Passiert Euch das auch manchmal im Alltag, dass Ihr Euch zurückgewiesen fühlt, obwohl es sich nur um eine Lapalie handelt? Bei mir sitzt das irgendwie ganz tief und ich komm da nicht so recht gegen an.
Wenn ich das Gefühl habe, dass ich grad nicht gewünscht bin, verletzt mich das zutiefst und es ist, als käme ganz viel in mir hoch. Da reicht manchmal schon ein abweisender Blick oder dass ich nicht eingeladen wurde oder was auch immer. Also: Unwichtige Kleinigkeiten, die mich umhauen. Ich weiß auch, dass die betreffenden Menschen das gar nicht so meinen, aber...
Ich überspiele das, aber innerlich tut es sehr weh. Ich zieh mich dann zurück und bin einfach unendlich traurig.
Ich hab da auch schon mit einer Psychologin dran gearbeitet. Sie sieht eine Verbindung zum Adoptionstrauma...wie gesagt: Ich weiß das, ich arbeite dran, aber ich krieg das nicht wirklich in den Griff.
ja - ich kenn das. Und es ist manchmal wirklich schwer, sich das nach aussen hin nicht anmerken zu lassen. Weil man ja selbst für sich weiss, dass es eigentlich nichtig ist - aber man nagt extrem dran.
Wie ich gegen sowas ankomme, weiss ich im Moment selbst noch nicht. Aber ich kann dich absolut verstehen und ich finds für mich selbst auch extrem hinderlich.
kleiner kämpfer, da sprichst du mir etwas sehr bekanntes an.
da knack ich heute noch dran, und weiß auch wie hinderlich das ist. vielleicht hängt es noch mit der totalen tabuisierung in der a-familie zusammen, in der ich ausschließlich auf beobachtungen und wahrnehmungen angewiesen war, sich diese antennen gründlicher ausprägen konnten und in bestimmten situationen alarm schlagen mit diesem hochkommende gefühl der ablehnung. oft noch verbunden mit vorschnellem dichtmachen, verluste erst gar nicht entstehen lassen, ein überspielen auch nicht immer gleich gut gelingt.
Ich denke schon, dass diese Gefühle mit dem Adoptions- bzw. Trennungstrauma zusammenhängen können.
Es geht mir oft ähnlich, wobei bei mir ein anderes frühkindliches (Trennungs-)trauma dahinter steht. Ich bin als extremes Frühchen geholt worden und war lange Wochen ohne Kontakt zur Mutter/Familie auf der Intensiv und im Inkubator. Da nützt es manchmal auch nicht viel, dass ich anschließend meiner (leiblichen) Familie "zurückgegeben" worden bin. Der Knacks war/ist drin
Meine Schwester und ich haben jedenfalls schon festgestellt, dass wir die gleichen Probleme mit (angeblicher) Zurückweisung/Verlassenwerden haben und deswegen auch mit (viel zu) feinen Antennen rumlaufen und uns nicht richtig durchsetzen/wehren...
Wie man allerdings aufhört sich bei jeder Nichtigkeit zurückgewiesen vorzukommen.... nun, falls es hier jemand rausfindet, wir wären an der Patentlösung auch interessiert
lumi, eine patentlösung käme mir auch sehr entgegen. ich wär ja schon froh wenn ich den ursachen näher kommen könnte. der verlauf der geburt und die unterbringung danach, die ersten lebensjahre fehlen mir völlig, kann ich nirgendwo etwas zu finden da erst ab erinnerung auf etwas zurückgreifen
Ja das kenn ich auch irgendwie. Egal ob es jemand in dem Moment gar nicht böse meint, für mich kommt es immer irgendwie anders rüber und ich fühl mich dann arg verletzt. Manchmal sind es echt totale Kleinigkeiten die andere Menschen noch nicht mal bemerken würden aber ich fühle mich in solchen Situationen total verletzte und zurückgewiesen und fang oft auch (heimlich) an zu heulen. Keine Ahnung warum ich da so empfindlich bin..ob das wirklich mit der Ado zu tun...ich mein ich war doch noch so klein damals und hab doch gewiss nix mitbekommen.
genau so ein Erlebnis berichtete mir mein Sohn voller Ärger heute am Telefon.
Eine enge Verwandte aus seiner H-Familie wurde in den letzten Tagen spontan ins Krankenhaus eingeliefert. Sämtliche Verwandte und Bekannte wurden benachrichtigt, nur mein Sohn nicht; der erfuhr es mal so beiläufig bei einem Telefonat mit einem Verwandten. Mir gegenüber reagierte er total enttäuscht und sauer, wollte wieder einmal mit der Familie nichts mehr zu tun haben. Meinen geäußerten Eindruck, sie hätten ihn bis jetzt noch nicht als Familienmitglied 'auf dem Schirm', teilte er mit einer Bemerkung des Verletztseins.
Meine Vermutung: Bei einem Aufwachsen in dieser Familie hätte ihn derselbe Vorgang mit Sicherheit nicht so äußerst dünnhäutig reagieren lassen. Zur Zeit sucht er noch krampfhaft nach Zeichen der Zugehörigkeit, aber meine Aufgabe besteht wahrscheinlich nicht darin, ihm dieses Verlangen auszureden, das könnte von ihm auch wiederum falsch aufgefaßt werden; man muss ja gerade in diesen Zusammenhängen äußerts vorsichtig agieren. Bin in Punite richtiger Reaktionen auch etwas ratlos.
Also... wenn ich das Gefühl habe, dass ich nicht erwünscht bin, verletzt mich das auch! Eine Zurückweisung ist doch immer eine Verletzung. Ich bezweifel ein wenig, dass das etwas mit der Adoption zu tun hat. Zumindest würde ich da pauschal keine Logik drin sehen. Verlustängste, Identitätsschwierigkeiten, u.ä. würde ich schon auf die Adoption zurück führen. Aber ich kenne niemanden, der mit einer Zurückweisung gut umgehen kann. Also kann es nicht zwangsläufig mit Adoption zusammen hängen.
ZitatMeine Vermutung: Bei einem Aufwachsen in dieser Familie hätte ihn derselbe Vorgang mit Sicherheit nicht so äußerst dünnhäutig reagieren lassen. Zur Zeit sucht er noch krampfhaft nach Zeichen der Zugehörigkeit, aber meine Aufgabe besteht wahrscheinlich nicht darin, ihm dieses Verlangen auszureden, das könnte von ihm auch wiederum falsch aufgefaßt werden; man muss ja gerade in diesen Zusammenhängen äußerts vorsichtig agieren. Bin in Punite richtiger Reaktionen auch etwas ratlos.
Hallo Martina, bei einem Aufwachsen in dieser Familie wäre es ja wahrscheinlich gar nicht dazu gekommen, dass er nicht informiert worden wäre. Dann hätten sie ja "auf dem Schirm" dass er dazu gehört. Ich denke in dem Fall von Deinem Sohn müssen sich die Mitglieder der Familie auch erst noch daran gewöhnen, dass er dazu gehört. Da hast Du doch richtig reagiert!
ZitatKeine Ahnung warum ich da so empfindlich bin..ob das wirklich mit der Ado zu tun...ich mein ich war doch noch so klein damals und hab doch gewiss nix mitbekommen.
Hallo Leana, das Unterbewußtsein speichert alles ab. Auch wenn Du Dich heute nicht mehr bewußt an Deine Säuglingszeit erinnerst.
hi bianka, wenn ich mein verhalten mit dem nichtadoptierter vergleiche, komm ich zu dem schluß, zu empfindlich zu reagieren, schon da ablehnung zu wittern, wo vielleicht gar keine ist ausgelöst durch irgend eine geste, ausdruck o.ä., ich weiß es nicht. wogegen andere in ähnlicher situationen da nichts weltbewegendes drin sehen, einfach lockerer damit umgehen können. ist leider so und fürchterlich hinderlich.
Bonnie genau das ist, eine Geste, ein Ausdruck, Momenten die für andere vielleicht total unwichtig sind, die sie gar nicht realisieren würden.
Letztens war z.B. mein Mann am kochen, ich wollte irgendwas in der Küche abstellen, genau dort hin wo er am rumwerkeln war. Er hat mit seinem Arm rumgewedelt und verhindert das ich dort was hinstellen konnte. In dem Momente eigentlich ja ganz logisch, evtl. brauchte er den Platz für irgendwas oder weiß der Geier..aber ich hab mich in dem Momente mit dem was ich tu abgelehnt gefühlt, bin dann ins andere Zimmer und hab geheult. Eigentlich total kindisch und blöd schließlich war es echt nur eine Kleinigkeit und von ihm überhaupt nicht bös gemeint aber ich hab es halt (mal wieder) anders aufgefasst. Kleinigkeiten die andere gar nicht wahrnehmen würden...ist doof zu erklären die Situation aber eine andere fiel mir gerade nicht ein :-)
nimm es mir nicht übel, aber das kenne ich auch zur Genüge. Diese Sorte Dünnhäutigkeit bezüglich Deines Beispiels aber alleine auf den Adoptionsstatus zu beziehen, ist etwas gewagt und könnte Dich irgendwann auf eine ganz falsche Spur bringen. Gib Deiner Adoption eine Chance, anstatt sie für alles in die Pflicht zu nehmen.
Das, was Du da erlebt hast, sind "Kleinigkeiten", die andere ganz genau so wahrnehmen. Wenn man es bei Licht betrachtet, hat es etwas mit mangelndem Selbstwertgefühl zu tun und das kann auch bei Adoptierten ganz andere Ursachen haben, als ihr Adoptionsstatus!
Ich beziehe es nicht allein auf die Adoption. Ich weiß selbst das ich ein sehr geringes Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein habe. Jetzt nach vielen Jahren bin ich auch sehr froh über die Adoption, gleichzeitig jedoch weiß ich auch, dass sie innerlich ein paar Spuren hinterlassen hat. Wenn man als kleines Kind schon merkt das man nicht "Teil" der Familie ist, wenn man später merkt das man auch nicht "Teil" der leiblichen Familie werden kann und wenn man dann noch Pech hat und in Schule/Studium/Umfeld merkt das man auch dort kein Teil ist, fällt es später sehr sehr schwer sich überhaupt als Teil von irgendetwas zu sehen. Egal ob Familie, Partnerschaft, Job usw.
Daher schließe ich doch irgendwie das die Adoption ein Mitgrund für mein mangelndes Selbstwertgefühl und die dadurch hervorgerufenen "Ausgrenzungen" ist.
bei mir ist ablehnung ein tiefsitzendes grundgefühl, das ich streckenweise gut verdrängen konnte, aber nie richtig weg bekam. ausgerechnet die h-kontakte machten mir deutlich, wie heftig dieses gefühl innerlich noch wütet.
Zitat von LeanaIch beziehe es nicht allein auf die Adoption. Ich weiß selbst das ich ein sehr geringes Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein habe.
Liebe Leana, Daran kannst und musst Du aber auch selbst "arbeiten". Lass Dich bloß nicht unterkriegen! Das hast Du gar nicht nötig Natürlich hinterlässt die Adoption Spuren, aber mache nicht den Fehler Dich alleine darin zu verrennen, bzw. für alles darin die Ursache zu suchen.
Mir tut es immer ganz arg weh wenn ich sehe, dass Adoptierte so leiden oder unglücklich sind.