mir fällt nicht zum ersten mal auf, daß selten mal stehen gelassen werden kann, mit welch individuellen problemen, die nicht allein am puls (kann es trotzdem bestätigen) zu messen sind, und ursachen mit denen sich adoptierte herumschlagen, die häufig erst mit professioneller hilfe erkannt, daran arbeiten läßt um sie erträglicher zu machen. durch wegquatschen oder in zweifel ziehen lassen sie sich selten lösen. klar wird manch einer probleme mit den problemen adoptierter haben, und trotzdem gibt es sie. sie normalreden wollen läßt adoptierte fast als simulanten da stehen.
diese (indirekte unterschwellige) einflußnahme auf gefühle und empfindungen, dieses wegredenwollen grenzt fast an eine fortsetzung der fremdbestimmung, empfehlungen, wie sie mit adoption zurechtzukommen haben, alles normal ist weil es anderen auch so geht, und weil das so ist kann es keine probleme aufwerfen, kann abgegeben worden zu sein normal sein, normal die günde dafür, normal eine andere identität annehmen zu müssen, normal weder namen noch ein foto der eltern zu haben, keines der erste lebenswochen/monate, nichts mehr über die frühe unterbringung, normal nichts über geschwister zu erfahren, normal sich bei fremden menschen wiederzufinden, normal nochmal abgewiesen zu werden, normal von anderen nicht verstanden zu werden, normal keinen zugang zur eigenen biographie zu erhalten usw. usf..... wie kann das denn probleme aufwerfen bilyboy, nicht du, nicht andere, nur sie selber wissen wie es in ihnen aussieht, was es da zu bewältigen gibt!
und wer läßt sich schon in eine opferrolle drängen, die nimmt nur kraft. manche h-mütter fühlen und sehen sich aber dort mit allen folgen, es wird ihnen zumindest in einem forum wie diesem so wie die geschichten sind auch zugestanden und bemüht, sich in ihre lage zu versetzen. warum kann man es da stehen lassen, bei adoptierten nicht? ein wegreden ändert doch nichts! daß es überall sowas wie alltag gibt ist klar, den muß man auch nicht normalreden, aber was hat er mit angesprochenen spezifischen a-problemen zu tun
durch adoption erhält man, wenn man glück hat, eine familie, mit ein wenig mehr glück eine zweite dazu - aber ist es nicht so, daß auch adoptierte in folge div. lebensumstände der eltern (mütter wie kinder), also BEIDE später mit den folgen zu kämpfen haben, beide etwas entscheidendes verloren haben und nicht unbedingt gleichgut damit zurechtkommen?
mit den vätern find ich es schon schwieriger, die, die bewußt nicht angegeben wurden, auch später verschwiegen werden, von der schwangerschaft nichts erfuhren, oder sich aus dem staub und der verantwortung machten, die folgeprobleme oft genug den müttern überließen, die im unterschied zu den vätern (überwiegend) zumindest ein paar daten zurückließen, väter hingegen häufig die großen fragezeichen in den biographien sind/bleiben.
zum thema bezugspersonen und den folgen häufiger wechsel, mangel an zuwendung und nicht allein auf heime reduziert werden kann, gibt es reichlich literatur. feste bezugspersonen gab es in kinderdörfer, selbst da nicht ohne spätfolgen. von größerer bedeutung scheint mir, AN WELCHE bezugspersonen kinder gebunden (oder ausgeliefert) werden, denn das werden sie ja, als was sie dort (als mensch..) akzeptiert werden, oder auch (auf herkunft..) reduziert werden.
der begriff freigabe, freies geben, hat, oder soll möglicherweise von-problemen-frei suggerieren, frei geben ist auch ein zur verfügung stellen, oder bezieht sich auf die den h-eltern oft unbekannten a-eltern, ein geben in die ungewissheit. ich kann dem nichts freies abgewinnen, wäre vielleicht anders, wenn ich es durchschaubarer, ohne identiätsverlust mit bedingungsloser ehrlichkeit erlebt hätte. gegessen, ist nicht mehr zu ändern.
Ich würde mich in großen Teilen Bonnie anschließen. Frühkindliche Erfahrungen JEGLICHER ART, egel ob positiv oder negativ, haben Folgen. Beeinflussen wer wir (geworden) sind und was wir tun. Von daher werden viele (Identitäts-)probleme von z.B. Adoptierten auch in ihrer Vergangenheit verwurzelt sein. Sicherlich auch nicht ausschließlich. Aber im leben bauen ja alle Erfahrungen aufeinander auf.
Wo ich aber auch zustimmen muss, ist, dass man sich von seiner Vergangenheit nicht beherrschen lassen sollte. Wenn möglich, sollte man an sich und seinen Problemen arbeiten so gut es eben geht und sich nicht von seiner Geschichte "fremdbestimmen" lassen und sich aufgeben. Wobei z.B. schon so etwas wie zeitweise Vernachlässigung im Kindesalter Spuren hinerlässt, die man auch mit einem Therapeuten nicht mehr "weg" bekommt. Nicht alles kann man später im Leben wieder "ausbügeln". Das sollte akzeptiert und nicht "weg-argumentiert" werden.
Man sollte sich trotzdem nicht auf diesem Status "verletzte Kinderseele" ausruhen und alles darauf schieben, sondern sich immer wieder selbst hinterfragen und trotzdem versuchen andere Erfahrungen, die man vielleicht noch machen könnte, nicht direkt kategorisch auszuschließen. Denn wie war das - „Das, was jemand von sich selbst denkt, bestimmt sein Schicksal.“ (Twain) und daher: „Finde den Mut Dinge zu ändern, die du ändern kannst. Finde die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die du nicht ändern kannst. Sei weise, zwischen diesen beiden zu unterscheiden.“
ich will das nicht beschönigen oder gar abstreiten, denn es ist garantiert so, dass die Weggabe Auswirkungen hat/hatte. Was ich aber zu bedenken gebe, ist die Gefahr, das immer mehr überzubewerten.
Das basiert auf einer Erfahrung, die ich selbst gemacht habe, aber erst jetzt im Alter erkenne:
Jahrelang habe ich grundsätzlich alles Negative, was mir so passiert ist, darauf zurück geführt, dass ich in der Kindheit oft verprügelt wurde, dass mir meine Mutter im Alter von 6 Jahren den Vater weggenommen hat, wir fast keine Freiheiten hatten, jede noch so kleine Untat hart bestraft wurde oder wir absolut keine Privatspäre hatten, weil meine Mutter wie ein Polizist regelmäßig alles durchgefilzt hat etc., etc.
Inzwischen wird mir immer klarer, dass das zwar irgendwie immer an bestimmten Verhaltensweisen mit beteiligt war und si (z. B. Bindungsangst bei gleichzeitiger Sucht nach Geborgenheit und Liebe), aber die eigentlichen Fehler basierten eher auf bestimmten Charaktereigenschaften, die zwar nicht notwendigerweise als "schlecht" zu bezeichnen sind, die mich aber teilweise bis heute unnötig ausbremsen oder zu Fehlern verleiten.
Auf all das bin ich unter anderem auch durch die "Klagen" und Probleme der hier schreibenden Adoptierten gekommen, denn vieles davon habe ich auch an mir beobachtet und ich wurde garantiert nicht im Wochenbett von meiner Mutter getrennt - leider
nein, in vielem geben ich euch recht und bedanke mich sehr sehr sehr für eure antworten.
nein, beherrschen lassen darf man sich nicht davon, dennoch gibt es unterschiede, wie jeder damit fertig wird. ich wäre die letzte, die auf diese belastungen scharf ist. ein leben ohne kann ich mir weit besser vorstellen, möchte es auch nicht nochmal erleben, wenn das möglich wäre. mich bremst mehr meine gesundheit und fehlende kraft aus, nicht mehr die kindheit. ich weiß, es ist eine frage des annehmens, aber was, wenn nichts greifbares da ist, sich nur schwarze löcher auftun. ich weiß für mich wie wichtig es ist herkunft und biographie zu kennen. das hilft mir, wenn sonst alle türen zu sind, zumindest da etwas ordnung hineinzubringen und zu begreifen warum, hilft mir mit adoption zu leben.
ich weiß auch, vieles hängt damit zusammen, daß ich kaum und nur in größeren abständen, erkämpft oder mehr zufällig, ein paar daten und fakten dazu erhalten konnte, die mir bei der aufarbeitung halfen wenigstens etwas zusammenzubekommen. wie unterschiedlich ämter und vermittlungsstellen arbeiten ist bekannt, von meiner h-familie ganz zu schweigen. da hängt mir noch vieles nach. ich weiß nicht ob ich es verständlich erklären kann, jede info warf alles an dagewesener normalität samt biographie wieder über den haufen, zwang gewissermaßen in eine neue 'runde' normalität/identität, bzw. veränderte sie jedesmal. ein ständiges gewackel, fallen und wieder aufstehen. das braucht sehr viel kraft, die woanders verloren geht, zieht aufarbeitung unverhältnismäßig lange hin und geht ziemlich an die nerven. da kommt innerlich weder ein gleichgewicht zustande, noch richtige ruhe auf. das war, wie ich es erlebte, eine völlig andere qualität der zurückweisung, die nichts mehr mit meiner kindheit zu tun hatte, mir zumindest im privaten noch die wahl ließ zwischen h-familie und gesundheit zu entscheiden. ich entschied mich für letztere, wenn es denn noch eine wird. seit ca. einem jahr bin ich dabei etwas abstand dazwischen zu bekommen. ich bin mir schon bewußt, weiß, was ich kann und bisher geleistet habe, und wie schön das leben, nicht durch ausklammern, aber ohne extrembelastung sein kann. das hatte ich vorher, auch wenn es nicht immer einfach war, und steck da noch mittendrin davon etwas wiederzufinden.
mit diesen erfahrungen schau ich nicht nur zurück, auch nach vorn, und bedauer immer noch, warum sich a-eltern, h-eltern und geschwister, solange niemand dem anderen hineinredet, nicht schon früher kennenlernen können oder wollen, wenigstens in losem kontakt. so verlagert sich alles auf irgendwann ins erwachsenenalter, wenn sich keiner mehr kennt, u.u. dann gar nichts mehr an familie möglich oder da ist. andererseits ist mir auch klar, warum und woran das alles scheitern kann, demprimierend.
ich plädiere nach wie vor für eine eigens dafür zuständige zentrale stelle, an der sämtliche adoptionsdokumente gesammelt werden und für erwachsene adoptierte zugänglich sind, sie später nicht mehr wie unsichtbare schatten behandelt werden. eine stelle, an der mit gegenseitigem wissen - nicht einseitig zwischen a-eltern und h-eltern, keine weitere fremdbestimmung mehr - im voneinander-wissen auch h-eltern mit einbezogen sind, soweit erreichbar und sie sich melden, und infos und verbindung auch an sie weitergeben werden kann. mein gott, sie sind doch keine schwerverbrecher, vor denen, nur weil sie es nicht geschafft haben, wir zeitlebens gesetzlich geschützt werden müssen. wenn dieser ganze tabuisierungs-tamtam wegfiele, was er offiziell nicht tut, gäbe es einen großteil der probleme nicht, könnte man tatsächlich fast von normalität reden. vielleicht eine vision, vielleicht muß sich im bewußtsein aller noch einiges ändern. aber was spricht dagegen? ich bin zuversichtlich, daß es díe eines tages.. wenn die probleme (durch auslandsadoptionen) weiter anwachsen, geben, sogar notwendig sein wird. bestimmt kämen viele der betroffenen dadurch leichter zur ruhe.
liebe grüße und danke für eure sicht, die ich mir bestimmt noch mehrmals durchlesen werde bonnie
beim Lesen Deiner Zeilen kam mir spontan der Gedanke, dass es eher die mühsame Suche nach Fakten, die Lügen, die Ignoranz der Beteilgten und viele solcher Dinge sind, die dich lähmen und wütend machen, weil du dich zwangsläufig dadurch verascht fühlen musst.
Ich denke, wenn ein(e) Adoptierte(r) gute Eltern bekommen hat und ihr/ihm die Herkunft ehrlich und umfassend näher gebracht werden kann/wurde, ist der Schaden der Weggabe erheblich geringer, als wenn man so etwas erlebt wie Du, Sherry, maus und viele andere, deren Geschichten wir hier schonlesen mussten.
Vielleicht stelle ich mir das aber auch nur zu einfach vor
in dem Punkt waren meine Ado-Eltern sehr ehrlich. ich wusste wann ich von meiner leibl.Mutter weg kam, das ich ein heimkind war und später dann von ihnen adoptiert wurde. Es ist eher so das sie mir NICHT geholfen haben meine H-Eltern zu finden und mir viele Steine in den weg gestellt haben. Auch war meine ado-Mutter auch nicht so liebevoll. Sie kann es bis heute nicht zeigen, nimmt mich nicht i.d.Arm, kann mir nicht sagen das sie mich lieb hat. etc. Was aber bei meiner Tochter sehr gut klappt. Mir hat das sehr gefehlt diese Zuwendung, denn ich bin eigtl.ein sehr familierärer Mensch und bräuchte das von ihr auch. jetzt wo meine H-Mutter aufgetaucht ist, weiß ich was Mutterliebe ist. ich weiß es klingt völlig blöd,ist aber so,zum.bei mir.
ja, das bestürzt einen, wenn man das liest. Ich kann das sehr gut nachfühlen, denn mir geht es mit meiner Mutter ähnlich!
Man könnte fast meinen, dass sie es sich nie "verziehen" hat, keine biologischen Kinder bekommen zu haben. Der Anblick ihres Adoptivkinds erinnert sie womöglich bis heute an diese Tatsache. Bei deinem Kind wiederum, ist sie emotional eher dabei, weil dessen Geburt und Aufwachsen von Anfang an auch Teil ihres Lebens war. Vielleicht spinne hier nur etwas herum, aber möglich wäre das ja.
leider hab ich auch das Gefühl wie du es beschrieben hast. Ich stamme ja ihrer Meinung nach von einer "assozialen Frau"ab , die nix auf die Reihe bekommt und zu blöd ist ein Kind groß zu ziehen usw. Sie sieht nicht wie es meiner leibl.Mutter erging und wie die Kindheit von ihr war(sie war mehr als bescheiden, um es milde auszudrücken)und das wird bei ihr im Kopf schwirren. Es ist nicht so das ich arm dran war, was das finazielle betrifft, da hab ich ja alles bekommen, aber mir fehlt bis heute diese Geborgenheit,Zuneigung. Es ist für mich immernoch schwer jemanden ganz nah an mich heran zu lassen. Mein ado-Vater ist da anders, er hat mich damals immer getröstet und in den Arm genommen als ich noch ganz klein war. Auch so ist meine Ado-Mutter eher gefühlskalt, kann es nicht verstehen wenn es jem.schlecht geht Genauso belastet es mich extrem das ich dazwischen stehe (zw. Ado-Eltern und leibl.Mutter) Ich hab da wirkl.keinen Plan wie ich es hinbekommen soll (es geht ja nun schon über 2 Jahre so) Manchmal denk ich, ich muss doch mal wieder zum Psychologen o.Beratungsstelle. Ich hatte es mal eine weile gemacht und dann aber abgebrochen, das war bestimmt falsch!
hast Du einmal nachgeforscht warum sie so ist? Wie war ihr Elternhaus? Hat sie Geschwister und wie verstehen die sich? Wie ist ihre Ehe? Haben sie sehr jung geheiratet, womöglich noch mit dem Druck einen Erben produzieren zu müssen (siehe die bedauernswerte japanische Prinzessin XY)?
Ich denke, kein Mensch ist von Natur aus gefühlskalt. Das hat immer eine Ursache!