ZitatIch wünsche deinem Sohn alles, alles Gute und das er nicht enttäuscht wird.
Vielen Dank, Hashimoto. Er versucht, mittels SMS wieder einen Kontakt aufzubauen, nachdem man ihm bereits dargelegt hatte, jeder sollte in seinen Kreisen bleiben. Nun ist er schon glücklich, eine Antwort erhalten zu haben. Sein neuester Wahlspruch, an dem er sich ständig hochzieht, lautet: "Manchmal ist weniger mehr". Die Beziehung muss wohl - jedenfalls vorläufig - auf eine andere Ebene gestellt werden. Es ist für ihn nicht so einfach - wie auch für Dich und etliche andere Adoptierte hier im Forum.
Mir ist schleierhaft, warum Adoptierte, die den Wunsch nach einem Zugehörigkeitsgefühl zur Herkunftsfamilie haben, so kalt abserviert werden. Sie wollen doch nicht dort einziehen oder den anderen Familienmitgliedern etwas streitig machen, sondern nur normalen familiären Austausch. Auch wenn sie adoptiert sind, gehören sie doch abstammungsmäßig dazu und man müsste meinen, ohne sie klafft dort eine Lücke, die von jedem Familienmitglied wahrgenommen werden müsste. Auch verstehe ich Deinen Bruder nicht, Hashimoto, denn nicht Du hast Dich aus der Familie gestohlen, sondern Du wurdest ohne Dein Wollen und Deine Zustimmung abgegeben, woran natürlich auch er keinerlei Schuld trägt. Eines Tages kommt es doch auch für seine Familie ans Licht und dann ist das jahrelange Verschweigen für ihn wohl noch peinlicher und könnte als Vertrauensbruch aufgefaßt werden.
Zur Zeit wird auch mir wieder klar, dass Adoption und alles damit Zusammenhängende in der Öffentlichkeit - Zeitungen, TV, Rundfunk usw. - viel ausführlicher dargelegt werden müsste, damit die Konflikte, die den Adoptierten daraus erwachsen, allgemein bekannt werden und die gängige Meinung, die haben es doch gut, relativiert wird, auch, und vor allem in der einen oder anderen Herkunftsfamilie. Dazu gehören auch unbedingt Berichte über die Herkunftseltern, über die bei vielen (hier nicht postenden) Adoptierten und auch in der Öffentlichkeit ein völlig falsches Bild besteht. Mit Sicherheit machte dieses Nahebringen etlichen Adoptierten zusätzlich Mut, Kontakte zu ihrer Herkunft aufzunehmen, wenn die Voreingenommenheit wegfiele und vor allem auch sämtliche Wege zum Finden aufgezeigt würden. Die Unwissenheit darüber ist vermutlich ein großes Hindernis.
Allen unter der Unaufgeklärtheit ihrer Umgebung leidenden Adoptierten und Herkunftseltern wünsche ich zunächst viel persönliche Kraft und in diesem Sinne baldige mediale Hilfestellungen.
Zitat von Martina... Auch wenn sie adoptiert sind, gehören sie doch abstammungsmäßig dazu und man müsste meinen, ohne sie klafft dort eine Lücke, die von jedem Familienmitglied wahrgenommen werden müsste.
Nicht von "jedem", zumindest nicht, wenn die in der H-Familie aufgewachsenen Kinder jünger als die wegadoptierten sind. Warum sollten sie irgendwelche Gefühle zu ihren völlig unbekannten anderen Geschwistern aufgebaut haben, oder sie gar vermissen? Wenn dem so wäre, widerspräche das der Aussage, dass Blut eben NICHT dicker ist als Wasser.
Bei den Eltern, besonders bei der Mutter, die ja noch die innigere Verbindung hatte, würde ich das erwarten, aber auch hier wissen wir, dass das manchmal nicht zutrifft (siehe Deinen Sohn, wo die Mutter ja offenbar auch nicht "natürlich" reagiert hat).
Als ich ca. 40 war, hat mir meine Mutter meinen Halbbruder samt Frau und zwei Kindern kredenzt, von dem ich bis dato nichts wusste, und der bei seinem Vater groß wurde (der erste Mann meiner Mutter). Ich habe ihn kennengelernt und festgestellt, dass uns Welten trennen. Wir hatten uns nicht viel zu sagen, sind charterlich meilenweit auseinander. Ein paar Jahre hatte ich "notgedrungen" Kontakt gehalten, aber seit zehn Jahren ist von mir aus Schluß damit, weil sie meinen Mann und mich nur als Zahlmeister benutzt haben. Obwohl ich ihn nie zuvor gesehen hatte, stellte er mich beim ersten Kennenlernen seinen ca. 10-jährigen Kindern mit den Worten vor: "Das ist die Cornelia, eure neue Erbtante!" Damals hielt ich das fatalerweise noch für einen fiesen Scherz ...
Zitat von Martina... Auch wenn sie adoptiert sind, gehören sie doch abstammungsmäßig dazu und man müsste meinen, ohne sie klafft dort eine Lücke, die von jedem Familienmitglied wahrgenommen werden müsste.
Nicht von "jedem", zumindest nicht, wenn die in der H-Familie aufgewachsenen Kinder jünger als die wegadoptierten sind. Warum sollten sie irgendwelche Gefühle zu ihren völlig unbekannten anderen Geschwistern aufgebaut haben, oder sie gar vermissen? Wenn dem so wäre, widerspräche das der Aussage, dass Blut eben NICHT dicker ist als Wasser.
Vermissen (also wirklich vermissen) kann man wohl niemanden, zu dem man nicht irgendeinen Bezug hat. Meine Kleinen haben meinen ältesten Sohn erst 2 x gesehen und doch ist da eine Verbindung. Meine 9 jährige hat in einem Brief (wenig Text, viel gemalt) an ihn geschrieben: "Ich hab Dich lieb". Das hat mich sehr verblüfft und wir haben darüber geredet. Sie meinte, dass er ja nett sein muß, weil er ja auch von mir geboren wurde und ihr Bruder ist. Ich habe ihr erklärt, dass es ja nicht nur darauf ankommt von wem man geboren wird, sondern dass ja auch das Umfeld und die Lebensbedingungen einen Menschen prägen. Meine Süße winkte ab und meinte nur, dass er ja genau so sei wie ich und seine Eltern ihn bestimmt auch zu einem netten Menschen erzogen hätten. Wir haben das Gespräch nicht weiter geführt. Sie ist fröhlich spielen gegangen. Ob es wirklich ein "liebhaben" ist kann ich nicht sagen. Ich weiß aber, dass meine Kinder einen Bezug zu ihrem großem Bruder haben. Die Lücke klafft nicht riesig, aber sie wird durchaus wahr genommen.
ZitatObwohl ich ihn nie zuvor gesehen hatte, stellte er mich beim ersten Kennenlernen seinen ca. 10-jährigen Kindern mit den Worten vor: "Das ist die Cornelia, eure neue Erbtante!" Damals hielt ich das fatalerweise noch für einen fiesen Scherz ...
wie dreist!!! Ich nehme an, dass Du es schon deshalb schwieriger hattest, weil Du erst so spät von seiner Existenz erfahren hast. Wenn man dann einen Erwachsenen als "neues Familienmitglied" präsentiert bekommt und der sich so mies benimmt, kann es auch nicht funktionieren.
Zitat"Freunde sind Gottes Entschädigung für Familie"
in der Fasen-Kontakbörse gibt es eine ganze Reihe von Suchmeldungen von Geschwistern, die ihre zur Adoption gegebenen leiblichen Geschwister suchen. Auch hier in unserem Forum gab es in der Vergangenheit schon die eine oder andere Suchanfrage, meistens von Schwestern, die teilweise ihre Sehnsucht nach dem zur Adoption gegebenen Geschwisterchen ausdrückten, was mir durchaus glaubhaft erscheint.
Zu den Familienstellungen, in denen ich längere Zeit als Stellvertreter fungierte, kamen auch ab und zu (meist) Frauen, die das Gefühl des Fehlens eines Familienmitgliedes nicht los wurden, obwohl in der Realität nichts daraufauf hindeutete und Nachfragen nichts brachten. Meist stellte sich dann heraus, dass ein Geschwisterkind zur Adoption gegeben oder abgetrieben wurde. Also gab es eine gefühlsmäßig feststellbare Lücke, was ich mir auch gut vorstellen kann. Natürlich ist nicht allen Menschen dieses Phänomen des unterschwelligen Wissens zu eigen.