Zitat von mausi51 ....Das ist auch ein Knackpunkt und der liegt offenbar auschließlich im Ermessen des jeweiligen Amtes bzw. sogar nur des Mitarbeiters. Weiter muss man bedenken, dass eine entsprechende Aufklärung der abgebenden Eltern/Mütter dann auch zur Folge haben kann, dass diese einen Rückzieher machen/macht. Da Sachbearbeiter beides zugleich in Personalunion sind, nämlich Vermittler für die annehmende und Berater der abgebenden Seite, befinden sie sich ständig in einem Interessenskonflikt: auf der einen Seite warten die perfekten und geprüften Kinderempfänger, auf der anderen stehen die vielleicht noch strauchelnden und oft unfähigen Abgebenden. Wer denkt da beim Kindswohl an eine spätere Kontaktaufnahme? Da geht der Blick doch eher auf die Zeit davor bzw. Aufzucht und Erziehung etc. Das ist die Sicht der Vermittler. Cornelia
Man muss aber ehrlicherweise sagen, dass heute (im Gegensatz zu vor wenigen Jahrzehnten noch) auch jede Menge unabhängiger Beratungsstellen für junge Mütter vorhanden sind. Diese haben keinerlei Interessenkonflikt und beraten umfassend über Möglichkeiten mit einem Kind finanziell klarzukommen und familienbegleitende Hilfen zu erhalten. Es ist ja nicht mehr so, dass junge Frauen auf die Beratung der JA angewiesen sind. Und im Gegensatz zu der zeit als du dringend Beratung gebraucht hättest und nicht bekamst, glaube ich auch, dass die jungen Mädchen heute erstens mehr Möglichkeiten und zweitens weniger Scheu davor haben und der Druck durch Eltern (faktisch, nicht emotional) geringer geworden ist.
Aber ist es nicht so: Wenn man nicht gerade in diesem Forum mitschreibt/liest, sind die Vorstellungen der Beteiligten am Adoptionsdreieck doch eher diffus. Der Adoptierte weiß vor dem Kennenlernen seiner Herkunft nichts von den Abgabegründen und reimt sich oftmals etwas zusammen, was evtl. gar nicht so stimmt. Die jeweilige Herkunftsmutter meint vielleicht, die Adoptiveltern wollen mit ihr der Abgabe wegen keinen Kontakt aufnehmen, die Adoptiveltern gehen oft davon aus, die Abgabe durch die Herkunftsmutter sei der Schlusspunkt des Interesses an dem Kind und wissen aus Unkenntnis der Sachlage oft nicht um den Schmerz, den sie jahre- oder lebenslang mit sich herumträgt. Schuld ist die mangelnde Aufklärung durch das Jugendamt, was mich auch heute noch sehr wundert, denn auch damals (vor über 30 Jahren) lag ja schon eine jahrzehntelange Vermittlungserfahrung zugrunde, die sich aber nicht in Form von fachmännischen Beratungen niederschlug.
Zu meiner Zeit wurden zwar Seminare für die Adoptionsbewerber abgehalten, aber dabei ging es hauptsächlich um die Herkunft der Kinder, die ja überwiegend nicht aus "adäquaten Familien" stammen und eben angenommen werden sollen. Kein Wort zu den Herkunftsmüttern/-Eltern, kein Wort zur Aufklärung der Kinder (damals jedenfalls bei uns nicht). Wir besuchten auch ein Kinderheim mit Kleinkindern, die von ihren Müttern nicht zur Adoption freigegeben wurden, die sich aber auch nicht persönlich um die Kinder kümmerten, bis auf 1 Herkunftsvater. Die Ausrede der Mütter war immer, sie wollten sich die Kinder später als Hilfestellung für ihr eigenes Leben erhalten. Damals war es so, dass 1 Postkarte der Mutter an das Kind in 3 Jahren die amtliche Freigabe aufhob.
Wie heute die Gegebenheiten der Vermittlungsstellen des Jugendamtes sind, weiß ich nicht, ob sich zugunsten der Adoptierten und der Herkunftsmütter/-Eltern etwas geändert hat, ist mir nicht bekannt. Aber ich hoffe es sehr.
Ich glaube, für mich wäre eine halb offene bis offene Adoption gut gewesen, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß meine Mutter (also A-Mutter) das hätte zulassen können. Mein A-Vater schon eher.
Zitat von VanteraMan muss aber ehrlicherweise sagen, dass heute (im Gegensatz zu vor wenigen Jahrzehnten noch) auch jede Menge unabhängiger Beratungsstellen für junge Mütter vorhanden sind. Diese haben keinerlei Interessenkonflikt und beraten umfassend über Möglichkeiten mit einem Kind finanziell klarzukommen und familienbegleitende Hilfen zu erhalten. Es ist ja nicht mehr so, dass junge Frauen auf die Beratung der JA angewiesen sind.
Das ist zweifellos richtig, aber es ist nicht bekannt welcher Weg junge Mädchen/Frauen zum Jugendamt führt. Beim Schwangerschaftsabruch ist es vorgeschrieben, dass man sich vorher beraten lassen muss; vielleicht wäre das bei Adoption auch eine vernünftige Vorgehensweise.
ZitatUnd im Gegensatz zu der zeit als du dringend Beratung gebraucht hättest und nicht bekamst, glaube ich auch, dass die jungen Mädchen heute erstens mehr Möglichkeiten und zweitens weniger Scheu davor haben und der Druck durch Eltern (faktisch, nicht emotional) geringer geworden ist.
Auch das ist grundsätzlich richtig, aber ich fürchte, dass es selbst unter diesen deutlich verbesserten Verhältnissen auch heute noch Eltern gibt, die ihre Töchter zu einer Adoption überreden, weil sie die Folgen einfach unterschätzen, die das wahrscheinlich lebenslang für ihre Tochter haben wird.
Nebenbei angemerkt, es gab hier vor Monaten einmal eine Schülerin, die vergewaltigt wurde und die ihre Eltern zur heimlichen Schwangerschaft und Geburt extra ins benachbarte Ausland geschickt hatten. Ihre Eltern rieten ihr auch die Kinder zur Adoption freizugeben, überließen ihr aber die Entscheidung. Sie hat sich nie mehr gemeldet und ich vermute, dass diese Kinder nun bei anderen Eltern aufwachsen - schlimmstenfalls bei drei verschiedenen.
ZitatMich würde interessieren, welche Adoptionsform für Euch persönlich die "richtige" war/ ist / gewesen wäre. Die inkognito-adoption ist natürlich derzeit die einzig gesetzlich verankerte, aber darum geht es mir überhaupt gar nicht.
Es geht mir darum zu erfahren, mit welcher Form adoptierte, Herkunftseltern oder Adoptiveltern am "glücklichsten" sind oder Glauben, gewesen zu wären.
Offene Adoption.
Wir fanden, die Herkunftseltern sollten die Möglichkeit haben zu sehen, wem sie ihr Kind anvertrauen.
Auch wir wollten gerne die Menschen, die uns ihr Kind anvertrauen, von Angesicht zu Angesicht kennenlernen.
Unsere Tochter soll wissen, woher sie kommt und mit wem sie genetisch verwandt ist.
Die Herkunftsmutter unserer Tochter hatte von Anfang an den Wunsch geäußert, einmal im Jahr ein Foto ihrer Tochter zu bekommen und freute sich über die Möglichkeit, in Kontakt mit uns zu bleiben, einschließlich persönlicher Treffen.
Für den Anfang würde ich die halboffene Form empfehlen (Kontakt über die Adoptionsvermittlungsstelle, Begleitung durch Fachkraft, kein Austausch der vollen Namen, Adressen, Wohnorte). Über weitere Öffnung kann man dann, wenn der Kontakt gut läuft, immer noch entscheiden. War bei uns auch so und wir haben gute Erfahrungen damit gemacht.