachstum bis alle Deine Beschwernisse nach besten Möglichkeiten gelöst sind. Nochmal vielen Dank für Deine Offenheit!