Offenheit und Ehrlichkeit, denn das ist auch meine Maxime! Wenn eine der beiden Seiten aber von Anfang an nicht mit offenen Karten spielt, ist bei diesem sensiblen Unterfangen oft nur ein Scheitern drin.
Der Rest ist nicht planbar, denn der ergibt sich erst im Laufe der Zeit, aber eine gehörige Portion gegenseitigen Respektes kann sicher nicht schaden.
Was mich extrem ärgert, ist die Unfähigkeit der (meisten) JÄ, denn nur wenige dienen als Mediator, obwohl sie selbst den Kontakt herstellen! Das mindeste, was hier angesagt wäre, wären Seminare für Suchende, damit erst einmal ein gegenseitiges Verständnis der "sozio-technischen" Belange zustande kommen kann. Einfache Verhaltensregel wären hier sehr hilfreich. In der Realität verhalten sich diese Fachleute aber meistens wie Staubsaugerverkäufer, die nach Vertragsabschluß kein Interesse mehr an diesem Geschäft zeigen. Das bekommt nicht nur die Herkunftsseite zu spüren.
In Diskussionen wundere ich mich immer, dass uns ständig eingehämmert wird, wir dürften nicht sagen "mein Kind", weil das eben keine (kleinen) Kinder mehr wären. Das ist doch völiig absurd, denn bei "normalen" Eltern/Kind-Beziehungen käme keiner auf die Idee daraus ein unterschwelliges Fehlverhalten abzuleiten. Warum wird uns automatisch unterstellt, dass wir damit Kleinkinder meinen oder uns an alten Zuständen festbeißen wollen? Biologisch gesehen bleibt meine Tochter für mich meine Tochter und sie ist eben mein "Kind" und nicht etwa ein ehemaliger Schuh.
Alleine dieses Beispiel soll verdeutlichen, dass sehr oft harmlose Wortspielereien zu verhängnisvollen Mißverständnissen führen können. Dem könnte man durch Aufklärung leicht entgegenwirken.
ich habe von meiner Tochter gar nichts erwartet. Ich war einfach nur Freude pur und aufgeregt und gespannt auf sie. Wie würde sie ausehen, wie sich bewegen, würden wir hilflos voreinander stehen und nach Worten und Taten suchen? Unser erstes Treffen liegt nun fünf Jahre zurück. Ich erwarte immer noch nichts von ihr. Aber ich erwarte viel von mir selber, weil ich meine eigenen Hemmungen und Unsicherheiten spüre. Und das macht mich manchmal echt fertig. Ich kann ihr das erzählen, aber verändern kann ich es nur mit mir alleine und ich will sie immer irgendwie schützen und nicht mit meinen Dingen belasten.
Zitat von pinocchioich habe von meiner Tochter gar nichts erwartet. Ich war einfach nur Freude pur und aufgeregt und gespannt auf sie. Wie würde sie ausehen, wie sich bewegen, würden wir hilflos voreinander stehen und nach Worten und Taten suchen?
So bin ich die Angelegenheit auch angegangen, aber das mit der Freude über die Wiederfindung - Wiedersehen kann ich ja leider nicht sagen - ging in meinem Fall komplett in die Hose. Im Nachhinein betrachtet, hat sich meine Tochter ganz offensichtlich nicht besonders darüber gefreut, dass ich mich bei ihr gemeldet habe. Leider hat sie mir nie mitgeteilt, was sie eigentlich von mir erwartet hätte. Außer Vorwürfen (nach sieben Jahren des Briefeschreibens) habe ich nicht viel erfahren. Ein langer Brief mit Fragen dazu blieb bis heute unbeantwortet.
Ja, das ist ne seltsame Sache mit den gegenseitigen Erwartungen, die man sich nicht mitteilt. Manche Erwartungen hat man ja auch, ohne sie selbst zu merken, also so Märchenerwartungen zum Beispiel, dass man sich trifft und irgendwie ist alles gut und als wäre nie etwas gewesen, aber das stimmt eben nicht. Oft fängt mit dem Treffen ja das schmerzliche erst an zumindestens für die Mütter ist es oft so denke ich. Jahrelang hat man den Schmerz vielleicht weg gepackt und nicht so viel daran gerührt . Und dann meldet sich das Kind, das man nicht bei sich haben konnte und der Schmerz knallt mit voller Wucht ins mühselig stabilisierte Leben. Mein Mann hat immer von meiner Vergangenheit gewusst, von der Freigabe eines Kindes zur Adoption. Aber meine älteren Kinder wussten nix. Ich hatte wie durch eine Eingebung, zwei Monate, bevor meine Tochter sich meldete, davon erzählt, weil ich dachte, irgendwann wird sie mich suchen, es kann nicht lange dauern. Wie schwer wäre es gewesen alles auf einmal verpacken zu müssen, dem Mann davon erzählen, den Kindern und dem eigenen Kind gegenüber zu treten, das man abgegeben hatte. ich war auf Fragen und Vorwürfe vorbereitet, auf Verständnislosigkeit und Ablehnung, aber nicht auf das Positive, was dann kam.
Ich hatte auch keine Erwartungen, hätte mir aber alles mögliche vorstellen können. Ich dachte, entweder treffe ich auf Ablehnung oder auf Aufgeschlossenheit.
Jetzt nach dem Finden, merke ich aber, dass ich doch Erwartungen habe. Offenheit und Ehrlichkeit!!! Das erwarte ich aber von allen Menschen mit denen ich zu tun habe. Klar wünsche ich mir, dass sich mein Sohn bei mir meldet, wir eine Beziehung aufbauen können. Aber wenn ihm das nicht möglich ist, erwarte ich, dass er mir das sagt/schreibt! Schön wäre doch, wenn man sich erst mal richtig kennen lernt. Dazu benötigt man aber auch Zeit. Ja, ich würde gerne mehr Zeit mit meinem Sohn verbringen. Was aber nicht bedeutet, dass er sich jedes Wochenende melden muß! Das meine ich nicht.
Pilcher, was denkst Du, was Herkunftsmütter für Erwartungen haben?
Ich weiß es nicht, Erwartungen sind immer gekoppelt mit Empfindungen. Wenn mir ein Mensch egal ist, habe ich keine Erwartungen.Ich glaube einfach, das jeder irgend wo Erwartungen hat , denn die Mutter ist nun mal irgend wo die Wiege des Ganzen. Den jeder der Mütter, hätte das Leben verweigern können.
Ich glaube einfach, das es wichtig ist, das sich beide gegenüber sitzen und reden und sich alles von der Seele reden. Leider schafft es meine Mutter noch nicht, obwohl ich ihr keine Vorwürfe mache . Also das traumkind bin, was sich dann H. Mütter wünschen.
Liebe Pilcher, es kann so viele Gründe haben, dass deine Mutter es noch nicht schafft, genauso wie es unendlich viele Geschichten von Müttern gibt, die ein Kind abgeben mussten. ich glaube, dass die wenigsten es gerne tun oder aus egoistischen Motiven. Trotzdem machen viele so wie ich, sich hinterher selbst fertig und fragen sich immer wieder, ob sie es hätten verhindern können, ob sie eine andere Möglichkeit hatten, eine Möglichkeit, ihr Kind selbst groß zu ziehen. Das ist ein bißchen wie bei einer Vergewaltigung. Da wird den Frauen und Mädchen oft auch Naivität vorgeworfen, Leichtsinn und dass sie es hätten wissen müssen, solange bis sie sich schuldig fühlen. Bei einer Adoption tut dir nicht unbedingt ein bestimmter Mensch Gewalt an, sondern das Leben, die Situation, das Umfeld. Lass deiner Mutter Zeit. Ich habe nicht mehr im Kopf, wie alt du bist (hast du es irgendwo geschrieben?) Aber ganz sicher sind viele Jahre vergangen. Du weisst nicht, wie deine Mutter in der Zeit mit all dem umgegangen ist, hat sie verdrängt, hat sie sich schuldig gefühlt, welche Art von Leben hast sie sich aufgebaut und welche mühseligen Schutzwälle gegen den Schmerz, ein Kind abgegeben zu haben. All das bricht jetzt vielleicht über sie herein. Ich verstehe, dass du das nicht willst. Du willst sicher einfach nur angenommen werden, deine Wurzeln erleben, deiner Mutter ins Gesicht sehen dürfen und reden, aber das verursacht eben möglicherweise deiner Mutter Schmerz.
Jedes Kind ist das Traumkind, das eine abgebende Mutter sich wünscht, denn es ist IHR Kind. Vielleicht läuft der Kontakt nicht richtig oder gar nicht, vielleicht ist das Kind verbittert oder abweisend. Das ist egal. Es ist ihr Kind. Sie nimmt es wie es ist. Sie versteht vielleicht das Verhalten nicht, sie leidet vielleicht sogar darunter, sie schimpft und weist es ab, weil sie sich nicht anders zu helfen weiss, weil ihr Leben irgendwo falsch abgebogen ist. Aber es ist ihr Kind. Das wird sie nie vergessen, dessen ist sie sich immer bewusst, ob sie es zugibt oder nicht. Du bist das Kind deiner Mutter und deine Mutter weiss das, egal wie sie dir begegnet. Das ist eine Sicherheit, die jedes leibliche Kind, das bei seiner Mutter aufwächst ganz selbstverständlich annimmt. Darüber denkt keiner nach. bei Adoptierten führt das Trauma der Trennung zu Unsicherheiten und Ängsten. Lass dich davon nicht beirren. herzlich Pino
Man ist nicht mehr klein, man ist Erwachsen, man weiß nie , was der neue Tag bringt. Es ändert doch nichts. Wenn man mit Verständnis allem gegenüber tritt, dann kann man doch erwarten, das man es einfach raus läßt. Es läßt sich doch nichts ändern. Haben wir nicht schon lange genug gewartet. Meine Kinder fangen an , aus den Haus zu gehen. Wir sind sicherlich die Kinder der Mütter, aber wir sind Erwachsen und Angst und Vorsicht, macht nicht immer den Weg frei. Wir sind bereit uns zu arangieren , Zeit ist doch viel zu viel vergangen. Je mehr Zeit die Mütter benötigen ,um so qualvoller für die Kinder,habe ich das Gefühl, den die Fragen bleiben, was macht das für einen Sinn, wenn die Bereitschaft da ist.
das Leben ist manchmal richtig ungerecht und es fällt einem sehr schwer das zu akzeptieren. Lass Dich aber nicht entmutigen, besonders jetzt an Weihnachten nicht!
Ich wünsche Dir jedenfalls, dass es trotzdem ein gutes Ende finden wird.
wegen den bevorstehenden feiertagen denkt adomutter urmeli noch mehr als an allen anderen tagen an die fernen eltern ihrer tochter... es fehlt doch jemand in der trauten tischrunde, eben die herkunfts eltern, ob nun mutter oder vater
Lass Dich aber nicht entmutigen, besonders jetzt an Weihnachten nicht!
das ist zwar tröstlich zu wissen, aber bei meiner Tochter habe ich Zweifel daran, dass ihr etwas fehlt. Bei ihr scheint die Enttäuschung über die Weggabe und eine gehörige Portion (unterschwellig vorhandener?) innerer Verachtung gegenüber ihrer leiblichen Mutter auch nach so vielen Jahren vorzuherrschen. Jeder reagiert halt anders ...
ja Urmeli, da gebe ich dir recht, in der trauten runde fehlt wer - auch wenn wir sie nicht (persönlich) kennen und z.T. nicht mal wissen, wie sie aussieht. Aber sie fehlen, und ich denke oft an sie.
Nun denn, noch ist bei uns Streß angesagt (morgen schreibt Sohnemann eine Mathearbeit),und heute und am WE wirken unsere Kinder bei Konzerten mit (drückt uns mal die Daumen, daß alles gut läuft, besonders am SA und SO).
Und ich wünsche mir die nötige Zeit, daß meine Tochter (mit meiner Hilfe) endlich den Brief an ihre leibl. Geschwister auf die Reihe kriegt, damit wir ihn am MO abschicken können - in der Hoffnung, daß sie dieses Mal was von sich hören lassen. Schön wäre es, ich habe auf jeden Fall den Eindruck, daß es ihr guttut, daß ich Wert auf einen Kontakt lege - und ihr nicht im Wege stehe.
Und was ein Kennenlernen anbelangt: ich meine, sowas muß irgendwie vorbereitet werden, und zwar von beiden Seiten - ist vielleicht leichter gesagt als getan.
Und hat man Erwartungen? Ich glaube, irgendwo schon, aber die hat glaube ich jeder, wenn er was angeht. Man möchte sich doch sympathisch sein, verstehen, Zuneigung empfinden ,sehe ich so, auch wenn es mich jetzt nur in 2. Reihe betrifft - ich wünsche mir für mich, daß wir zu einer großen Familie zus.wachsen (so fühle ich es zumindest).
Ich glaube es ist nicht Verachtung. Aber jeder ist nur ein Mensch und der Einfluss von Aussen, tut auch seins.
Väter machen sich oft keine Vorwürfe, dadurch ist der Umgang für uns leichter. Mütter plagen sich oft mit Schuldgefühlen und Vorwürfen, was es dann auch gleich brisanter macht. Vielleicht so, denn das Recht zum Verachten, hat keiner, wenn er nur ein bischen Anstand und Würde besitzt.
Ich denke, das es oft einfach nur Angst auf beiden Seiten ist, verletzt zu werden.