mein Mann und ich sind beriets seit einigen Monaten Adoptionsbewerber, der Sozialbericht ist erstellt und wir warten :-) Wir würden uns jetzt gerne bei anderen Jugendämtern bewerben, aber ich hab keine Ahnung wie das ablaufen soll...
Kann mir jemand von euch einen Rat / Tipp geben, was in die Bewerbung alles rein muss und wie man diese gestalten könnte? Müssen auch die Lebensberichte mit rein?
Ich bin leider völlig unkreativ, möchte aber natürlich trotzdem eine "schöne" Bewerbung hinschicken.
Vielen, vielen Dank schon mal im Voraus für eure Hilfe!!
wir haben auch überlegt uns noch wo anders zu Bewerben. Uns wurde gesagt, dass es ausreicht, wenn man von seinem "Hauptjugendamt" die Anerkennung in Kopie bekommt und diese dann an das Jugendamt schickt, welches man noch zusätzlich ausgewählt hat.
Wir zögern noch, da wir eigentlich eine offene Adoption (wenn es irgendwie geht) anstreben und das aufrecht zu halten, je nach Entfernung, bestimmt schwieriger sein könnte. Wollten das im nächsten Gespräch mit unserem Sachbearbeiter thematisieren.
Zitat von WallaceWir zögern noch, da wir eigentlich eine offene Adoption (wenn es irgendwie geht) anstreben und das aufrecht zu halten, je nach Entfernung, bestimmt schwieriger sein könnte. Wollten das im nächsten Gespräch mit unserem Sachbearbeiter thematisieren.
Ich denke, dass die Entfernung dabei nur eine untergeordnete Rolle spielen sollte, denn es kommt ja primär auf die beiderseitige Bereitwilligkeit zu einem Kontakt an. Ist diese grundsätzlich vorhanden, spielen Entfernungen keine Rolle.
Was noch vergessen habe: selbst wenn die Adoptiveltern "verlässlich" sesshaft sind, kann es ja sein, dass die Herkunftsseite bald wegzieht und dann ist die Nähe auch flöten ...
Also nicht auf Kilometer achten, sondern auf Sympathie
Zitat von LalenaIch würde eine Adoptionsentscheidung ehrlich gesagt nicht davon abhängig machen, ob mir die Herkunftseltern sympatisch sind...
Das habe ich auch nicht gesagt! Es geht hier um die Entscheidung ob offen oder nicht. Das ist für beide Seiten sowieso schwierig. Wenn dann auch noch eine gewisse Antipathie mit schwingt, wie soll das dann positiv gestaltet werden, wenn die Parteien auch noch nah beieinander leben?
Zitat von mausi51Was noch vergessen habe: selbst wenn die Adoptiveltern "verlässlich" sesshaft sind, kann es ja sein, dass die Herkunftsseite bald wegzieht und dann ist die Nähe auch flöten ...
Also nicht auf Kilometer achten, sondern auf Sympathie
Cornelia
Ja Mensch da hast Du schon wieder recht, an diese Möglichkeit habe ich gar nicht gedacht. Aber ich glaube das es eher selten ist, dass man die Eltern kennenlernt oder? Also ich befürchte das bei uns so ist. Uns wurde auch von einer offenen Adoption explizit abgeraten von unserem Sachbearbeiter, haben aber trotzdem an diesem "Wunsch" festgehalten. Wenn es eben irgendwie geht...! Wenn ich es mir wirklich wünschen könnte, fände ich es gut, wenn die leiblichen Eltern UNS eben sympathisch finden würden und uns dann ganz gezielt aussuchen... aber ich denke das das ein Luftschloss ist.
Zitat von WallaceAber ich glaube das es eher selten ist, dass man die Eltern kennenlernt oder?
Da es kaum verlässliche Daten dazu gibt, habe ich auch keine Ahnung. Interessant wäre es schon darüber einmal etwas aus Fachkreisen zu erfahren.
ZitatUns wurde auch von einer offenen Adoption explizit abgeraten von unserem Sachbearbeiter, haben aber trotzdem an diesem "Wunsch" festgehalten.
Das ist sehr befremdlich, wenn ich Dich argumentieren höre. Für mich klingt da jedenfalls nicht heraus, dass ihr dafür nicht geeignet wäret Vielleicht wollen die sich so Mehrarbeit vom Hals halten, denn bei offenen Adoptionen müssen sie erheblich mehr Unterstützungsarbeit leisten.
ZitatWenn ich es mir wirklich wünschen könnte, fände ich es gut, wenn die leiblichen Eltern UNS eben sympathisch finden würden und uns dann ganz gezielt aussuchen... aber ich denke das das ein Luftschloss ist.
Das sehe ich grundsätzlich auch so, denn die Bereitschaft, nach der Weggabe immer wieder an diese und sein Kind erinnert zu werden, ist nicht wirklich toll. Regula Giuliani schreibt in ihrem Aufsatz "Mutter ohne Kind" (2000) zur Freiwilligkeit der Adoptionseinwilligung: "Die Einwilligungserklärung ist ein Ausweg aus einer Notlage, und deshalb ist sie nicht als freiwillige Handlung zu bezeichnen. Eine Freiwilligkeit liegt erst vor, wo eine Wahl zwischen echten Alternativen möglich ist. Freiwillig ist nur das Unterschreiben der Einwilligungserklärung, die vor einem Notar erfolgt, nicht aber die Lebenssituation, d.h. die Notlage, die zu dieser Unterschrift führt." Wenn man das in Betracht zieht, wird automatisch klar, dass die Bereitschaft zu offen, damit meine ich aber wirklich offen, also nicht nur einen anonymen Infoaustausch, nicht nur eine organisatorische Angelegenheit ist. Ich habe es schon oft gesagt - ich hätte mich darauf garantiert nicht eingelassen, weil es mich umgebracht hätte.
Zitat von mausi51Regula Giuliani schreibt in ihrem Aufsatz "Mutter ohne Kind" (2000) zur Freiwilligkeit der Adoptionseinwilligung: "Die Einwilligungserklärung ist ein Ausweg aus einer Notlage, und deshalb ist sie nicht als freiwillige Handlung zu bezeichnen. Eine Freiwilligkeit liegt erst vor, wo eine Wahl zwischen echten Alternativen möglich ist. Freiwillig ist nur das Unterschreiben der Einwilligungserklärung, die vor einem Notar erfolgt, nicht aber die Lebenssituation, d.h. die Notlage, die zu dieser Unterschrift führt."
Wenn man diese Definition zugrundelegt, gibt es Freiwilligkeit faktisch überhaupt nicht. Na gut, vielleicht bei der Wahl zwischen Schoko- und Vanilleeis zum Dessert.
Regula Giuliani schreibt in ihrem Aufsatz "Mutter ohne Kind" (2000) zur Freiwilligkeit der Adoptionseinwilligung: "Eine Freiwilligkeit liegt erst vor, wo eine Wahl zwischen echten Alternativen möglich ist."
Zitat von LalenaWenn man diese Definition zugrundelegt, gibt es Freiwilligkeit faktisch überhaupt nicht. Na gut, vielleicht bei der Wahl zwischen Schoko- und Vanilleeis zum Dessert.
Deiner Einschätzung kann ich nicht folgen. Eine bewußt getroffene Entscheidung zwischen Karriere und Kind ist z. B. sehr wohl eine freiwillige Freigabeentscheidung.
Zitat von mausi51Regula Giuliani schreibt in ihrem Aufsatz "Mutter ohne Kind" (2000) zur Freiwilligkeit der Adoptionseinwilligung: "Eine Freiwilligkeit liegt erst vor, wo eine Wahl zwischen echten Alternativen möglich ist."
Zitat von LalenaWenn man diese Definition zugrundelegt, gibt es Freiwilligkeit faktisch überhaupt nicht. Na gut, vielleicht bei der Wahl zwischen Schoko- und Vanilleeis zum Dessert.
Deiner Einschätzung kann ich nicht folgen. Eine bewußt getroffene Entscheidung zwischen Karriere und Kind ist z. B. sehr wohl eine freiwillige Freigabeentscheidung.
Cornelia
Selbst diese Entscheidung gründet auf der Annahme, beides nicht miteinander vereinbaren zu können, sich für eines entscheiden zu MÜSSEN und somit auf einer "inneren Zwangslage".
Zitat von mausi51Deiner Einschätzung kann ich nicht folgen. Eine bewußt getroffene Entscheidung zwischen Karriere und Kind ist z. B. sehr wohl eine freiwillige Freigabeentscheidung.
Zitat von LalenaSelbst diese Entscheidung gründet auf der Annahme, beides nicht miteinander vereinbaren zu können, sich für eines entscheiden zu MÜSSEN und somit auf einer "inneren Zwangslage".
Wenn Du "nicht KÖNNEN selbstverständlich mit "nicht WOLLEN" gleichsetzt, hast Du recht.
Genau wie jeder "nicht können" und "nicht wollen" für sich anders definiert und ganz klar eigene Grenzen hat, so ist auch das Wort "Notlage" sehr unterschiedlich und beschreibt auch hier persönliche Grenzwerte, die sehr unterschiedlich sein können und auch sind.
Für mich sind einige Notlagen, die ich von abgebenen Müttern gelesen habe, auch schwierige Lebenssituationen, keine Frage.
Für mich gäbe es nur 3 Notlagen:
- mein Leben ist in Gefahr
- das meines Kindes oder beide sind in Gefahr, wenn wir zusammen bleiben
- ich bin totkrank und habe keine Verwandten
In diesen Fällen müßte ich über eine Weggabe nachdenken.
Hm, Notlagen können nur beurteilt werden von jemanden, der sich gerade in einer befindet. Ich finde es zu einfach gesagt, dass eine Notlage nur dann besteht, wenn Leben in Gefahr ist, denn keine Mutter macht es sich leicht ein Kind abzugeben, aber es kann auch eine ganz verantwortungsbewußte Entscheidung sein ein Kind abzugeben, obwohl keiner sterben müßte, wenn es bei der Mutter bliebe. Wenn zum Beispiel schon Kinder vorhanden sind und plötzlich ein Elternteil verunglückt und ein Pflegefall wird, so das der verbliebene Partner sich um die Kinder und den pflegedürftigen Partner kümmern muß und finanziell das Ganze nicht mehr zu stemmen ist. Dann kann es sehr überlegt sein zu sagen, ich kümmere mich lieber bestmöglich um meine schon vorhandenen Kinder und den kranken Partner, was ohne Hilfe eh schon nicht mehr möglich ist und gebe das noch Ungeborene schweren Herzens in eine Familie, die gerade weniger belastet ist und ihm mehr Aufmerksamkeit und Möglichkeiten zur freien Entwicklung bieten kann. Den die staatlichen Hilfen sind in Deutschland zwar tausend mal besser als in den meisten Ländern, wo es keine Sozialhilfe gibt, aber meist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. In Griechenland geben gerade massenhaft Menschen ihre Kinder in Kinderheime, weil sie sie nicht mehr ernähren können und Griechenland ist um die Ecke und nicht in der afrikanischen Wüste. Man sollte vorsichtig urteilen. Auch eine junge Frau, die einfach sagt, ich sehe mich der Verantwortung als Mutter im Moment nicht gewachsen und die Hilfestellungen reichen mir nicht, entscheidet unter Umständen genaues gewissenhaft wie eine todkranke Mutter, wenn sie ihr Kind abgibt. Es kommt darauf an wie gut solche weitreichenden Entscheidungen abgewogen wurden, aber es ist kein Verbrechen zu sagen, ich möchte mein Kind zur Adoption freigeben. Es ist nur sehr zu wünschen, das abgebende Eltern über alle Hilfestellung gut beraten wurden und gut vorbereitet wurden bevor sie eine solche Entscheidung treffen. Es kann sogar eine große Leistung sein, wenn eine Frau, die einfach gar keine Kinder haben möchte, das Kind nicht im Mutterleib tötet, weil sie ungeplant schwanger wurde, sondern dazu steht und sagt, das Kind kann nichts dafür das meine Verhütung nicht gut genug war, es soll leben, aber nicht bei mir. Denn abgetrieben werden so viele Kinder und das oftmals nur zur reinen Familienplanung, was ich weniger verantwortlich finde. Man sollte nachsichtig sein mit Menschen, die zu ihren Schwächen stehen oder wenig beliebte Entscheidungen treffen, meist treffen müssen aus ihrer Sicht, und wir können alle nur aus unserer Sicht urteilen. Wir sind nicht automatisch bessere Menschen nur weil wir keine beschissenen Entscheidungen treffen mußten, meistens war es purer Zufall, manche nennen es Glück, wenn wir nie in solche Zwickmühlen gekommen sind. Und Adoptiveltern tun auch nicht automatisch etwas Gutes, nur dann wenn sie genauso überlegt und verantwortungsbewusst entscheiden eine Adoption anzustreben.
Das Leben ist so viel komplizierter und vielschichtiger als das wir wirklich über andere urteilen dürften.