Zitat von DonataWenn die Perspektive überhaupt noch nicht klar ist, ist unter Umständen Bereitschaftspflege ein sinnvoller Weg. Allerdings gibt es aus meiner Sicht auch dann die Möglichkeit, das Kind z.B. an Bewerber zu vermitteln, die sowohl für Adoption als auch für Pflege offen sind und bereit sind, mit der zunächst ungeklärten Perspektive (die selbstverständlich dann in überschaubarer Zeit zu klären ist) zu leben. Wenn sich eine entsprechende Familie findet, fände ich das eine bessere Lösung als reine Bereitschaftspflege, wo der nochmalige Beziehungsabbruch von vorneherein eingeplant ist.
Das Problem ist dabei allerdings besonders bei sehr unentschlossenen Müttern/Eltern, dass die Hemmschwelle, das eigene Kind bei den potentiellen (und besseren) Eltern während dieser Bedenkzeit zu besuchen, extrem hoch ist. Genau diese Kontaktpflege ist aber später die Basis für die Bewertung durch das Jugendamt bzw. das Familiengericht!
Bei mir hat man z.B. in die Akten geschrieben, "dass die Mutter kein Interesse am Kind zeigte". Kein Wunder, denn meine Mutter hat mich damals direkt aus dem Krankenhaus hunderte von Kilometern auf einen ärmlichen Bauernhof in die Berge geschickt - ohne eigenes Geld, Telefon und mit Hausarrest. Übrigens ohne nachfolgende weitere gynäkolische Untersuchungen!
Genau nach den drei Monaten Wartezeit wurde ich wieder heimgebracht und, gebrochen wie ich war, zur Beratung und danach notariellen Beurkundung geschickt.
Während ich weg war, kam die mir bereits bekannte Frau vom Gesundsheitsamt im Auftrag des Jugendamts bei uns zu Hause vorbei, um mit mir zu sprechen. In den Akten steht dazu drin, dass ihr von meiner Mutter folgendes mitgeteilt wurde (wortwörtlich und schriftlich vom JA erfahren): "Meine Tochter ist zu einer Ferienreise aufgebrochen und dort nicht erreichbar ..." und weiter steht in den Akten: "Die damalige Mitarbeiterin hat das Thema Adoption bei ihrer Mutter angesprochen. Aus den Unterlagen geht hervor, dass ihre Mutter geantwortet hat, dass sie Sie entscheiden lassen will. Drei Tage später sprach Ihre Mutter im JA vor. Aus den Unterlagen geht nicht hervor aus welchem Grund." Weiter steht: "Sie hatten keinen Kontakt zu ihrem Kind aufgenommen. Weitere Kurzvermekre befinden sich nicht in der Akte."
So wurde das seinerzeit mit der Bedenkzeit teilweise gehandhabt!
Übrigens kam mich damals in der Verbannung mein Freund besuchen, um sich mit mir zu beraten, was ich nicht mitbekomen hatte. Das erzählte er mir erst Monate später und, dass ich gesagt hätte, ich will von ihm nichts mehr wissen weil er mich geschwängert hätte. Das war eine glatte Lüge. So wurde ganz perfide diese Freundschaft getrennt. Vor diesem Hintergrund muss man sicher auch seine Haltung mir gegenüber bewerten, die er unserer Tochter gegenüber vertrat, als sie sich 18 Jahre nach der Adoption kennenlernten.
ich wollte damit nur sagen, dass es hauptsächlich diese "Werbung für die Babyklappe" ist, was mich an Sterni-Park stört. Man nehme nur die Pressemitteilung zum "Jubiläum" der Babyklappe: "12 Jahre - 270 Neugeborene gerettet" Das soll suggerieren, dass alle Kinder, die in der Babyklappe gelandet sind, ansonsten gestorben wären. Das finde ich nicht besonders seriös, denn alle wissenschaftlichen Untersuchungen zum Thema Babyklappe und anonmye Geburt kommen immer wieder zu dem Schluss, dass damit kein Kind vor dem Tod gerettet wird. Menschen, die ihre Kinder umbringen, sind krank (das meine ich ganz medizinisch) und sie wird auch keine Babyklappe davon abhalten, das zu tun.
@Mausi: Das ist in der Tat ein Problem, aber das hat meiner Ansicht nach nur bedingt etwas damit zu tun, ob das die künftigen Pflegeeltern oder Adoptiveltern sind, es steht und fällt alles mit der Betreuung und Beratung der Schwangeren. Uns wurde gesagt, dass heutzutage die meisten, die schon während der Schwangerschaft ins JA gehen und sich beraten lassen, ihr Kind am Ende behalten, weil sie oft erst durch diesen Besuch erfahren, welche Hilfsangebote es gibt. Gerade junge Frauen, bei denen eher eine Überforderung oder fehlende Unterstützung der Grund für die Abgabe wäre. Allerdings scheint mir das nicht selbstverständlich zu sein, wenn ich hier so manche Statements von H-Müttern lese, die erst in den letzten Jahren ihr Kind freigegeben haben. Genauso wie wir durch die Gespräche gestärkt werden sollen, mit der Situation umzugehen, dass die Mutter sich eventuell umentscheidet, so müsste erst recht die Schwangere oder H-Mutter gestärkt werden, sich für ihr Kind zu entscheiden. In dem Bereich scheint mir einiges im Argen zu sein. Gruß englandfan
Worum geht es? Wessen Interessen sollen denn im Vordergrund stehen?
Stellt man das Interesse der Adoptionsfamilie in den Vordergrund, ist die sog. "8-Wochen-Pflege" eine weniger problematische Sache als der drohende Verlust des Kindes, das man vom ersten Moment an so innig liebt wie ein Mensch nur lieben kann. Stellt man das Interesse der Herkunftsfamilie in den Vordergrund, ist die Pflege die logische Konsequenz - übrigens arbeitet Sterni-Park ja genau darum so, damit die Rückführung erleichtert ist. Stellt man das Interesse des Kindes in den Vordergrund, müssen alle beteiligten Erwachsenen ihre Interessen hintanstellen. Es ist unglaublich, wieviel Bindungsarbeit ein Säugling in den ersten Wochen seines Lebens leisten kann (und auch muss, um zu überleben!).
Ich gehe noch weiter. Letztlich kommt die Sicherheit, die das Kleine erlangt, wiederum allen beteiligten Erwachsenen zugute. Bleibt die Mutter bei ihrer Entscheidung, hat das Kind einen für seine Situation optimalen Start in seine neue Familie. Entscheidet sich die Mutter für eine Rückführung, hat ihr Kind gesichert bisher nur eine Bindungserfahrung gemacht. Zugegeben, der letzte Vorteil ist der schwächste.
(Persönlich: Die Mutter unseres ersten Adoptionspflegekindes haben wir in der Rückführung gut unterstützen können. Wir sind daran etwas zerbrochen, aber wir wissen die Kleine wohlbehalten dort. Die Mutter unseres Adoptivkindes hat offensichtlich lange mit sich gerungen und die Entscheidung immer wieder hinausgezögert. Das war sehr hart für uns, aber unser Kind ist sehr sicher an uns gebunden - nicht zuletzt, weil es das vom ersten Tag seines Lebens an durfte. Hätten sie das Kind in eine BPF gegeben, wäre es erst mit 6 Monaten vermittelt worden...)
willkommen zurück - als ich zum letzten Mal von dir hier gelesen habe, warst du noch unter den Bewerbern. Herzlichen Glückwunsch und danke für deinen Beitrag!
ZitatDie Mutter unseres ersten Adoptionspflegekindes haben wir in der Rückführung gut unterstützen können.
Meine Hochachtung für euch, das war sicher sehr schwer! Und dann beim zweiten Kind auch so eine lange Zeit der Unsicherheit, das war bestimmt nicht einfach. Habt ihr die Mutter persönlich kennengelernt?