Bevor wir hier diesen Faden mißbrauchen, möchte ich einen Vorschlag machen:
Es gibt so viele Adoptionsbücher, die sicher der eine oder andere von uns gelesen hat. Da wir hier ja einen Literaturfaden dafür haben, wäre es doch toll, wenn wir den mal wieder zum Leben erwecken. Dann kann jeder neue Bücher vorstellen oder zu vorhandenen seine Meinung sagen.
Ich werde das oben erwähnte Buch gleich einmal dort vorstellen.
Ich habe mich entschlossen meinen Kommentar zu Mausis Buchbesprechung auch hier einzusetzen.
MIchele Launders hat von dem Verbrechen an ihrer Tochter nur erfahren, weil es keine Adoption gegeben hat.So wurde im Rahmen der Ermittlungen und des Prozesses ihre Identität bekannt. Nur wegen des Wunsches von Michele Launders die Schwangerschaft und Adoption absolut geheinzuhalten: "Aus mir brach es heraus: "Ich will nicht, daß es jemand weiß. Keine Menschenseele außer Ihnen und mir weiß es." (S. 58) wurden die ganzen kriminellen Umstände dieser Kindesabgabe und der angeblichen Adoption möglich. So wäre es nach dem deutschen Adoptionsrecht nicht möglich gewesen. Die Frage für mich ist jedoch; würde in Deutschland eine Mutter, ein Vater jemals davon erfahren, wenn ihr Kind in einer Adoptivfamilie einem Verbrechen zum Opfer fiele? Durch die Unterschrift unter die Adoptionseinwilligung werden alle rechtliche Beziehungen zwischen abgebenden Eltern und Kind "fallbeilartig" (Harald Paulitz) getrennt. Einen Anspruch darauf über Krankheit, Unfall oder Tod informiert zu werden haben wir nicht. So gesehen hatte Michele Launders noch Glück. Sie hat von Leiden und Tod ihrer Tochter erfahren; konnte trauern; die Tochter beerdigen und gegen die Verbrecher klagen.
Bei uns im Adoptionsbewerberseminar (allerdings bereits vor 30 Jahren) wurde gesagt, dass die Herkunfsteltern im Todesfall des Kindes darüber Nachricht erhielten. Ob sich das allein auf unser Jugendamt bezog, kann ich leider nicht sagen, da ich es nicht hinterfragt habe. Ein Informieren der H-Eltern fände ich nicht mehr als rechtens.
Aber vielleicht sollten sich Forumsteilnehmer mal unverbindlich bei der Ado-Abteilung des nächstgelegenen Jugendamtes erkundigen. Diese Frage trat hier schon öfter zutage, aber eine gesicherte Antwort wurde nie geliefert.
Dass die Herkunftseltern einen unbedingten Anspruch haben, vom Ableben ihres Kindes (auch als Erwachsener) zu erfahren. Das Standesamt sollte bei dem Vermerk "Adoption" das Jugendamt benachrichtigen, die wiederum die H-Eltern informieren müssen. Wenn diese Information auch hart ist, ist sie aber doch sehr wichtig. Ob das (teilweise) so gehandhabt wird, weiß ich nicht.
Stimmt, Martina. Viel härter als so eine Wahrheit finde ich das jahrzehntelange Nichtwissen über das Schicksal des eigenen Kindes. Es lebe die Inkognitoadoption
Ja Martina, ich hatte dich zuerst umgekehrt interpretiert, konnte es mir aber nicht so recht vorstellen, dass du es umgekehrt meinst. Ich war ja immer sicher, dass ich von Tod oder Unfall meines Kindes erfahren würde, aber hier im Forum hab ich gelesen, ich hätte kein Recht darauf.
Ich hätte auch etwas über die Entwicklung meiner Tochter erfahren wollen. Im Nachhinein, nach all den Infos, die ich von ihr selber bekommen habe, hätte ich bei manchen Dingen den Adoptiveltern etwas aus der Familie erzählen können, was klärend gewesen wäre.
Das ganze Adoptionswesen stinkt im Grunde total zum Himmel, nicht deswegen, weil Adoptiveltern oder Herkunftseltern oder JÄs bewusst etwas falsch machen, sondern weil sich die Meisten nicht klar machen, was ein Kind "ist", was seine Seele ist.
Kinder werden im Agoptionsgeschehen behandelt wie kleine unwissende Hunde oder so. Nicht aus Bosheit, sondern aus jahrhundertelanger Prägung. Ein Kind ist klein, noch ungebildet, hat nicht das intellektuelle Vermögen eines Erwachsenen. Man denkt, dass es hauptsächlich Nahrung braucht, Zuwendung, versorgt sein muss, dass es Förderung braucht und ansonsten eher unbewusst ist. In unserem erwachsenen Sinne stimmt das auch, aber die Seele ist niemanls unbewusst, egal wie klein ein Mensch ist. Die Seele erfährt den Schmerz der Trennung, den Schmerz des abgeschnitten seins, das abgewiesen werden, die Fremdheit der anderen Eltern, das Fehlen des ureigenen Familienfeldes. Die Seele erlebt alles bewusst. In dem Maß, wie sich die kognitiven und alle anderen Fähigkeiten entwickeln und wie eine Bindung an die neuen Eltern entsteht, wird das schmerzhafte Erleben in den Untergrund der Psyche gedrängt. Es ist nicht weg, nur überlagert. Kinder kann man nicht wie einen Hundewelpen in liebevolle Hände geben. Kinder sind vielleicht unreife Menschen, aber reife Seelen. Wenn wir gesamtgesellschaftlich endlich begreifen würden, was das bedeutet. Wenn wir wirklich begreifen könnten, was ein Kind ist, dann müsste sich sehr vieles ändern, nicht nur an unserem Adoptionswesen, sondern in unserem Umgang mit Kindern allgemein. Damit meine ich nicht, dass Kinder nicht mehr von anderen Eltern aufgezogen werden sollten als den leiblichen, aber es müsste die große Ausnahme sein und es müsste in Zusammenarbeit mit der Herkunftsfamilie geschehen. Das bedeutet, dass man als abgebende Mutter viel aufgeklärter und viel bewusster sein müsste, genau wie als Adoptionsbewerber. Wir können nicht meinen, unser Kind bis in die Tiefe der Blutsbindung hinein, abgeben zu können. Ihr könnt nicht glauben, ein Kind bis in die Tiefe seines Wesens zu eurem machen zu können. Wenn wir das akzeptieren, können H und A Eltern gemeinsam für die Kinder handeln, jeder so gut wie er kann.
Zitat von pinocchio Ein Kind ist klein, noch ungebildet, hat nicht das intellektuelle Vermögen eines Erwachsenen. Man denkt, dass es hauptsächlich Nahrung braucht, Zuwendung, versorgt sein muss, dass es Förderung braucht und ansonsten eher unbewusst ist. In unserem erwachsenen Sinne stimmt das auch, aber die Seele ist niemanls unbewusst, egal wie klein ein Mensch ist. Die Seele erfährt den Schmerz der Trennung, den Schmerz des abgeschnitten seins, das abgewiesen werden, die Fremdheit der anderen Eltern, das Fehlen des ureigenen Familienfeldes. Die Seele erlebt alles bewusst. In dem Maß, wie sich die kognitiven und alle anderen Fähigkeiten entwickeln und wie eine Bindung an die neuen Eltern entsteht, wird das schmerzhafte Erleben in den Untergrund der Psyche gedrängt. Es ist nicht weg, nur überlagert. Kinder kann man nicht wie einen Hundewelpen in liebevolle Hände geben. Kinder sind vielleicht unreife Menschen, aber reife Seelen. Wenn wir gesamtgesellschaftlich endlich begreifen würden, was das bedeutet. Wenn wir wirklich begreifen könnten, was ein Kind ist, dann müsste sich sehr vieles ändern, nicht nur an unserem Adoptionswesen, sondern in unserem Umgang mit Kindern allgemein. Damit meine ich nicht, dass Kinder nicht mehr von anderen Eltern aufgezogen werden sollten als den leiblichen, aber es müsste die große Ausnahme sein und es müsste in Zusammenarbeit mit der Herkunftsfamilie geschehen. Das bedeutet, dass man als abgebende Mutter viel aufgeklärter und viel bewusster sein müsste, genau wie als Adoptionsbewerber. Wir können nicht meinen, unser Kind bis in die Tiefe der Blutsbindung hinein, abgeben zu können. Ihr könnt nicht glauben, ein Kind bis in die Tiefe seines Wesens zu eurem machen zu können. Wenn wir das akzeptieren, können H und A Eltern gemeinsam für die Kinder handeln, jeder so gut wie er kann.
Wow !!! Danke für diesen Beitrag !!! Ich unterschreibe jedes einzelne Wort.
Ich glaube inzwischen wirklich, dass es Situationen gibt, in denen eine Trennung für Mutter und Kind sinnvoll erscheinen mag. Aber es ist und bleibt ihr (!) Kind (ebenso das des H-Vaters). Ein Kind / eine Seele bekommt immer und ohne Ausnahme die Gene, Prägungen und Erfahrungen seiner Herkunftseltern (und sogar seiner Ahnen) mit auf den Weg. Ich selbst musste lernen, dass die Schwangerschaftsmonate prägen, ganz zu schweigen von der Zeit danach. Mir war nicht bewusst, dass selbst allerkleinste Kinder soviel wahrnehmen und in ihrem Unterbewusstsein speichern. Für immer speichern. Das lässt sich nicht ausradieren. Und diese Erfahrungen können die besten A-Eltern der Welt nicht ausgleichen. Das einzige, das dem Kind hilft, ist ein respektvoller Umgang aller Beteiligten zum Wohle des Kindes. Und von dieser gegenseitigen Achtung - die sicher viel Kraft und Mut erfordert - profitieren alle. Die Herkunftseltern, die Adoptiveltern und auch das Kind. Kein einfacher Weg, aber ein wünschenswerter.
ja, kleiner Kämpfer aber leider ist von einer Entwicklung in diese Richtung nicht viel zu spüren. Kennst du Janusz Korczak? Der hat schon in den 30iger Jahren ungefähr solche Dinge über Kinder geschrieben. Und?
Ja kenn ich. Mein viertes Abifach war Pädagogik ;-) Lange her....Hahaha...
Du hast recht, es hat sich nicht viel verändert. Leider. Aber steter Tropfen hölt den Stein. Wir können die Welt nicht verändern. Aber wir können vor unserer eigenen Haustür aufräumen und etwas ändern. Wenn wir unseren Kindern "anders" begegnen, werden das vielleicht andere Menschen in unserer Umgebung auch tun. Und unsere Kinder profitieren allemal und geben das wieder an ihre Kinder weiter usw.
Auch der längste Weg beginnt mit einem ersten Schritt.
Guten Rutsch (nicht beim ersten Schritt, sondern ins neue Jahr)!!
Zitat von cooperMeint Ihr, dass Adoption eine sinnvolle Sache ist?
Natürlich. Je länger ich mich mit dem Thema befasse, desto sinnvoller finde ich diesen Weg der Familienwerdung.
Zitat von cooperHabe gehört, dass es viele Paare gibt, die lange auf ein Kind warten, aber keines bekommen. Stimmt das?
Es stimmt, dass viele Paare sehr lange warten. Die meisten aber, die sich früh genug und engagiert darum kümmern, werden nach langen (und harten) Wartejahren Eltern.
Zitat von cooperKennt jemand die Anzahl der Paare, die gerne ein Kind adoptieren würden?
Es kommt stark darauf an, ob wir über Inlands- oder Auslandsadoption sprechen. Unter http://www.adoption.de gibt es einen Link zum entsprechenden Papier des statistischen Bundesamts.
Zitat von cooperIst es wirklich so kompliziert, in Deutschland ein Kind zu adoptieren?
Uneingeschränkt: Ja. Es ist wirklich so kompliziert.
@Pino: Du zeigst mal wieder, dass Du klug bist und eine große Seele hast. Danke
Zitat von pinocchio Auch bei mir ist die Adoption das Nachahltigere irgendwie, aber ich werde meinen Seelenfrieden finden, ich bin nah dran.
Ich wünsch es Dir so... Und zitiere meinen adoptierten Freund M: "Für meine Mutter hab ich kein negatives Gefühl. Ich total dankbar, dass sie mir erlaubt hat, das Kind von meinen Adoptiveltern zu werden. Dass sie mich nicht verstört hat, als ich keinen Kontakt zu ihr wollte. Und vor allem dafür, dass sie mich nicht abgetrieben hat." Gesagt am Küchentisch im November, als wir M. erzählten, dass wir auf unser Adoptivkind warten.