Sieh mal meinen Beitrag vom Di Mär 27, 2012 08:56 an. Dort habe ich bereits auf dieses "Umtausch-Camp" hingewiesen bzw. einen Focus-Artikel dazu verlinkt: Mein Sohn der Psychopat.
Nachtrag: damals hat sich übrigens keiner um diesen Link gekümmert bzw. dazu Stellung genommen.
Dann nehme ich mal Stellung und werde mich wohl darauf einstellen müssen, mir wieder harsche Kritik anhören zu müssen.
Ich finde, dass diese Ranch keine schlechte Einrichtung ist. Ohne sie, würden Kinder wie Philip sonst wo hingeschickt werden. Kinder, die solch ein Ausmaß an psychischen Problemen haben, ob sie nun durch Alkohol oder sonst was dazu gekommen ist, überfordern jedes Elternpaar, sollte es nicht zufällig dazu ausgebildet sein. Die Rate, die die Ranchleiterin anführt, dass 2/3 der Kinder resozialisiert werden können, ist für mich mit ein Grund, warum es notwendig ist, diese Ranch aufrecht zu erhalten. Ja 1/3 schafft es nicht, aber ohne die Ranch würden auch die anderen 2/3 im Gefängnis landen und ihre Störungen würden sich noch weiter verschlimmern. Was aber kann getan werden um diese Ranch gar nicht erst notwendig zu machen? Ich weiß es nicht. Wenn diese Kinder nicht adoptiert worden wären, dann würden sie in ihren Heimatländern unter ihre Krankheit leiden. Ich weiß nicht, ob es dort ähnliche Therapiemöglichkeiten gibt. Im Grunde finde ich es besser, wenn Adoptiveltern sich ihre Überforderung eingestehen und eine therapeutische Lösung anstreben, als diese Kinder auszusetzen oder irgendwelche anderen, aus der Verzweiflung heraus entstandenen, "Lösungen" zu finden.
mit "krass" meinte ich nicht, dass ich die Einrichtung schlecht finde. Ich finds nur schlimm, dass es sowas überhaupt geben muss.
Ein Kind mit FAS großzuziehen ist schon eine wahnsinnige Herausforderung und ich kann mir gut vorstellen, dass die Eltern an ihre Grenzen gebracht werden.
Wenn mir ein 5-jähriger einen Backstein an den Kopf schlägt, wüsste ich ehrlich gesagt auch nicht mehr weiter...
Ich sehe eins der Hauptprobleme darin, dass nicht alle Stellen / Ämter die annehmende Seite richtig aufklären.
Und gerade FAS ist eine Krankheit / Behinderung, deren Außmaß man nicht abschätzen kann und sich nicht vorstellen kann, wenn man es nicht selbst (er-)lebt. Hier habe ich den Eindruck, dass viele Jungedämter in D dieses Problem schönreden.
Gibt es derartige Farmen auch in D? Meines Wissens nicht.
Soweit ich weiß, nicht. Der einzige russische FAS-Fall den ich kenne, ist in einem Heim für schwer erziehbare Kinder untergebracht.
Ich möchte aus Datenschutzgründen hier öffentlich nichts weiter dazu schreiben. Weder ob männlich, noch weiblich usw. Deswegen schreibe ich "Fall" - das soll keinesfalls abwertend gemeint sein.
Du hast den Link und die Entrüstung darüber komplett nißverstanden. Wie Marleen auch, sehe ich nicht die Ranch als Problem, sondern die Anzahl der dort untergebrachten Kinder als den Skandal an. Und man kann wohl annehmen, dass das nur die Spitze des Eisbergs ist, denn das Gros der neuen Kindseltern wird erst zugeben, dass sie nicht klar kommen, wenn die Problem zuhause unlösbar werden. Hilfe wird deswegen in noch sehr viel mehr Fällen benötigt - und vermutlich nicht geleistet werden. Das heißt, dass all diese Kinder sicher leiden.
Zitat von GuiliaIm Grunde finde ich es besser, wenn Adoptiveltern sich ihre Überforderung eingestehen und eine therapeutische Lösung anstreben, als diese Kinder auszusetzen oder irgendwelche anderen, aus der Verzweiflung heraus entstandenen, "Lösungen" zu finden.
Das ist in jedem Fall besser, denn ab diesem Zeitpunkt haben sich die neuen Kindseltern sowie selbst disqualifiziert. Die Hilfe müssten sie sich sofort holen, sobald die ersten massiven Probleme sichtbar werden. Das Gleiche gilt natürlich bei leiblichen Eltern!
In solchen Fällen dürfte die Ursache für das Scheitern nicht bei den Adoptiveltern liegen. Zwergwuchs und Hasenscharte bei einem Geschwisterpaar weisen auf eine (möglicherweise inzestbedingte) starke erbliche Vorbelastung hin. Auch dort, wo es mehr an den bisherigen Lebensumständen liegt, sind die körperlichen und vor allem seelischen Schäden meistens nie mehr vollständig zu beheben.
Natürlich können die Kinder nichts dafür, aber sie sind für ihre Umgebung wirklich unzumutbar. Das hat nichts mit Abschiebung oder zurück bei Nichtgefallen zu tun. Auch würde ich nicht auf eine dauerhaft erfolgreiche Reintegration nach dem Farmaufenthalt oder sonstigen erzieherischen oder therapeutischen Maßnahmen setzen.
Der eigentliche Skandal ist doch der, dass in entwickelten Regionen wie Nordamerika und Westeuropa solchen zwielichten Auslandsdoptionen kein Riegel vorgeschoben wird, damit solche Situationen und Gewissenskonflikte gar nicht erst entstehen. Natürlich kriegt jeder anständige Mensch Gewissensbisse, wenn er ein Kind erst adoptiert und es dann irgendwo hinsteckt oder zurückschickt. Aber es gibt halt Extremfälle, wo wirklich keine andere Lösung greift.
ZitatDer eigentliche Skandal ist doch der, dass in entwickelten Regionen wie Nordamerika und Westeuropa solchen zwielichten Auslandsdoptionen kein Riegel vorgeschoben wird, damit solche Situationen und Gewissenskonflikte gar nicht erst entstehen.
Es gibt ein Forum, leider weiß ich den Link momentan nicht mehr, wo sich aus Ado-Eltern über aus Russland adoptierte Kinder mit FAS-Syndrom austauschen. Vor einiger Zeit hatte ich mal reingeschaut und bin entsetzt über die dort gelesenen Dramen. Zwischenzeitlich las ich auch irgendwo, dass Russland vorwiegend oder überhaupt nur solche Kinder für eine Auslandsadoption freigeben. 'Sie sind das Problem los, sollen sich doch andere Menschen in anderen Ländern darum kümmern'.
Die armen Kinder und auch die armen Ado-Eltern tun mir leid.
Zitat von Harry4244In solchen Fällen dürfte die Ursache für das Scheitern nicht bei den Adoptiveltern liegen. Zwergwuchs und Hasenscharte bei einem Geschwisterpaar weisen auf eine (möglicherweise inzestbedingte) starke erbliche Vorbelastung hin. Auch dort, wo es mehr an den bisherigen Lebensumständen liegt, sind die körperlichen und vor allem seelischen Schäden meistens nie mehr vollständig zu beheben.
Das hat nur auf den ersten Blick nichts mit den neuen Eltern zu tun, denn wenn sich diese ernsthaft fragen würden wozu sie bereit und in der Lage sind, müssten manche von ihnen eigentlich ablehnen ältere (= oft leider identisch mit schwierig) Kinder anzunehmen. Eine seriöse Organisation wird solche Bewerber auf die zu erwartenden Schwierigkeiten vorbereiten und rechtzeitig abklären, ob das klappen könnte. Wer das alles unterläuft und sich selbst sein KInd beschafft, macht sich mit schuldig wenn es derart schief geht.
Zitat von Harry4244Der eigentliche Skandal ist doch der, dass in entwickelten Regionen wie Nordamerika und Westeuropa solchen zwielichten Auslandsdoptionen kein Riegel vorgeschoben wird, damit solche Situationen und Gewissenskonflikte gar nicht erst entstehen. Natürlich kriegt jeder anständige Mensch Gewissensbisse, wenn er ein Kind erst adoptiert und es dann irgendwo hinsteckt oder zurückschickt. Aber es gibt halt Extremfälle, wo wirklich keine andere Lösung greift.
Naja, ganz so sehe ich das nicht, denn die Riegel gibt es ja zumindest teilweise und es gibt auch genug Organisationen, die auf legalem Weg Adoptionen anbieten. Was nutzen sie aber, wenn es immer wieder kinderlose Menschen gibt, die sich lieber solcher zwielichtiger Privatadoptions-Anbieter bedienen, um an ihr Wunschkind zu kommen, weil sie auf anderem Weg wahrscheinlich als Bewerber durchfallen würden?
Zitat von mausi51Du hast den Link und die Entrüstung darüber komplett nißverstanden. Wie Marleen auch, sehe ich nicht die Ranch als Problem, sondern die Anzahl der dort untergebrachten Kinder als den Skandal an.
Cornelia
Was würde denn mit den Kindern in ihren Herkunftsländern passieren? Gibt es dort ähnliche Einrichtungen? Sollte es die geben, lasse ich mich eines besseren belehren, wenn nicht, dann finde die hohe Anzahl der Kinder in dieser Ranch eigentlich positiv. So kann ihnen damit wenigstens geholfen werden und sie werden nicht "in einen Käfig gesperrt zur eigenen Sicherheit" (Zitat aus dem Artikel) Dort werden sie behandelt. Vielleicht werden Adoptionsbewerber genau aus diesem Grund nicht richtig aufgeklärt? Man kann mit den Kindern nicht umgehen und will sie abschieben?
ich bin sprachlos Habt ihr die Gesichter der Kinder mal genau angeschaut, wie traurig sie aussehen. Was passiert wenn die "neue" Adoptivfamilie auch nicht mit ihnen zurecht kommt? Wie oft möchten die den Kindern noch zumuten herumgeschoben zu werden? Was wäre aus ihnen in Russland geworden?
Ich habe mal eine Reportage drüber gesehen, finde sie aber nicht. Die Heimkinder in Russland, die irgendwann dem Heim entwachsen, landen auf der Strasse bzw. leben sie oft in Bunkern...quasi sich selbst überlassen und teilweise sehr gefährlich für andere.