Da ich hier viel gelesen habe in dem Jahr als ich auf Antwort meiner Schwester wartete und hier so viele hilfreiche Denkanstöße bekommen habe, wollte ich euch bei uns auch ein Bisschen auf dem Laufen halten.
Meine Schwester ist beruflich sehr eingespannt zur Zeit, aber wir haben uns wiederholt getroffen und viel telefoniert. Ich habe auch Teile ihres "Umfelds" kennen lernen dürfen. Ihr Umfeld (nicht A-Eltern, sondern Freunde etc.) ist mir (noch) sehr fremd - dagegen finde ich es um so erstaunlicher, wie vertraut ("zumindest" vom Gefühl her) meine Schwester und ich uns schon sind. Einfach so. Irgendwie.
Gestern dann war der "große Tag" - das erste gemeinsame Treffen mit unserer Mutter. Beide waren unheimlich aufgeregt, natürlich. Ich bin dann gemeinsam mit meiner Schwester zum Haus unserer Mutter gefahren und wir haben bei Kaffee und Teilchen im Garten in der Sonne gesessen. Fast 5 Stunden lang. Die Stimmung war aber weder angespannt, noch ernst, traurig oder irgendwie "sachlich", sondern - nach dem ersten "Schock"- sehr entspannt. Wir haben viel geredet, gelacht, gemeinsam Musik gemacht ... und ich habe den beiden natürlich auch Zeit zu zweit gelassen Ich hatte unsere Mutter schließlich lange genug für mich.
Puh, das klingt sicher alles ziemlich kitschig, oder? Aber ich hatte das Gefühl, dass es ein gutes Treffen war. Für alle Seiten. Ich weiß natürlich nicht wie es momentan im Gefühlsleben von Mutter und Schwester aussieht. Nur das, was sie mir gegenüber geäußert haben.
hallo lumi, ein wunderschönes geschenk, dein familienzuwachs es geht also doch - wenn auch für manch andere/n mit 'risiken und nebenwirkungen', ist es doch schön so etwas mal wieder zu lesen halt es gut fest!!!!!
@all: Ich hoffe auch, dass der Kontakt positiv weitergeht. Aber ein guter Start ist geschafft. Jetzt immer schön ein Schrittchen nach dem Anderen. Natürlich behandelt man sich momentan noch gegenseitig wie (sehr kostbare) rohe Eier... Oder anders ausgedrückt: Wir gehen sehr umsichtig miteinander um und vieles ist noch sehr zaghaft. Man will den anderen nicht verletzen, nicht überfordern, aber gleichzeitig am liebsten überschütten mit Freude, Fragen und Zuneigung. Irgendwie ein Balance-Akt. Und natürlich ist auf allen Seiten auch die diffuse Angst, dass es nicht klappen könnte, der Kontakt im Sand verläuft und man sich erneut verliert ... aber Gott sei Dank, kann man dagegen ja auch selbst aktiv was tun. Das wichtigste ist wohl EHRLICHKEIT.
@ bonnie: "Familienzuwachs" ist gut - eigentlich war meine Schwester ja vor mir da. Aber das ist schon etwas Besonderes. Man kriegt ja mal kleine Geschwister dazu, aber ältere nur selten Das komische daran ist, dass ich shon als kleines Kind immer gesagt habe, dass ich eine GROßE Schwester haben will (aber keine jüngeren Geschwister wollte)...
@ diejenigen, die bei ihrer Herkunftssuche schon weiter sind (und auch an die Herkunftsmütter/ H-Familien):
Wie hat sich eigentlich bei euch der Kontakt zu weiteren Familienmitgliedern (z.B. leiblichen Geschwistern, Großeltern, Tanten, Onkel, Cousins ... etc.) entwickelt? Wussten sie von der Adoption oder war es ein Schock? Gab es etwas, was ihr euch von eurer L-Familie gewünscht hättet bzw. was ihr vermisst habt oder was euch verletzt hat im Umgang/ beim Kennenlernen?
Ich mache mir da nämlich etwas Sorgen bei uns momentan. Der Rest der Familie ist nämlich noch außen vor und weiß nicht mal, dass ich von meiner Schwester weiß (die Adoption wurde mir gegenüber niemals auch nur angedeutet.) - geschweigedenn, dass ich sie gefunden habe. Meine Mutter hat mich gebeten, ihrer Mutter auch (zunächst) nichts zu sagen (das Verhältnis ist sehr sehr schlecht). Aber ich finde das eigentlich nicht richtig. Schließlich ist es ja auch die Oma meiner Schwester. Ich mache mir Sorgen, dass meine Schwester das vielleicht als Ablehnung ihrer Person auffassen könnte, wenn es Teile der Familie gibt, die (erstmal) nichts von ihr erfahren (dürfen).... ????
Zitat@ diejenigen, die bei ihrer Herkunftssuche schon weiter sind (und auch an die Herkunftsmütter/ H-Familien): Wie hat sich eigentlich bei euch der Kontakt zu weiteren Familienmitgliedern (z.B. leiblichen Geschwistern, Großeltern, Tanten, Onkel, Cousins ... etc.) entwickelt? Wussten sie von der Adoption oder war es ein Schock? Gab es etwas, was ihr euch von eurer L-Familie gewünscht hättet bzw. was ihr vermisst habt oder was euch verletzt hat im Umgang/ beim Kennenlernen? (....) Irgendwie ein Balance-Akt. Und natürlich ist auf allen Seiten auch die diffuse Angst, dass es nicht klappen könnte, der Kontakt im Sand verläuft und man sich erneut verliert ... aber Gott sei Dank, kann man dagegen ja auch selbst aktiv was tun. Das wichtigste ist wohl EHRLICHKEIT. (....) Gab es etwas, was ihr euch von eurer L-Familie gewünscht hättet bzw. was ihr vermisst habt oder was euch verletzt hat im Umgang/ beim Kennenlernen?
lumi, bei mir ist einiges schiefgelaufen, von daher nicht gerade ermutigend. ich versuch mal zu erklären woran es meinem eindruck nach lag.
nach der adoption wächst man ja mehr und mehr in diese fragen nach den eltern und dem warum hinein, als folge der abgabe und adoption. mit zunehmendem alter wird das u.u. drängender, incl. dem bedürfnis nach aufarbeitung. im gleichen zeitraum war das für meine h-familie meinem eindruck nach genau gegensätzlich, je mehr abstand zur abgabe/adoption bestand, um so mehr verblaßte das alles. die stärksten reibungspunkte, die dem kontakt im wege standen, waren demzufolge dann wohl auch meine fragen nach der vergangenheit, vor denen sie zurückschreckten und abblockten, egal wie ich herumbalancierte um niemand vor den kopf zu stoßen.
nach jahren der kontaktversuche war ich dann nicht mehr bereit auf antworten zu warten. warum auch? informationsbedarf durch die abgabe eines kindes besteht für die betroffenen später immer, das muß niemandem noch groß erklärt werden. jedenfalls wollte ich diesen teil meines lebens nicht noch mal wie in der a-familie verbringen, ohne antworten auf fragen. zu viel vertrauen hab ich dort verloren, und vertrauenswürdige beziehungen sind einseitig nicht möglich, die stellte ich mir anders vor.
klar fehlte die zeit dazwischen, war man sich irgendwo ähnlich und trotzdem fremd. nur, dieses hingehalten-werden war ähnlich das der adoption, sich auf etwas ins blaue hinein einlassen müssen - statt vergangenes gemeinsam 'aus/aufzuräumen'. das müßte doch für beide 'seiten' etwas erleichterndes haben?
wäre meine h-mutter o. h-familie gleich zu anfang bereit gewesen die vergangenheit ehrlich anzugehen, hätte das ungemein dazu beigetragen den kontakt vertrauenswürdig zu erleben. diese eiertänze und wiederspüche, das verschweigen und die durch meine fragen permanenten anspannungen im kontakt ließen das einfach nicht zu. denn in meiner adoptiv-familie wurde bereits meine herkunft und h-familie total ausgeblendet und verleugnet. von daher kamen mir die h-kontakte wie die fortsetzung davon vor, eine erneute tabuisierung der abgabe und ein weiteres verleugnen meiner ursprungs-existenz.
was kam rüber? niemand hat es wirklich interessiert oder danach gefragt wie es außerhalb der familie weiterging, wie und wo ich aufwuchs. umgekehrt hat mich ihr leben sehr interessiert, aber da war bei ihnen die angst, die zeit der geburt berühren zu können. gespräche über, und fotos zu dieser zeit wurden gemieden, aussortiert... die gleichgültigkeit, dieses abtauchen, in mir die schuldige zu sehen (wofür auch immer), dieses ausweichen ohne ende waren keine guten erfahrungen. die kontakte zäh, und wenn, kamen sie von mir, und gingen überwiegend mit gefetze unter den geschwistern ab, ohne erklärung. da hat die älteste für gesorgt...
ein erneutes verbannen ins nirwana. eine geburt die es nicht geben sollte, und wie es inzw. aussieht nicht mehr gibt, auf gesetzes-ebene von allem befreit, gesicht gewahrt, eine gesellschaftlich-moralische schieflage behoben, das auslöschen meiner urspungsidentität herkunftsseitig persönlich bestätigt. ein gefühl, das ich mit vernichtend beschreiben kann. je länger kontakte in dieser form bestanden, um so mehr verlor ich an boden unter den füßen und an lebenslust. statt probleme ausräumen zu können, nahmen sie durch kontakte erheblich zu.
gedanke die sich auftun: h-eltern sind schon in einer starken position, sie entscheiden (überwiegend) ob sie ein kind behalten oder abgeben, ob sie dem später offen gegenüberstehen, dicht machen oder komplett aus dem leben des kindes verschwinden, sie haben mit der abgabe verantwortlich gehandelt, das kind bekam eltern, a-eltern gäbe es ohne sie nicht
(lumi, ich find das so schön wie du deine schwester unterstützt!!!!!! da kann ich ja nur von träumen ) alles in allem zog sich dieses chaos mit unterbrechungen einige jahre hin, in der hoffnung, es könne sich noch etwas ergeben. irgendwann sah ich keinen sinn mehr darin auf nichts bauen zu können. rückzug.
tja so war das, lumi, mit kennenlernen und kontakten, nicht gerade erfreulich und nachvollziehbar. ein gelingen hängt wahrscheinlich von der haltung und dem wesen jedes einzelnen plus abgabegründen ab, der bereitschaft zur wahrheit, dem einfühlungsvermögen, und an gegenseitigem wissen voneinander, das später zuläßt sich etwas einfacher aufeinander zubewegen zu können. sicher auch noch von den einzelnen lebensumständen und -erfahrungen.
a-geschichten sind trotz der parallelen individuell dermaßen unterschiedlich, jede einzelne ist anders. das läßt auf bessere erfahrungen hoffen, schließt sie zumindest nicht aus
Vielen lieben Dank, dass du mir so ausführlich und offen geantwortet hast. Ich finde es erschreckend und traurig wie der Kontakt zu deiner H-Familie gelaufen ist. Das tut mir wirklich leid (deine Erzählungen machen einen ja beim Lesen schon betroffen).
Es mag ja vielleicht für alles Gründe geben, niemand "bohrt" gerne in alten "Verletzungen" und "Familiengeheimnissen" herum bzw. lässt sich gerne mit der Nase auf eigene Fehler stoßen... DENNOCH: ich kann solch ein Verhalten seitens der H-Familie einfach nicht verstehen. Ist denn dieses Leben, dieser andere Mensch mit seinen Gefühlen und seiner Geschichte nichts mehr wert, nur weil der rein rechtlich "nicht mehr dazugehört"??!? So wie mit einigen von euch hier umgegangen wurde, so würde ich keinen Menschen behandeln - ganz gleich ob es ein Fremder, ein Freund oder ein Angehöriger ist.
Ich kenne diese Geheimniskrämerei zur Genüge in meiner Familie (unabhängig von meiner Schwester gab es jede Menge Geheimnisse, Tabus und "Leichen im Keller" bei uns) - und es gibt nichts, was ich mehr hasse als diese Heimlichtuerrei, Lügerei und Manipuliererei!
Ich würde wirklich allen Adoptierten wünschen, dass sie ihre Wurzeln finden können und nicht erneut abgelehnt werden. Das macht sicher alles noch viel schlimmer.
Bei uns ist vielleicht die Ausgangslage etwas besser. Meine Schwester hat im Teenageralter (nur durch Zufall!!) erfahren, dass sie adoptiert ist und seitdem versucht unsere Mutter zu finden. Man hat ihr wohl damals erklärt, dass ihre leibliche Mutter die Entscheidung wegen ihres Alters getroffen hat (sie war extrem jung) und meine Schwester hegt keinerlei Vorwürfe gegen unsere Mutter, da sie sagt, dass sie das verstehen kann, wenn man so jung (u.U.) noch kein kind aufziehen kann. Unsere Mutter wollte ihr Baby damals nicht weggeben und daher hat die Adoption sie all die Jahre beschäftigt (und sie durfte innerhalb der Familie NIEMALS darüber reden), sie hat sich aber nicht getraut von ihrer Seite etwas zu unternehmen. Und ich, die ich immer das Gefühl hatte, dass irgendwas in der Familie unterschwellig brodelt, habe nun den Job des Vermittlers übernommen und so ganz nebenbei einen der tollsten Menschen für mein Leben dazugewonnen - meine große Schwester.
Wir versuchen so ehrlich wie möglich miteinander umzugehen. Probleme sehe ich hauptsächlich sollte unsere Oma irgendwann mit der Situation konfrontiert werden. Sie war die treibende Kraft hinter der Adoption.
Ich, meine Schwester und unsere Mutter - wir sind irgendwie vom Wesen her so ähnlich und haben ja auch alle Interesse füreinander. Ich stelle mir das sehr schwierig vor, wenn eine Partei schon “abgeschlossen” hat und die Aufarbeitung ablehnt bzw. Als eine Art Eindringen wahrnimmt…
Wieso haben denn deine Geschwister dich nicht unterstützt, Bonnie? Ich habe so das Gefühl Geschwister ist noch eine der am wenigsten “belasteten” Rollen bei der ganzen Sache. Besteht denn da keine Neugier oder Offenheit?
Für mich war das ganz klar: Ich habe meine Schwester gesucht und gefunden und es wäre eine Frechheit, wenn ich sie jetzt wegstoßen würde. Nicht dass mir das auch nur im Traum einfiele, dafür ist sie viel zu nett und liebenswürdig und eine ganz tolle Person. Ich versuche einfach so gut es geht sie zu unterstützen jetzt und möglichst wenig Fehler zu machen. Ich möchte ihr nicht durch irgendwas Unüberlegtes weh tun, oder so. Viele Fragen kann natürlich auch nur unsere Mutter beantworten und ob/wie sie das tun wird, das entzieht sich ja meinem Einfluss, aber als Schwester versuche ich meine Sache gut zu machen. Manchmal habe ich nur etwas Angst meine Schwester damit zu überfordern. Ich hoffe sie sagt mir das, wenn ich ihr auf den Wecker falle… naja. Ich fände es jedenfalls sehr traurig, wenn der Kontakt abbräche.
Und vonwegen endgültigem/erneutem “Existenz auslöschen” von Seiten der H-Familie: Das ist wirklich die Höhe! Ich finde, wenn die Dinge sind wie sie nuneinmal sind, müsste man zumindest zu der Vergangenheit stehen können.
für deine schwester bist du bestimmt ein großes glück, egal wie ihr euch gefunden habt, und dazu noch gut untereinander versteht und vom wesen sehr ähnlich seid, wird das für sie dann wohl auch eure mutter sein! ein guter start war es allemal :-)
eigentlich wollte ich keine details mehr anreißen, weil mir sonst die ganze suppe wieder hochkommt, aber wie soll es verständlich werden. daß adoptionen überwiegend aus notlagen, kaum aus gleichgültigkeit geschehen, hab ich sowieso bei den kontakten nie aus den augen verloren!
ich bin natürlich auch mit ängsten vor ablehnung, ansonsten vorbehaltlos da hineingegangen. bringt doch nichts nach schuldigen zu suchen, wohl aber ursachen zu erkennen und zu verstehen. kontakte, die durch die schwester von mal zu mal komplizierter wurden, weil sie mir mehr und mehr das gefühl gab, sie könne meine mutter sein (sie war damals noch keine vierzehn, horror...).
mit ihrem wissen und ihren andeutungen, bis hin zu hebammen-kontakten, incl. der aufklärung, warum ihre mutter mich nicht abgetrieben hat (als würde eine mutter das mit ihrer minderjährigen tochter, die fast noch ein kind war, besprechen wollen...) wurde es immer mysteriöser, hat es mich von einer krise in die nächste gestürzt und umgehauen, weil ich die längste zeit meines lebens der irrigen annahme war, daß ihre mutter in der zeit, als ihr vater in gefangenschaft war, jemand anders kennen gelernt haben wird (da mußte sie ihre kinder alleine durchbringen..) - bis ich dann meine 'schwester' kennenlernte.
die übrigens als einzigste ein undefinierbares interesse am kontakt zeigte, auch aktiv, aber ständig zwischen kontakt ja/nein schwankte, zeitweise nur unter vorbehalt, wenn ich keine fragen stelle.... meinen leiblichen vater hat sie völlig ausgeklammert. ihr kommentar dazu war: da hätte ich zwanzig jahre früher kommen müssen. natürlich hab ich ihr zunächst erst mal alles geglaubt, bis sich die infos gesetzt hatte und nach und nach zweifel aufkamen, was davon stimmen konnte, und was nicht...
sollte wirklich alles anders gewesen sein, wären die noch lebenden geschwister nichtmal mehr halbgeschwister, sondern halbe onkel und tanten, also noch weiter entfernt wie geschwister. aber egal was sie sind oder waren, sie hielten sich, außer dieser schwester, aus allem heraus. vielleicht erklärt das ihr verhalten, vielleicht ist für sie auch nur alles was war abgehakt. ich weiß einfach nicht was mit dieser familie los ist.
in ein paar blättern amtsgerichts-akte gab es dazu nichts aufklärendes. was ich dort einsehen konnte war zudem erst einige jahre nach meiner geburt ausgestellt worden. die ersten lebensjahre fehlten völlig. keine angaben wo sie mich nach der geburt hingepackt haben, kein konkretes datum ab wann ich in pflege war, und von wo und wie ich da hineingekommen bin. allerdings wurde deutlich, daß ein landesjugendamt beteiligt war. wer vormund war wiederum nicht. es waren nur ein paar auszüge des schriftwechsels zwischen notar, AG und JA (fast alle ohne briefköpfe), die druck auf die leiblichen eltern (oder sorgeberechtigten) wegen der fehlenden unterschriften ausübten. was wirklich los war, war nicht zu erkennen. und ein wisch vom gesundheitsamt, vermutlich ob ich gesund genug zur vermittlung war, auch erst ein paar jahre nach der geburt ausgestellt. (das hinauszögern der unterschrift könnte allerdings auch vom vater meiner schwester ausgegangen sein, der seine frau, also ihre (unsere?) mutter wegen mir, dem außereheliche kind, abstrafen wollte...).
am AG soll es noch eine bei-akte (kopien jugendamt / vermittlungsstelle / vormundschaft?) gegeben haben, die ich nicht einsehen durfte. das war vor inzw. ca. zwölf jahren, ein entwürdigender kampf überhaupt etwas einsehen zu können, da sie tatsächlich eine einverständniserklärung meiner a-eltern, die längst verstorben waren, verlangten. in der zeit war ich nur noch fertig mit mir und der welt..
nach langerem totstellen des zuständigen JA erfuhr ich dann doch noch, daß sämtliche alten akten durch hochwasser unlesbar in säcken im keller verrottet wären... die stellvertr. JA-leiterin meinte, nachdem ich ihr meine lage telefonisch geschildert hatte, ich solle mal davon ausgehen daß diese schwester meine mutter sein könne.... verwirrung hoch drei. damit war mein 'fall' für sie abgehakt.
die gemeinsame zentrale adoptionsstelle münster brauch ich erst gar nicht erwähnen, sie wollten von mir informationen über informationen - nicht etwa daß ich die von ihnen erhalten hätte. aber umgehend wurde eine neue akte zu meiner anfrage angelegt (wie die automaten). nach kurzer zeit kamen, wie auch vom skf, die üblichen technischen baukasten-sprüche 'wir bedauern ihnen mitteilen zu müssen, blablabla .... und alles gute für ihren weiteren lebensweg' - obwohl JÄ seit je her mit dem skf zusammenarbeiten...
von der ehemaligen kath. vermittlungsstelle (dem heutigen skf) erhielt ich außer dumme sprüche weder hilfe, auskunft noch akteneinsicht - obwohl mein anliegen sie zu einem gespräch unter kollegen am runden tisch veranlaßte. das scheint mir heutzutage, egal was dabei herauskommt, die gängige hilfe zu sein... eine sachbearbeiterin soll ein telefonat mit 'einem' meiner geschwister (geheim geheim...wahrscheinlich mit der ältesten schwester) geführt haben, und diese person habe das gespräch dann mittendrin abgebrochen. eine vermittelnde funktion kann das jedenfalls nicht gehabt haben! damit war mein 'fall' für diese stelle ebenfalls erledigt, und ich ihnen nur lästig.
jedenfalls stehen die eltern meiner schwester als meine leiblichen in den a-unterlagen, ihr vater hat darin eine scheinfunktion (als ehemann), er war nicht mein vater. zumindest darüber wurde ich von meiner schwester 'aufklärte', was meine vermutungen bestätigte. in der abstammungsurkunde stehen wiederum ihre eltern als meine leiblichen.
sie hat es praktisch geschafft, daß ich inzwischen nicht mehr weiß, wer oder was sie tatsächlich für mich sind, wer ich für sie bin, mit wem ich es zu tun habe. jeder kontakt war wie auf dünnem eis das jederzeit einbrechen konnte. wie sollte das funktionieren?
und keiner von ihnen machte anstalten etwas aufzuklären, kein wort darüber was wirklich war. ein perfekter zusammenhalt! ein cousin meiner herkunftsfamilie (ob er das ist?) fragte mich als ich ihm im geburtsort begegnete: haben sie dir immer noch nichts gesagt.... er konnte es einfach nicht glauben, wollte sich offenbar aber auch in nichts einmischen. oft war ich kurz vorm durchdrehen und zusammenbruch.
wie soll ich in so einem durcheinander meine familie oder mich wiederfinden? von daher hab ich meine sinnlosen aufreibenden bemühungen irgendwann aufgegeben.
@bonnie: ich hatte ja schonmal was dazu geäußert und ich hatte wieder diesen komischen Verdacht als ich das laß: Du sagst der angegebene Vater ist nicht dein Vater? Vielleicht aber doch? Und nur die angegebene Mutter ist nicht deine Mutter. Mal davon abgesehen das außereheliche Kinder damals ohnehin als ,,Schande" galten, kommt mir dein Fall total verrückt vor, und du sagst selber du weißt nicht mehr was stimmt und was nicht. Könnte also auch gut möglich sein das deine ,,Schwester" gelogen hat als sie sagte ihr Vater wäre nicht deiner, gerade um davon abzulenken! Wenn sie sonst keinen KOntakt wünschten und alles geheim hielten, warum dann überhaupt einen Funken Wahrheit sagen? Es gibt Väter die vergewaltigen ihre Töchter. Ist krass aber der Fall in Österreich war der beste Beweis das soetwas sehr wohl geht. Hattest du Fotos gesehen von dem Vater deiner ,,Schwester"? Fandest du das deine ,,Schwester" eine ziemliche Ähnlichkeit mit dir hatte? Auch wenn Schwestern ohnehin Ähnlichkeiten haben. Bei Halbschwestern ist es oft nicht mehr so der Fall. Jedenfalls würde es nur erklären warum H-Familie und auch Ado-Familie so ein Tabu drauß machen, jemanden zu sagen ,,pass auf, du bist aus einer Inzest-Vergewaltigung entstanden" erfordert eine große Portion Mut und ich wüsste ganz ehrlich auch nicht wie ich sowas einer Person beibringen sollte. Diese Tatsache stand vielleicht immer als großer Schatten über deiner A-Familie aber auch von der H-Familie und keiner kriegt ein Wort raus. Vielleicht hättest du sie knallhart konfrontieren müssen mit deinen Vermutungen, das du es ohnehin schon ahnen würdest und so. Wenn man als ,,Eltern" dieses Wissen mit sich trägt, hat man manchmal (nicht immer!!!) auch eine insgesammte negative Einstellung zum besagten Kind, wenn auch unbewusst, aber man sieht das Kind eben mit ,,anderen" Augen.
Ich kann natürlich auch nur vermuten, aber all deine Beschreibungen passen irgendwie da rein in dieses Schema. Sicher wirst du auch schon an sowas gedacht haben, wird dir nix neues sein, es ist eben nur meine Vermutung dazu. Und am Ende stimmt Eines sowieso: In der Vergangenheit lässt sich keiner gerne rumbohren, viele verdrängen es und schweigen bis ins Grab hinein. Eine Art Selbstschutz um in keine seelische Krise zu stürzen, besonders wenn es schmerzhafte Erfahrungen waren.
@Lumi: Ich finde es so toll das es bei euch so gut gelaufen ist bis jetzt. Das mit der Oma ist aber in der Tat ein Problem, wenn sie an der Adoption beteiligt war. Ich würde eurer Mutter raten nicht sofort aber irgendwann ganz behutsam mit diesem Thema zu beginnen und die Wahrheit zu sagen. Erklären warum das Verhältniss so schlecht ist zur ,,Oma", was vorgefallen ist, denn wenn diese Oma in der Adoption quasi ,,mit drinne hing", ist das für deine Schwester durchaus wichtig zu erfahren, denn es würde das gesammte bisherige Bild in Frage stellen. Bis jetzt nimmt deine Schwester an eure Mutter tat es freiwillig weil sie zu jung war. Das sie zu jung war, mag zwar stimmen, aber der Rest nicht. Auch ist es wichtig wie deine Mutter sich damals fühlte, was ihre echten Gedanken dazu gewesen sind, nehmlich das sie es unfreiwillig tat. Zwar hätte sie am Ende trotzdem ,,nein" sagen können zur Adoption, aber wer weiß unter was für einen emotionalen Druck sie gestanden hat. Aber das wird sie am besten selber beantworten können, es ist auch wichtig das eure Mutter diesen Part übernimmt und nicht du. Denn du hast mit der Adoption selber nichts zu tun. Das Risiko das eurer Kontakt scheitern könnte ist natürlich da, aber was nützt es eine Beziehung auf einer Lüge aufzubauen? Wenn eure Mutter deine Schwester aufgeklärt hat, dann könnt ihr auch den Rest der Familie einweihen, aber deine Schwester sollte vorher schon wissen mit wem sie es hier zu tun hat, könnte auch sein das deine Schwester im Nachhinein gar nicht unbedingt möchte das der Rest Bescheid weiß. Oder sie wäre zutiefst geschockt wenn sie voller Unwissenheit auf den Rest eurer Familie antrifft. Ist natürlich nur meine Meinung, lasst am Beste auch eure Gefühl entscheiden. Ist schon schwierig, so ein Balanceakt, aber legt die Weichen für später fest.
loomi, nein, ihr vater sieht mir nicht die bohne ähnlich. ich hab ein foto wo er mit drauf ist. außerdem ist er, als ich gezeugt wurde, bereits in kriegsgefangenschaft gewesen. er kann also nicht mein vater sein.
natürlich hab ich da in sämtliche richtungen gedacht, kann mich aber nicht wegen dinge, die nicht zu ändern sind, verrückt machen, ehe ich (gibt ja manchmal zufälle) den tatsächlichen sachverhalt kenne. selbst dann bringt es nichts. spekulationen bringen nicht weiter, verursachen schlaflose nächte, ziehen nur runter. davon hatte ich reichlich.
es gibt so viele möglichkeiten, wie z.b. der fall eines mannes mit seiner horror-biographie, seinen wirklich grauenvollen heimerfahrungen (er hat ziemlich lange nicht sprechen können/wollen, wurde als geistig zurückgeblieben abgestempelt, leider fällt mir der buchtitel nicht ein). er hat als er älter war, zu seinen lebenserfahrungen lesungen im knast veranstaltet. jedenfalls hatte seine mutter ihrem ehemann verklickert, sie wäre in seiner abwesenheit (als er im krieg war) vergewaltigt worden, die tatsachen verschleiert. er hat ihr das abgenommen. in wirklichkeit hatte sie ein zweck-verhältnis, in dem ihr sohn entstand.
der vorwand einer vergewaltigung war für sie besser auszuhalten wie ein außereheliches kind, und wie es schien, für ihren mann erträglicher wie ein seitensprung. damals haben sich etliche frauen wegen der schande (vergewaltigung) sogar umgebracht.
der sohn, der durch diese zweckverbindung (die ihr in schlechten zeiten vorteile verschaffte) entstanden war, wurde direkt nach der geburt regelrecht entsorgt. er hat später dann den wahren sachverhalt herausfinden können. als er seine mutter schließlich fand, wurde ihm gleich die türe wieder zugeschlagen, da sonst die lüge der mutter in der familie aufgeflogen wäre. selbst jahrzehnte später war sie nicht dazu bereit, ihrem sohn zuliebe etwas aufzuklären.
Wenn man einmal damit anfängt, in seiner Familie zu bohren und nachzuforschen, tun sich bei so manchem ungeahnte Abgründe auf. Ich erlebe das gerade bei mir. Man will aus purer Neugier ein paar Sachen aus der Kindheit ergoogeln und plötzlich erfährt man, dass der 59 Jhare lang als Vater geglaubte, das höchstwahrscheinlich gar nicht ist. Es ist für mich immer wieder ernüchternd zu erfahren, mit wie vielen Lügen sich manche Menschen ihr ganzen Leben lang durchschlagen.
Hallo Lumi, schön zu lesen, dass es zwischen Dir und Deiner Schwester so toll läuft und dass es jetzt auch ein Treffen mit Eurer Mutter gab. Ich freue mich für Euch!
Bei mir war es so, dass auch meine Mutter einen wesentlichen Teil dazu beitrug, dass ich meinen Sohn zur Adoption gegeben habe. Es war auch bei uns jahrelang ein Tabuthema. Erst nach einem großen Streit jahe später war meine Mutter in der Lage sich damit auseinander zu setzten und Fehler ein zu gestehen. Sie hat ihren "Enkel" zwar noch nie gesehen, aber sie erkundigt sich mittlerweile regelmäßig nach ihm. Mit all meinen anderen Verwandten und Freunden spreche ich heute ganz offen über die Adoption. Das hat seine Zeit gedauert und war Anfangs ganz zaghaft, ist aber heute "Normalität". Wenn der Rest der Familie von der Adoption weiß ist das ja schon mal von Vorteil. Nur Mut!
Zitat von BibiBlockstein Erst nach einem großen Streit jahe später war meine Mutter in der Lage sich damit auseinander zu setzten und Fehler ein zu gestehen.
Mit meiner habe ich nicht so viel Glück. Die hält sich bis heute für unfehlbar
@ Bonnie: Deine Geschichte hört sich wirklich krass an. Ich kann verstehen, dass man sich dann irgendwann angesichts der ganzen Lügen, Geheimnisse und Verweigerung von Hilfestellung zurückziehen muss - sonst geht man wohlmöglich noch an allem kaputt. Es ist nur schade, dass niemand in deiner H-Familie den Mut zu haben scheint, reinen Tisch zu machen... das würde sicher nach dem ersten Chaos nicht nur dir sondern auch ihnen selbst helfen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Menschen die jahreland (ihr Leben lang?) in/mit einem Lügengeflecht leben wirklich glücklich sein können ....
@ Bibi: Das klingt ja schonmal gut, wenn die "Oma" heute Interesse an deinem Sohn zeigt. Schön! Das würde ich meiner Schwester auch wünschen.
Unsere Oma hat damals sicherlich das getan, was sie für richtig hielt (sie ist ein SEHR vernunftbetonter, problemorientierter Mensch)... aber sicher sind da die Gefühle wieder einmal auf der Strecke geblieben (vor allem die meiner Mutter). Ich bin einen Großteil meiner Kindheit bei meiner Oma aufgewachsen (Mehrgenerationenhaushalt ) und weiß daher, dass sie mit ihrer "vernünftigen" Art oft zu Lasten der Gefühle anderer handelt (aber dabei immer nur das beste für alle wollte).
Ich hocke da ein Bisschen zwischen den Stühlen. Ich finde, Oma sollte es wissen, aber meine Mutter hat mir das Versprechen abgenommen "erstmal" noch Stillschweigen zu bewahren. D.h.Oma geht weiterhin davon aus, dass ich nichts von der ganzen Sache weiß. Für mich ist nur blöd, dass wenn ich auf "Heimaturlaub" vom Studium bin, lebe ich immer noch in Omas Haus und ich hasse es unehrlich mit ihr zu sein und mir ständig auf die Zunge beißen zu müssen, um mich nicht zu "verplappern". Und ich will auch nicht, dass meine Schwester das Gefühl bekommt, dass sie in bestimmten Bereichen der Familie immer noch "Tabu" ist.
Aber gut - der Kontakt besteht jetzt seit etwas mehr als einem Monat. Ich hoffe darauf, dass sich das alles noch irgendwie regeln wird... erstmal abwarten und Tee trinken.
Vielleicht kann ich ja auch einfach versuchen meiner Schwester die Situation ehrlich so zu schildern wie sie gerade ist... und dass das eben nichts mit ihr als Person zu tun hat, sondern damit, dass das Verhältnis zwischen Mutter und Oma völlig zerrüttet ist (inzwischen haben sie sich seit mehreren Jahren weder gesehen noch gesprochen).
Jetzt warte ich erstmal darauf, dass Ostersonntag wird. Meine Schwester hat mich zu sich eingeladen - ihre A-Eltern, Onkel und Cousins werden wohl auch kommen. Bin schon aufgeregt, denn ich kenne bisher nur ihre A-Mama... und die anderen sind alle neugierig auf mich wie die Geier Wenn alles gut läuft (und davon gehe ich mal aus), dann wird daraus "erweiterter Familienanschluss"... meine Schwester meinte schon zu mir, dass ihre A-Eltern mich quasi schon "mitadoptiert" haben
Euch ein schönes, sonniges Oster(eier)wochenende! Lumi
wie schön lumi, ostern ein treffen mit ihr und familie.
find nur schade, daß du sie wegen der oma nicht zu dir einladen kannst, solange sie da tabuisiert wird. das würde ich deiner schwester auch so erklären wie es ist. nimm sie doch einfach mal dahin mit, und die oma mal fragen, wer sie ist und dann sehen was passiert.... schön find ich auch, wie du in der a-familie auf/angenommen wirst, daß sich da niemand sperrt.
diese nachwehen des krieges scheinen wirklich ein generations-problem zu sein, die damals wahrscheinlich mehr notgedrungen sämtliche karten auf vernunft, neuanfang etc. gesetzt hatten. eine zeit, in der gefühle nicht gezeigt, häufig übergangen wurden (viell. auch nicht auszuhalten waren, je nach dem was der einzelne erlebt hat). vor dem selben problem stand ich ja (alleine) auch in meiner h-familie, die stur in alten mustern verharrt.
das liegt bei dir/euch zum glüch anders, weil es die nachfolgegeneration betrifft, die anders damit umgehen kann. deine oma sollte doch glücklich über die gelegenheit sein, fehler der vergangenheit geraderücken zu können. warum machen sie sich nur das leben so unnötig schwer damit. das könnte zudem zu einer ausprache zwischen deiner mutter und der oma führen, und diese verbindung wieder herstellen. dann hätte euer finden sogar noch für diese beiden etwas versöhnliches. ach, ich wünsch dir/euch einfach ein gutes händchen und einen glücklichen ausgang!