Zitat von Käfer Aber trotz der Last,die ich mit mir rumtrage,bin ich froh,dass ich zur Adoption freigegeben worden bin. Ich habe es sehr gut erwischt in meiner jetzigen Familie. Und ich habe meine leibliche Mutter nie verurteilt. Erst als sie kennengelernt habe und ich weiterhin abgelehnt und auch belogen wurde,hat sich meine Einstellung zu ihr geändert. Diese Erfahrung hab ich für mich gemacht,ich könnte sowas nie auf alle Herkunftsmütter übertragen.
Genau, so wie ich auch niemals alle Adoeltern über einen Kamm scheren würde! Welche "Last" hast denn Du mit Dir rumgetragen? Und wieso hat Deine leibl.Mutter Dich weiterhin abgelehnt?
Die Last anders zu sein. Ich wusste einfach nicht,woher meine Verlustängste kommen,warum ich mich nicht mochte usw. Warum mich meine leibliche Mutter weiterhin ablehnt weiss ich nicht so genau. Ich glaube,für sie gibt es mich einfach nicht(mehr). Sie will nicht an ihre Vergangenheit erinnert werden,hat alles verdrängt. Es wusste wohl auch niemand von mir. Sie hat mir damals auch verboten, meiner leiblichen jüngeren Schwester zu sagen,dass es mich gibt. Ich habe mich auch 5 Jahre dran gehalten,aber dann fand ich es mein und unser Recht,voneinander zu wissen. Meiner A-Mutter hat sie gesagt,dass sie eigentlich lieber abtreiben hätte wollen. Bei meiner Schwester war das zu spät,da war sie schon im 6.Monat und bei mir weiss ich das nicht. Bin aber gerade mit dem damaligen Jugendamt in Verbindung,vielleicht gibt es da noch was an Unterlagen. (Lustig finde ich ja,dass dieses Jugendfürsorgeamt jetzt mein Arbeitgeber ist...)
Zitat von LattitiaKäfer und Marleen, was denkt Ihr, inwiefern fühlt man sich vielleicht anders, wenn man damit aufwächst, daß die H-Eltern tot sind?
Hm, ich glaube, dass ist noch ein ganzes Stück schlimmer, weil man ja keinerlei Chance mehr hat, seine Wurzeln zu finden.
Ich habe meiner A-Mutter damals den Vorwurf gemacht, dass sie mir meine Herkunft vorenthalten hat und sie beten kann, dass meine H-Mutter nicht tot ist, weil mir so jegliche Chance genommen worden wäre.
Das sind aber natürlich andere Ausgangspunkte als bei Euch Ich weiß worauf Du anspielst und ich denke, dass das schon nochmal ein härterer Brocken ist
Zitat von MarchHätte es etwas gegeben was eure Adoptiveltern tun hätten können um diese Verlustängste zu lindern?
Ja - erstmal die Wahrheit sagen, damit man weiß woher dieses Gefühlschaos überhaupt kommt. Und ich glaube dass es wichtig ist, dass man so angenommen wird wie man ist. Nicht, dass die A-Eltern versuchen, einen perfekten Abklatsch von sich selbst zu bekommen, sondern dass sie die "Gene" die man in sich trägt, akzeptieren.
Offenheit und Ehrlichkeit ist ja bei uns da aber der Große hat trozdem diese Verlustängste. Ich frage mich ständig was ich noch tun kann um ihm zu helfen.
Marleen, ich glaube auch, daß es auf der einen Seite härter ist, weil man eben nicht die direkte Herkunft kennenlernen kann.
Andererseits, und da korrigiert mich bitte gerne, kann es auch sein, daß ein Adoptivkind vielleicht mit der Tatsache, daß es adoptiert, weil die H-Eltern tot sind, "einfacher" aufwächst, als daß es sich "ungewollt, abgegeben, ungeliebt" fühlt...!?
Und es wächst auf und weiß, es kann nicht die H-Eltern kennenlernen, es wird diesen Tag nicht geben, also auch keine Gedanken, Vorstellungen, Wünsche, Ängste und Enttäuschungen!?
@March: Ich glaube, dass diese Wunde niemals richtig heilt - dass also immer ein bisschen Angst bleibt.
Beim Lauser ist es ja so, dass er um seine Herkunft und seinen Adoptionsstatus weiß. Ich weiß nicht, ab welchem Alter es Sinn macht, z. B. eine Therapie zu machen, dass er dieses Verlusttrauma eventuell aufarbeiten kann - aber ich kann mir schon vorstellen, dass das unterstützend Sinn macht.
@Lattitia: Das kann gut sein, ja. Wobei ja das Trennungstrauma trotzdem da ist.
Zitat von MarchOffenheit und Ehrlichkeit ist ja bei uns da aber der Große hat trozdem diese Verlustängste. Ich frage mich ständig was ich noch tun kann um ihm zu helfen.
Ich glaube, Du und ich und andere A-Eltern tun schon das Möglichste. Aber Marleens Link hat gezeigt, daß wir auch gegen vieles machtlos sind. Ich glaube, wichtig für uns A-Eltern ist auch die Bereitschaft, fremde Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn wir nicht weiter wissen.
Zitat von LattitiaKäfer und Marleen, was denkt Ihr, inwiefern fühlt man sich vielleicht anders, wenn man damit aufwächst, daß die H-Eltern tot sind?
Ich finde das schlimmer,weil du niemals die Gelegenheit hast,sie zu "finden". Meine H-Mutter erzählte mir,dass mein leiblicher Vater gestorben ist. Ich fand das sehr traurig,weil sie nie nett von ihm erzählt hat und ich aber nie die Möglichkeit haben könnte,seine Sicht zu hören. Es hat sich herausgestellt,dass das alles eine Lüge dieser Mutter war. Es gibt ihn noch und ich versuche zur Zeit,Kontakt zu ihm aufzunehmen. Bis jetzt kam allerdings noch keine Reaktion seinerseits.
Käfer, das ist hart. Aber in diesem Fall wächst das Kind damit auf, daß die H-Eltern tot sind. Ist es vielleicht anders, als wenn man diese Infos im Erwachsenenalter bekommt!?
Zitat von MarchOffenheit und Ehrlichkeit ist ja bei uns da aber der Große hat trozdem diese Verlustängste. Ich frage mich ständig was ich noch tun kann um ihm zu helfen.
Ich behaupte mal,dass meine A-Mutter auch alles richtig gemacht hat. Die Verlustängste sind da. Und so richtig schlimm war es jetzt erst,mit 38 Jahren. Vielleicht hilft ein Gespräch mit einem Therapeuten,wo du dich erkundigen kannst,wie du weiter handeln sollst. Also ob der eine Therapie jetzt schon für sinnvoll hält oder nicht.
Zitat von LattitiaKäfer, das ist hart. Aber in diesem Fall wächst das Kind damit auf, daß die H-Eltern tot sind. Ist es vielleicht anders, als wenn man diese Infos im Erwachsenenalter bekommt!?
Das kann natürlich sein. Für mich persönlich wäre es schwer,wenn ich nicht mehr auf die Suche nach meinen Wurzeln gehen könnte. Ich wusste zwar vorher auch nicht,ob überhaupt noch jemand lebt,aber die Hoffnung war ja da. Und wenn die H-Eltern sicher tot sind,kann dir niemand etwas über deine Wurzeln erzählen. Egal,o es "schöne" Wurzeln sind oder nicht.