Hallo, mich würde mal interessieren, ob es Euch peinlich ist, adoptiert zu sein und auch darüber reden zu müssen.
Also mir ist es peinlich, wenn ich dazu befragt werde, hierbei ist es egal, ob ich die Leute kenne oder es Wildfremde sind
ich werde nicht gern drauf angesprochen, die Adoption und mein Aussehen sind ein Teil von mir, die ich gerne ausradieren würde
und wie reagiert Ihr auf so unliebsame Fragen?
also manchmal antworte ich knapp wahrheitsgemäß, manchmal erfind ich was, was ich leider noch nie getraut hab, ist zu sagen, dass ich da nicht drüber reden möchte, da mir das zu persönlich ist; ich bin halt ein Angsthase
Mich stört nicht die Frage, sondern die Art wie mich manche Menschen damit die Beziehung zwischen mir und meinen Eltern aber vor allem die Adoption degradieren wollen. Adoption muss nicjht immer die Folge von Unfruchtbarkeit sein und wenn, macht es die Mutter, das Kind oder sonst etwas nicht minderwertig!
Aber mal zurück zur eigentlichen Frage, Ich bin eigentlich stolz darauf, eine etwas andere Geschichte erzälen zu können. Ebenso kenne ich die Geschichte hinter meiner Adoption nicht, sodass mich das erzählen nicht dazu zwingt, über schlechte Erinerrungen nachzudenken oder erzählen zu müssen. Dies kann bei einigen der Fall sein. Ich kann schließlich erst ab meiner Ankunft hier erzählen =)
Und wenn ein dummer Spruch kommt, der in diesem doch so offenem und moderem Deutschland - wahrscheinlich hervorgerufen durch Unwissenheit - kommt, antworte ich gerne, dass ich weiß, dass ich von meinen Eltern gewollt bin und sie sind durch eine schwierige Zeit gegangen, um mich zu bekommen.
Aber vielleicht sind gerade die skeptisch, die wissen oder ahnen, dass sie nicht "geplant" waren =)
und ja, ipink, es ist wohl auch dir Art, die mich auch stört; entweder diese unverhohlene Neugier/Sensationsgier oder dieses Mitleidige "och du armes Würstchen" in der Stimme...
am meisten stört mich an meiner Adoption nicht die Adoption an sich, ich bin zu einer wundervollen Mama und Schwester gekommen, sondern die Tatsache, dass ich anders ausseh und das jeder sieht
@juliana, ob mein selbstbewustsein so beneidenswert ist? mag sein. es war ein schwerer weg dahin. an meiner nasenspitze hat man mir meine ado nicht angesehen. trotzdem musste ich mich damit auseinandersetzen. c´est la vie! die ado gehört zu mir wie meine nase im gesicht! bin ich deshalb ein anderer mensch? jemand vom anderen stern? nein! meine eltern waren und sind die besten eltern der welt. auf meine herkunft bin ich nicht stolz. im gegenteil es ist eher ein schatten auf meiner seele!
Zitat von julianabeneidenswert Dein Selbstbewusstsein, Hatzebutzi
und ja, ipink, es ist wohl auch dir Art, die mich auch stört; entweder diese unverhohlene Neugier/Sensationsgier oder dieses Mitleidige "och du armes Würstchen" in der Stimme...
am meisten stört mich an meiner Adoption nicht die Adoption an sich, ich bin zu einer wundervollen Mama und Schwester gekommen, sondern die Tatsache, dass ich anders ausseh und das jeder sieht
Ich habe gleichzeitig mit dem Vorurteil zu kämpfen, wenn ich mit meinem Vater iwo auftauche, dass ich für eine junge Schl**** gehalten werde, die sich nen alten reichen weißen Mann geholt hat, um hier zu leben!!! Und wenn ich nicht die junge exotische Freundin bin, dann war meine Mutter hinter seinem Geld her. Es fällt vielen Leuten schwer, dieses dämliche Vorurteil zu vergessen. Die meisten Brasilianerinnen sind eher hell, wohl der portugisische Einfluss von damals, aber ich gehöre zu den dunklen, was bedeutet, dass ich im Sommer auch echt n dunklen Teint bekomm, und bei mir sieht man es auch. Ich würde mir nur wünschen, die meisten würde sich für mein schönes Leben hier freuen und nicht denken, ich wäre das Produkt einer Klischee-Ehe!
oh ja, was meinst Du was ich da als "Asiatin" erzählen kann; mein Ado-Vater hat mich deswegen ab 12 in der Öffentlichkeit nicht mehr angeschaut, angesprochen oder sonstwas; ich war ihm peinlich
meine Schwester war mal mit ihren Paten einkaufen, die Patin war etwas abseits und meine Schwester (14) war beim Paten untergehakt, total normal, dann am nächsten Tag sagen die Arbeitskollegen mitleidig zur Patin: Du, Dein Mann hat ne andere, eine Asiatin
damals war ich 13, ich war total verletzt, war mir voll peinlich
Partner finde ich auch keinen, ich werd nur von alten, geilen Männern (der älteste 72!) angemacht, junge Männer interessieren sich für große blonde Schönheiten
leider gibt es so dämliche Menschen, die nur auf das Äußere sehen. In den Ländern Eurer Herkunft wäret Ihr eine von vielen, die sich von Anderen absolut nicht unterscheiden. Aber warum sollte man sich nicht von Anderen unerscheiden? Dann wird man doch interessant. Ihr habt 2 Augen, eine Nase mitten im Gesicht, einen Mund, ein Kinn usw. usw., genau wie jedes einheimische Mächen hier in Deutschland. Seid intelligent, nett, freundlich, höflich und alles, was man an jungen Frauen schätzt. Die Liste der Gleichheiten mit den Einheimischen ließe sich noch unendlich fortsetzen. Was sind schon ein oder zwei unterschiedliche Merkmale, die hier in der multi-kulti-Gesellschaft kaum noch auffallen, weil sehr viele mit ihnen herumlaufen. Außerdem gehört Ihr dadurch und durch Eure Ado zu den "besonderen Menschen", wer kann schon eine Adoption vorweisen? Sie gehört nur Euch! Geht da, wo es offenbar wird, offen und selbstbewußt damit um, dann findet Ihr diese Situation nicht "peinlich", was sie keinesfalls ist.
Geht mit aufrechtem Haupt durchs Leben, lächelt jeden Menschen freundlich an, der auf Euch aufmerksam wird, zeigt ihnen Euren Stolz, (nicht in überheblichem Sinn gemeint) sondern, dass Ihr etwas aus Euch gemacht habt, trotz teilweise fehlender Unterstützung. IHR SEID WERTVOLL, zeigt es den Leuten, dann glauben sie es auch! Denkt daran, Eure leiblichen Eltern wären total stolz auf Euch, wenn sie Euch sähen, Eure Ado-Eltern sind es mit Sicherheit! Strahlt diesen Stolz Eurer Eltern nach außen ab.
Mein Sohn ging mit der Ado-Tatsahe immer offen um (nicht offensiv), versteckte es nicht und hat meines Wissens nicht eine negative Situation erlebt. Er stand immer selbstbewußt dazu, wenn die Leute ihn darauf ansprachen. Ihr seid Diejenigen, die an der Maßnahme der Adoption absolut keinen Anteil habt, warum solltet Ihr Euch schämen?
Haltet den Kopf hoch und strahlt die Würde aus, die Euch innewohnt und Euch zusteht.
wenns nur so einfach wäre, ich müsste mir einreden, auf etwas stolz zu sein, wo der Rest des Landes inkl. mein Ado-Vater nicht stolz drauf ist
naja, da die Lebenszeit ja auch begrenz ist, vielleicht schaffe ich ja bis an mein Lebensende, dass es mir zumindest egal ist und ich nicht mehr drunter leide; da wäre ich echt froh drum, dann wäre ich stolz auf mich
@ Hatzebutzi: ich finds trotzdem gut, dass Du so locker damit umgehst
@ Marleen: ich schätze, Du bist keine Auslandsadoptierte, oder?
vielleicht hängt es mit der offensichtilichen Andersartigkeit zusammen, Euch fragt wohl auch niemand im Small Talk wo Ihr herkommt und wieso Ihr adoptiert seid...
Hi Juliana, nein ich bin keine Auslandsadoptierte - somit hatte ich aber auch den "Nachteil" dass ich jahrelang gar nicht wusste, dass ich überhaupt eine Adoptierte bin, aber immer gemerkt habe, dass ich irgendwie nicht in diese Familie passe. Hierfür hab ich mir die Schuld gegeben, weil ich anders war. Ich hatte immer Schuldgefühle, weil ich nicht "reingepasst" habe - bis ich durch Zufall erfahren habe, dass ich adoptiert bin.
war das ein Schock für Dich oder eine Erleicherung/ Bestätigung?
Interessant, wie ein Kind sowas fühlen kann.
Ein Bekannter meiner Mama hat mir mal vorgejammert, wie schlimm es war, als er mit 19 erst erfahren hat, adoptiert zu sein. Ich hab ihn nicht verstanden. Dachte nur, ist doch egal, wann Dus erfährst und ändert sich doch nichts. Deine Eltern sind trotzdem Deine Eltern. Nun gut, damals war ich 17 Jahre alt. Bis dahin und seitdem hatte ich allerdings keinen weiteren Kontakt zu anderen Adoptierten, weswegen dies mein bisherig erster und einziger Eindruck gewesen ist.
Schock natürlich, weil ich 30 Jahre lang dachte, meine Eltern sind meine Eltern, mein Bruder ist mein Bruder und ich hab einen an der Klatsche, weil ich so völlig aus der Spur laufe (in ganz vielen Belangen). Erleichterung eben deshalb, dass ich für mein "Anderssein" nichts konnte, bzw. endlich eine greifbare Erklärung hatte.
nein, leicht wars bestimmt nicht. Seh ich heute auch so. Adoptierte sind schon eine besondere Menschengruppe, da sie ganz andere Erfahrungen gemacht haben auf einem sehr speziellen Gebiet. Hoffentlich macht uns das wenigstens stärker. Ich hoffe auch, es scheitern nicht zu viele daran.