ich bin am Ende...Ich habe beschlossen, alles hinzuschmeissen, weil ich einfach nicht mehr kann und viele Enttäuschungen erlebt habe. Erst von meinen Adoptiveltern, dann von diversen Freunden und nun von meiner leiblichen Familie. So blöd es ist und so schwer es mir fällt zu zu geben, so hatten doch meine Adoptiveltern recht, als sie immer sagten "Wenn du sie suchen würdest und finden würdest, würden die eh nur Geld von dir wollen". Ob es "nur" das Geld ist, weiß ich nicht. Aber die Vermutung tut sich schon mehr als derbe auf. Wir haben den großen Fehler gemacht, Geld nach Chile zu schicken und haben seit dem nichts mehr von meiner Schwester gehört. Große Enttäuschung macht sich breit und ich bin von dem vorherigen Kampf, der Suche schon so geschwächt, dass ich das gerade noch so ertragen kann, aber keine Kraft mehr habe, irgendwas über meine Vergangenheit zu recherchieren. Ich hatte eine rosarote Brille auf, so als wenn man verliebt ist, tja und ich darf wohl nun bitter dafür bezahlen.
Zwei Familien und keine die einen um einen selbst willen liebt. Shit happens. Man gewöhnt sich an alles, auch an die Schmerzen die man immer wieder zugefügt bekommt, wenn man meint am Glücklichsten zu sein... Irgendwann sollte ich auch mal dazu lernen, aber jedesmal bin ich wieder blöd genug...
Guten morgen Chilena, lass dich erst einaml virtuell drücken . Ich kann deine Frust sehr gut verstehen. Es tut weh wenn man so enttäuscht wird. Wie lange ist es denn her, dass sich deine Schwester nicht gemeldet hat? Ungewöhnlich lange? Diese Sache mit dem Geld begegnet mir immer wieder auch wenn es nicht ums Thema Adoption geht. Eine Freundin von mir kommt ursprünglich aus einem "Ostland" und es wird von ihr erwartet, dass sie von ihrem Gehalt einen Teil zur Familie schickt obwohl sie hier auch nicht wirklich viel hat. Und auch von meinen "russichen" Kunden kenne ich das, dass sie den Kontakt zur drüben gebliebenen Familie und Freunden abbrechen, weil es bei jedem Telefonat nur heißt "wann schickst du uns Geld, du bist ja jetzt im reichen Deutschland".
Hast du denn auch noch ein paar gute Freunde, die dich wieder etwas aufbauen können?
Liebe Chilena, auch von mir eine ganz feste Umarmung ! Was auch immer du für Erfahrungen gemacht hast (wir wissen ja nicht genug, um wirklich etwas beurteilen zu können), wünsche ich dir von Herzen, dass du erst einmal Ruhe findest. Dein Mann ist dir sicher eine Hilfe und Halt. Aber ich wünsche dir, dass du daneben auch noch Menschen hast, die dich (gerade jetzt) voll und ganz annehmen und dir Kraft und ein "inneres Zuhause" bieten- auch wenn sie nicht mit dir verwandt sind. LG Morgenmuffel
deine Geschichte habe ich aktuellen Zeitgründen nicht vollständig gelesen, aber das Wenige hat mich bestürzt.
Deine Leere oder den Mangel an übrig gebliebener Energie kann ich sehr gut nachvollziehen. Es ging/geht vielen von uns hier irgendwann ähnlich. Deswegen kann ich Dir, auch aus eigener Erfahrung sagen, dass es einem nichts nutzt zu beschließen, sich "ab jetzt" nicht mehr mit einem bestimmten Problem zu beschäftigen. Es holt einen immer wieder ein, wenn man es nicht abschließt. "Weglegen" ohne Abarbeitung hilft nicht.
Es ist sehr, sehr unfair, wenn man Probleme abarbeiten muss, die einem andere eingebrockt haben, aber man kommt nicht umhin selbst tätig zu werden.
Was die "Geld-Geschichte" angeht, fiel mir spontan dazu die Geschichte einer aus Asien(?) adoptierten Frau ein, die ihre bitterarme Herkunftsfamilie gefunden und besucht hat. Es war eine TV-Dokumentation. Darin wurde am Ende gesagt oder gemutmaßt, dass diese Familie erwartet, dass die nun wohlhabende Tochter jetzt die wiedergefundene Familie finanziell unterstützen würde. Mich hatte das entsetzt und ich war (zunächst) davon ziemilich abgestossen. Dann wurde in dem Film aber klar gemacht, dass das nichts mit niederträchttigem Ausbeuten zu tun hat, sondern kulturell zu bewerten ist. In manchen Kulturen ist es nun einmal so, dass die vielen Kinder für die Eltern zu sorgen haben. Das ist dort "Gesetz" und ganz normal. Deswegen bestehen solche Familien in der Regel auch aus sehr vielen Kindern, denn durch die Kindersterblichkeit erreichen viel nie das Erwachsenenalter.
Inzwischen bewerte ich so eine Erwartungshaltung völlig anders, als wenn das hier unter uns passiert, weil z. B. "arbeitsscheue" Eltern/Geschwister ihre wohlhabenderen, wegadoptierten Kinder/Geschwister anbetteln.
Obwohl ich schon in Chile war, weiß gerade nicht wie just dieser Aspekt für das chilenische Familiengefüge zu bewerten ist. Es könnte aber sein, dass auch dort so etwas üblich ist. Ich werde das als Anregung nehmen, mich hier demnächst auch mal zu informieren
Das mit dem Geld schicken, hätte ich nicht gemacht, ohne die Menschen persönlich zu kennen. Es ist sicher eine sehr ehrliche, verständliche und liebenswerte Geste gewesen, aber letztendlich führte sie nun vielleicht zu zusätzlichen Problemen für dich. Die Weissagung deiner Adoptiveltern, dass so etwas passieren würde, finde ich voll daneben und westlich überheblich. Man könnte fast schon unterstellen, dass sie mit der Spende die Reaktion der Menschen dort vor Ort provoziert haben. Wie lange ist das denn her? Wißt ihr gewiss, dass das Geld überhaupt angekommen ist? Meine Mutter hat einen Cousin, der auch in Chile wohnte (ist vergangenes Jahr gestorben). Ihre Geldsendungen kamen z. B. nur in der Hälfte der Fälle an, egal auf welchem Weg sie das gemacht hat.
Ja, man gewöhnt sich an Schmerzen - manchmal. Aber es macht überhaupt keinen Sinn sich darin zu ergeben. Bitte tu das nicht!
Wenn deine Recherchen nach dem Geld ergeben, dass es angekommen ist, aber als selbstverständlich und ohne Dank angenommen wurde, kannst Du an einen Abschluß dieses Kontaktes denken, vorher würde ich das auf jeden Fall aus den ganz am Anfang genannten Gründen nicht tun.
Falls ich Dich ganz oder teilweise total falsch verstanden habe, bitte vergiß das alles, was ich geschrieben habe.
Vielen lieben Dank für eure Antworten. Sie geben mir etwas Mut und etwas Kraft.
Liebe Cornelia, ich denke, in dem was du schreibst, steht viel Wahres und es ist sicher so, dass immer und immer wieder etwas hochkommen wird, aber selbst wenn ich recherchieren würde, aus welchen Gründen und unter welchen Umständen ich nach Deutschland gekommen bin, würde es wohl heute kaum mehr zu einem eindeutigen Ergebnis führen. Dafür sind die Leute, die die Verantwortung dafür tragen zu alt oder leben teileweise gar nicht mehr. Meine Mutter, sowie meine restliche Familie, hüllen sich da recht im Schweigen. Sagen, ich solle die Vergangenheit ruhen lassen, wir hätten alle genug gelitten. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wo mir der Kopf steht und ob ich eines Tages vielleicht nicht doch weiter machen werde. Im MOment ist es mir einfach nur zu viel. Ich kann es nicht mehr. Ich habe hier für 3 kleine Kinder da zu sein, in einem Altersabstand von jeweils einem Jahr, darunter mindestens einen kleinen frühkindlichen Autisten. Für die brauche ich so schon sehr viel Kraft und sie brauchen eine Mutter, die da ist und die endlich wieder lachen kann. Ich weiß nicht, wann es so weit sein wird, dass ich wirklich wieder ehrlich lachen kann. Momentan habe ich das Gefühl, dass es sehr lange dauern wird.
Das Geld ist definitiv angekommen, das hat sie noch geschrieben und dann war sie weg und kam nicht wieder, obwohl sie sonst jeden Tag mehrmals online war und mit uns geschrieben hat. Sie kommt auch weiterhin online und ist auch in der Lage Freundschaftsanfragen bei FAcebook anzunehmen. Nur schreiben kann sie uns wohl nicht?! Selbst wenn wir sie anschreiben, wenn sie online ist, kam nichts zurück. Mein Mann hat ihr heute ausführlich geschrieben, weil ich mich selbst momentan dazu nicht in der Lage sehe.
Meine Vergangenheit wird für mich immer ein großes ? sein und damit werde ich mich wohl abfinden müssen...
Zitat von *Chilena*Meine Vergangenheit wird für mich immer ein großes ? sein und damit werde ich mich wohl abfinden müssen...
Dieses Fragezeichen ist das Schlimmste, was man euch Adoptierten antun kann. Das ist durch nichts entschuldbar. Hier wurden früher sehr viele Fehler gemacht und manchmal habe ich den Eindruck, dass manche Beteiligte bis heute aus den daraus durchaus gewonnen Erkenntnissen nichts gelernt haben.
Schon bei Inlandsadoptionen wird eine spätere Kontaktaufnahme durch allerlei Probleme erschwert, wie soll es da bei Auslandsadoptionen mit Beteiligung sehr unterschiedlicher Kulturkreise klappen? Ich weiß auch nicht was deine Geburtsfamilie, bzw. deren Angehörige, dazu bewegt hat so zu handeln, aber ich mutmaße einmal, dass so manches Verhalten durch mehr Aufklärung im Vorfeld der Adoption zu verhindern gewesen wäre. Das gilt grundsätzlich natürlich für jede Adoption.
Es ist leicht armen Familien aus Ländern in Mittel- und Südamerika, aus dem Osten, Schwarzafrika oder Asien die Weggabe von Kindern in ein besseres Leben schmackhaft zu machen, aber man sollte ihnen davor ganz klar sagen was das auch für sie bedeutet: es bedeutet den Totalverlust ihrer Kinder, selbst wenn diese später in Einzelfällen wieder auftauchen. Kaum eines dieser "Kinder" wird später ernsthaft das neue Leben im Wohlstand wieder mit dem alten in Armut eintauschen wollen und keiner wird ernsthaft erwarten, dass eines dieser "Kinder" sich dazu verpflichtet fühlen kann, ausgerechnet die Menschen zu beschenken, die es einst im Stich gelassen haben. Da kann es noch nicht einmal einen Unterschied machen, was die Abgabegründe einst waren. Weg ist weg.
Die Kinder werden aber nicht in dieses bessere Leben entlassen, um später als "Erlöser" wieder zurückzukehren. Das Gegenteil ist der Fall. Sie wurden "gespendet" oder gar "verkauft"; unwiderruflich. Genau das ist manchen dieser Eltern nicht bewusst. Einigen, weil sie zu geldgierig sind/waren, anderen, weil sie zu gutgläubig und/oder zu naiv sind/waren. Man muss diesen Familien klar machen, dass ihre Kinder mit ihnen ab der Adoption nichts mehr zu tun haben werden. Das klarzustellen, wäre die Aufgabe derer, die ihnen die Adoption schmackhaft gemacht haben. Wer darauf verzichtet, tut das mit Absicht.
Ich komme noch einmal auf die Reportage über das asiatische Mädchen zurück. Noch heute sehe ich die verständnislosen und leeren Blicke der Frauen (Mütter, Großmütter etc.) vor mir, als man ihnen klar gemacht hat, dass die Tochter wieder gehen und nicht etwa den Lebenstandard der Großfamilie ab jetzt positiv beeinflussen wird. Das war keine Enttäuschung in den Gesichtern; das war Ratlosigkeit. Sie hatten nicht begriffen warum das so ist.
Dir wünsche ich jedenfalls, dass es sich am Ende doch noch einigermaen positiv entwickeln wird. Lass dich nicht vereinnahmen, gib ihnen aber auch noch eine Chance; es ist und bleibt deine Wurzelfamilie. Breche mit ihnen erst, wenn du dir sicher bist, dass sie dich nicht respektieren. Vielleicht ist hier auch eher die Verständnislosigkeit die Ursache, als ein besonders einnehmendes Wesen und Herzlosigkeit.
cornelia, das erinnert mich stark an eine länger zurückliegende reportage über einen adoptierten amerikaner, der erst relativ spät herausfand, daß er deutsche wurzeln (mutter) hatte, und dann nach ihr in deuschland recherchierte, bis er sie fand. dann ein treffen mit ihr in deutschland organisierte. ihn erwartete ein großes willkommensschild am haus. aus seinen vorherigen briefen ging bereits hervor, daß er nette a-eltern erhalten hatte, und inzwischen familienvater und unternehmer war, beruflich fest 'im sattel' saß. die mutter ging (meinem eindruck nach) nach dem ersten treffen und den ihr mitgebrachten geschenken dann davon aus, daß er ihr nun weiterhin zur seite steht und unter die arme greift (gibt es also nicht nur in anderen kulturen). nachdem was er in d so erlebte, blieb es bei einem einmaligen kennenlernen.
@ liebe chilena, ich weiß genau wie du dich fühlst, und wünsche dir sehr, daß die konflikte erträglicher werden.
wir ist es fast genauso ergangen -bei mir war man enttäuscht, dass ich in eine ganz normale Adoptivfamilie gekommen bin. Die erste Reaktion meiner leiblichen Mutter war: ich dachte, du erbst mal ein Haus!!!!!
ZitatDir wünsche ich jedenfalls, dass es sich am Ende doch noch einigermaen positiv entwickeln wird. Lass dich nicht vereinnahmen, gib ihnen aber auch noch eine Chance; es ist und bleibt deine Wurzelfamilie. Breche mit ihnen erst, wenn du dir sicher bist, dass sie dich nicht respektieren. Vielleicht ist hier auch eher die Verständnislosigkeit die Ursache, als ein besonders einnehmendes Wesen und Herzlosigkeit.
dem möchte ich mich von ganzem Herzen anschließen liebe chilena
Zitat von mausi51Inzwischen bewerte ich so eine Erwartungshaltung völlig anders, als wenn das hier unter uns passiert, weil z. B. "arbeitsscheue" Eltern/Geschwister ihre wohlhabenderen, wegadoptierten Kinder/Geschwister anbetteln.
Das ist sicher richtig, aber im ersten Fall gehört es unter Umständen zur Kultur dieser Menschen, während es im zweiten Fall reines Schmarotzertum wäre. Das ist alles, was ich damit sagen wollte. Mich verletzt Schmarotzertum jedenfalls mehr, aber ich bin zum Glück ja nicht adoptiert.
wahrscheinlich gehört es auch nicht zur ursprünglichen kultur dort, kinder in adoption zu geben. die eltern werden sich sicher noch weniger der folgen bewußt gewesen sein wie unsere hier. wer weiß schon, wie sie dort, wenn überhaupt, beraten wurden. jedenfalls wünsch ich chilena mehr durchblick und weitere infos, damit sie weiß wo sie dran ist, und dementsprechend reagieren kann.
Zitat von bonniewahrscheinlich gehört es auch nicht zur ursprünglichen kultur dort, kinder in adoption zu geben. die eltern werden sich sicher noch weniger der folgen bewußt gewesen sein wie unsere hier. wer weiß schon, wie sie dort, wenn überhaupt, beraten wurden.
Richtig, Bonnie, davon gehe ich auch aus. Die Auswirkung für Adoptierte ist leider aber hier und da die Gleiche: durch mangelnde Information und fehlende Verhaltensschulung zu späteren Kontaktanbahnungen, passieren Fehler, die den negativen Effekt einer Adoption noch dramatisch verschlimmern können, und das meistens völlig unnötig!
Zitat von bonniewahrscheinlich gehört es auch nicht zur ursprünglichen kultur dort, kinder in adoption zu geben. die eltern werden sich sicher noch weniger der folgen bewußt gewesen sein wie unsere hier. wer weiß schon, wie sie dort, wenn überhaupt, beraten wurden. jedenfalls wünsch ich chilena mehr durchblick und weitere infos, damit sie weiß wo sie dran ist, und dementsprechend reagieren kann.
lg
Das Problem sehe ich darin, dass sie gar nicht aufgeklärt wurden. WEnn ich meine wenigen Unterlagen die ich habe anschaue, kommt mir alles sehr komisch vor. Mir wurde gesagt, dass die Kinderheime die Kinder freigeben, wenn die Eltern über ein Jahr oder länger die Kinder nicht besuchen. So... aus dem einen Schreiben vom Gericht, geht aber hervor, dass meine Mutter mich 5 Monate, bevor ich nach Deutschland kam, noch besucht hatte und erst dann die Besuche eingestellt hat (aus welchem Grund auch immer, ich vermute dass man sie an mich einfach nicht mehr herangelassen hat, weil ich da schon "ausgesucht" wurde). Genau so macht es mich stutzig, dass ich dann nach Deutschland kam und von da ab gerechnet wiederum nach 5 bzw. fast 6 Monaten adoptiert wurde. Also keine Pflegschaft mehr bestand, die eigentlich hätte 2 - 4 Jahre andauern müssen. Das ist das was ich mittlerweile alles 100 Prozentig weiß. Es lässt mich einfach nur erschaudern, weil ich sehe, dass da irgendwas gemauschelt wurde, aber keiner dazu steht oder sich dazu äußert. Meine leibliche Mutter sagt nicht wirklich viel dazu, was sich vielleicht ändert, wenn ich dann mal nach Chile reise. Vielleicht habe ich dann mehr Klarheit. Dennoch macht es mich wütend, von meinen Adoptiveltern nichts gesagt zu bekommen. Dieses beharrliche Schweigen macht mich kaputter als alles andere. Aber ich kann es nicht ändern...
Ich bin immernoch hin und hergerissen. Ob ich weiter nach Klarheiten suchen soll oder ob ich besser damit leben kann, dieses permanente Fragezeichen im Kopf zu haben.