So. Um mal wieder etwas inhaltvolles ins Forum zur Diskussion zu stellen:
Mich würde interessieren, welche Adoptionsform für Euch persönlich die "richtige" war/ ist / gewesen wäre. Die inkognito-adoption ist natürlich derzeit die einzig gesetzlich verankerte, aber darum geht es mir überhaupt gar nicht.
Es geht mir darum zu erfahren, mit welcher Form adoptierte, Herkunftseltern oder Adoptiveltern am "glücklichsten" sind oder Glauben, gewesen zu wären. Das ist natürlich zum Teil eine hypothetische frage, aber auch die darf man sich ja mal stellen :-)
Für mich persönlich wäre eine halboffene Form zunächst gut gewesen, damit ich später im Erwachsenenalter eine weitere Öffnung selbst hätte entscheiden können. So wäre mir aber m. M. Nach ein totaler Bruch zur Herkunftsfamilie nicht entstanden und ich hätte (z. B. In Form von Briefen) auch viele fragen stellen können, die unbeantwortet blieben und mehr von ihrem leben mitbekommen, und sie von meinem. Und die Hürde bei inkognito-Adoptionen ist hoch - für manche unüberwindbar. Sei es emotional oder weil man nicht mal die Adresse herausbekommen kann.
Noch eine bitte zum Schluß: ich freue mich auf gute Diskussionen - auch auf gegensätzliche Meinungen nur bitte ich darum, diesen Faden mit persönlichen Auseinandersetzungen zu verschonen und nicht für persönliche beleidigungen zu nutzen. Und wer keine Lust auf dieses Thema hat möge es bitte überlesen.
Keine der leiblichen Mütter meiner Kinder hat ihnen übles getan. Sie wollten sie nur nicht bei sich aufwachsen lassen und ihre Begründungen waren schlüssig. Warum sollte ich sie dann von ihnen fern halten wollen? Ich hab mich nie fragen müssen ob die fremde Frau an der Tür vieleicht die leibliche Mutter eines meiner Kinder ist. Zimlich sicher hatte ich viel weniger schlaflose Nächte der leiblichen Familien wegen als Eltern in Inkognitoados.
Hier gab es nie die frage, wie die wohl sind?
Ich weiss wen meine Kinder besuchen gehen. Ist doch prima!
Wenn die leiblichen Mütter hätten erziehen wollen hätten sie ihre Kinder behalten oder ich hätte ihnen gesagt das sie sie dann hätten behalten müssen. Sie haben mir nie reingeredet ,ich hätte sie aber auch nicht rein reden lassen. Aber Tipps hab ich mir bei ihnen schon geholt, sie hatten das Zahnen ja schon ein paar mal als Mutter erlebt ;-) Also immer schön locker bleiben , dann klapts auch mit den leiblichen Familien. Für uns alle hatte es nur Vorteile!
Hallo Vantera, anfangs war ich für die Ikognitoadoption(während der Bewerberzeit)bin jetzt aber froh, dass ich einen Teil der Familie kennenlernen konnte.
Trotzdem finde ich die Frage schwierig, einerseits wollen wahrscheinlich alle Kinder ihre Ursprünge kennenlernen, andererseits merke ich, wie schwer es ist, meiner Tochter zu erzählen, dass sie ihre Geschwister, die sie auf einem Foto sieht, wahrscheinlich nicht sehen wird können, auch wenn ich ihr heute sage, dass sie sie besuchen kann, wenn sie groß ist.
Die Alternative wäre, dass ich ihr keine Bilder von ihrer Familie zeige oder die Frage nach Geschwistern nicht beantworten würde. Totschweigen habe ich aber in meiner Familie erlebt, die "Familienleichen" haben mir dann irgendwelche Nachbarn, Verwandten etc. erzählt.
Ich glaube, dass es für mich als Adomutter einfacher wäre, wenn keine Entwicklungsbericht u.s.w. versandt werden müssten und wir nicht vor der Frage stünden, wie machen wir später ein Treffen möglich, andererseits hat unsere Tochter zu klare Erinnerungen, so dass z.T. auch einfach Vernunft in die Beantwortung der Frage hineinspielt.
Ich hoffe, dass ich mich irgendwie verständlich machen konnte.
ich - bzw. wir hätten eine halboffene bis offene Adoption bevorzugt. Weil wir es für richtig und wichtig halten, dass die Kinder wissen, woher sie kommen, dass sie, wenn sie es wollen, Kontakt zu ihren leiblichen Müttern haben können. Leider wollten die Mütter unserer Kinder keinen Kontakt. Ich habe es immer wieder mal probiert, zunächst mal Kontakt zwischen uns Eltern aufzubauen. Das wurde ignoriert bzw. vehement abgelehnt. Wir konnten jedoch zu jeweiligen Geschwisterkindern, die auch bei Adoptiv-, bzw. Pflegeeltern leben, Kontakt aufbauen und so ist ein Stück Herkunft mit in unserem Leben präsent.
Das ist eine sehr schwere Frage. Für mich wäre als Kind/Jugendliche die halboffene Form schön gewesen, man hatte ja so viele Fragen. Jetzt, im Nachhinein sage ich, die Inkognito-Variante war die bessere. Ich bin sehr beschützt worden.
Ich habe meine Familie mutterseits kennengelernt über das JA, sehr behutsam und mit bedacht. Wie hätte sie mir früher erklären können, woher ich komme? Und ich hätte mich sicher auf die Suche nach meinem Erzeuger gemacht und ihn zur Rede gestellt. War so nicht mehr möglich, da er schon verstorben war. Gut für ihn, weil ich hätte nicht schweigen können, wie meine Mutter es auferlegt bekommen hatte.
Man sollte es vielleicht wirklich zur Pflicht machen, im JA bei der Freigabe Daten und einen Brief zu hinterlegen. Auch wenn Kontakt nicht erwünscht ist, wären manche bohrende Fragen doch beantwortet.
Zitat von minniemaus... Man sollte es vielleicht wirklich zur Pflicht machen, im JA bei der Freigabe Daten und einen Brief zu hinterlegen. Auch wenn Kontakt nicht erwünscht ist, wären manche bohrende Fragen doch beantwortet....
Ja das fände ich auch gut aus meiner Sicht als Adoptierte, aber wahrscheinlich wird es nie so kommen um die Hürde für abgebende Eltern zur freigabe nicht zu erhöhen. Und andererseits zählen Belange der Erwachsenen adoptierten hier vielleicht auch nicht genug, um dies zur Pflicht zu machen. Aber als zuständiger Sachbearbeiter die bitte an die abgebenden Eltern zu äußern, das wäre ein Anfang.
Das finde ich auch, Vantera. Klar, die Hürde für abgebende Eltern ist groß, aber inzwischen sollte doch wohl selbst dem verstaubtesten Amt klar sein, dass Adoptivkinder erwachsen werden und nach ihren Wurzeln suchen. Und ich würde erwarten, dass ein Jugendamt bei der Vermittlung sowohl sie abgebenden- als auch die annehmenden Eltern mit dieser Tatsache konfrontiert.
Für mich ist das wieder ein Beispiel dafür, dass bei einer Adoption nicht immer das Kindeswohl im Vordergrund steht.
Zu der Eingangsfrage: wir bevorzugen die offene Adoption, weil sie dem Kind alle Möglichkeiten bietet. Allerdings scheinen in unserem Fall wir die einzigen des Adoptionsdreiecks zu sein, die daran Interesse haben.
@chakimaus; ich glaube, dass sehr sehr viele Menschen nicht in der Lage sind, sich ins Innenleben adoptierter einzudenken / einzufühlen. Das die eigene Herkunft unbekannt aber wichtig ist und es immer zwei Familien um das Kind herum gibt scheint in der Theorie durchaus klar zu sein, aber wirklich nachvollziehen können es die meisten leider gar nicht. Das ist mir schon öfter mal im bekannten- und Freundeskreis aufgefallen anhand verschiedener aussagen.
Zitat von minniemausMan sollte es vielleicht wirklich zur Pflicht machen, im JA bei der Freigabe Daten und einen Brief zu hinterlegen. Auch wenn Kontakt nicht erwünscht ist, wären manche bohrende Fragen doch beantwortet....
Eine Pflicht zum Hinterlegen von Daten ist eigentlich obsolet, denn wenn eine Adoption über den offiziellen Weg läuft, sind die Daten ja vorhanden. Wie willst Du spätere Wohnort-oder Namenswechsel "erzwingen", wenn Manche das noch nicht einmal ohne Adoption schaffen. Es gibt jede Menge Menschen, die meldebehördenmäßig nicht fassbar sind. Bei den anderen Adoptionen erübrigt sich eine solche (gesetzliche) Vorgabe sowieso.
Zitat von Vantera... aber wahrscheinlich wird es nie so kommen um die Hürde für abgebende Eltern zur freigabe nicht zu erhöhen. ...
Das mit der Hürde ist ein sehr guter Punkt! Solange die Weggabe des eigenen Kindes in der Gesellschaft als verwerflich gilt, egal aus welchem Grund sie erfolgt, so lange wird nicht Jeder den Mut dazu aufbringen aus dem Dunkel hervorzukommen. Außerdem gibt es ja auch noch die Herkunftseltern/-mütter, die die Adoption nicht wollten und dazu genötigt wurden. Für die ist es u.U. zumindest anfangs quälend, ständig an diesen Umstand erinnert zu werden. Manche Mutter kann vielleicht nicht ertragen hübsche Bilder von weggenommenen Kind bei den "besseren" Eltern zu sehen. Dann ist es vielleicht tatsächlich besser man erfährt erst einmal gar nichts. Bei mir wäre das so gewesen, aber ich hätte das sehr gerne selbst entschieden, anstatt mir einen solchen Kontakt von vorne herein strikt verbieten zu lassen. Das wäre die Sicht der Herkunftsseite.
Zitat von VanteraAber als zuständiger Sachbearbeiter die bitte an die abgebenden Eltern zu äußern, das wäre ein Anfang.
Das ist auch ein Knackpunkt und der liegt offenbar auschließlich im Ermessen des jeweiligen Amtes bzw. sogar nur des Mitarbeiters. Weiter muss man bedenken, dass eine entsprechende Aufklärung der abgebenden Eltern/Mütter dann auch zur Folge haben kann, dass diese einen Rückzieher machen/macht. Da Sachbearbeiter beides zugleich in Personalunion sind, nämlich Vermittler für die annehmende und Berater der abgebenden Seite, befinden sie sich ständig in einem Interessenskonflikt: auf der einen Seite warten die perfekten und geprüften Kinderempfänger, auf der anderen stehen die vielleicht noch strauchelnden und oft unfähigen Abgebenden. Wer denkt da beim Kindswohl an eine spätere Kontaktaufnahme? Da geht der Blick doch eher auf die Zeit davor bzw. Aufzucht und Erziehung etc. Das ist die Sicht der Vermittler.
Zitat von Vantera@chakimaus; ich glaube, dass sehr sehr viele Menschen nicht in der Lage sind, sich ins Innenleben adoptierter einzudenken / einzufühlen. Das die eigene Herkunft unbekannt aber wichtig ist und es immer zwei Familien um das Kind herum gibt scheint in der Theorie durchaus klar zu sein, aber wirklich nachvollziehen können es die meisten leider gar nicht. Das ist mir schon öfter mal im bekannten- und Freundeskreis aufgefallen anhand verschiedener aussagen.
Da hast du Recht, aber selbst wenn man sich nicht in andere hineinversetzen kann, kann man ihnen doch glauben, wenn sie ihre Gefühle beschreiben. Wenn man nur mal 1 h in diesem Forum liest, auch als völlig Ahnungsloser, wird einem doch hinterher klar sein, wie wichtig das Wissen um die Herkunft für die Adoptierten ist. Mir scheint es eher die Ignoranz der Leute, die die Gefühle der Adoptierten nicht wahrnehmen wollen.
Zitat von Vantera@chakimaus; ich glaube, dass sehr sehr viele Menschen nicht in der Lage sind, sich ins Innenleben adoptierter einzudenken / einzufühlen. Das die eigene Herkunft unbekannt aber wichtig ist und es immer zwei Familien um das Kind herum gibt scheint in der Theorie durchaus klar zu sein, aber wirklich nachvollziehen können es die meisten leider gar nicht. Das ist mir schon öfter mal im bekannten- und Freundeskreis aufgefallen anhand verschiedener aussagen.
Da hast du Recht, aber selbst wenn man sich nicht in andere hineinversetzen kann, kann man ihnen doch glauben, wenn sie ihre Gefühle beschreiben. Wenn man nur mal 1 h in diesem Forum liest, auch als völlig Ahnungsloser, wird einem doch hinterher klar sein, wie wichtig das Wissen um die Herkunft für die Adoptierten ist. Mir scheint es eher die Ignoranz der Leute, die die Gefühle der Adoptierten nicht wahrnehmen wollen.
Ich persönlich glaube nicht, dass es Ignoranz ist. Es ist eine Unfähigkeit, sich vorzustellen, dass da noch unbekannte Eltern, evtl Geschwister und letztlich auch eine (deren) Familiengeschichte hintendranhängt. Und dass dieses große unbekannte wichtig ist, um die eigene Persönlichkeit verstehen zu können. Mir kommt es oft so vor, als ist diese Situation für viele ganz einfach nicht greifbar, nicht vorzustellen. Ich kann es nicht besser beschreiben.
Marleen schrieb es vor kurzer zeit schön. Sie wüsste (nach kennenlernen der herkunfsseite) warum sie ist wie sie ist, aber sie wüßte nicht wer sie ist. Man kann es kaum treffender ausdrücken. Das scheint aber bei vielen das Einfühlungsvermögen einfach zu übersteigen.
Und sind wir mal ehrlich, außer den adoptierten selbst, Herkunftseltern und Adoptiveltern beschäftigt sich kein einziger soo intensiv mit dem Innenleben der beteiligten.