ich wollte mal fragen, wie Ihr aufgewachsen seid, wie Eure AE Euch wann und wie aufgeklärt haben, welche Wünsche Ihr an sie hattet oder habt und wie Euer Umgang heute ist.
Ich würde mich freuen, wer von sich erzählen mag, Gutes wie Schlechtes.
Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, wie alt ich war, als mir meine Mama sagte, dass ich adoptiert bin. Aber ich denke, ich war wohl etwa 5 oder 6. Gesagt hat sie es mir auch nur deshalb, weil ich in dem Alter ständig gefragt habe, wie denn meine Geburt war und so. Einige Zeit ist meine Mama der Frage einfach ausgewichen, vielleicht, weil sie dachte, ich wäre vielleicht noch zu jung, um alles zu verstehen. Aber irgendwann hat sie es mir dann doch gesagt, eben als ich 5 oder 6 war. Damals hab ich meiner Mama dann natürlich immer wieder Fragen gestellt, z.B. wie die Frau aussieht, die mich geboren hat. Aus heutiger Sicht glaube ich, dass meine Mama (eig. ja meine Eltern, aber ich hab irgendwie immer nur mit meiner Mama darüber gesprochen, vielleicht weil mein Vater tagsüber immer in der Arbeit war) etwas hilflos reagiert hat. Für mich war es immer normal, adoptiert zu sein und ich dachte immer, dass alle Bescheid wissen, ich weiß nicht, warum. Bis eines Tages meine Volksschullehrerin zu mir gesagt hat "Du schaust eigentlich schon deinem Papa ähnlich, so von der Augenform her.". In diesem Moment hab ich begriffen, dass es nicht wirklich normal ist, adoptiert zu sein, und vor allem, dass andere Menschen keineswegs von meiner Adoption wissen und es nicht als normal betrachten. Ab diesem Ereignis hab ich angefangen, meine Adoption zu verschweigen. Das ging dann hin bis zu meiner Pubertät und da wurde es dann ganz schlimm. In dieser Zeit habe ich meine Ado-Eltern gehasst, vor allem meine Mutter. Denn in meinem Hinterkopf schwirrte immer der Gedanke, dass sie eigentlich nicht meine Mutter ist und mir ja eigentlich nichts zu sagen hat. Das Denken eines pubertierenden Teenagers war das. Und das hat vieles zwischen meinen Eltern und mir kaputt gemacht, wobei die Schuld bei beiden Parteien liegt, nicht nur bei mir. Inzwischen bin ich 22 und das Verhältnis zu meinen Eltern ist wieder gut. Allerdings blocke ich es vehement ab, wenn die Gespräche meiner Eltern auch nur in die Nähe des Themas "Adoption" kommen. Ich glaube, heute ist der Grund dafür der, dass ich immer daran erinnert werde, dass ich anders bin und eigentlich nicht *ganz* in die Familie passe/gehöre. Und wenn meine Eltern Dinge sagen wie "Wir hätten ja gern noch mehr Kinder gehabt, aber es hat einfach nicht geklappt", dann stellt sich in mir schon alles quer und ich muss aufstehen und gehen oder sofort das Thema wechseln (auch auf die Gefahr hin, dass ich peinlich auffällig das Thema wechsle). Ich denke, ich werde einfach nicht gern daran erinnert, dass ich eigentlich anders bin und woanders herkomme, auch wenn meine Eltern mich gar nicht absichtlich darauf aufmerksam machen wollen. Sie tun das ja nicht zu fleiß, um mir zu vermitteln "Achja...und damit du es nicht vergisst, du gehörst nicht wirklich in diese Familie.". Sie lieben mich ja und ich liebe sie. Auch wenn ich meiner Mutter gegenüber nicht die Liebe empfinde, die ein Kind normalerweise für seine Mutter empfindet. Ich liebe meine Mutter als den Menschen, der mich aufgezogen hat, ich liebe sie als *Menschen*, nicht als meine *Mutter*. Meinen Vater liebe ich hingegen als meinen Vater, warum, ist mir offengestanden ein Rätsel.
Okay...ähmm...ich hoffe, dass ich dir damit helfen konnte??
Ich finde Lattitias Frage sehr interessant und wichtig für Adoptiveltern mit kleinen Kindern (wie ich) und Adoptivbewerber. Ich freue mich auf viele Antworten :-)
Danke Riddle, ich finde es toll, dass Du so offen geschrieben hast. Hmm, wenn ich Dich richtig verstanden habe, war einer der entscheidenen Punkte für Dich, dass Deine Eltern nicht jedem erzählt haben, dass Du adoptiert bist? Wäre es für Dich besser oder leichter gewesen, es hätten alle Bescheid gewusst? Dass es für Dich normaler ist. Kanntest Du andere Adoptivkinder? Wir pflegen mit 3 Familien guten bzw. freundschaftlichen Kontakt.
Ich frage deshalb, weil ich auch nicht allen davon erzähle, eben, weil ich auch denke, dass es Frau Meier/Müller/Schulze auf der Strasse nichts angeht. Ok, der KiGa weiss Bescheid, und auch in der Schule gehört die Info unbedingt dazu.
Meine A- Tochter sieht mir sehr ähnlich, zumindest sagen das viele Menschen, die uns sehen und nicht kennen. Da ist der Schritt zu sagen "hey, sie ist adoptiert" manchmal gar nicht so einfach bzw."logisch". Ausserdem bestimmt die Tatsache, dass sie adoptiert ist, manchmal auch tage- oder wochenlang gar nicht unser Leben. Ich hoffe, Du verstehst, wie ich das meine.
Was denkst Du, würdest Du anders machen oder könntest Du uns Tips geben?
Danke Englandfan. Irgendwie hatte ich diese Frage in so einem Forum vermisst (oder es gab sie auch schon), und ich freue mich über jede Antwort.
Mhm . kam mit fast 3, 2 in diese Familie , und wurde mit fast 4 adoptiert. War blond, blauäugig und unwahrscheinlich süß. Jeder liebte mich abgöttisch... Verhältnis seelisch hatte ich niemals, denn nach unendlich vielen Jahren Heim,- Pflegelelternerfahrungen konnte ich niemals eine bindung aufbauen. Gut , ich war da bekam zu Essen, Schule. Freunde , Ausbildung..
War der King und Führer der Straße, und machte keinen Unsinn großartig ausser einmal .. Sonst hatte ich ein sehr liebloses Leben . War viel weg, und nur da war ich frei, und sobald die Türe zugefallen war hagelte es böse Demütigungen bis hin zum "arschtritt" wenn ich nicht gut genug rechnete..
Für meine "Adoeltern", die niemals Bewerber waren, oder keine Kinder bekommen könnten ( Ich habe 2 Brüder, alle beiden von denen ), war es wohl sehr anstrengend. aber das alles rechtfertigt weder Drohungen , erpressung oder grausame psychiche Gewalt. Eine Sekunde vergess ich nie, Da sass ich in meinem Zimmer, mein Adovater kam rein , schimpfte und hob gewaltenstark die Hand .
Ich heulte, und dann holte er aus, und meine Adomutter kam ins Zimmer und zog ihn grad noch weg . Er hätte mich sonst windelweich und krankenhausreif geschlagen , nur weil ich weinte. Seiddem Tag ist es mir absolut kaum möglich zu weinen. bin da stark traumatisiert. Danach hat er seine bösen Aktionen lieber darauf verwendet solches zu tun , wenn meine Adomutter nicht mehr da war. War für ihn sciherer. Gewalt im Sinne von krankenhausreif schlagen kam sonst nicht vor , weil ich Angst hatte vor ihm, dass ich immer in der Nähe meines Bruders, oder Adomutter war.
Sie war nicht so schlimm. Wollte lieber sanft und liebevoll erziehen, aber sie und mein Ado"bastard" stritten sich häufig und gewaltenstark, so dass sie mich niemals erzogen hat .. Ich kann sie nicht mal fühlen , dass sie überhaupt da war in der Erziehung.. Wenn es um Schule ging war mein A-Bastard sehr sehr streng. Leistung , Geld und Reichtum war für ihn das A und O in seinem Leben , und das Ansehen! Sie sind katholische Menschen . Streng , wie in einer Sekte..
Als ich dann mal über meine Adoption reden wollte, stiessen mich beide weg.. und verhöhnten mich und machten mich lächerlich .. Und schoben mich ab zu einem Therapeuten, den ich hatte ... War lange Jahre in Sonderpädagogic zugange, well die nur ein gesundes Kind haben wollten. Unproblematisch und problemos.. Ich verlente also zu weinen,Gefühle zu zeigen, meine Schmerzen zu zeigen. Einmal wollte ich mich umbringen . Ich konnte das alles nicht mehr.. Das war furchtbar alles!! Meine Seele starb tausende Tode dort.
Mit 10 sass meine Adoptivmutter im Wohnzimmer, und blätterte in der "Brigitte" .. Und da war ein Bericht von "nutten" ... und sie kam dann ganz und gar unschuldig, und wollte mich darüber aufklären wer meine Mama war. Sie zeigte auf die nackten Frauen , und sagte " Du wolltest doch schonimmer wissen woher du kommst.. Daher .. Deine Mutter war eine Hure ... und dein Vater ein Freier" . Und du ein Produkt eines Aktes .. Sie sind assozial und dreckig"
Seitdem war ich sehr betäubt und ein absoluter Hass auf Nutten und Herkunftseltern begann , den ich auch noch hatte vor paar Jahren . Er ist zwar nicht ganz weg 100 Prozent , aber doch so 80 Prozent kann man sagen, dank den lieben H-Eltern hier, die so lieb sind, aber auch ich drehe noch regelmässig durch , wenn mal wieder eine Mutter "nur so" ihr Kind wegschmeisst!
Es ist schwer solches aufzugeben 100 Prozent , und ich wuchs mit Hass auf auf meine Eltern. Bis ich .... tada... 31 war.. grr Also von 10 bis 31 ist schon ne ganz lange Zeit. Da kann man das nicht einfach mal so aufgeben von heute auf morgen!
Das schlimme aber war, sie waren nie assozial.. sie haben alles für mich getan . Illlegal und legal., Ich bin das Kind eines Us-Besatzers der wirklich sehr sehr sehr sehr lieb ist ! Und mich liebte ! Sie lernten sich im Teehaus kennen , und waren 4 Jahre zusammen. Mein Dad ging nie zu Nutten. Er liebte seine Freundin, meine Mutter überalles auf der Welt..Er ist ein sehr moralischer und scheuer Mensch. Nie im Leben hätte er sich je getraut solches zu vollbringen..
Alles in allem ist dieses ein schwerwiegendes Verbrechen gewesen unter dem ich heute schwer leide. Meine Mutti tot, mein DAd zerbrochen an dem Schicksalschlag und ich ?! Ich versuche mein bestes draus zu machen! Eine heile Familie wurde gnadenlos zerrissen , ohne Moral und Anstand!!
Mit meinen Adoeltern habe ich seit Jahren gebrochen. Sie haben mich in ein Gefängnis von Lügen gesperrt, mich verlacht ,seelisch geschlagen und misshandelt ... Es gibt noch schlimmere Storys.. die sich dort ereigneten.. Sie selbst sehen sich als UNSCHULDSLÄMMER , und mich als Bastard an , der nur Lügen verbreitet und doch nur Rache ausüben will , weil ich nicht bei meiner wahren Familie sein konnte. Sie waschen ihre Hände in Unschuld, und haben mir mein ganzes jetziges "Familienleben" zerstört , indem keiner meiner Adoptivverwandten mehr was mit mir zu tun haben will,außer eine Cousine... (und jetzt mein junger Adoptivbruder).
Aber sonst habe ich niemanden mehr!
Aber ich bin froh befreit zu sein!!!! Ich habe dafür meine leibliche Familie wieder! ENDLICH!!! Ich liebe sie, und habe reuniert im Geiste!!
Wenn ich eines Tages die Wahl hätte zwischen ihnen und meiner Familie , wähle ich meine amerikanische Familie. Immerzu seid Jahren sagen sie mir "ich liebe dich" , was ich niemals hörte vorher! Sie geben mir Kraft und Halt , was ich niemals erfuhr davor .
Was mit meinen Adoptiveltern ist ? Egal , ich habe das Gespräch gesucht auf nicht nette Weise, aber sie hätten sich äussern können!! Haben sie aber niemals.. sie haben mir sogar verschwiegen wie ich jemals zu ihnen kam, und unter welchen umständen!
Mir sagen, dass ich ein Hurenkind bin , aus einer dreckigen , assozialen Familie pardon ( Nuttenbeziehung ) stamme konnten sie mit 10 Jahren , aber darüber aufklären nie!
So soll es wohl sein ,dass fürimmer Schluß ist!! Und es geht mir damit so verdammt gut!! Endlich keine Demütigungen mehr,und psychologische Gewalt!
ZitatHmm, wenn ich Dich richtig verstanden habe, war einer der entscheidenen Punkte für Dich, dass Deine Eltern nicht jedem erzählt haben, dass Du adoptiert bist? Wäre es für Dich besser oder leichter gewesen, es hätten alle Bescheid gewusst? Dass es für Dich normaler ist.
Hmm...eigentlich hab ich das so gemeint, dass ich als Kind automatisch davon ausging, dass jeder Bescheid weiß über meine Adoption. Aber dem war natürlich nicht so (schließlich kann man einem Menschen ja nicht einfach so ansehen, dass er adoptiert ist, aber daran hab ich als Kind nicht gedacht) und dadurch hab ich erst gemerkt, dass es nichts Normales ist, adoptiert zu sein. Ich hab als Kind nicht überall rumerzählt, dass ich adoptiert bin und als ich es dann erstmals als nichts Normales mehr empfand, adoptiert zu sein, wollte ich auch nicht, dass zu viel Menschen davon wissen. Ich erinnere mich, dass meine Mutter mal zu einer Bekannten gesagt hat "Weißt du, wir konnten keine eigenen Kinder haben, also haben wir Magdalena adoptiert.". Als sie das sagte, war ich 15 und extremst empfindlich, was das Thema anging. Kaum war die Bekannte meiner Mutter gegangen, ging ich (verbal) auf meine Mutter los und schrie sie an, dass sie niemandem von meiner Adoption zu erzählen hat und, dass das niemand zu wissen braucht. Ich glaube, das war das allerallerletzte Mal, dass ich jemals mit meiner Mutter oder meinen Eltern über meine Adoption gesprochen habe. Danach nie wieder. Gerade in der Pubertät hat mich so aufgeregt, dass Menschen einen plötzlich mit anderen Augen ansehen, sobald sie wissen, dass man adoptiert ist. Da bin ich diesen Menschen auch gar nicht böse, sie müssen ja irgendwie reagieren und sie haben auch nie schlecht reagiert. Trotzdem hab ich es nicht gepackt. Und heute ist es - wie schon in meinem ersten Post erwähnte - so, dass ich einfach nicht daran erinnert werden möchte, dass ich anders bin. Ich habe mich auch so schon immer anders gefühlt als alle anderen. Und das geht mir auch heute noch so. Es wissen auch nur ein paar wenige meiner Freunde von meiner Adoption und diese Freunde sind die Einzigen, mit denen ich auch überhaupt über dieses Thema rede und die mir immer zuhören, wann immer ich darüber reden muss.
Ansonsten kenne ich ein 15-jähriges Mädchen, das auch adoptiert wurde. Allerdings wurde sie "halboffen" adoptiert, während ich "inkognito" adoptiert wurde. Dieses Mädchen hat auch ab und zu Kontakt zu ihren leiblichen Geschwistern, ob sie auch Kontakt zu ihrer leiblichen Mama hat, weiß ich nicht. Sie spricht eigentlich recht offen über ihre Adoption, zumindest bei ihren Freunden. Wie es bei ihr daheim ist, weiß ich leider nicht.
ZitatWas denkst Du, würdest Du anders machen oder könntest Du uns Tips geben?
Das ist eine schwierige Frage. Ich kann nicht sagen, ob ich heute anders wäre, wenn in meiner Pubertät nicht so viel schief gegangen wäre zwischen meinen Eltern und mir. Die Gewissheit des Anders-seins hat mich innerlich einfach so sehr zerrissen und das eigentlich schon vor meiner Pubertät (ich träumte als Kind z.B. immer wieder davon, dass mich meine Herkunftsfamilie meinen Ado-Eltern wegnehmen will). Immer dieses "Zwischen-zwei-Welten-stehen"...das begleitet ein Adoptivkind immer. Und obwohl ich es immer gut hatte bei meinen Eltern (die Pubertätsjahre sind da keine Ausnahme, auch wenn es emotional extrem schwierig war) und mich heute wirklich sehr gut mit ihnen verstehe, fühle ich mich nirgendwo richtig zugehörig. Und es tut mir wirklich sehr leid, das sagen zu müssen, aber...ich glaube, dass Adoptiveltern gegen dieses Gefühl der Zerrissenheit nicht wirklich etwas machen können. Da kann die Beziehung zwischen Ado-Eltern und Ado-Kind noch so liebevoll und ehrlich sein. Das ist jetzt nur meine Meinung, aber ich hab hier im Forum noch nichts Gegenteiliges gelesen. Also...ich hab noch nirgendwo gehört/gelesen, dass es Ado-Kinder gibt, die dieses Gefühl der Zerrissenheit NICHT haben. Und es könnte auch trotz aller Liebe und Ehrlichkeit ab Pubertätsbeginn passieren, dass sich euer Kind plötzlich verschließt und ihr einfach keinen Zugang mehr habt. Es bricht mir ehrlich gesagt auch das Herz, dir das alles zu sagen, denn ich habe nie die Hilflosigkeit in den Augen meiner Eltern vergessen, die sie empfanden, als es während meiner Pubertätszeit so schlimm herging zwischen uns. Und heute tut mir so vieles so leid, weil ich meine Eltern heute einfach mit ganz anderen Augen sehe. Heute sehe ich, dass sie auch Menschen mit Gefühlen sind. Früher habe ich nur die "Eltern" in ihnen gesehen und das ist ein großer Unterschied.
Aber ich wünsche dir alles alles Gute und wenn du noch Fragen hast, kannst du sie mir gerne stellen. Mich würde interessieren, wie ihr vorhabt euer Kind aufzuziehen oder wie ihr mit dem Thema Adoption umgehen wollt...zusammen mit eurem Kind, meine ich.
ich möchte kurz auf Riddle eingehen und erzähle dann später (heut nachmittag oder abend) meine Geschichte. Ich kann dich verstehen, dass du denkst, du bist anders. Ich merke es bei meiner A-Schwester. Sie muss auch damit kämpfen. Aber alle auf dieser weiten Welt sind anders. Jeder auf einer anderen Seite. Früher habe ich das auf eine ganz naive Art für mich akzeptiert: "Manche Frauen bekommen Kinder, können (damals wäre für mich "wollen" oder "nicht wollen" keine Frage) diese nicht behalten. Manche Ehepaare können keine Kinder bekommen. Also bekommen diese dann die Kinder von diesen Frauen." Total naiv. Aber eigentlich auch wahr. Klar, ist es viel schwieriger und ganz und gar nicht so eine einfache Situation. Nur drückt das aus, wie normal es doch eigentlich ist. Es ist traurig, dass manche ihre eigenen Kinder nicht haben wollen/können. Aber du bist doch ein gesunder Mensch, du hattest doch außer den typischen Kämpfen in der Pubertät und anderen inneren Kämpfen bisher ein schönes Leben (und diese inneren Kämpfe hat auch jeder. nicht jeder mit dem thema adoption, aber andere kämpfen dann mit ihrer unsicherheit, selbstkritik oder was uach immer.) Ich kann hier deine Meinung nun nicht von jetzt auf gleich ändern, aber vlt kommst du ja nochmal ein wenig zum nachdenken. Man kann rauslesen, dass du damit noch sehr zu kämpfen hast und ich weiß, wie schwer es ist, wenn man ein Thema in seinem Leben nicht abhaken kann. Damit man in Frieden damit leben kann. Ich wünsche es dir jedenfalls vonganzem Herzen:-)
Riddle, ich finde es sehr gut, was Du schreibst, und nichts braucht Dir für uns leidtun. Du hilfst mir ungemein mit Deinen Gedanken.
Naja, wir versuchen i.M., ganz normal mit dem Thema umzugehen. Beispiel: meine Tochter wollte letzt auch mal ein Baby haben....da habe ich sie gefragt, in welchem Bauch es wachsen soll, und sie sagte, das sei doch total egal, ich würde auch beide (sie und unser LK) lieben. Es war schön, dass sie sich gleichwertig mit ihm und auch genauso geliebt fühlt. Und das ist so meine Hoffnung an die Zukunft. Ich verstehe, wen sie sich eines Tages zerrissen fühlen wird, und als Mutter hoffe ich dann, dass sie sich mir anvertraut, denn Reden wollen wir sehr viel, wenn sie mag. Oder dass ich als Mutter ihr anders helfen kann. Oder dass ich zumindest schweigend an ihrer Seite sein darf.
Wir haben tatsächlich die Schwierigkeit mit AK und LK. Tja, zumindest hoffe ich, dass meine Tochter nicht das Gefühl bekommt, sie sei nur da, weil ich kein LK bekommen konnte. Wir AE lernen in Gesprächen mit den JÄ, dass wir in entscheidenen Situationen sagen sollen, " andere müssen ihr KInd nehmen, und wir haben Dich ausgesucht..." Früher fand ich den Satz ganz gut.
Sherry, Dir antworte ich später , wenn ich mehr Zeit habe *liebknuddel*
ich wurde mit 1,5 Jahren adoptiert und es wurde immer ganz offen damit umgegangen. Ich kenne sogar viele Details und meine A-Eltern haben mir ziemlich früh auch den Schriftverkehr mit dem Jugendamt gezeigt.
Leider haben sich meine A-Eltern scheiden lassen, als ich 8 Jahre alt war. Mein A-Vater wurde dann aus der Erziehung rausgemobbt und das Verhältnis war und ist emotional bis heute nicht besonders tief. Meine A-Mutter ist im Feb. 2010 an Lungenkrebs gestorben und ihr neuer Mann hat mich kurz nach Ihrem Tod "fallengelassen". Derzeit fühle ich mich sehr einsam und alleine. Ständig schleicht sich das Gefühl ein, keine Familie mehr zu haben.
Mein Wunsch wäre gewesen, dass sich meine A-Eltern mehr Gedanken über die psychischen Schäden gemacht hätten, die durch die Scheidung entstanden sind. Ich bin derzeit in Behandlung und betreibe die " Versöhnung mit dem inneren Kind".
Ich finde es super, dass Du Dich mit diesem Thema kontrovers auseinandersetzen möchtest, denn die Probleme werden kommen (wenn sie nicht schon da sind) und es ist gut dann zu wissen, wie man mit seinem Kind umgehen kann.
Ich weiß von meiner Adoption seit ich denken kann. Meine Eltern haben mir damals so Bücher gekauft mit vielen Bildern drin und haben sie mir oft vorgelesen. Somit war das adoptiert sein für mich ganz normal. Ich hatte und habe einen ebenfalls adoptieren Bruder der in unsere Familie kam als ich 3 3/4 war. Daran kann ich mich noch aktiv erinnern. Insofern werden sie mir spätestens da Rede und Antwort gestanden haben müssen woher sie das Baby gezaubert haben .
Dieser Satz:"Wir haben Dich ausgesucht." ist einer der Sätze die mich durch meine Kindheit sehr eng begleitet haben. Ich habe während der Schulzeit damit angefangen "anzugeben" dass ich adoptiert bin. Wenn jemand gesagt hat:"Du siehst Deinem Vater/Bruder aber ähnlich!" habe ich immer direkt gesagt:"Ich bin aber adoptiert, meien Eltern haben mich ausgesucht!". Es war für mich ein bisschen die Flucht in die Heile Welt. Ich wollte immer etwas besonderes sein. Dieser Drang anders, besonders zu sein hat mich dann im Endefekt krank gemacht. Ich habe mir tlw. Dinge ausgedacht um vor meinen Freunden toll da zu stehen. Irgendwann haben die natürlich gecheckt dass da was nicht stimmt und wenn ich dann mal was wirkliches erzählt habe, haben sie mir nicht mehr geglaubt. Ich habe lange, lange gebraucht um dieses "Makel" nur "sch****" zu erzählen wieder loszuwerden. Ich hätte mir von meinen Adoeltern in dieser Situation gewünscht, dass sie merken WARUM ich das mache. Warum ich mich so negativ entwickel. Statt dessen haben sie mit mir geschimpft und mich psychisch fertig gemacht.
Auch die Tatsache, dass mein Bruder in die Familie kam wurde nie wirklich mit mir besprochen. Anders als bei leiblichen Kindern erfolgte keine wochenlange Begleitung durch die Schwangerschaft. Der Anruf des JA kam am am 16.08. und mein Bruder kam am 24.08. in unsere Familie. Acht Tage in denen ich mein Zimmer zur Hälfte freigeben musste und in denen ich auch lernen musste dass ich meine Eltern (die mich bis dahin auf Händen trugen...Wunschkind und so) nun auch teilen musste. Außerdem kam ich 14 Tage später in den Kindergarten. Das war für mich wie Abschiebehaft. Ich war natürlich mega eifersüchtig auf meinen Bruder...bestimmt eifersüchtiger als andere Kinder. Und im Laufe der Jahre entwickelte sich ein richtiger Hass auf ihn. Wir haben uns geprügelt wie die Kesselflicker und immer war ich die Dumme die am Ende den Ärger und die Dresche dafür bekam. (Heute verstehen wir uns übrigens super ) Ich hätte mir von meinen Eltern gewünscht auch weiterhin genug Aufmerksamkeit zu bekommen. Hätte mir gewünscht dass sie nicht nur gesehen hätten wie toll weit ich war (alleine anziehen und so) sondern auch wieviel Hilfe und Liebe ich noch gebraucht hätte.
Während meiner Pubertät wurde klar, dass ich deutlich problematischer durch diesen Lebensabschnitt gehen würde als normale Kinder. Ich war sehr früh mit älteren Männern liiert (für die ich etwas besonderes war...endlich), meine Eltern jedoch unterbanden dieses, sperrten mich zu Hause ein und bestraften mich. Ich hingegen begann zu ritzen, später Drogen zu nehmen, versuchte mehrmals mir das Leben zu nehmen und hungerte mich zum Schluss fast ins Grab. Meine Eltern haben mich jedoch immer nur bestraft, anstelle mich an die Hand zu nehmen und das Problem mit mir gemeinsam anzugehen. Heute weiß ich warum alles so gekommen ist. Ich habe Borderline und das schon von klein auf...bzw. mit meiner letzten Therapeutin habe ich erarbeitet, dass es wohl noch eher das adopted child syndrom ist. Es ist in Deutschland zwar noch keine anerkannte Krankheit, aber die Symptome stimmen 1000%ig auf mich zu. Hätten meine Eltern viel eher meine Probleme begleitet, hätten sie gewusst, dass all meine Probleme nicht nur aus mir heraus kommen sondern ursächlich im Verlust meiner Wurzeln liegen, vielleicht hätten sie mir vieles ersparen können.
Als ich mit 14 Jahren beim herumstöbern meine Adoptionsakte fand war ich erst sehr verwirrt. Ich habe dann in den nächsten Jahren ab und zu mal meine Eltern gefragt ob sie irgendwelche unterlagen haben, irgendwas wissen. Aufgrund der Tatsache, dass ich aber so schwierig war, verschwiegen meine Eltern mir dass sie unterlagen besitzen. Das war wiederum ein großer vertrauensbruch, wodurch ich sie später in meine aktive Suche nicht mehr einbezog. So habe ich als ich volljährig war erst 2005 meine Mutter und dann 2009 meinen Papa kennengelernt. Meine Adoeltern sind auf die Beziehung zu meinem Dad teilweise recht eifersüchtig, weil diese tiefe Liebe die ich zu ihm empfinde und dieses enge Band das uns verbindet einfach unbeschreiblich und unfassbar ist. Ein Gefühl das ich für meine Adoeltern nie empfinden konnte. Und das merken sie natürlich. Dennoch akzeptieren sie die Situation und verstehen sich mit meinem Papa mitlerweile echt super. Mein Adodad sagte neulich z.B. als ich mit meinem Papa bei ihnen war:"wir sind ja jetzt innerhalb der Familie."
Fazit: Ich denke jedes Adokind hat ein Paket zu tragen, beim einen ist es ausgeprägter, beim anderen merkt man es kaum. Ich denke wenn Adoeltern WISSEN, dass Probleme kommen könnten und wenn sie dann da sind sie auch als solche erkennen und nicht nur als normale eifersucht zwischen geschwistern, Pubertätsprobleme etc. abtun, dann haben Adokindern auch eine gute Chance mit ihrem Trauma der Abgabe klar zu kommen. Das offen legen aller Tatsachen und jegliche Unterstützung bei der Wurzelsuche setze ich einfach mal voraus (wobei ich da in eurem fall auch behutsam sein würde, nicht dass euer Kind irgendwann denkt: Die suchen meine verwandten weil sie mich wieder loswerden wollen. Gerade wenn da ein leibliches Kind mit im spiel ist sind solche Ängste ja noch existentieller als ohnehin schon.)
Ich hoffe ich konnte dir mit der Antwort ein bisschen weiterhelfen...ist ein bisschen verworren, aber ist halt auch ein emotionales Thema...das kann man nicht so nüchtern schreiben wie man vielleicht gerne wollen würde.
ZitatDas offen legen aller Tatsachen und jegliche Unterstützung bei der Wurzelsuche setze ich einfach mal voraus (wobei ich da in eurem fall auch behutsam sein würde, nicht dass euer Kind irgendwann denkt: Die suchen meine verwandten weil sie mich wieder loswerden wollen.
Als wir vor einiger Zeit unserem Sohn auch mehrfach eine Suche nahelegten, hörten wir von ihm auch den Satz: "Ihr wollt mich wohl loswerden", was wir damals als flapsige gemeinte Äußerung auffassten. Jetzt aber wird mir klar, dass er das wohl auch ernst gemeint haben könnte.
Während der Pubertät hatten wir mit unserem Sohn glücklicherweise keine besonderen Schwierigkeiten - weniger als fast alle leibliche Eltern aus dem Freundes- und Bekanntenkreis unseres Sohnes. Wir wußten immer, wo er sich aufhielt - was niemals eine Auflage unsererseits war, (dann hätte er mit Sicherheit anders reagiert). Mit seinem Ado-Status konnte er auch nach eigenem Gefühl umgehen, was er auch tat; wir machten ihm keine Auflagen, wem er das erzählen sollte und wem nicht. Ich könnte mich nicht an einen Vorfall erinnern, der ihm durch eine Offenbarung irgendwelche Schwierigkeiten oder Nachteile eingebracht hätte.
Natürlich weiß ich nicht, ob er nicht doch oft an seine Herkunftseltern denkt und auch manchmal traurig und gekränkt darüber ist, dass die erste Bindung nicht stattgefunden hat, weil er nicht darüber spricht und Ado-Thematisierungen mit uns aus dem Weg geht.
Natürlich habe ich in der Erziehung auch meine Fehler und beileibe nicht alles richtig gemacht, wie mir im Nachhinein bewußt wurde und wird. Aber die grobe Richtung stimmte wohl, ansonsten hätten wir heute nicht eine so gute Beziehung.
Born, vielen Dank auch für Deinen Bericht! Da sind für mich gute Anhaltspunkte dabei, auf die ich achten werde. Was ich aber auch bei den anderen rauslese, ist diese Unsicherheit seitens der AE. Die empfinde ich als viel ausgeprägter als bei LE. Bei uns wird es mit der Wurzelsuche schwieriger, da die H- Mutter gestorben ist und das Geheimnis um den H- Vater mit ins Grab genommen hat. Aber es gibt Geschwister, die verstreut leben. Dass es zu Problemen kommen kann, ist mir bewusst. Deswegen finde ich ein Forum wie dieses sehr hilfreich und hoffe, dass sich viele AE hier informieren und auseinandersetzen, den die reinen KiWu- Foren sind zwar hilfreich, aber einseitig.
Martina, ich war auch ein ganz schwieriger pubertierendes Mädchen, ich glaube, Jungs mit welcher Herkunft auch immer, sind in dem Lebsnabschnitt pflegeleichter. Schön, dass bei Euch alles so gut läuft.
Sherry, bei Dir ist tatsächlcih alles schiefgelaufen, und ich kann Deinen Hass auf AE nachempfinden. Es würde mir nicht anders gehen, wenn ich Dinge wie Du erlebt hätte. Wie konnten solche Menschen ein Kind adoptieren????? Schön, dass Du Dich wenigstens mit den H- Müttern aussöhnen konntest, mehr kann man sicher nicht erwarten bei dne jahrelangen Quälereien.
@Born: Ich habe mal eine Frage. Kannst du dich daran erinnern oder weißt du aus Erzählungen, ob es für andere (insbesondere deine Ado-Eltern) deutlich sichtbar war, dass du eifersüchtig auf deinen kleinen Ado-Bruder warst? Ich meine, so von Anfang an, nicht erst, als ihr euch "geprügelt habt, wie die Kesselflicker", sondern schon, als er in eure Familie kam. Oder hast du das mehr mit dir selbst ausgemacht? Hatten deine Ado-Eltern mit dir nie vor der Ankunft deines Ado-Bruders mit dir darüber gesprochen, dass die Eventualität besteht, dass irgendwann noch ein Baby in eure Familie kommt? Hattest du dir ein Geschwisterchen gewünscht? Ich weiß nicht, ob du dich daran erinnerst kannst, weil du ja noch recht klein warst, aber wenn ja, wäre ich dankbar, wenn du mir auf die Fragen antworten könntest. Bei uns verhält es sich nämlich so, dass nahezu keine Anzeichen einer Eifersucht o.ä. bei unserem "Großen" für uns feststellbar sind. Höchstens ganz selten einmal, wenn er richtig müde ist, so wie vorhin, als er meinte, nicht einschlafen zu können, weil "die fiese ... schreit." Wobei "fies" z. Zt. ein Modewort aus dem KiGa bei ihm ist, dass er immer wieder gerne für alles möglich anwendet . Er ist allerdings schon 4 1/2, geht schon 1 1/2 Jahre in den KiGa und hat sich schon seit mindestens 1 1/2 Jahren ein Geschwisterchen gewünscht. Es kommt uns trotzdem manchmal komisch vor, dass er sich so sehr mit seiner kleinen Schwester beschäftigt, mit ihr spielt und knuddelt, und so gar nicht eifersüchtig ist. Nicht, dass da im Untergrund etwas brodelt. Er wünscht sich allerdings sogar noch mehr Babys - wird es aber nicht geben - und plant schon für später "wenn ich mal groß bin", dass er selbst Babys haben möchte. Wir wundern uns, dass er auch noch nach mehr als 4 Monaten so ohne wenn und aber verliebt in die Kleine ist.
Ich habe sehr klare, eigene Erinnerungen an meine frühe Kindheit. Meine erste Erinnerung ist kurz nach meinem 3. Geburtstag. Aus der Zeit als mein Bruder zu uns kam habe ich noch ganz aktiv die Erinnerung ans Krankenhaus, wo meine Mutter ihm in einem Säuglingszimmer eine Flasche gab und mein Vater und ich draußen standen und reingeguckt haben. Ich habe mir da einen Splitter in den Finger gehauen . An meine Eifersucht kann ich mich natürlich nicht mehr im Detail erinnern, da ist auch viel zusammengereimt aus den Erzählungen. Am Anfang fand ich ihn natürlich auch "toll". Ich war ja auch eine Puppenmama, und sowas dann in live zu haben war natürlich klasse. Auch meine Freunde im Umkreis hatten gerade kleine Geschwister bekommen, ich wusste also schon ein stückweit, was das ist. Allerdings haben meine Eltern da wirklich vorher nicht mit mir drüber gesprochen, da das JA ihnen gesagt hatte dass die Wahrscheinlichkeit, dass sie noch einen Säugling bekommen vermutlich eher gering ist. (Der Witz ist, dass meinen Eltern einen Tag nachdem ihnen mein Bruder "angeboten" wurde ein kleines Mädchen "angeboten" wurde.). Insofern wurde ich da echt ins kalte Wasser geschmissen. Und die Tatsache, dass ich so kurz danach in den Kiga kam hat sein übriges getan. Außerdem war mein Bruder krank als er zu uns kam, so dass er noch mehr aufmerksamkeit brauchte. Und da ich schon so selbstständig war, wurde das dann auch einfach von mir verlangt. Ich habe mit vier Jahren selber meine Kleidung ausgesucht und angezogen und mein Brot für den Kiga selber geschmiert etc. . Vielesmeiner Eifersucht habe ich in Autoagressionen mit mir selber ausgemacht. Ich hab also nicht meinen Bruder geärgert oder so.
Ich habe ja selber zwei Söhne, und ich denke, der Ältere macht immer etwas mit, wenn ein kleines dazu kommt. Es ist nicht so einfach entthront zu werden. Aber man kann sowas auch sanft machen. Ich habe z. B. als mein kleiner geboren wurde mir einen Tag rausgepickt an dem ich etwas besonderes mit meinem großen gemacht habe (schwimmen gehen, zoo, spiel spielen, einkaufen gehen, essen gehen etc.) Das machen wir auch heute noch so, allerdings nicht mehr ganz so oft. Und genauso mache ich es jetzt auch mit meinem Kleinen, der dieses Recht auch einfordert. Alle paar Wochen ist auch entweder der eine oder der andere ein ganzes Wochenende bei Oma und Opa und der jeweils andere wird dann von uns nach Strich und Faden verwöhnt. Noch ein Beispiel ist: Mein Kleiner geht ne Stunde eher ins Bett als mein Großer. Wenn der Kurze dann schläft spiele ich bzw.mein Mann und ich etwas nur mit dem Großen. Ich denke dass diese Qualitätszeit für Kinder ganz wichtig ist. Und die MUSS man sich nehmen. Ich hätte mir gewünscht, dass meine AdoEltern diese Zeit, nur für mich, gehabt hätten. Dass sie mir nicht das Gefühl gegeben hätten, nicht mehr so viel wert zu sein. Auch heute ist es übrigens so, dass bei allem mein Bruder "bevorzugt" wird. Und das ohne auf ihn eifersüchtig zu sein. Es ist mir nur völlig unverständlich wie man so unterschiedlich werten kann. Ich habe z. B. die Schule absolut problemlos absolviert, bin nie sitzen geblieben und habe ein gutes Abi gemacht. Darüber wurde kein Wort verloren, das war selbstverständlich. Mein Bruder ist mehrmals sitzen geblieben und hat mit Ach und Krach die 10 geschafft. Dafür wurde er über den grünen Klee gelobt auch jetzt wo er in der ausbildung gute Noten hat hört man nur wie toll es ist wie er das macht und was man ihm wohl schenken könnte für die bestandene Prüfung. Die Reaktion auf meinen Ausbildungsabschluss war nur ein: Ah, schön! (ich habe mit 1,1 bestanden!) Wie auch immer, ich bin auf das Lob meiner Eltern nicht mehr angewiesen, zum Glück...dafür kann ich für sie aber auch nicht wirklich viel empfinden. Es sind meine Eltern, und ich halte an dieser Beziehung auch trotz allem fest, aber mehr auch nicht.
hi lattitia, deine frage -was wünsche ich mir von a-eltern- erscheint mir etwas suggestiv, weil das voraussetzt, daß man adoptiert werden will. ich kann bestenfalls dazu, was adoption mit mir gemacht hat oder daraus geworden ist, etwas beisteuern. dem noch etwas positives abzuringen fällt mir bis heute schwer. es mag an den erfahrungen liegen, daß mir wünsche sinnlos erscheinen. vielleicht kann es trotzdem etwas zum verständnis beitragen.
dieses vertrauenzerstörende getuschel und geheimnisumwobene in der kindheit suggerierte, es konnte sich da nur um etwas schlimmes, verbotenes, peinliches, schlechtes handeln. wie das in meiner familie war, eigentlich in beiden, wie mit adoption umgegangen wurde, jaaa sogar noch heute. das macht wirklich rein nichts mehr normal. spätere versuche, das thema mal im bekanntenkreis anzusprechen ebenfalls nicht.... ja was kam dabei heraus, überwiegend peinlich berührte blicke, manchmal nicht einmal eine reaktion, mehr achselzucken, schweigen oder blöde sprüche. etwas 'normales' hab ich dem nicht abgewinnen können. ich fand es regelrecht schwierig, 'passend' damit umzugehen, reaktionen einzuordnen, weil ich mich nicht so fühlte, wie andere sich dieses adoptiert-sein vorstellten.
was erwarten fremde menschen, die offenbar voraussetzten, adoptiert-sein müsse peinlich sein? rechtfertigungen für etwas, was adoptierte nicht beeinflussen konnten? irgendwann hab ich diese situationen wirklich gehaßt, dem ausgeliefert zu sein. eine tabuisierung, die später als gesellschaftlicher bumerang unerweigerlich zurückschlägt und immer trifft, dieses mitleidsgehabe... 'da hast du ja richtig glück gehabt'.... wenn es denn so wäre, ja sicher, das 'glück' eltern verloren zu haben. wie oft hab ich diesen spruch im leben schon gehört. die vorurteile gingen jedesmal nach hinten los. wie kamen fremde menschen dazu, sich über die umstände und leibliche eltern, die sie nicht kannten, die nicht einmal ich kannte, ein urteil zu erlauben? damit drückten sie unwillkürlich aus, wie sie adptierte und deren herkunft sahen, das konnten für sie dann nur noch pack, alkoholiker, flittchen, prostituierte etc., wertlose menschen sein. ohne diese vorurteile war ich schon unglücklich genug, von den wurzeln abgeschnitten in eine fremde identität und andere welt gepreßt bei fremden menschen aufwachsen zu müssen. ihre blicke allein... das waren (waren, weil ich sie heute zur rede stelle wenn es mir die mühe wert ist) schon sehr verletzende momente im dann kurzerhand reduzierenten bekanntenkreis, und stürzten mich, da bei weitem nicht ausreichend über abgabe und eltern informiert wird, jedesmal in erklärungsnöte. klar hab ich da für meine leiblichen eltern partei ergriffen, egal was und wieviel ich über sie wußte! das forderte ja geradezu dazu heraus, allein schon um zu mir selber stehen zu können.
mir wird ganz anders, wenn ich an die (damals) von meinen a-eltern eingeforderte normalität denke - ein spagat, der sich schon in der kindheit auftat und gehörig klaffte - mich wie ein normal leibliches kind nahtlos einzufügen, zu verhalten. so fühlen zu sollen gelang mir schon deshalb nicht, weil es bereits mit der integration innerhalb der a-verwandtschaft nicht klappte, bzw. es dort schon mit ausgrenzung und diskriminierung losging, und das gar nicht zuließ, mich dort wie ein 'normales' familienmitglied zu fühlen. ich weiß, a-eltern können kaum etwas dagegen unternehmen wenn die verwandtschaft nicht mitzieht. bei meiner war es jedenfalls fast durchgehend so. mit dem tod meiner a-eltern brachen dann die ohnehin spärlichen kontakte zu dieser verwandtschaft vollständig weg. wenn mit 24 dann so gar nichts mehr an familie vorhanden ist, hat für mich adoption den sinn einer integration in eine familie verloren....