Viele A-Eltern, die ich kenne, sind froh, wenn die Adoption abgeschlossen und das JA "raus" ist. Sie empfinden ihre Privatsphäre eingeschränkt.
Unser JA scheint ganz gut zu arbeiten, wir können und konnten bisher nichts aussetzen. Wir haben immer betont, daß wir das JA nicht als einmischende Institution sehen, sondern ggf. als Unterstützung, und diese wurde uns auch angeboten, je nachdem wie es bei uns laufen wird.
da bin ich ja nun platt, wie das andere a-eltern jetzt noch sehen, deine weitsicht scheint auch da geradezu eine ausnahme zu sein. meinst du es liegt nur daran, wie a-eltern mit diesen ämtern umgehen?
wie naiv ist das denn zu glauben, mit dem abschluß der ado ist alles gelaufen, die familie komplett, bräuchte es keine 'einmischung' mehr, obwohl sich erst danach die meisten probleme anhäufen bzw. aufwerfen.
so hab ich es zwar nie kennengelernt, aber an dem punkt sehe ich ja o. vermittlungsstelle eher als quelle und unterstützung (wenn nicht schon kontakt zu h-eltern aufgebaut werden konnte) für a-eltern und adoptierte, die den kindern mit zunehmendem alter beim begreifen, der identitätsfindung, den weg dorthin, durch informatioen behilflich sind, sein könnten.. ich glaub, ich erleb das nicht mehr.
Alle die ich bis jetzt angerufen habe, waren absolut ahnungslos oder schienen jedenfalls so. Und sie machten auf mich den Eindruck, als würden sie sagen: "Na und ist das etwa unser Problem- Was soll ich denn tun?"
Und jetzt, was kann ich schon dafür?!?
Die meisten helfen einem nicht. Das finde ich falsches Getue. Das ist kein verantwortungsvoller Umgang mit Adoptierten und ihren Problemen!
da muss ich ja wirklich feststellen, dass ich sehr froh sein kann, was wir hier für Sachbearbeiter haben. Sie engagieren sich sehr für die Adoptivfamilien, fordern immer wieder dazu auf, sich untereinander auszutauschen und sich zu treffen, vermitteln hierbei auch, machen Leute miteinander bekannt etc. Natürlich ist das alles auf freiwilliger Basis, aber ich kenne alle Adoptivfamilien, die in den letzten 2-3 Jahren adoptiert haben, somit weiß ich, dass zumindest von denen keiner so "tickt" wie die von Lattitia beschriebenen Eltern, sondern alle die Angebote des JA nutzen und schätzen. Es ist ein bisschen wie eine große Familie, die sich gelegentlich zu großen Familientreffen versammelt. Nicht zu eng, aber regelmäßig und die MA des Jugendamtes sind auch immer mit dabei und sehen die Kinder auf diese Weise aufwachsen. Ich glaube, dass das dann den Umgang später sehr erleichtert, da auch neue Mitarbeiter des Amtes auf diese Weise die Adoptierten kennen lernen. Letztes Jahr war eine junge Dame dabei, die das Ganze erst neu mit betreut und sie konnte schon einmal in die Aufgabe hineinwachsen und viele Kontakte knüpfen.
Wenn es denn Adoption sein muss, dann sollte es wenigstens so ablaufen wie Du das schilderst. Wenn dann auch noch die Herkunftsseite mitspielt, wenn sich die Adoptierten für sie zu interessieren beginnen, dürfte wenigstens ein Großteil der technischen Probleme (siehe leere Ado-Akten) vom Tisch sein.
Wir haben bisher mit dem JA gute Verbindung/Kontakt gehabt. Ich würde auf die Barrikaden gehen, wenn jemand meinem Kind diese wichtigen Informationen vorenthalten würde. Auf diese Informationen bereite ich es doch sein Leben lang vor und stärke den Rücken.
Ich kenne 2 Familien, die froh sind, daß das JA "raus" ist. Die eine war lange Pflegefamilie und hatte es satt, jegliche Belange ums Kind abzusprechen mit Personen, die 1-2 Mal/ Jahr auf der Matte stehen und ansonsten keine Einsicht in das Familienleben haben.
Die andere Familie hat m.E. den leiblichen Kinderwunsch nicht abgeschlossen und macht nun dicht. Die Adoption ist beschlossen, und nun sind sie eine "ganz normale Familie".
Ich bete, daß beide Familien keine adospezifischen Probleme bekommen werden, aber ich befürchte es.
Zitat von LattitiaBonnie, ich weiß nicht, woran es liegt.
Oh, das sehe ich aber anders, denn diese Frage hast Du doch mit dem Rest beantwortet: Es liegt nicht nur am JA, sondern immer am Zusammenspiel zwischen diesem und den Ado-Eltern und, ganz wichtig, an der Einstellung der Ado-Eltern zu Adoption generell. Nicht nur bei Euch, scheint das ja bestens zu klappen
Ich lese gerade "Lotostochter". Hier wird auf erschreckend deutliche Art und Weise von einer Adoptierten geschildert, was herauskommt, wenn nicht alle an einem Strang ziehen: die indischen Vermittler waren kriminell, die neue Mutter hat offenbar nicht im Sinne ihrer Tochter agiert und der Vater hat seiner Tochter das gegeben, was sie gebraucht hat und sie immer unterstützt. Heute hat die Tochter zur Mutter null Kontakt mehr und der Leser spürt auf jeder Buchseite wie eiskalt das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter ist. Das ist richtig hart zu Lesen - besonders für mich, denn das Gleiche erlebe ich mit meiner (leiblichen) Mutter. Die kann ich seit Jahrzehnten nicht einmal mehr umarmen. So ein mütterliches Fehlverhalten ist sicher nicht adoptionsbedingt, hat hier aber eine besonders negative Folgen, denn die Auswirkungen kommen ja noch zu den üblichen Adoptionsproblemen noch dazu. Bei dieser Anisha hat ihre Ado-Mutter jedenfalls nicht begriffen, was Adoption bedeutet.
Cornelia, und das ist es! Nicht jeder weiß, was Adoption bedeutet, und deswegen ist es ein Unterschied, ob Paare direkt beim JA landen oder als Reproerfolglose.
Es mag Ausnahmen geben, aber ich glaube, es ist wichtig, daß ungeborene leibliche KInd nicht ersetzen zu wollen. Sicherlich die Rolle, also Seite an Seite mit dem Paar als Eltern, aber fern ab von allen Wünschen und Hoffnungen, die die Eltern für sich erfüllt haben möchten durch ein Kind, welches ihren Genpool in sich trägt.
Ich verurteile Paare nicht, die sagen, sie könnten gefühlstechnisch nicht adoptieren. Es ist ehrlich und fair dem Kind gegenüber, welches ein Recht darauf hat, für sich geliebt und angenommen zu werden. Wer das nicht kann oder nur den Platz besetzt haben will, soll es lassen!!!!
Aber leider gehört für viele Menschen ein Kind dazu. Persönlich kann ich es nicht verstehen, wie man lange Jahre zusammen lebt und bei Schwierigkeiten bricht. Wäre das beim leiblichen Kind auch so???
Mein Mann und ich haben einen Film gesehen, dort wurden Kinder nach der Geburt vertauscht und nach einem Jahr sollten sie zurückgetauscht werden. Es brach den Beteiligten das Herz. Daran sieht man, nicht die Gene allein initiieren die Liebe.
Das mit dem Ersatz für nicht vorhandene leibliche Kinder halte ich für extrem schwierig. In der Regel, und irgendwie auch logisch, wird es fast immer so sein, dass das angenommene Kind Ersatz ist, was ich noch nicht einmal schlimm finde. Letztendlich kommt es ja darauf an, wie man mit diesem "Ersatz" umgeht bzw. wie man dazu steht. Ein KInd "nicht annehmen", bringen leibliche Eltern/Mütter/Väter auch sehr gut hin
Den Film mit den vertauschten Babys habe ich am Mittwoch leider nicht gesehen. Es gab aber schon einmal einen ähnlichen Film. Als ich den ersten Film gesehen habe, habe ich mir gedacht, was wäre geworden, wenn eines der Kinder nach der Geburt zur Adoption gekommen wäre?
Das Gedankenspiel mit den Genen hinkt ein wenig, zumindest bezüglich Adoption, denn diese "Vertausch"-Eltern sind ja emotional davon ausgegangen, dass es ihr leibliches Kind ist und haben dieses ergo ganz ohne "Kopfarbeit" in ihr Herz schließen können. Diese Kopfarbeit ist bei Eltern angenommener Kinder aber höchstwahrscheinlich, mehr oder weniger, latent vorhanden. Davon abgesehen glaube ich, dass es grundsätzlich leichter ist, sich einem neugeborenen fremden Baby anzunähern, als einem Kleinkind.
ja, aber was ist, wenn es gar nicht im Sinne der volljährigen Adoptierten war/ist, dass die A-Eltern bereits in ihrer Kindheit Kontakt zur H-Familie aufnehmen, wenn sie das als ihre ureigenste Angelegenheit sehen und nachträglich auch deklarieren? Das könnte ich mir bei meinem Sohn z. B. vorstellen, auch einen damit verbundenen Vertrauensverlust, den ich mit Sicherheit hätte hinnehmen müssen, weil er Dinge, die ihn selbst betreffen, auch in eigener Regie bearbeiten möchte. Auch diese Medaille hat, wie vieles im Leben, zwei Seiten.
Man kann zwar die Ado-Unterlagen sammeln und heutzutage auch die Aufklärung über die Herkunft, die das Jugendamt mit der Übergabe des Kindes abgibt, bei Auslandsadoptionen auch die Lebensumstände des Kindes bei deren Abholung und evtl. Informationen über die Geburts-Familie. Die allein sind für das Kind bereits sehr nützlich, wenn es nach seiner Herkunft fragt und geben Anhalspunkte für die Suche. Auch kann man schon als frischgebackene als Ado-Eltern das Jugendamt dahingehend abklopfen, wie auskunftsfreudig und unterstützend sie sich gegenüber Adoptierten verhalten, die nach ihrem Ursprung suchen. Aber alles andere sollte man, meiner Meinung nach den Adoptierten selbst überlassen, die die Aufregungen und Spannungen der Suche oft nicht missen möchten. Natürlich sollte man nach allen Kräften Unterstützung gewähren, wenn sie erbeten wird. Das ist aus meiner Erfahrung heraus meine Meinung.
Nur so ein paar Gedanken, die mir beim Lesen Eures Austausches gekommen sind....
Es sind also nicht die anderen Gene, sondern das Wissen darum, wodurch u.U. eine Annahme des Kindes erschwert wird.... Gene waren für mich noch nie wichtig, in diese Richtung habe ich auch nicht so viel Gedankenarbeit investiert. Dass die andere Herkunft und Abstammung und Familie Respekt verdient, ist klar und versteht sich für mich von selbst. Meine Töchter annehmen zu können ist und war für mich noch nie Kopfarbeit, das läuft auf Gefühlsbasis. Was in dieser Richtung an Überlegungen lief, war vor der Adoptionsbewerbung gelaufen. Für meinen Mann gab es das Thema "eigene Kinder" als wir uns entschieden, keine medizinischen Schritte zu unternehmen. Er und wir setzten uns damit auseinander, und er arbeitete das Thema durch, so dass er es für sich abschließen konnte. Wäre das nicht der Fall gewesen, hätten wir nicht adoptiert. Für mich war Trauerarbeit eher ein Thema, welches nie ganz abgeschlossen sein wird, aber womit ich mich auseinandergesetzt habe, so dass ich es akzeptieren kann, sozusagen annehmen kann, als Teil meines Lebens. Meine Töchter sind aber kein Ersatz in dieser Hinsicht!!! So wie ein Kind meiner Ansicht nach nie Ersatz für ein anderes sein kann, hätten wir leibliche Kinder, wären diese auch kein Ersatz.
Ich weiß, dass es solche Konstellationen gibt, hat dann aber mit fehlender Verarbeitung und Unterstützung zu tun. Die Unterstützung kann man sich nicht unedingt aussuchen, aber für die Verarbeitung hat man schon Eigenverantwortlichkeit. Traurig für alle Beteiligten, aber total unfair einem Kind gegenüber, das ja mit der Vorgeschichte der Eltern nichts zu tun hat.
Für mich läuft sovieles auf die Vorbereitung auf Adoption hinaus. Eigentlich egal, ob offiziel durch das JA oder durch Eigenarbeit, offizielle Vorbereitung kann die Eigenarbeit sowieso nicht ersetzen. Diese Vorbereitung hat viel mit dem eigenen Aufarbeiten und Vorbereiten zu tun.
Es ist wohl so, dass es "allgemein" einfacher ist, sich auf ein Baby einzulassen, als auf ein Kleinkind, Vorschul- oder gar Schulkind. Warum das so ist, kann ich persönlich nicht nachvollziehen. Oder hat das doch wieder mit Ersatz zu tun.......... Ich freue mich jedenfalls für jedes ältere Kind, das eine zweite Familie findet, wenn das Aufwachsen in der ersten Familie nicht möglich ist und Pflege nicht auf die Situation passt und oft wiederholte Umzüge, Trennungen und neues Eingewöhnen erfordert.
nur einmal so eine Frage: was schätzt Du, wieviele Annehmenden so denken wie Du und andere hier diskutierenden Aufgeklärten? Nicht falsch verstehen, aber ich denke, dass wir hier auf einem ziemlich hohen Niveau diskutieren, welches die Realität nicht unbedingt abbildet, aber ein sehr erstrebenswertes Ziel wäre.
ich wollte hier nicht auf meine eigene Buschtrommel schlagen!! Ich sehe mich auf keinem Niveau, waren nur so meine Gedanken. Das soll nicht konträr rüberkommen, war mir nur wichtig zu äußern.
Ich denke, ich weiß, was Du meinst, ich kenne auch Adoptiv-Familien, wo es nicht so läuft, wie es könnte. Und ich finde das traurig!! - auch für die Ado-Eltern, die sich selbst im Weg stehen, selbst blockieren und keine tiefe Beziehung zu Ihren Ado-Kindern aufbauen. Die Bindungsschwierigkeiten liegen dann beim Kind. Natürlich ist die traurige Situation der A-Eltern in keiner Weise mit der Situation der Kinder zu vergleichen!!!
Von unserem JA wird ein Ado-Stammtisch organisiert und in Abständen auch Informationsabende mit unterschiedlichen Referenten, u.a. auch erwachsene Adoptierte. Man merkt schnell, wie die anderen A-Elternpaare mit dem Thema Adoption umgehen. An diejenigen, die jetzt einfach glücklich sind, eine ganz normale Familie zu sein, deren Kinder aber "Probleme" haben, ist sehr schwer ranzukommen. Gutgemeinte Bemerkungen ziehen nicht, da alles in diese Richtung als Einmischung, vielleicht auch Bevormundung, aufgefasst wird. Aber wenigstens halten diese Eltern den Kontakt zum JA und zu anderen Ado-Familien. Vielleicht kommt irgendetwas doch an.
Das Anerkennungsverfahren wird immer strenger, so dass es hoffentlich schwieriger wird, bei der Anerkennungsanhörung nur Lippenbekenntnisse zu leisten. Es wird auch immer öfter gefordert, dass man/frau sich einer "Gesprächstherapie unterzieht, wenn während des Anerkennungsverfahrens deutlich wird, dass Kinderlosigkeit etc. noch nicht aufgearbeitet sind. Der Schwerpunkt liegt meiner Meinung nach auf der Vorbereitung. Wer sich nicht selbst vorbereitet, muss halt Hilfestellung erhalten, von der/dem Sachbearbeiter.
Abgesehen davon, dass ich mit dem Gegenteil der Idee von "Blut ist dicker als Wasser" aufgewachsen bin, hatte ich keine vorgegebene Vorbereitung auf Adoption, hab also bei Null angefangen. Wir hatten eine super Sozialarbeiterin während des Anerkennungsverfahrens und die ersten Jahre danach. Das JA der Kinder war zwar nach der Adoption nicht mehr zuständig (dafür sind keine Finanzen vorhanden oder vorgesehen), wir hatten aber ein gutes Verhältnis mit dem Adoptions- und Pflegeteam aufgebaut, dass wir immer anrufen konnten und auch nach wie vor in Kontakt stehen. Die Sozialarbeiter/-innen interessieren sich noch immer dafür, wie es den beiden Mäusen geht. Und wenn wir mal Hilfe brauchten, gab es immer einen Ansprechpartner. Hmmm, vielleicht hatten wir einfach Glück!?! Trotzdem, gelesen habe ich jede Menge, mache ich auch immer noch, nur der Umfang und die Themen ändern sich. Ich ging auf Seminare und Konferenzen von FAS bis Bindungstheorie und Spieltherapie. Und wenn ich es einrichten kann, gehe ich auch jetzt noch zu Veranstaltungen, die mich interessieren. Vielleicht Glück und Initiative......... Glück sollte nicht ins Spiel kommen. Also sind die JÄer und Vermittlungsstellen gefordert.
Natürlich könnte man Adoption auch ganz abschaffen..... Ob das aber wirklich immer die Lösung wäre? Klar, Adoption ist auch nicht immer die Lösung.
Zitat von CarlaEs ist wohl so, dass es "allgemein" einfacher ist, sich auf ein Baby einzulassen, als auf ein Kleinkind, Vorschul- oder gar Schulkind. Warum das so ist, kann ich persönlich nicht nachvollziehen. Oder hat das doch wieder mit Ersatz zu tun.......... Ich freue mich jedenfalls für jedes ältere Kind, das eine zweite Familie findet, wenn das Aufwachsen in der ersten Familie nicht möglich ist und Pflege nicht auf die Situation passt und oft wiederholte Umzüge, Trennungen und neues Eingewöhnen erfordert.
Gott sei Dank nicht immer. Unseren Großen haben wir mit 4 1/2 Jahren adoptiert und unseren Kleinen mit 9 Tagen. In meinem Gefühl, meiner Liebe gibt es keinen Unterschied zu beiden. Ich muss aber dazu sagen dass wir zu unserem Großen eine sehr innige Bindung aufbauen konnten und wir glücklich darüber sind dass er das zulassen konnte nachdem was er alles erlebt hat.