Geraerin will dunkles DDR-Kapitel erhellen Von Angelika Munteanu Gera. Lange hat Katrin Behr das dunkle Thema Zwangsadoption und geraubte Kinder in der DDR selbst vor sich hergeschoben. Als Betroffene bricht sie jetzt das Tabu, will das Thema öffentlich machen und einen Verein gründen.
"Mein Ziel ist es, dass die Zwangsadoption rückgängig gemacht wird", so die Geraerin mit dem Geburtsjahrgang 1967. "Geraubte Kinder" seien - so ihre Recherchen - in der DDR keine Einmaligkeit gewesen. 1972, als Katrin Behr noch keine fünf Jahre alt war, sei ihre Mutter wegen asozialen Verhaltens verhaftet und verurteilt worden. So jedenfalls stehe es in Akten des Jugendamtes, die sie in mühsamer Kleinarbeit durchforstet hat. Die beiden Kinder mussten damals ins Heim. Glücklicherweise seien die Dokumente nicht vernichtet worden, obwohl sie bereits dafür vorgesehen waren. Aus Sicht der heute 40-Jährigen ist die Geschichte aber sehr dubios gewesen. Ein erstes Urteil habe sie und ihren älteren Bruder der Mutter zugesprochen, wenn sie Besserung an den Tag legen würde. Ein zweites Urteil gab die Kinder dann zur Adoption frei. Aus der Familienchronik mit in den Westen ausgewanderten Angehörigen schließt Katrin Behr, dass das Urteil gegen ihre Mutter und die Kinder vor allem politisch motiviert gewesen sei. Wohin ihr Bruder damals gegeben wurde, weiß sie nicht. Sie selbst sei von einem staatstreuen DDR-Ehepaar aufgezogen worden.
Nein, abrechnen mit den Adoptiveltern wolle sie keinesfalls, sagt Katrin Behr. Auch nicht mit den Richtern von damals. "Wenn diese nicht an der entscheidenden Stelle gesessen hätten, dann wären es andere gewesen", verweist sie auf die Funktionsweise des sozialistischen Systems. Sie will aber wissen: "Wer bin ich eigentlich?" Und sie möchte die Adoption rückgängig machen, will selbst darüber entscheiden können, wohin sie gehört. "Damit stehe ich nicht allein da", hat sie im Internet recherchiert. Die Schwierigkeit: Zwangsadoptionen sind nicht rückgängig zu machen. Das sieht die deutsche Gesetzgebung nicht mehr vor. Nach der Wende, bis zum Jahr 1993 bestand dazu die Möglichkeit.
Aber an vielen Betroffenen - auch ihr - sei sie vorbeigegangen. Und in jungen Jahren frage man sich auch noch nicht, welcher Mutter - der leiblichen oder der Adoptivmutter - man im Alter vor allem beistehen möchte bzw. per Gesetz sogar beistehen muss.
Nach langem Suchen hat Katrin Behr ihre leibliche Mutter wiedergefunden. Ein wesentlicher Grund mehr, sich die Frage nach den eigenen Wurzeln zu stellen und die erzwungenen Familienverhältnisse wieder rückgängig zu machen. Ende vorigen Jahres hatte sie sich wie andere schon vor ihr mit ihrem Anliegen an den Bundestagspräsidenten Dr. Norbert Lammert (CDU) gewandt. Mit der ausführlichen Erläuterung des aktuellen Rechts sieht sich das einst zwangsadoptierte Kind nicht rehabilitiert. Sie will deshalb gemeinsam mit anderen Betroffenen für eine Änderung des Gesetzeslage kämpfen. Das wird dauern, Kraft, Zeit und auch Geld kosten. Dessen ist sich Katrin Behr bewusst. Der zu gründende Verein soll dabei helfen. http://www.zwangsadoptierte-kinder.de
ich wüsste nicht, wie man meine h-mutter wirklich für das ihr angetane unrecht entschädigen könnte. man kann 24 jahre nicht mit geld ersetzen. man kann augenblicke, gemeinsame erlebnisse oder zusammengehörigkeitsgefühl nicht wieder herstellen, in dem man zugibt, dass da mal was ganz schief gelaufen ist. deswegen finde ich eine diskussion um rehabilisierung nicht unnötig, aber auf eine gewisse art sinnlos. liebe und gefühl kann man nicht rehabilitieren.
Du hast so Recht Alayana aber es gibt ein wort dafür
...GERECHTIGKEIT .......
Und das fodert man ein mit den entschädigungszahlungen.Selbstverständlich kann man die Zeit nicht zurückdrehn und alles "gut""anders" machen aber das der Staat Unrecht getan hat und dafür zur Rechenschaft gezogen werden MUSS muss selbst dir als zwangsadoptionsopfer klar sein .
erfahren die opfer durch geld wirklich gerechtigkeit?
vielleicht wäre ein anerkennung im sinne von : ja, das hat staatgefunden und X,Y,Z wurden ohne grund als politische feinde angeklagt, eingesperrt und der kinderfürsorge entzogen sinnvoll. vielleicht hilft dies den müttern, die sich dann nicht mehr rechtfertigen müssen, weil ihnen vielleicht nicht geglaubt wurde. aber fühlen sich die mütter wirklich besser, wenn sie geld als entschädigung bekommen? es sträubt sich in mir, wenn von geld als entschädigung für zwangsadoptionen gesprochen wird, weil ich mir nicht vorstellen kann, das geld irgendetwas wieder gut machen kann. und entschädigungen sollen doch etwas wieder gut machen - oder zumindest lindern, oder ?!?
Und ums Geld gehts doch gar nicht in Wirklichkeit.;) Mit widergutmachung meinen die das sie ihr eigenes Kind widerbekommen alayana. DAS ist widergutmachung und ums geld gehts doch gar nicht in diesen Fällen.
ja das stimmt. aber würde es dir helfen, wenn morgen eine SA kommen würde und würde sagen: Frau X, sie sind damals absichtlich falsch beraten worden. tut uns leid, dass sie ihr kind nicht aufziehen konnten. hier haben sie entschädigungsgeld dafür.
hilft geld wirklich gegen den schmerz? oder ist es eher das zugeben, dass etwas nicht richtig war?
Und das fodert man ein mit den entschädigungszahlungen
du sprichst hier doch von zahlungen im sinne von gerechtigkeit ...
EDIT: deswegen meine frage: kann man zwangsados wirklich rehabilitieren? und wie? und was ist sinnvoll? ist eine rückführung zu den ursprungsfamilien wirklich sinnvoll?
Alayana du scheinst irgenwie neben der Spur zu fahren :) Hat dich wohl umgehauen das du zwangsadoptiert bist :) Aber das kann man ja verstehn.Tut bestimmt sehr weh und diese Fragen stellst du eigentlich dir selbst :)
Alles gute zu der fundierten und harmonielayana :)
gerade darum denke ich ja, dass zahlungen oder entschädigungen oder was auch immer den h-müttern nicht helfen werden, ihren schmerz und ihr leiden zu vergessen. aber ich denke eben auch, dass eine rückführung auf den ersten blick vielleicht logisch erscheint, aber dennoch stelle ich den sinn dessen in frage. ist es wirklich sinnvoll? man kann die zeit nicht zurückdrehen. aber ich denke, wenn eine rückführung stattfindet, dann ist irgendwie auch der gedanke da, dass alles nochmal von vorne beginnt. das tut es aber nicht. jeder hat bis zu dem zeitpunkt der rückführung sein eigenes leben gelebt, hat eigene vorstellungen und: kennt die des anderen nicht. wieviel zeit sollte vor einer rückführung von statten gegangen sein?