Ich finde den Artikel gruselig, denn er ist vermutlich von jemandem geschrieben worden, der genau dieses Schicksal hat, und es so versucht aufzuarbeiten und für sich selber zu erklären.
Es liest sich im ersten Moment alles schlüssig, aber ich denke dass die Diagnose Borderline generell falsch ist für uns Ados. Google mal Adopted Child Syndrom. Die Diagnosekriterien sind denen von Borderline sehr ähnlich, aber eben spezieller, und ich plädiere dafür endlich eine ICD10 Diagnose zu schaffen, in der wir Adoptierten adäquat behandelt werden. Dieser Borderline Stempel, der ja falsch ist, bringt uns in Konflitke (z. B. beim Abschließen einer Lebensversicherung), die unnötig sind und vermeidbar wären, wenn endlich die "frühkindliche Traumatisierung durch Kontaktabbruch zur Herkunftsmutter" (und ja Burkhard, der Vater fehlt, denn da steckt das Kind ja nicht im Bauch) endlich als Diagnose durchgesetzt werden würde.
Born, für eine Festschreibung in den ICD - Katalog wäre ich auch. Natürlich gibt es Adoptierte, die echte Borderliner sind, aber ich gewinne mehr und mehr den Eindruck, dass es bestimmte Krankheitsbilder gibt, mit denen die Adoptierten klassifierziert werden. Bis vor kurzem war das bei adoptierten Kindern AD(H)S oder Autismus und bei Erwachsenen kommt oft die Symptomatik des Borderline Syndroms vor. Bessere Umschreibungen für die "Krankheitsbilder" gibt der "Markt" momentan nicht her.
Warum man sich so standhaft weigert, obwohl die Problematik bekannt ist, Adoptionsfolgen nach ICD 10 zu klassifizieren kann ich nur vermuten. Dann müssten nämlich alle Adoptionsbefürworter zugeben, dass die mit einer Adoption verbundenen Probleme weitaus größer sind, als der Öffentlichkeit und teilweise auch den abgebenden und den Adoptiveltern geschildert wird.
ich tue mich schwer, eine Krankheit in den Katalog aufzunehmen, wegen einer etwaigen LV, denn die schlachten alles für höhere Beiträge aus und würden wahrscheinlich ACS aufnehmen wie Borderline.
Schön, dass Du Dich schwer tust, Golfi, Du hast ja auch das Problem nicht. Ich wollte einen Kredit aufnehmen. Für einen Kredit braucht die Bank in der Regel Sicherheiten, normalerweise Lebensversicherungen. Versuch mal in Deutschland eine Lebensversicherung oder eine Berufsunfähigkeitsversicherung zu bekommen, wenn Du schonmal in Deinem Leben mit einem Psychologen zu tun hattest. Selbst wenn Du nur ein kurzfristiges Problem hattest, weil Du z. B. mit dem Tod eines Freundes nicht klar gekommen bist, hast Du für die Versicherung ein Makel.
Ich habe definitiv Probleme gehabt in meinem Leben, ich habe Dinge gemacht, die für eine Versicherung ein no go sind. Aber all diese Dinge resultieren daraus, dass ich adoptiert wurde, und nicht weil ich Borderline habe (das ist aber der Stempel den ich seit 17 Jahren trage und den ich nicht aus meinen Akten wegradiert bekomme, obwohl er schlichtweg falsch ist).
Seit ich meine Herkunft kenne und meine eigene Wahrheit gefunden habe bin ich im Reinen mit mir und meiner Geschichte. Ich habe weder geschnitten seit dem noch gehungert noch sonstige Dinge getan, mit denen ich früher auf Probleme reagiert habe. Die Ursache meiner Probleme in der Entwurzelung zu sehen, welche ja nun, vorallem durch die durchweg positive Reunion mit meinem Vater revidiert bzw. abgemildert sind, liegt also auf der Hand. Dennoch gibt es, aus Mangel an korrekter Klassifizierung, keine Änderung meiner Akte. Also musste ich für o. g. Lebensversicherung einen essay über mein Leben schreiben, mich komplett vor diesen fremden Menschen nackig machen und erklären, dass nicht ich, sondern meine VON MIR UNVERSCHULDETE Startsituation ins Leben schuld an meiner "Krankheit" ist.
ich habe lediglich geschrieben, dass eine Aufnahme in den Katalog für eine LV nicht unbedingt Vorteile bringt. Ich habe mich nicht dazu geäußert, ob ich es generell für sinnvoll halte, die Krankheit an sich aufzunehmen, sondern ich habe meinen Ärger über LV kundgetan.
Ich habe das Problem nicht, adoptiert zu sein. Aber mit Mitte 40 hat fast jeder irgendwelche Krankheiten hinter sich, die von den LV einfach nur zur Beitragserhöhung dienen. Dazu gehören auch Krankheiten wie Neurodermitis, die nicht unbedingt lebensverkürzend sind, wohl aber zu Risikozuschlägen bei LV führen.
@Golfi Hmm...das finde ich aber völlig normal...denn dass das Risiko mit 40 höher ist zu sterben als mit 18 ist so rein statistisch gesehen ja logisch. Und auch eine Neurodermitis kann gefährlich werden...da haben die Versicherer ja Klassifizierungen wo man dann eingestuft wird und für Neuro zahlt man keine unmengen mehr.
Was mein Kritikpunkt war und ist: Ich kann nichts dafür was ich habe und was mir widerfahren ist, werde aber durch die falsche Diagnose Borderline unnötig zusätzlich stigmatisiert. Denn Borderline ist nicht wie Neurodermitis ein Faktor wo die LV dann teurer wird, sondern es ist ein AUSSCHLUSSKRITERIUM!!! D. h. im Umkehrschluss dass ich normalerweise keinen Kredit aufnehmen könnte für den ich eine LV brauche. Und das finde ich einfach nur zum Himmel schreiend unfair!!!
born, da bin ich platt. so weit hab ich überhaupt noch nicht gedacht. da wird man ja noch weitreichender für etwas bestraft, auf das man keinen einfluss hatte. gut diese fallstricke öffentlich anzusprechen!
ich habe beispielhaft Neurodermitis gewählt für eine Krankheit, die meistens nicht gefährlich ist, man aber trotzdem einen Zuschlag bekommt. Ist die Suizidrate bei Borderline Betroffenen höher, dass die LV dich ablehnt, oder hat die Bank möglcherweise die LV vorgeschoben, um den Kredit abzulehnen? Hast du dort nähere Infos erhalten?
Dass du letztendlich eine Sache ausbaden musst, für die du nichts kannst, tut mir leid, mir ging es bei meinem Statement aber wirklich nur um die Einordnung, wegen einer etwaigen LV.
hab ich das jetzt richtig verstanden dass die forderung war das acs in den katalog aufzunehmen und zu defininieren, weil borderline bei vielen die falsche Diagnose ist?? Angenommen es wird aufgenommen, wer sagt, dass man damit nicht auch den selben "versicherungsstatus" hat wie ein borderliner?? also das was eine LV oder einen Kredit betrifft. symtome sind ja häufig ähnlich selbstzerstöhrend.
Ich seh das anders. Die Symptome müssten konkreter festgelegt werden. Und genau die Stellen, an denen sie sich von Borderline unterscheiden, müssten herausgearbeitet werden.
Für meine Kinder in der Schule wäre es auch einfacher, wenn ich auf eine Klassifizierung zurückgreifen könnte. Wir versuchen den Lehrern städnig klarzumachen, warum AD(H)S nicht die eigentliche Krankheit ist und welche adoptionsspezifischen Probleme nicht mit den Problemen anderer Kinder zu vergleichen sind. Das ist aber schwer und man wird schnell in die Ecke "überbehütende Mutter" geschoben, die nicht einsehen will, dass das Kind nicht intelligent genug ist. So müssen wir immer wieder mächtig kämpfen und erst, wer bereit ist, sich länger mit unserem Kind zu beschäftigen sieht, was es alles kann (nämlich fast alles, was die Kinder gleichen Alters auch können).
Wenn sich eine Adoptierte wie eine Borderline Erkrankte die Arme aufschneidet etc. dann würde ich sie als LV genauso einstufen wie jemand der wirklich Borderline hat.
Der Haken ist: Ich habe mit 15-25 wirklich Symptome gehabt, die auch im Borderline Katalog vorkommen, wie SVV, Anorexie etc. Aber all das war auf die Adoption zurückzuführen und ist, wie gesagt, durch das wiederfinden meiner Herkunft und aufarbeiten meiner GEschichte Vergangenheit. Ein Borderliner ist immer Borderliner, und da ich eben Borderline in meiner Krankenakte stehen habe, bin ich für die Versicherung eigentlich per se raus. Zum Glück konnte ich durch meinen essay erklären, warum Dinge so waren wie sie waren und warum es eben jetzt anders ist. Ich denke wenn in meiner Krankengeschichte "Frühkindliche Traumatisierung durch Weggabe der Herkunft" stehen würde läse sich das ganz anders. Und dann eben die einzelnen Bilder der Krankheit als einzelne ICD10 Kategorien (z. B.: selbstverletzendes Verhalten durch Artefakte, Anorexia nervosa) etc. Damit kann eine Versicherung viel differenzierter arbeiten als mit Borderline. Borderline ist wirklich das absolut rote Tuch, sowohl für Therapeuten als auch für eben die Versicherer. Ich hab ja nichts dagegen, dass ich mehr für die Versicherung zahlen muss...aber GANZ abgelehnt zu werden finde ich zu hart und unfair.
Die Diagnose Borderline ist einfach falsch, und dagegen kämpfe ich!!!