Zitat von SesaMBrötchen Und zitiere meinen adoptierten Freund M: "Für meine Mutter hab ich kein negatives Gefühl. Ich total dankbar, dass sie mir erlaubt hat, das Kind von meinen Adoptiveltern zu werden. Dass sie mich nicht verstört hat, als ich keinen Kontakt zu ihr wollte. Und vor allem dafür, dass sie mich nicht abgetrieben hat." Gesagt am Küchentisch im November, als wir M. erzählten, dass wir auf unser Adoptivkind warten.
Abtreibung oder Adoption sind in meinen Augen eine Scheinalternative. Ein regulärer Schwangerschaftsabbruch muss bis zum Ende der 12. SSW erfolgt sein. Die Schwangerschaft dauert 40 Wochen. Eine Zustimmung zur Adoption ist frühestens 8 Wochen nach der Geburt möglich. Wer in der Lage ist einer Frau zwischen Ende der 12. SSW und der Geburt zu weiterzuhelfen, der sollte die zur Verfügungs stehende Zeit primär dazu nutzen, der werdenden Mutter andere Perspektiven zu bieten als eine Adoption. Leider scheint die Realität aber weiterhin so zu sein, dass diese Beratung und Betreuung unterbleibt. Wenn eine Einrichtung wie z.B. Caritas alles unter einem Dach bieten (Schwangerschaftskonfliktberatung, Babyklapppe, anonyme Geburt, Adoptionsberatung und Adoptionsvermittlung), dann ist damit zu rechnen, dass der Schwangeren die Adoption als Mittel der Wahl nahegebracht wird, statt andere Möglichkeiten zu erarbeiten. Da auch auf die acht Wochenfrist häufig nicht, oder nur unzulänglich hingewiesen wird ("Sie haben acht Wochen Zeit es sich anders zu überlegen", statt: "Sie können frühestens nach acht Wochen ihre Zustimmung erteilen") wird es auch weiterhin dahin kommen, dass einer Mutter unmittelbar nach der Geburt das Kind weggenommen, und an Adoptiveltern übergeben wird. Wenn sich die Mutter dann anders entscheidet, wird sie dann häufig unter massiven Druck gesetzt, mit Rücksicht auf die Adoptiveltern und das vermeintliche Kindeswohl auf ihr Kind zu verzichten. ("Sie können später ja noch immer Kinder bekommen.")
Zitat von burkhard... Da auch auf die acht Wochenfrist häufig nicht, oder nur unzulänglich hingewiesen wird ("Sie haben acht Wochen Zeit es sich anders zu überlegen", statt: "Sie können frühestens nach acht Wochen ihre Zustimmung erteilen")
Das ist einer der unanständigsten Tricks, die angewandt werden. Diese falsche Darstellung wird von gewissen Kreisen derart systematisch gepflegt, dass sie sich inzischen selbst in der Bevölkerung als Faktum etabliert hat. Dazu muss man sich nur einmal in Foren enttäuschter A-Bewerber umsehen.
Zitat wird es auch weiterhin dahin kommen, dass einer Mutter unmittelbar nach der Geburt das Kind weggenommen, und an Adoptiveltern übergeben wird.
Nun, die Basis hierfür ist die Tatsache, dass es viele Untersuchungen dazu gibt, dass das Trennungstrauma dann geringer ausfällt. Leider berücksichtigen die Wissenschaftler und selbst ernannten Experten nicht, dass man dadurch andererseits einen viel größeren Schaden anrichtet, wenn man Kinder zu schnell (im Sinne von Unüberlegtheit) verpflanzt. Dazu müsste man beides zusammen betrachten, aber das findet kaum statt. Wenn man alleine die Klagen der Adoptierten liest, die hier schreiben, wird klar, dass die Langzeitfolgen der Adoption an sich offenbar noch viel schlimmere Auswirkungen aus die Psyche von Menschen haben können.
Mittlerweile bin ich sogar der Meinung, dass noch nicht einmal die Adoptiveltern, die sich ja einst wahnsinnig über ihre angenommen Kinder gefreut haben, später wirklich glücklich sind. Das Thema Adoption bleibt ihnen ihr Leben lang als (manchmal!) bittere Pille erhalten und das, obwohl sie nicht diese Blutsverbindung haben. Wenn die Theorie der möglichst frühen und damit "schonenden" Kindswegnahme, möglichst noch verbunden mit Inkognito, also grundsätzlich stimmen würde, dann dürften gerade diese Adoptivkinder später keinen inneren Drang zum Suchen verspüren. Dann wäre es reine Neugier und die würde nicht zu derart dramatischen Problemen führen wie das offenbar aber der Fall ist.
Zitat von mausi51Diese falsche Darstellung wird von gewissen Kreisen derart systematisch gepflegt, dass sie sich inzischen selbst in der Bevölkerung als Faktum etabliert hat. Dazu muss man sich nur einmal in Foren enttäuschter A-Bewerber umsehen.
Kannst Du mir mal Links zu diesen Foren schicken. Interessiert mich mal, welche Du meinst.
Die Bevölkerung hat beim Wort "Adoption" sowieso ganz andere Gedanken im Kopf als jemand, der sich mit dem Thema auseinander setzt. Das geht von Aussagen wie "ich hätte ja auch gerne so ein schokobraunes Kind, hätte ich doch adoptiert" bis zu "dann adoptiere doch einfach ein Kind, wenn ihr selbst keine bekommen könnt". Über die Rechtslage, die Umstände, das Leid macht man sich keine Gedanken, wenn man nicht davon betroffen ist. Es hat sich über Jahrzehnte eingebürgert Adoption als eine gute Lösung für alle Beteiligten zu sehen. Auch in meinem Leben gab es durchaus Zeiten, in denen ich mit Adoption nur positives verbunden habe.
Da hilft nur Aufklärung, Aufklärung und noch mal Aufklärung.
Zitat von Flipper... Kannst Du mir mal Links zu diesen Foren schicken. Interessiert mich mal, welche Du meinst.
Da müsste ich jetzt selbst erst wieder Googeln, denn leider habe ich mir das früher nicht konserviert. Wenn Du nach 8-Wochenfrist+adoption+Rückgabe suchst, kommst Du garantiert auf derartige Aussagen. Den letzte Fall, der mir sehr sauer aufgestossen war, habe ich hier ja eingestellt. Das war irgendein Forum wo sich Frauen austauschten, die adoptiert haben oder dieses beabsichtigten. Da ging es um einen Fall wo sich die biologische Mutter doch dazu entschlossen hatte das Kind zu behalten und es bereits bei den potentiellen Adoptiveltern lebte.
Ich werde mich gelegentlich noch einmal damit befassen, denn ich sammle inzwischen alles zum Thema unzureichende Aufklärung in Sachen Herkunftseltern. In neun von zehn Fällen dürften daraus unüberlegte Freigaben resultieren, die zwangsläufig später zu Problemen führen werden - bestenfals (aus Sicht der Adoptierten) nur für die Herkunftseltern.
Mir fällt gerade noch etwas dazu ein: Der Irrglaube mancher Nichtfachleute im Zusammenhang mit dem tatsächlichen Zweck der Wartefrist könnte u. a. durch die Babyklappen- und Findelkinddebatten gekommen sein. Zum einen wird hier grundsätzlich nach der Frist die Adoption eingeleitet, wenn sich die Mutter nicht meldet. Zum anderen habe ich bisher nur in vereinzelten Findelkind-Fällen gelesen, dass man die Mutter öffentlich dazu ermutigt hätte, sich auch noch nach Monaten zu melden, um ihr KInd wieder zu sich zu nehmen. Mir ist diesbezüglich besonders positiv ein Fall aus meiner "Nachbarschaft" (Ulm) bekannt, wo sich das JA mehrfach in der Zeitung an die Mutter gewandt hatte.
, denn hier - weil - wird ja automatisch nach den 8 Wochen die Adoption eingeleitet. Nachträgliche Anmerkung von Mausi zu dem farbig markierten Text: Bitte diesen Satz vergessen! Er blieb versehentlich hier stehen, als ich den Beitrag geschrieben und x-mal geändert habe. Dass es kein "fertiger" und aussagekräftiger Satz war, kann man ja sehen. Das kommt davon, wenn man seinen Text nicht noch einmal ansieht, bevor man ihn abschickt
Zitat von mausi51 , denn hier - weil - wird ja automatisch nach den 8 Wochen die Adoption eingeleitet.
Die hier praktizierte 8 Wochenfrist beruht auf §44, SGB VIII:
Sozialgesetzbuch Achtes Buch Kinder- und Jugendhilfe In der Fassung des Gesetzes zur Einordnung des Sozialhilferechts in das Sozialgesetzbuch vom 27. Dezember 2003 (BGBl. I S. 3022)
§ 44 Pflegeerlaubnis (1) Wer ein Kind oder einen Jugendlichen außerhalb des Elternhauses in seiner Familie regelmäßig betreuen oder ihm Unterkunft gewähren will (Pflegeperson), bedarf der Erlaubnis. Einer Erlaubnis bedarf nicht, wer ein Kind oder einen Jugendlichen
1. im Rahmen von Hilfe zur Erziehung oder von Eingliederungshilfe für seelisch behinderte Kinder und Jugendliche auf Grund einer Vermittlung durch das Jugendamt, 2. als Vormund oder Pfleger im Rahmen seines Wirkungskreises, 3. als Verwandter oder Verschwägerter bis zum dritten Grad, 4. bis zur Dauer von acht Wochen, betreut oder ihm Unterkunft gewährt.
Den Betreibern von Babyklappen fehlt eine entsprechende Pflegeerlaubnis, da Babyklapppen juristisch nicht existent sind. Sie müssen daher zwangsläufig vor Ablauf der acht Wochen nach § 44. 4, SGB VIII den Status des Säugling legalisieren, in dem sie ihn in den Status der Adoptionspflege überführen.
Zitat von mausi51Den letzte Fall, der mir sehr sauer aufgestossen war, habe ich hier ja eingestellt. Das war irgendein Forum wo sich Frauen austauschten, die adoptiert haben oder dieses beabsichtigten. Da ging es um einen Fall wo sich die biologische Mutter doch dazu entschlossen hatte das Kind zu behalten und es bereits bei den potentiellen Adoptiveltern lebte.
Ja Mausi, an den Fall/Link erinnere ich mich. Die Adoptivmutter war ziemlich ...."ungeeignet"
Zitat von mausi51Der Irrglaube mancher Nichtfachleute im Zusammenhang mit dem tatsächlichen Zweck der Wartefrist könnte u. a. durch die Babyklappen- und Findelkinddebatten gekommen sein. Zum einen wird hier grundsätzlich nach der Frist die Adoption eingeleitet, wenn sich die Mutter nicht meldet. Zum anderen habe ich bisher nur in vereinzelten Findelkind-Fällen gelesen, dass man die Mutter öffentlich dazu ermutigt hätte, sich auch noch nach Monaten zu melden, um ihr KInd wieder zu sich zu nehmen. Mir ist diesbezüglich besonders positiv ein Fall aus meiner "Nachbarschaft" (Ulm) bekannt, wo sich das JA mehrfach in der Zeitung an die Mutter gewandt hatte.
Derr Irrglaube mit den 8-Wochen kommt vielleicht wirklich von der Babyklappe. Es heißt ja so pauschal im Volksmund: Die Mutter hat Zeit sich 8 Wochen zu melden, dann wird das Kind "vergeben". Ich weiß aber aber, das die Adoption nicht nach 8-Wochen eingeleitet wird. Erst einmal wird ein Vormund bestimmt. Dann wird festgelegt, ob das Baby direkt in die zukünftige Adoptivfamilie kommt oder erst in die Bereitschaftspflege (Früher mehr die Bereitschaftspflege , heute mehr direkt zu den Adoptiveltern - die wissen ja, dass sich die Mutter melden kann und lassen sich auf Ihren eventuellen Trennungsschmerz ein, nur damit das Baby keinen zusätzlichen Trennungsschmerz durch die Bereitschaftspflegefamilie/Adoptivfamilie bekommt). Dann läuft ganz normal die Adoptivpflege von mindestens 1 Jahr. Ich bin mir nicht 100% sicher, aber ich glaube dass erst mit dem Adoptivantrag bei Gericht und mit dem Adoptionsbeschluss die Ersetzung der Einwilligunmg der Mutter erfolgt. Jedes Paar, das ein Babyklappen-Kind aufnimmt weiß, dass auch nach 8 Woche alles ungewiss ist. Natürlich stellt sich später das Jugendamt/Gericht die Frage, wo das Kind besser aufgehoben ist. Welche Gründe lagen für die Abgabe vor etc. Je länger das Kind bei den Adoptiveltern ist, desto warscheinlicher bleibt es auch dort. Meine Einschätzung wäre wenn sich die Mutter nach 3-4 Monaten meldet ist die Chanche groß, dass sie ihr Kind wiederbekommt, meldet sie sich nach 1 Jahr wird es schon sehr schwer. Dann wird es vermutlich eine Dauerpflege.
ZitatIch wünsch es Dir so... Und zitiere meinen adoptierten Freund M: "Für meine Mutter hab ich kein negatives Gefühl. Ich total dankbar, dass sie mir erlaubt hat, das Kind von meinen Adoptiveltern zu werden. Dass sie mich nicht verstört hat, als ich keinen Kontakt zu ihr wollte. Und vor allem dafür, dass sie mich nicht abgetrieben hat." Gesagt am Küchentisch im November, als wir M. erzählten, dass wir auf unser Adoptivkind warten.
das könnte von meiner Tochter sein. Mir wäre lieber, wenn wir heute genmeinsam sagen könnten: Wie gut, dass es damals so viel Hilfe gab durch eine gute Beratung und psychologische Betreuung, durch eine nette Familienpflegerin, und materielle Unterstützung vom Staat oder der Stiftung "Mütter sind für Kinder da". Wenn sie uns alle nicht so super geholfen hätten, wäre es wohlmöglich zu einer Adoption gekommen und wir wären getrennt gewesen und hätten sehr darunter gelitten und die Geschwister wären sich fremd gewesen...... kannst du beliebig fortsetzen. LG pino
ZitatEin regulärer Schwangerschaftsabbruch muss bis zum Ende der 12. SSW erfolgt sein. Die Schwangerschaft dauert 40 Wochen. Eine Zustimmung zur Adoption ist frühestens 8 Wochen nach der Geburt möglich. Wer in der Lage ist einer Frau zwischen Ende der 12. SSW und der Geburt zu weiterzuhelfen, der sollte die zur Verfügungs stehende Zeit primär dazu nutzen, der werdenden Mutter andere Perspektiven zu bieten als eine Adoption. Leider scheint die Realität aber weiterhin so zu sein, dass diese Beratung und Betreuung unterbleibt. Wenn eine Einrichtung wie z.B. Caritas alles unter einem Dach bieten (Schwangerschaftskonfliktberatung, Babyklapppe, anonyme Geburt, Adoptionsberatung und Adoptionsvermittlung), dann ist damit zu rechnen, dass der Schwangeren die Adoption als Mittel der Wahl nahegebracht wird, statt andere Möglichkeiten zu erarbeiten. Da auch auf die acht Wochenfrist häufig nicht, oder nur unzulänglich hingewiesen wird ("Sie haben acht Wochen Zeit es sich anders zu überlegen", statt: "Sie können frühestens nach acht Wochen ihre Zustimmung erteilen") wird es auch weiterhin dahin kommen, dass einer Mutter unmittelbar nach der Geburt das Kind weggenommen, und an Adoptiveltern übergeben wird. Wenn sich die Mutter dann anders entscheidet, wird sie dann häufig unter massiven Druck gesetzt, mit Rücksicht auf die Adoptiveltern und das vermeintliche Kindeswohl auf ihr Kind zu verzichten. ("Sie können später ja noch immer Kinder bekommen.")