Mich würde ja mal neugierigerweise interessieren ob es Adoptivfamilien gibt die Ähnlichkeiten untereinander haben? Zb. das ein Ado-Kind große optische Ähnlichkeit mit der Ado-Mutter hat usw.! Und was gibt das für ein Gefühl? Ist da das Gefühl der Zugehörigkeit noch größer als sonst oder ist das völlig egal? Ähnlichkeiten können auch den Charakter betreffen. Meine Vermittlerin sagte früher mal das sie schon oft Familien hatte wo die Kinder den Ado-Eltern sehr ähnlich waren. In meinem Fall ähnelt mein weggegebener Sohn auch sehr seiner Adoptivschwester, noch mehr als er meiner Tochter ähnelt. Ich finde das gar nicht so schlecht, dann kommen wenigstens keine Fragen von außen.
Würde mich mal über Erfahrungen und Meinungen freuen!
In meiner A-Familie ist es so, dass ich optisch gut reinpasse. Meine A-Mama hat dieselbe Augenfarbe und Körpergröße wie ich. Mein A-Vater hat die dichten, welligen Haare. Allerdings sind die Gesichtszüge völlig anders, aber darauf achten die meisten Menschen nicht wirklich, ist mir aufgefallen. Den meisten Menschen fällt eher die Ähnlichkeit des Gesamteindruck/Gesamtbildes auf. Wenn ich meine gesamte A-Familie betrachte, so schau ich meinen Cousinen schon ähnlich. Wir wurden auch schon oft von Leuten, die keine Ahnung von meiner Adoption hatten, darauf angesprochen, zum Beispiel mit "Ja, man sieht eindeutig, dass ihr Cousinen seid, ihr seht schon fast aus wie Schwestern!". In mir hat das immer ein Gefühl von Verlegenheit ausgelöst und es hat mich auch immer daran erinnert, dass ich ja eigentlich nicht zu 100% in diese Familie gehöre. Daher ist es für mich kein Gefühl von größerer Zugehörigkeit, wenn man mir sagt, ich sehe meinen Eltern oder Cousinen ähnlich. Als ich meine leibliche Familie noch nicht kannte, war es direkt verletzend, wenn man mir sowas gesagt hat. Heute reagiere ich eher nur verlegen darauf.
Wenige Jahre nach der Wegaoption meiner Tochter hatte ich eine Arbeitskollegin, die eines Tages aufhörte zu arbeiten weil sie einen kleinen zweijährigen Jungen adoptiert hatten. Als ich sie samt Mann und Sohn Monate später einmal beim Einkaufen in der Stadt traf, berichtete sie mir glücklich über ihr neues Leben als Mutter. Sie war damals weit über 30 und hatte vorher seit ihrer Ausbildung ganztags gearbeitet. Dann sagte sie auf einmal etwas, was mich ins Staunen brachte: "Ist er nicht wunderbar - ganz der Papa!" Der Junge sah mit seinen blonden Haaren weder ihm noch ihr auch nur ansatzweise ähnlich. Erst dachte ich sie scherzt, aber ihrem stolzen und fast verklärten Blick konnte ich entnehmen,dass sie es ernst meinte. Seit damals sehe ich diese Szene immer wieder ganz klar vor meinen Augen und kann noch heute den Eingang des Geschäfts zeigen wo das stattfand. Die Frau wusste übrigens nicht, dass ich ein Kind weggegeben hatte und hat, alleine schon aufgrund des Alters des Jungen bei der Adoption, bisher nie dessen Status totgeschwiegen. Damals konnte ich dieses Verhalten nicht verstehen.
Unsere beiden Adoptivkinder (nicht blutsverwandt) sehen sich sehr ähnlich (gleiche Haarfarbe, gleiche Kopfform, sehr ähnliche, auffallende Augenfarbe). Deshalb, und eher weniger wegen der Ähnlichkeit mit uns Eltern, kommt niemand auf die Idee, die beiden könnten nichtleibliche Kinder sein. In meinem Umfeld stelle ich fest, dass in Adoptivfamilien irgendwelche "Familienähnlichkeiten" ziemlich häufig vorkommen. Ehrlich gesagt frage ich mich deshalb oft, ob bei der Vermittlung von Kindern auch die Optik mit einfliesst. Ob ich das gut oder schlecht finden würde, kann ich gar nicht sagen, es würde mich aber einfach mal interessieren. Uns persönlich war so etwas nie wichtig, und wenn mich jemand auf die Ähnlichkeiten anspricht, reagiere ich ebenfalls eher verlegen bis gar nicht. Andererseits glaube ich, dass das Ähnlichkeitsgerede (egal ob jemand weiss dass blutsverwandt oder nicht) in der Regel nur ganz oberflächlich ist, sozusagen, um überhaupt was Nettes zum Gespräch beitragen zu können. Meinem Pflegebruder, der nachweislich ganz und gar nicht dem Rest meiner Familie ähnlich sieht, wurden solche Phrasen auch schon oft erzählt.
das ist interessant! Naja manche interpretieren durch all ihre Freude auch sehr in das Ganze hinein und sehen Ähnlichkeiten wo gar keine sind. Man darf das nicht verübeln. Auch ich fande manchmal schon das Person X der Person Y total ähnlich sieht, obwohl andere da keine Ähnlichkeiten finden konnten. Manche meinen auch mit Ähnlichkeit diverse Mimiken oder Verhaltensweisen?
@riddle: Oh also hast du es nicht gerne wenn du darauf angesprochen wirst. Ich weiß natürlich nicht wie ich mich fühlen würde, aber ich hatte angenommen das man sich als Adoptierter da evtl. geschmeichelt fühlt und sich noch besser in diese Familie integriert fühlt. Weil ich ja sozusagen davon ausgehe das der Adoptierte davon weiß und kein Problem mit seiner Herkunftsgeschichte hat. Oder gerade wenn man Probleme mit der Herkunft hat, das man da sogar erleichtert wäre das man seiner Ado-Familie ähnelt?! Also ich wäre vermutlich ,,geehrt" wenn ich einer Person ähneln würde die ich liebe und nicht den Personen die ich viell. ,,verabscheue". Aber wie gesagt, kann mich da nicht reinfühlen. Oje, da habe ich in den briefen für meinen Sohn immer geschrieben wie schön ich es finde das er seiner Ado-Schwester ähnelt......jetzt geht das hoffentlich nicht nach hinten los, wenn mein Sohn diese briefe irgendwann ließt.
@Morgenmuffel: das ist ja verrückt. Ob sowas Zufall sein kann? Als mein Sohn in die Familie kam, war dies schon ,,beschlossen" bevor er überhaupt auf der Welt war. Die Vermittlerin konnte nicht wissen wie er aussieht als sie die Familie aussuchte. Es war in meinem Falle also Zufall. Solche Praktiken mit Ähnlichkeiten gabs aber früher in der DDR, soweit ich weiß, auch um besser die Adoptionen vertuschen zu können, aber heute? Wenn ich 2 geschwister sehen würde die sich bis aufs Letzte gleichen, und dann würde mir die Mutter erzählen die beiden wären gar nicht miteinander verwandt, da würde ich schon ganz schön blöd aus der Wäsche gucken. o_O
@ Loomi: Neulich erst ist einer Mutter aus meiner Krabbelgruppe die Kinnlade bis zum Knie gerutscht, als sie erfuhr, dass meine Kinder adoptiert sind
Eigentlich sollte man ja meinen, dass (vor allem äußerliche) Ähnlichkeiten bei aufgeklärten Menschen, die sich als Adoptivbewerber selbstverständlich mit dem Umstand, dass man ein nichtleibliches Kind hat, auseinander gesetzt haben, keine Rolle spielen sollten. Man macht doch seine Zuneigung nicht von so etwas abhängig Und trotzdem kann ich mich erinnern, dass es da eine Phase gab, als unsere Adoptivtochter ein paar Wochen alt war (am Anfang hatte das für mich gar keine Rolle gespielt): Immer wenn ich sie im Arm hatte und betrachtete, fiel mir sehr deutlich auf, dass mir da sozusagen nichts Vertrautes entgegen schaute. Sie war mir in diesen Momenten ganz fremd, und das konnte ich nicht ignorieren oder mit dem Verstand "überbrücken". Das hat sich nach einer Weile gegeben, und dann war das Thema Ähnlichkeit nicht mehr wichtig. Beim zweiten Kind hatte ich diese Phase gar nicht. Ich könnte mir aber trotzdem vorstellen, dass es in einem Menschen angelegt ist, nach optischen Ähnlichkeiten beim Nachwuchs zu suchen. Es heisst ja auch, dass Babies anfangs mehr den Vätern ähneln, damit diese die Bestätigung ihrer Vaterschaft haben und sich dann an das Kind leichter binden können. Und in der Tierwelt gibt es Vergleichbares. Adoptivfamilien funktionieren in dieser Hinsicht halt anders, aber das Thema Ähnlichkeit lebt (zumindest unterschwellig) möglicherweise in ihnen weiter (?)
Bei uns ist es so, dass mein Ado-Bruder und ich beide als Kleinkinder weißblonde Haare und strahlend blaue Augen hatten. Heute sind wir beide Straßenköterblond. Unser Ado-Vater hat auch blonde Haare (und hatte auch als Kind weißblonde Haare) und blaue Augen. Unsere Ado-Mutter hat braune Haare und grüne Augen, fällt also voll aus dem Raster was das angeht. Witzigerweise haben mein A-Vater mein A-Bruder und ich auch alle drei massive Allergien und Asthma. Schon komische Zufälle. Ich fand es früher eher belustigend, wenn jemand gesagt hat, dass wir uns ähnlich sehen. Ich hatte aber immer das Bedürfnis das aufzuklären, wohingegen ich bei meinen A-Eltern das Gefühl hatte, dass es ihnen in der Situation dann peinlich war, wenn ich gesagt habe: Lustig dass sie das finden, aber das sind gar nciht meine leiblichen Eltern! *gg*
Noch witzigererweise sehen sich mein leiblicher Papa und mein Ado-Papa auch ziemlich ähnlich. Beide super dürre Beine, Bierplautze, die gleiche Brille, ähnlicher Haarschnitt, beide Bart, gleiche Haar und Augenfarbe...DAS war echt komisch am Anfang, vorallem wenn sie zusammen waren *gg*
Zitat: Ein interessantes Phänomen in der Entwicklung von Eltern-Kind-Beziehungen in Adoptivfamilien ist die "Konstruktion von Ähnlichkeit" (Hoffmann-Riem 1984). Die Adoptiveltern suchen nach Gemeinsamkeiten in Aussehen, Wesensart, Verhalten usw. zwischen sich und dem Kind. Entdeckte Ähnlichkeiten erleichtern es ihnen nämlich, das Adoptivkind zur Familie zuzurechnen, sich mit ihm verbunden zu fühlen, sich im Kind wiederzufinden und es als Fortsetzung ihres Selbst zu erfahren (a.a.O.). Knoll und Rehn (1984/85) erfuhren bei der Befragung von 65 deutschen Adoptivfamilien, daß 11 Mütter ihr Kind als im Wesen und Charakter sehr ähnlich, 16 als ziemlich ähnlich, 20 als etwas ähnlich und 13 als gar nicht ähnlich empfanden. Die Väter erlebten das Kind in 7 Fällen als sehr ähnlich, in 19 als ziemlich ähnlich, in 18 als etwas ähnlich und in 16 Fällen als überhaupt nicht ähnlich. Die 53 befragten adoptierten Jugendlichen tendierten übrigens dazu, etwas mehr die Wesens- und Charakterähnlichkeiten zu betonen: 24 empfanden die Mutter und 20 den Vater als sehr oder ziemlich ähnlich. Interessant ist auch, daß laut Knoll und Rehn Adoptivkinder bei einer stark empfundenen Wesens- und Charakterähnlichkeit das Familienklima positiver sahen, also mehr Offenheit, weniger Konfliktneigung und einen größeren Zusammenhalt erlebten. Zudem berichteten sie von einem positiveren Selbstkonzept, einer höheren Leistungsfähigkeit und besseren Problemlösungsfertigkeiten, von mehr Wertschätzung durch andere und besseren zwischenmenschlichen Beziehungen. Jedoch galt auch folgendes: "Das Gefühl, einander ähnlich zu sein, scheint stark mit der Einstellung gegenüber der Herkunftsfamilie zusammenzuhängen; je mehr sich Adoptiveltern und Adaptivkinder als wesens- und charakterähnlich fühlen, um so weniger Sympathie können sie offenbar den leiblichen Eltern gegenüber empfinden" (Knoll und Rehn 1984/85, S. 57).
Bei einer schlechten Eltern-Kind-Beziehung werden hingegen weniger Ähnlichkeiten zwischen Adoptiveltern und -kindern empfunden, ist die Identifikation miteinander schwächer ausgeprägt (Kadushin 1970). Die biogenetische Fremdheit wird manchmal auch im Zuge einer Problembewältigung betont, da sie als Erklärung für die Ursachen der Schwierigkeiten und als Legitimation von Beziehungsproblemen dienen kann. Dann werden vereinzelt Ähnlichkeiten zwischen Kind und leiblichen Eltern auf der Grundlage der wenigen vorhandenen Informationen und von Vermutungen konstruiert (Hoffmann-Riem 1984). In solchen Fällen mag das Kind sehr negativ gesehen werden, z.B. als ein "in Sünde" gezeugtes Wesen, als "böse Brut" oder als ein Individuum mit "schlechtem Blut". Dieses mag zu einer gewissen Distanzierung der Eltern oder zur Provokation bestimmter Verhaltensweisen führen, die von dem Kind aufgrund seiner Herkunft erwartet werden ("self-fulfilling prophecy") (Jungmann 1980a; Pfeiffer, Pfeiffer-Schramm und Scheller 1980; Sorosky, Baran und Pannor 1982; Schneider und Rimmer 1984).
Ich und meine Schwester sind das absolute Gegenteil, figurlich, haarfarblich, der Teint ist anders. was meine Eltern betrifft, ist es so dass viele sagen wir würden uns sehr Ähnlich sehen. Tun wir aber nicht, Augenfarbe, Haarfarbe, Figur alles anders. Trotzdem sagen viele ich wäre meiner Mutter Optisch gleichen. Ich vermute aber das es an den Eigenheiten liegt, wie wir uns ausdrücken oder an bestimmte Gestiken (die die eben nicht Gen bezogen sind sondern abgeschaut), vielleicht projiziert man diese abgeguckte Ähnlichkeit auf das optische. Vielleicht sagen auch viele Menschen aus Höflichkeit das man sich ähnlich sieht, oder sie sagen es einfach so, ohne nachzudenken. so was gibt es ja auch... Sachen die man sagt weil es irgendwie normal ist. Ein Kind sieht ja zu 95% so aus wie seine Eltern. Wenn man mich auf die Ähnlichkeit anspricht, kommt es immer auf die Person an ob ich es so stehen lasse oder ob ich es aufkläre. Als Kind empfand ich es immer als befremdlich wenn man mir gesagt hat ich sehe aus wie meine Eltern, denn ich hätte gerne meine eigene Identität gehabt.
Mir wurde Einige Male gesagt, dass ich aussehe wie meine Mutter. Ich fand das peinlich, denn ich hatte immer das Gefühl, die Leute sagen einfach irgendwas, um etwas gesagt zu haben. Das konnte ich noch nie Leiden, es kam mir immer so oberflächlich vor.
Wir haben eine ähnliche Haarfarbe, das war's dann aber auch.
Ich war in den Situationen aber auch immer verlegen und mir wurde bewusst, dass ich eben nicht das leibl. Kind bin.
zumindest in Deutschland können Kinder nicht "ausgesucht" werden, womit die einzig mögliche Erklärung für dieses vermeintliche Phänomen entfiele. Mit anderen Worten: Ist alles Einbildung oder eine zufällige Häufung.
Deinem abschließenden Satz ("wenigstens keine Fragen von außen") kann ich gar nicht zustimmen, weil Du damit die familiäre Integration Adoptierter an die erfolgreiche Verheimlichung von deren Status knüpfst. In einer guten Adoption wird aber nichts verschwiegen - weder nach innen noch nach außen. Anderenfalls würde das den Verdacht nahelegen, dass Adoption noch immer stigmatisiert ist. Und das kann gar nicht im Interesse des Kindes sein.
ZitatHarald schrieb: zumindest in Deutschland können Kinder nicht "ausgesucht" werden,
doch, zumindest von ausgesuchten Ado-Bewerbern durch die Jugendamtsmitarbeiter.
Die Tochter einer ehemaligen Bekannten bekam ihr Wunschkind - das damals gerade geborene Kind einer Diplomatentochter, die laut Vermittlungsmitarbeiterin ein ähnlicher Typ gewesen sein sollte. Das war Bedingung, wie auch die gehobenen Kreise aus denen das Kind abstammt. (Allerdings wurden damals beide Parteien nicht miteinander bekannt gemacht).
Hm, also ich sehe meine Ado-Eltern überhaupt nicht ähnlich. Das war für mich als Kind total schlimm, obwohl ich ja nicht wusste, dass ich adoptiert bin.
Viele Freunde haben immer gesagt: "oh, das hab ich von meinem Papa und die Augen von der Mama" usw. Ich hatte überhaupt keine Ähnlichkeiten...ich glaub das war schon die Zeit, wo ich erste Zweifel hatte und mich immer gefragt habe, warum das so ist.