"Family for you" gaukle adoptionswilligen Menschen "ein moralisch sauberes Geschäft vor", wirft Dr. Eric Agstner, der Rechtsvertreter der äthiopischen Botschaft in Wien, dem Verein vor. Der gemeinnützige Verein verlangt für eine Adoption aus Äthiopien rund 10.000 Euro pro Kind.
Der zweite österreichische Verein, der Adoptionen aus Äthiopien unterstützt, "Brücke nach Äthiopien", verrechnet rund 600 Euro. Die Mehrkosten rechtfertigt Petra Fembek, die Leiterin von "family for you", mit Kosten für Sozialarbeiter, Psychologen und den erforderlichen Familienberichten, die der Verein als freier Jugendwohlfahrtsträger zu erbringen habe. Amerikanische Adoptionsvermittler verrechnen sogar doppelt so hohe Gebühren.
Ein weiterer Vorwurf Agstners: Die äthiopische Lizenz von "family for you" ist im Oktober 2006 abgelaufen und wurde wegen des Falls Bauer nicht verlängert. Dennoch nahm der Verein laut Agstner weiterhin Geld für Adoptionsverträge an – Klagen mit Rückerstattungsforderungen sind derzeit gerichtsanhängig.
Agstner zieht im Namen der betroffenen Eltern nun gegen den Verein vor Gericht. Die Vorwürfe: Illegale Adoptionsvermittlung und Betrug.
"family for you" weist die Vorwürfe heftig zurück. Der Verein hat insgesamt rund 70 Adoptionen aus Äthiopien unterstützt – bis zum Fall Bauer ohne Probleme. "Wir haben uns auf unseren Vertreter Nesibu verlassen", sagt Fembek. Immerhin habe ihn die äthiopische Botschaft selbst empfohlen.
Der Verein hat seit Jahresbeginn keine neuen Bewerber aufgenommen. Fembek setzt sich jetzt für ein Gesetz ein, das einheitliche Kriterien für Auslandsadoptionen enthalten soll.