Hallo, seit Ende Januar sind mein Mann und ich (beide Mitte 30) nun offiziell Adoptionsbewerber und haben unsere Bescheinigung bekommen. Wir haben uns erst einmal in zwei Städten "fremd" beworben (vorher per Mail angefragt, ob sie überhaupt Fremdbewerbungen annehmen) und bislang haben wir noch keine Reaktion auf unsere Bewerbungen bekommen. Bei telefonischer Nachfrage haben wir nur erfahren, dass die eine Vermittlungsstelle wg. Krankheit schlecht besetzt ist... und bei der anderen wurde uns mitgeteilt, dass unsere Unterlagen wahrscheinlich angekommen sind, der SA war leider nichts weiter zu entlocken... Wir überlegen nun, ob wir uns bei weiteren Jugendämtern bewerben sollen. Wie sind eure Erfahrungen mit Fremdbewerbungen? Wurdet ihr schnell zu einem Kennenlernen eingeladen?
Ich weiß natürlich, dass zwei Monate Warten noch gar nichts ist, aber mich würde auch interessieren, wie lange ihr bis zum ersten "Vorschlag" (ein besseres Wort fällt mir gerade nicht ein) und bis zur Vermittlung warten musstet oder wie lange ihr schon wartet. Wurde euer Kind über das regionale Jugendamt vermittelt oder hattet ihr mit einer Fremdbewerbung Glück?
Ich bin gespannt auf eure Erfahrung! Vielen Dank und schöne Grüße!
"Ich weiß natürlich, dass zwei Monate Warten noch gar nichts ist, aber mich würde auch interessieren, wie lange ihr bis zum ersten "Vorschlag" (ein besseres Wort fällt mir gerade nicht ein) und bis zur Vermittlung warten musstet oder wie lange ihr schon wartet. Wurde euer Kind über das regionale Jugendamt vermittelt oder hattet ihr mit einer Fremdbewerbung Glück?"
Irgendwie stolpere ich dauernd über deine Formulierung "erster Vorschlag". Korrigiere mich bitte, wenn ich dich falsch verstehe. Aber ich lese daraus die Vorstellung, dass es durchaus "normal" ist, verschiedene Kindervorschläge abzulehnen, bis (überspitzt ausgedrückt) das ideale Kind dabei ist, für das man sich dann entscheidet. So läuft das aber nicht, und das aus gutem Grund. Es gibt natürlich schon Fälle, in denen Adoptiveltern sich gegen einen Kindervorschlag entscheiden. Aber das ist wirklich die Ausnahme und hat dann auch schwerwiegende Gründe. So hat das JA beispielsweise einen Kindervorschlag gemacht, der GANZ UND GAR NICHT auf das Bewerberprofil passt, das diese nach reiflicher Selbstreflexion erstellt haben. Wenn das der Fall ist, hat das JA versagt, finde ich. Aber auch in anders gearteten Fällen bringt die Ablehnung eines KiVo tiefe Selbstzweifel und Schuldgefühle für die ablehnenden Bewerber mit sich. Wir reden ja hier von Menschenseelen, die abgelehnt werden, und nicht von einem Kinderbasar. Eigentlich bin ich ja davon überzeugt, dass du das weisst, aber wie gesagt, diese Formulierung lässt meine Interpretation durchaus zu... LG Morgenmuffel
Huch, irgendwie ist mein zuerst geschriebener Beitrag verschwunden. Also noch einmal: Unsere beiden Kinder wurden von einer Stelle vermittelt, die mehrere hundert km von uns entfernt liegt. Allerdings war es bei uns die Heimatvermittlungsstelle, die anfragte, ob sie unser Profil an diese Kollegen weiterreichen dürften. Wir selbst wären gar nicht auf die Idee einer Fremdbewerbung gekommen, schon gar nicht so weit weg. Prinzipiell glaube ich, man sollte von Fremdbewerbungen nicht allzu viel erwarten, aber es gibt auch hier im Forum einige, die auf diesem Weg Kinder vermittelt haben. Ich denke, es müssen Gründe vorliegen, die eine Vermittlung weit weg rechtfertigen oder nötig machen, und das ist ja nicht so häufig der Fall. Übrigens, gewartet haben wir beim ersten Mal ca 1,5 Jahre, beim 2. Mal gar nicht. LG
wir haben uns bei einigen auswärtigen Vermittlungsstellen beworben bzw. erkundigt und unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Einige Jugendämter sagten von vorneherein klar, dass sie genügend eigene Bewerber haben und Fremdbewerbungen wahrscheinlich nicht berücksichtigen würden. Eine Sozialarbeiterin eines auswärtigen JA nahm uns sofort zu einem Gespräch an, nahm uns nach dem Gespräch in ihre Bewerberkartei auf und sprach sich auch generell für die Bewerbung an verschiedenen Stellen bzw. die Aufnahme verschiedenster Bewerber in die Kartei aus mit der Begründung: So sei die Wahrscheinlichkeit höher, dass die "passenden" Bewerber + Kind zusammenkommen. Wieder ein anderes Jugendamt erklärte sich grundsätzlich bereit, unsere Bewerbung zu bearbeiten, aber dann kam außer Benachrichtungen, dass der zuständige Sachbearbeiter erkrankt sei bzw. nicht mehr da sei, nichts mehr - bis wir unsere Bewerbung zurückzogen, da wir mittlerweile von einer anderen Stelle ein Kind bekommen hatten. Bei der Adoptionsvermittlungsstelle eines Freien Trägers, auf die wir durch ein Jugendamt, das mit diesem zusammenarbeit, hingewiesen worden waren, bekamen wir sofort einen Gesprächstermin und über diese Stelle haben wir dann auch ca. ein halbes Jahr später unsere Tochter bekommen.
Wir haben ein knappes Jahr nach der Erstellung des Sozialberichtes (beim Heimatjugendamt) unser Kind bekommen. Was die "Wartezeiten" angeht (Wartezeit finde ich bei Inlandsbewerbung immer nicht ganz passend, weil es ja gar nicht sicher ist, ob man tatsächlich ein Adoptivkind vermittelt bekommen wird), kann man keine verlässlichen Angaben machen. Wie hier schon mehrfach berichtet wurde, gibt es Adoptiveltern, die ihr Kind bekommen haben, bevor sie das Bewerbungsverfahren abgeschlossen hatten. Andere waren mehrere Jahre lang Bewerber und bekamen dann ein Kind vermittelt. Wieder anderen konnte, obwohl sie als geeignet eingestuft wurden, nie tatsächlich ein Kind vermittelt werden.
Inwieweit auswärtige Bewerber für ein Jugendamt interessant sind, hängt nach meinem Eindruck von verschiedenen Faktoren ab:
- Jugendamt: Hat es eher wenig oder eher viele Kinder zu vermitteln? Hat es wenig oder viele geeignete Bewerber aus dem eigenen JA-Bezirk? Wie ist das Konzept und die "Philosophie" der Sozialarbeiterinnen bezüglich der Bewerberauswahl: "Je größer die Auswahl, desto besse?" oder "Lieber nur wenige Bewerber zur Auswahl, die Entscheidung ist schwer genug." Inwieweit hat das JA Kapazitäten, neben der Vermittlung von Kindern, der Betreuung von Adoptivfamilien und der eigenen Bewerber auch noch Fremdbewerbungen zu bearbeiten?
- Bewerber: Wollen sie ausschließlich ein gesundes deutsches Baby oder sind sie für schwerer vermittelbare Kinder offen? Wollen sie ausschließlich adoptieren oder sind sie evtl. auch für Pflege offen? Welchen Eindruck machen die Bewerber? Mit welcher Haltung kommen sie an? Überspitzt formuliert: "Wir wollen unbedingt ein Kind, egal woher?" Oder: "Wir möchten Eltern für ein Kind werden, das eine neue Familie braucht". Sind die Bewerber bereit, beim Fremdjugendamt ein Bewerberseminar zu besuchen? Als wie geeignet werden die Bewerber eingestuft, hat z.B. einer eine pädagogische Ausbildung?
ZitatIrgendwie stolpere ich dauernd über deine Formulierung "erster Vorschlag". Korrigiere mich bitte, wenn ich dich falsch verstehe. Aber ich lese daraus die Vorstellung, dass es durchaus "normal" ist, verschiedene Kindervorschläge abzulehnen, bis (überspitzt ausgedrückt) das ideale Kind dabei ist, für das man sich dann entscheidet. So läuft das aber nicht, und das aus gutem Grund. Es gibt natürlich schon Fälle, in denen Adoptiveltern sich gegen einen Kindervorschlag entscheiden. Aber das ist wirklich die Ausnahme und hat dann auch schwerwiegende Gründe. So hat das JA beispielsweise einen Kindervorschlag gemacht, der GANZ UND GAR NICHT auf das Bewerberprofil passt, das diese nach reiflicher Selbstreflexion erstellt haben. Wenn das der Fall ist, hat das JA versagt, finde ich. Aber auch in anders gearteten Fällen bringt die Ablehnung eines KiVo tiefe Selbstzweifel und Schuldgefühle für die ablehnenden Bewerber mit sich. Wir reden ja hier von Menschenseelen, die abgelehnt werden, und nicht von einem Kinderbasar. Eigentlich bin ich ja davon überzeugt, dass du das weisst, aber wie gesagt, diese Formulierung lässt meine Interpretation durchaus zu...
Morgenmuffel, vielen Dank für deinen Beitrag, das mit dem "ersten Vorschlag" hatte ich glatt überlesen und ich bin mir auch nicht sicher, wie es gemeint war, aber ich finde, du hast mit deinen Hinweisen völlig recht!
Ich finde, hier wird viel zu hart mit dem Begriff Vorschlag umgegangen, denn es ist nun einmal auch von Gesetzes wegen nur ein Vorschlag und jeder Bewerber hat das gute Recht, diesen abzulehnen. Wenn es jetzt so wirkt, als ob dieses Recht auf Ablehung unmoralisch sei, verstehe ich die Welt nicht mehr. Wenn die Bewerber ehrlich ihre Zettel ausgefüllt haben, wird ihnen wohl kaum das wirklich "falsche" Kind angeboten werden. Wenn es aber doch so gelaufen ist, haben sie meiner Meinung nach sogar (wenigstens dann!) die moralische Pflicht, dieses Kind abzulehnen.
Durch das Nichtgebrauchen bestimmter Begriffe ändert sich an der Tatsache, dass hier Kinder irreversibel umgepflanz werden, kein Deut
Bei uns ist es so, das unser Jugendamt "Partnerstädte" hat, mit denen sie zusammenarbeiten. Sprich, wenn die Städte keine geeigneten Bewerber in ihrem "Pool" finden, dann fragen sie hier an und umgekehrt.
Auf unseren Sonnenschein haben wir 1 Woche gewartet. Im Nachhinein glaube ich, dass sie schon beim Abschlußgespräch vorhatten ihn uns vorzustellen, da einige gezielte Fragen kamen, die wir uns in dem Moment nicht erklären konnten. Dass wir ausgewählt wurden hängt denke ich vor allem auch damit zusammen, dass wir bereit waren die leibliche Mutter zu treffen. Im Gegensatz zu den Mitbewerbern, die wir während eines wirklich hilfreichen Seminars kennenlernten, hatten wir uns ganz klar dafür ausgesprochen (und würden es auch nur empfehlen). Dazu kam, dass wir uns vorstellen konnten ein Kind aufzunehmen, dass zwar auf lange Sicht adoptiert werden kann, aber zum Zeitpunkt der Aufnahme noch Pflegekind ist. Es gibt da ja etliche Konstellationen. Wir waren auf jeden Fall ziemlich überrascht, da wir gedachte hätten, es würde viel länger dauern (und hatten uns auf eine endlich mal ruhige Weihnachtszeit gefreut- Pustekuchen)
Hallo, vielen Dank schon einmal für eure Reaktionen. Es macht Mut zu lesen, dass ihr gar nicht solange gewartet habt. Donata, über freie Träger habe ich vorher noch gar nicht nachgedacht, ich werde mal in unserem JA fragen, ob sie bei uns in der Gegend gute Erfahrungen mit einem freien Träger gemacht haben. Ich hatte schon vermutet, dass der Begriff "Vorschlag" falsch aufgefasst werden könnte, obwohl er ja auch von Jugendämtern durchaus gebraucht wird, aber mir ist - wie geschrieben - kein anderes passendes Wort in den Sinn gekommen. Wir haben nicht vor Kinder abzulehnen - außer der "Vorschlag" geht völlig an unserem Profil vorbei - und unsere SA vom örtlichen JA kann uns durch die vielen intensiven Gespräche mittlerweile auch sehr gut einzuschätzen, aber nicht jeder Anruf des JA muss ja zu einer Vermittlung führen, dafür kann es viele Gründe geben. Noch etwas anderes, das ich loswerden möchte: Ich finde, dass es nicht so einfach ist, hier Fragen so zu formulieren, dass sich niemand angegriffen fühlt oder etwas missversteht, dafür ist das Thema Adoption einfach zu sensibel. Und zwar für alle Seiten. In einigen Beiträgen (nicht auf eure Antworten bezogen!) entsteht der Eindruck, als wenn Adoptionsbewerber eines Morgens aufwachen und sich spontan dafür entscheiden ein Kind anzunehmen, aber bitte nur das Schönste und Gesündeste...und auch als wenn sie keinen Blick für die Situation des Kindes und deren Herkunftseltern haben. Dabei wird manchmal außer Acht gelassen, dass diese Paare zum Teil auch sehr belastende Zeiten hinter sich haben und dass sie sich ganz bewusst für ein Kind entscheiden und einiges für sich und das Kind auf sich nehmen. Ich fand unser Bewerbungsverfahren zum Beispiel keineswegs easy, wir haben uns mit Fragestellungen und Themen beschäftigt, über die viele Paare erst reden, wenn die Kinder schon auf der Welt sind und wir mussten einer völlig Fremden einen tiefen Einblick in unser Leben gewähren. Das ist natürlich absolut notwendig, aber ich glaube (möchte glauben!), wer diesen Weg geht, tut dies nicht leichtfertig. Wir haben für uns entschieden, dass wir "kein Kind um jeden Preis wollen", sondern wir haben in all der Zeit viel miteinander geredet und versucht uns in verschiedene Situationen rein zudenken (Was weiß man über die Herkunftseltern? Wie alt ist das Kind? Soll es Kontakt zu den Herkunftseltern geben? Mit welchen Erkrankungen können wir umgehen? …) damit wir auch gemeinsam mit der SA unser Profil so schärfen, dass das JA die Möglichkeit hat für die zu vermittelnden Kinder die passendsten Eltern auszuwählen. So, das musste mal raus! ;-)
Zitat von Morgenmuffel... aber es gibt auch hier im Forum einige, die auf diesem Weg Kinder vermittelt haben.
Schön wäre es, wenn hier User sprechen würde, die mit (legalem) Vermitteln beschäftigt sind
Cornelia
@ Mausi, du hast natürlich Recht. Ich meinte "vermittelt BEKOMMEN" !
Es geht nicht um den Begriff "Vorschlag"; meiner Ansicht nach gibt es für diesen keine Alternative. Die Formulierung "erster Vorschlag" beinhaltet allerdings die Aussage, dass es auch noch einen zweiten (dritten, vierten?) geben kann. Und darum ging es mir. @JaBaM: Wie gesagt, ich gehe ja gar nicht davon aus, dass du es gemeint hast, wie ich es ausgelegt habe. Du hast ja dann auch im Folgenden erklärt was du meinst. Und dass es bei solch sensiblen und emotionalen Themen, bei denen es oft keine allgemeingültige Aussage über Richtig und Falsch gibt, schwer ist Formulierungen zu finden, in denen sich alle wiederfinden, damit hast du völlig Recht.
Zitat von JaBaMNoch etwas anderes, das ich loswerden möchte: Ich finde, dass es nicht so einfach ist, hier Fragen so zu formulieren, dass sich niemand angegriffen fühlt oder etwas missversteht, dafür ist das Thema Adoption einfach zu sensibel. Und zwar für alle Seiten.
In der Regel fühlen sich einzelne User nicht persönlich "angegriffen" (Ausnahmen ausgenommen), sondern sie haben bereits mehr Erfahrung mit, und Wissen über, Adoption. Deswegen kommt es immer wieder vor, dass man besonders blauäugige Ansichten geraderücken will Sieh es mal so: das ist manchmal so ähnlich wie mit den ehemaligen Rauchern; die sind später oft die militantesten Antiraucher
ZitatIn einigen Beiträgen (nicht auf eure Antworten bezogen!) entsteht der Eindruck, als wenn Adoptionsbewerber eines Morgens aufwachen und sich spontan dafür entscheiden ein Kind anzunehmen, aber bitte nur das Schönste und Gesündeste...und auch als wenn sie keinen Blick für die Situation des Kindes und deren Herkunftseltern haben.
Genau das Gegenteil ist der Fall. Jedem, der sich mit Kinderlosigkeit und Adoption beschäftigt ist mehr als klar, dass der Wunsch zu adoptieren, meistens am Ende einer leidvollen Kette steht.
ZitatDabei wird manchmal außer Acht gelassen, dass diese Paare zum Teil auch sehr belastende Zeiten hinter sich haben und dass sie sich ganz bewusst für ein Kind entscheiden und einiges für sich und das Kind auf sich nehmen.
Dass das Verfahren, mittels Adoption doch noch zu einem Kind zu kommen, nicht easy ist, weiß hier garantiert jeder, auch die Herkunftsseite. Aber du nimmst diese Schwierigkeiten nicht für ein Kind an sich auf dich, sondern für eines, das eigentlich zu einer anderen Familie gehört. Es sind also anstatt eigener, angenommene, fremde Kinder. Ist es da nicht verständlich, wenn es eine Prüfung gibt - im Gegensatz zur Eigenproduktion?
Zitat... wir haben uns mit Fragestellungen und Themen beschäftigt, über die viele Paare erst reden, wenn die Kinder schon auf der Welt sind und wir mussten einer völlig Fremden einen tiefen Einblick in unser Leben gewähren. Das ist natürlich absolut notwendig, aber ich glaube (möchte glauben!), wer diesen Weg geht, tut dies nicht leichtfertig.
Das mit dem seelischen Ausziehen vor Fremden kann ich gut verstehen und ich wünschte, mich hätte man damals auch so auf Herz und Nieren "geprüft", bevor man mich zur Weggabe meiner neugeborenen, kerngesunden, deutschen und aus gutem Haus stammenden Tochter überredet bzw. genötigt hatte. Vielleicht hätte man dabei entdeckt, dass die Abgabe alles andere als freiwillig war. Genau auf diese Erkenntnis war man aber nicht erpicht und deswegen wird das Gesagte von H-Eltern wohl auch bis heute nicht so gründlich "geprüft" wie das der Bewerber
ZitatWas weiß man über die Herkunftseltern?
Welche Rolle spielt das für euch?
ZitatSoll es Kontakt zu den Herkunftseltern geben?
Für euch oder später für das Kind? Das Erste müsst ihr mit euch abmachen, das Zweite sollte für moderne Adoptiveltern kein Thema mehr sein. Wenn doch, ist das für mich ein Zeichen dafür, dass man sich noch nicht von dem Gedanken an etwas Eigenes verabschiedet hat.
Zitat von Morgenmuffel@ Mausi, du hast natürlich Recht. Ich meinte "vermittelt BEKOMMEN" !
War ja klar, deswegen der Smiley, aber die Gelegenheit war sehr verlockend einmal wieder darauf aufmerksam zu machen, dass sich die vierte Fraktion im Adoptionsverein nie in solchen Foren herumtreibt
ZitatEs geht nicht um den Begriff "Vorschlag"; meiner Ansicht nach gibt es für diesen keine Alternative. Die Formulierung "erster Vorschlag" beinhaltet allerdings die Aussage, dass es auch noch einen zweiten (dritten, vierten?) geben kann. Und darum ging es mir.
Sehe ich wie du, auch das mit dem weiteren Vorschlag. Wenn seitens Gesetz "Vorschläge" vorgesehen werden, dann darf man nicht Bewerbern die Tür vor der Nase zuhauen, lehnen sie diese Vorschläge ab. Ginge es allerdings nach mir, dürfte man grundsätzlich nicht ablehnen, denn so kommt ja erst das mit der "Auswahl" ins Spiel.
Ginge es allerdings nach mir, dürfte man grundsätzlich nicht ablehnen, denn so kommt ja erst das mit der "Auswahl" ins Spiel.
Cornelia[/quote] Aus moralischer Sicht gebe ich dir Recht. So etwas z.B. im Gesetz zu verankern fände ich allerdings fatal. Genau wie es leiblichen Eltern zugestanden sein muss zu entscheiden, dass ein Kind nicht bei ihnen leben soll/kann, muss um des Kindes willen diese Entscheidung (zum Zeitpunkt des Kindervorschlags) auch Adoeltern möglich sein. Ich schließe jetzt mal guten Gewissens von mir auf so ziemlich alle anderen heutigen Adoptiveltern bzw solche in der Wartezeit, wenn ich behaupte, dass niemand solch eine Entscheidung leichtfertig treffen würde. Und ich glaube, die Angst, danach kein Kind mehr vermittelt zu bekommen, weil man einen Vorschlag abgelehnt hat, steht da bei weitem nicht an erster Stelle. Eine Adoptionsvermittlung mag auf dem Papier und von den formalen Abläufen ja einem Handel ziemlich nahekommen (die Begriffe Angebot und Nachfrage werden hier ja in diesem Zusammenhang gerne benutzt), aber vom emotionalen her begibt man sich bei einem Kindervorschlag in einen totalen Ausnahmezustand. Wenn man erst in diesem Augenblick realisiert, dass aus welchen Gründen auch immer die Annahme des Vorschlags nicht richtig wäre, dann kann es ja nur im Interesse aller sein, sich aus dieser Vermittlung wieder heraus zu ziehen, bevor Fakten geschaffen werden, die dann nicht aufhebbar sind. Sich das einzugestehen in dem Wissen, dass es um unschuldige Kinder (und deren Herkunftsfamilien- ja, das ist uns wirklich präsent und wichtig!) und deren Zukunft geht, verursacht Scham, Gefühle der Unzulänglichkeit und Schuld (eben dass man selbst das Gefühl hat, zu sehr auszusuchen und einen Menschen damit zur Ware zu degradieren). Wie gesagt, aus moralischer Sicht sollte ein Ablehnen des Kindervorschlags nicht denkbar sein. Aber gerade wir Adoeltern haben eine hohe Verantwortung, und dazu gehört auch die Verantwortung, rechtzeitig "nein" zu sagen. Als Bewerber in der Wartezeit haben wir uns jedenfalls gewünscht, niemals in eine solche Situation zu kommen, weil es für uns das Schlimmste gewesen wäre (viel schlimmer als auf ewig kein Kind vermittelt zu bekommen- damit hätten wir recht gut umgehen können). LG
Dass man das per Gesetz verbieten sollte, habe ich nicht gesagt, denn das wär weit über das Ziel hinausgeschossen, aber in der Praxis kann man ja auch andere Regeln aufstellen wie z. B. die mit den offenen Adoptionsvarianten, die ja auch null gesetzliche Grundlage haben, aber angeblich heute nur noch praktiziert werden.
Die Ablehnung eines Kindes als Adoptionsvorschlag mit der Adoptionsfreigabe durch leiblichen Eltern zu vergleichen, hinkt etwas, denn einmal geht es um die sehnlichste Erfüllung des Kinderwunsches von ansonsten Kinderlosen und dann um die Lösung des Problems einer ungeplanten Schwangerschaft, fast immer als ungewollte Kinder bezeichnet. In einem Fall wird also ein gewünschtes, geradezu herbei gesehntes Kind abgelehnt, im anderen ein nicht eingeplantes/nicht gewünschtes Kind abgegeben (= abgelehnt). Ich glaube nicht, dass man das gleich setzen kann.
Ebenso unverständlich ist es für mich, wenn (leibliche) Eltern ein Kind, das eigentlich gewünscht war und das behindert zur Welt kommt, zur Adoption freigeben oder es gar in einer Babyklappe entsorgen, was ja bereits vorgekommen ist.
dem Kind ist nicht geholfen, wenn es von einem Paar, das sich nicht mit dem Kind identifizieren kann, aufgenommen wird. In diesem Fall finde ich es richtig, wenn das Paar ablehnt und das Kind zu einem anderen Paar kommt, dessen Profil besser paßt.
Ich glaube, das eine Vielzahl von mißlungenen Adoptionen auf diesem Kreis zurückführbar sind:
Paar nimmt ein Kind auf, welches sie eigentlich lieber ablehnenn würden, aus Angst kinderlos zu bleiben.
Eines Tages werden die A-Eltern diesen Konflikt an dem Kind auslassen und ihm die Herkunftbedingungen, von denen sie wußten, vorwerfen. Solche Beispiele hatten wir oft im Forum.
Übrigens können auch viele H-Mütter ihre erwünschten Kinder nach der Geburt nicht annehmen. Das ist sicher ein anderer Konflikt.
Wir hätten es uns nicht vorstellen können, ein Kind abzulehnen. Und leider gibt es auch Paare, die sich das Kind zunächst anschauen wollen, um dann zu entscheiden. Bei uns war es so, daß wir die Herkunftsbedingungen erfuhren und dann entscheiden sollte, wollen wir das Kind oder nicht. Erst dann wurden wir zu ihm gebracht.
Da stimme ich Lattitia absolut zu. Wir wurden sowohl im Seminar als auch im Gespräch mit dem JA ausdrücklich ermutigt, einen Kindervorschlag nicht anzunehmen, wenn einer der Partner das Gefühl hat, er kann das Kind nicht 100% annehmen. Die Seminarleiterin war eine sehr erfahrene Familientherapeutin und hat schon endlos viele Adofamilien betreut. Sie sagte, dass bei fast alle Adofamilien, bei denen es später Probleme gäbe, diese Probleme vom ersten Moment an absehbar waren, dass sich der oder die Betroffene aber nicht getraut hat, das Gefühl zu äußern, weil es eben nur ein Gefühl ist, das man schwer erklären kann. Wer am Anfang diese Vorbehalte hat, kann mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit keine Bindung zum Kind entwickeln und damit ist dem Kind nicht geholfen. Ein "fremdes" Kind als sein eigenes aufzuziehen ist etwas anderes als ein leibliches Kind anzunehmen. Es fehlt die gemeinsame Zeit der Schwangerschaft, die Bindung, die schon im Mutterleib zu den Eltern entsteht. Auch der Vater nimmt ja schon Kontakt zum Kind in der Schwangerschaft auf. Auch bei leiblichen Eltern gibt es Fälle, wo die Bindung nicht klappt, das ist aber viel seltener. Ein Adoptivkind hat es verdient, Eltern zu bekommen, die es 100% annehmen können. Daher finde ich es wichtig, dass man auf sein Gefühl hört und es nichts Verwerfliches daran, zu sagen, dass man sich das nicht zutraut. In der Theorie wird darüber viel im Verfahren geredet, letztendlich kommt es aber nicht häufig vor.