Seit ein paar Tagen habe ich immer wieder eine Frage im Kopf wenn ich an die Herkunftsmütter denke: Warum hattet ihr damals keine Abtreibung? Natürlich gibt es dafür viele Gründe, die auf der Hand liegen, aber ich würde gerne eure Gedanken (manche von vor sehr langer Zeit) dazu hören. Viele haben ja nicht mal damit gerechnet, dass Kind abzugeben.
Ich hoffe ihr versteht mich nicht falsch. Es interessiert mich bloß.
Umstände können sich ändern, Partner trennen sich und man steht aufeinmal alleine da, ohne Geld.. Vielleicht weis man ja auch nicht immer sofort das man schwanger ist? Im 4,5+ Monate aufwärts kann man ja nicht einfach abtreiben, nur weil das Kind nicht in die Situation passt.
Hallo Guilia, für mich persönlich wäre damals wie heute eine Abtreibung aus ethischen Gründen nie in Frage gekommen. Heute akzeptiere ich zwar die Möglichkeit der Abtreibung unter bestimmten Vorraussetzungen, damals allerdings war ich richtige Gegnerin von Abtreibungen.
Würde ich heute in die Situation einer ungewollten Schwangerschaft kommen würde ich das Kind bekommen und behalten und kämpfen. Ich sehe meine Kinder als einen Teil von mir und würde sie nicht um ihr Leben bringen wollen. Adoption wäre für mich aber auch keine Option.
wie ich bereits einige Male berichtete, war ich längere Zeit Stellvertreterin beim Familienstellen. Während dieser Zeit kamen etliche Frauen zu uns, die abgetrieben hatten und mit dieser Handlungsweise nicht zurecht kamen. Sie hatten Depressionen, Schuldgefühle und das Gefühl, sich im Leben nicht mehr freuen zu dürfen. Nachträglich kam ihnen die Vision, ihr Kind zur Adoption gegeben zu haben, sehr viel erleichternder vor. Dann wüßten sie es am Leben, hätten auch die Aussicht gehabt, es einmal kennenzulernen. Andererseits kam keine einzige Mutter, die ihr Kind zur Adoption gegeben hatte, obwohl das in einer Großstadt ja auch nicht alle Jubeljahre einmal vorkommt.
Eigentlich bräuchte man ungewollt Schwangeren doch nur attraktive "Austrage- oder Adoptionsprämien" zahlen ... dann könnten die Kinder leben und diese schlimmen Folgeschäden sowie das leidige Gejammer von wegen "ich habe die Adoption eigentlich nicht gewollt" vom Tisch
Zitat von mausi51Eigentlich bräuchte man ungewollt Schwangeren doch nur attraktive "Austrage- oder Adoptionsprämien" zahlen ... dann könnten die Kinder leben und diese schlimmen Folgeschäden sowie das leidige Gejammer von wegen "ich habe die Adoption eigentlich nicht gewollt" vom Tisch
Nette Idee, nur wüsste ich dann schon jetzt welche Sorte Damen dann Dauerschwanger sind, der attraktiven Prämie wegen Wäre ja noch einfacher als die Zwerge des Kindergeldes wegen auch noch groß zu ziehen
Das ist leider bittere Wahrheit! Ich kenne eine solche Familie von einer Freizeiteinrichtung her, die sogar auch noch damit prahlen, dass das Kindergeld so toll ist. Beide Elternteile sind seit Jahren arbeitslos (er wegen Krankheit) und sie haben inzwischen fünf Kinder.
Das hat mich übrigens auf diesen zynischen Kommentar gebracht.
Ich kenne eine Herkunftsmutter, die im Verlauf der Frühschwangerschaft zweimal bei der Schwangerenkonfliktberatung war. Beide Male wurde sie nach Hause geschickt mit der Aussage, dass bei den ärztlichen Untersuchungen keine kindlichen Herztöne festzustellen waren. Das "Problem" hätte sich "von alleine gelöst". Als dann offensichtlich der Bauch wuchs, war es ganz einfach zu spät für eine Abtreibung. LG Morgenmuffel
Mir ist die Idee, dass ich das Kind nicht behalten könnte, erst im Laufe der Schwangerschaft gekommen. Ich lebte mit unzuverlässigem Partner und zwei kleinen Kindern im Ausland, mehr schlecht als recht und meistens von der Hand in den Mund. Viele fragten mich, wie ich mir das vorstelle, noch ein weiteres Kind durchzubringen. Dann fingen die Angebote an. Von verschiedenen Leuten wurde mir nahegelegt, mein Baby nach der Geburt an eines der zahlreichen, wohlhabenden, kinderlosen Ehepaare zu geben. Ich würde sicher gut bezahlt werden und das Kind hätte ein glückliches Leben vor sich und würde später sogar noch erben. Ich hatte Angst um meine beiden Kinder, um das Baby im Bauch und um mich selber. Wir kamen manchmal so schlecht über die Runden, dass mein Partner und ich weniger aßen, damit die beiden Kinder satt wurden. Das Jüngste war ein Jahr alt und wurde noch zusätzlich gestillt. Ich ging dann ganz verzweifelt zum deutschen Konsulat, bekam Geld für die Fahrt nach Deutschland, habe dort entbunden und mein Kind erst 16 Jahre später zum ersten Mal gesehen. Das System funktioniert da sehr effektiv bereits im Krankenhaus. Ich weiss, dass mein Baby bereits nach wenigen Stunden schon bei den Adoptionsbewerbern war. Mir hat man dann im Krankenhaus nur widerwillig gesagt, dass es ein Mädchen war. Ich war durch das Leben, das ich im Ausland geführt hatte und durch die Schwangerschaft körperlich und seelisch völlig ausgelaugt und hatte meinen ganzen Mut und meine Kraft verloren, sonst hätten die Stimmen, die mir zuredeten, das Baby abzugeben, keinen Erfolg bei mir gehabt. In diesem desolaten Zustand hab ich eben nur noch geschafft, nach Deutschland zu fahren, um mein Kind nicht zu verkaufen und ihm nicht die Wurzeln zu nehmen. Mehr konnte ich nicht leisten. Und eigentlich hatte ich vor danach wieder ins Ausland zurück zu gehen, wo mein Partner ja noch geblieben war. Es kam zum Glück anders. Nach der Entbindung wurde ich schwer krank, blieb in Deutschland, baute nach und nach ein soziales Netz auf, trennte mich von dem Mann, der inzwischen auch nach Deutschland gekommen war. Ich fand meine Kraft und meinen Mut wieder und hätte mit links ein drittes Kind großziehen können. Abtreibung wäre trotz allem keine Option gewesen. Und wenn ich meine Tochter heute ansehen, bin ich glücklich darüber.
Zitat von GuiliaCornelia, wieso hast du damals nicht abgetrieben? Dachtest du, du kannst dein Kind behalten?
Ich habe nie an Adoption gedacht, wusste überhaupt nicht was das ist. Ich kannte bis dahin niemanden (oder vielleicht doch?), der adoptiert war und damals hat auch kein TV groß darüber berichtet.
Das mit der Adoption hat meine Mutter mit Unterstützung des Jugendamts erledigt.