Hallo ihr lieben, jetzt lese ich ja schon ein paar Tage hier bei euch im Forum mit und stell mir immer wieder die selbe Frage: Gibt es auch Adokinder ohne Frühtraumatisierung?
Mir ist natürlich klar, dass sich wahrscheinlich wenig Adoptierte in solch einem Forum rumtreiben wenn alles ok ist und sie nicht auf der Suche nach Antworten sind. Ich habe nur irgendwie den Eindruck es ist fast unmöglich das als Adoeltern zu verhindern bzw. so aufzufangen, dass das Kind keine "bleibenden Schäden" davonträgt!
Gibt es denn hier ein Adokind, welches keinerlei Frühtraumatisierung erlitten hat und berichten kann was seine Adoeltern evtl. richtig gemacht haben?
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende an euch Alle!
Die frühtraumatisierung hat nichts mit den ado Eltern zu tun. Bei der frühtraumatisierung geht es um den Verlust bzw die Trennung von den leiblichen Eltern speziell von der Mutter zu der das ungeborene bereits wärend der Schwangerschaft eine feste Bindung aufbaut. Potenziert wird das ganze wenn zwischen Abgabe durch die leibliche Mutter und endgültige Aufnahme in eine adoptivfamilie noch mehrere Zwischenstationen liegen (Heim, Pflegefamilie...) Generell erleidet also jedes Kind welches zur Adoption freigegeben wird dieses Trauma. Die Frage ist also nicht: Wie können Ado Eltern das Trauma verhindern sondern was können Ado Eltern tun damit ihr Kind möglichst ohne Folgeerkrankungen ihr Leben ueberstehen. Und da gibt es eine Reihe Dinge die man gut oder schlecht machen kann. Beispiele und Anregungen wirSt du dazu hier viele finden.
Hallo Born, vielen Dank für deine Antwort. Wahrscheinlich habe ich mich ein bisschen ungeschickt ausgedrückt. Ich meinte nämlich genau das, was man als Adoeltern tun muss, damit das Kind keine Folgeerkrankungen davonträgt. Mich würde die Sicht von Adokindern interssieren, die von sich sagen können dass sie keine merkbaren Folgeerkrankungen davon getragen haben und ob sie irgendeine Vermutung haben was ihre AdoEltern besondern gut gemacht haben.
Was mich allerdings zum Thema Frühtraumatisierung,allein durch verlust der Person die einen ausgetragen hat, etwas irritiert. Haben das dann alle Kinder,die z.b. nach einer Scheidung der Eltern beim Papa bleiben? Oder was ist wenn der Vater die Elternzeit nimmt und das Kind die Mama nur 4 Stunden am Tag sieht? Ich kenn mich ja mit dem Thema noch nicht so gut aus aber es verwundert mich doch, dass die 9 Monate im Bauch dann doch so entscheidend sein sollen
LadyButterfly, ich gehe davon aus, dass auch Scheidungskinder darunter leiden, ja nach dem in welchem Alter die Scheidung erfolgt und somit die Trennung von einem Elternteil. Der Sohn von meinem Mann z.B., dessen Eltern haben sich getrennt, als er noch ein Kleinkind war (2 Jahre) und er hatte darunter sehr zu leiden. Das ging soweit, dass er vor kurzem erst in einer Psychologischen Gruppe für Scheidungskinder war. Was ich für wichtig und gut halte. Sie haben neben dem, was die Traumatisierung durch die Trennung anbelangt auch noch das zu tragen, was die Eltern daraus machen. Meistens werden sie ja innerlich zerissen, weil jeder Elternteil meint, das Kind auf seine Seite ziehen zu müssen, selbst wenn es unterbewusst passiert. Das Kind möchte keinem weh tun und ist hilflos allem ausgeliefert. Das bleibt uns Adoptivkindern so gesehen erspart. Es sei denn, wir haben Adoptiveltern, die meinen, dass die leiblichen Eltern eine Konkurrenz darstellen und diese schlecht reden. Dies sollte man tunlichst unterlassen, weil man dadurch auch das Kind selbst angreift. Meine Adoptiveltern haben darauf keine Rücksicht genommen und es hat mir im nachhinein sehr geschadet. Man sollte dem Kind den Raum lassen, seine Wurzeln teilweise aufrecht erhalten zu können. Dass man ihm sein Geburtsland näher bringt, ihm Dinge von der Kultur erzählt, woher es kommt und die positiven Dinge hervorhebt. Meinen Adoptiveltern fehlte da jegliches Feingefühl...
Zitat von Born1981Die frühtraumatisierung hat nichts mit den ado Eltern zu tun. Bei der frühtraumatisierung geht es um den Verlust bzw die Trennung von den leiblichen Eltern speziell von der Mutter zu der das ungeborene bereits wärend der Schwangerschaft eine feste Bindung aufbaut.
Im Falle der unnötigen Stiefkindadoptionen, die immer noch ein sehr großes Kontingent darstellen, hat die Traumatisierung sehr wohl mit dem Ado-Eltern (i.d.R. dem bisherigen Stiefvater) zu tun.
Zitat von Harry4244 Im Falle der unnötigen Stiefkindadoptionen, die immer noch ein sehr großes Kontingent darstellen, hat die Traumatisierung sehr wohl mit dem Ado-Elter (i.d.R. dem bisherigen Stiefvater) zu tun.
Damit hast du nicht ganz unrecht. Von dem Blickwinkel betrachtet hast du auch recht. Zum Glück ist dieser Werdegang aber erschwert worden, es sei denn der leibliche Kindesvater gibt das Kind auch frei. Dann hat die Traumatisierung aber meiner Meinung nach eher was mit dem leiblichen Vater zu tun, denn er ist derjenige, der das Kind "aufgibt". Der Stiefvater wäre auch so oder so da, egal ob mit Adoption oder ohne, dann wäre er halt der Ziehvater.
Alle Situationen die mit Kindern und der/von Trennung der Eltern (egal auf welche Art und Weise und wie man es auch immer nennen mag) oder eines Elternteiles basieren, lösen meiner Ansicht nach ein gewisses Trauma aus.
Zitat von *Chilena*Zum Glück ist dieser Werdegang aber erschwert worden, es sei denn der leibliche Kindesvater gibt das Kind auch frei. Dann hat die Traumatisierung aber meiner Meinung nach eher was mit dem leiblichen Vater zu tun, denn er ist derjenige, der das Kind "aufgibt". Der Stiefvater wäre auch so oder so da, egal ob mit Adoption oder ohne, dann wäre er halt der Ziehvater.
Für mich ist es gerade so, dass ich mich mit der Adoption eher abfinden könnte, wenn mein leiblicher Vater mich freigegeben hätte. Was meinen Stiefvater angeht, so hätte er sich wahrscheinlich gar nicht mehr für mich interessiert, wäre die Adoption nicht zustandegekommen.
Zitat von Harry4244 Für mich ist es gerade so, dass ich mich mit der Adoption eher abfinden könnte, wenn mein leiblicher Vater mich freigegeben hätte. Was meinen Stiefvater angeht, so hätte er sich wahrscheinlich gar nicht mehr für mich interessiert, wäre die Adoption nicht zustandegekommen.
Ich kenne leider deine persönlichen Erfahrungswerte nicht, so dass ich dazu nicht viel sagen kann. Allerdings tut es mir immer leid, wie Kinder darunter zu leiden haben, wie ihre Eltern reagieren und mit den Folgen länger umgehen müssen, als die Personen, die das verursacht haben.
Zitat von Born1981Die frühtraumatisierung hat nichts mit den ado Eltern zu tun. Bei der frühtraumatisierung geht es um den Verlust bzw die Trennung von den leiblichen Eltern speziell von der Mutter zu der das ungeborene bereits wärend der Schwangerschaft eine feste Bindung aufbaut.
Im Falle der unnötigen Stiefkindadoptionen, die immer noch ein sehr großes Kontingent darstellen, hat die Traumatisierung sehr wohl mit dem Ado-Elter (i.d.R. dem bisherigen Stiefvater) zu tun.
@Harry Du hast Recht, das habe ich nicht bedacht. Allerdings ging die Fragestellung ja auch aus einem Thread heraus vor wo es nicht um Stiefkindado ging...insofern hab ich mir über die Verknüpfung gar keine Gedanken gemacht.
Zitat von ladyButterfly Hallo Born, vielen Dank für deine Antwort. Wahrscheinlich habe ich mich ein bisschen ungeschickt ausgedrückt. Ich meinte nämlich genau das, was man als Adoeltern tun muss, damit das Kind keine Folgeerkrankungen davonträgt. Mich würde die Sicht von Adokindern interssieren, die von sich sagen können dass sie keine merkbaren Folgeerkrankungen davon getragen haben und ob sie irgendeine Vermutung haben was ihre AdoEltern besondern gut gemacht haben.
Was mich allerdings zum Thema Frühtraumatisierung,allein durch verlust der Person die einen ausgetragen hat, etwas irritiert. Haben das dann alle Kinder,die z.b. nach einer Scheidung der Eltern beim Papa bleiben? Oder was ist wenn der Vater die Elternzeit nimmt und das Kind die Mama nur 4 Stunden am Tag sieht? Ich kenn mich ja mit dem Thema noch nicht so gut aus aber es verwundert mich doch, dass die 9 Monate im Bauch dann doch so entscheidend sein sollen
Ich denke wir müssen einmal unterscheiden zwischen Frühtraumatisierung (welche laut definition zwischen Geburt und dem Milchzahnwechsel stattfindet) und einem generellen Trauma, welches jeden Menschen jederzeit (also auch bei einer Scheidung der Eltern im Alter von 10 Jahren) betreffen kann. Wichtig bei einem Trauma (egal welches) ist, dass derjenige der es erleidet aus eigener Kraft nicht in der Lage ist diesen Schmerz zu verarbeiten. Bei einem Trauma weiß man manchmal gar nicht, dass man es hat, aber man findet sich in situationen, die durch das Trauma entstehen. (Bspl: Man hatte einen Autounfall, danach ist erstmal alles so wie vorher. Auf einmal nach ein paar Jahren sitzt man im Auto und kann auf einmal nicht mehr auf die Autobahn auffahren und kein Mensch weiß warum.). Ein Trauma brennt sich tief ins Unterbewusstsein ein und kann jederzeit zu unangenehmen Gefühlen führen...ich habe zum Beispiel immer Angst verlassen zu werden. Sobald ich merke dass mir jemand emotional sehr nahe kommt beginne ich ihn mit aller Macht wegzustoßen...ich werde dann echt ätzend und der Mensch den es betrifft ist sehr traurig, weil er es in der Regel gar nicht einschätzen kann warum es so ist. Bei mir ist es dann so: Lieber ich trenne mich als dass sich jemand von mir trennt. Damit habe ich schon vieeeeeeeeeeeeeele Freunde verloren. Mitlerweile weiß ich das und sobald ich merke, dass ich damit anfange rede ich mit dem Menschen darüber. Aber das ist erst so seit ein, zwei Jahren so. Dass die 9 Monate im Bauch absolut entscheidend sind ist wissenschaftlich erwiesen. Ein Kind wird im Mutterleib auf die Mutter geprägt. Es kennt bereits direkt nach der Geburt ihre Stimme, prägt sich in den Sekunden nach der Geburt ihren Geruch ein, erkennt den Herzschlag. Dazu gibt es etliche Studien. Wenn die Mutter direkt nach der Geburt nicht da ist haben diese Babys wirkliche Todesangst. Es ist schon schlimm genug aus dem warmen, muckeligen Fruchtwasser raus in die Welt geschmissen zu werden wo es hell und laut ist, wesentlich kälter etc.. Wenn man dann nicht direkt da ankommt wo man "zu Hause" ist, also bei Mama, dann tut ein Säugling das einzige was er kann: Schreien. Klar beruhigt sich ein Baby dann auch bei jemand anderem auf dem Arm, aber er wird immer wieder nach Mama schreien, bis er irgendwann aufgibt weil Mama nicht kommt.
Das früheste was Adoptiveltern also tun können ist, dem Neugeborenen Sicherheit geben, Liebe geben, Hautkontakt geben (ganz wichtig!!!), das Neugeborene ihren Geruch wahrnehmen lassen (auch wenn sie es evtl. noch im Krankenhaus lassen müssen, auf jeden Fall etwas mit dem eigenen Geruch dazu tun, die ersten Stunden und Tage sind absolut wichtig was diese Prägung angeht). Auf die Dauer der Adoptionszeit finde ich es wichtig, dass Ado-Eltern ihre Kinder und deren Wurzeln stets mit dem größtmöglichen Resprekt behandeln und die Kinder immer in dem Wissen aufwachsen lassen einen anderen Ursprung zu haben. Wenn ein offener Kontakt möglich ist umso besser. Und ich finde es wichtig, dass man als Adoeltern Abstand nimmt von jeglicher Erwartung wie das Kind zu sein hat. Meine Eltern haben von uns immer höchstleistungen in der Schule erwartet...Akademiker sollten wir werden. Bei mir hats gereicht für Abi und Studium, mein Bruder wäre auf einer Realschule besser aufgehoben gewesen, er ist kläglich gescheitert. Wir sind keine Marionetten, die nach dem Willen der Ado-Eltern so werden, wie sie es für richtig erachten.
Ich muss ein bisschen weiterarbeiten...könnte noch so viel schreiben, vielleicht melde mich mich später nochmal zu Wort
Zitat von Harry4244Ein Trauma brennt sich tief ins Unterbewusstsein ein und kann jederzeit zu unangenehmen Gefühlen führen...ich habe zum Beispiel immer Angst verlassen zu werden. Sobald ich merke dass mir jemand emotional sehr nahe kommt beginne ich ihn mit aller Macht wegzustoßen...ich werde dann echt ätzend und der Mensch den es betrifft ist sehr traurig, weil er es in der Regel gar nicht einschätzen kann warum es so ist. Bei mir ist es dann so: Lieber ich trenne mich als dass sich jemand von mir trennt. Damit habe ich schon vieeeeeeeeeeeeeele Freunde verloren.
Ach Born, es kommt mir alles so furchtbar bekannt vor. Ich bin bzw. war genauso. Erst mein Mann hat es geschafft, mich davon weg zu bekommen. Der ließ sich einfach nicht vergraulen. Das war für mich eine ganz neue und komische Erfahrung, muss ich ehrlich gestehen. Aber dadurch hat er mir quasi bewiesen, wieviel ich ihm bedeute und dass er mich wirklich aufrichtig lieben muss, trotz all meiner Macken, die ich so an den Tag gelegt habe. Er hat mir dabei geholfen, mich selbst zu verstehen. Wir hatten und haben heute teilweise noch sehr lange Gespräche darüber und sie tun mir gut. Er ist der einzige, mit dem ich darüber wirklich offen reden kann.
Ich wünsche dir trotz viel Arbeit ein schönes Wochenende!
@Chilena: Bei mir ist es auch mein Mann und mein Papa, die es geschafft haben, dass ich heute der Mensch sein darf der ich wirklich bin. Ich habe mich aktiv dazu entschlossen KEINE Traumatherapie zu machen, zumindest momentan nicht, aber ich kenne alle meine Symptome und kann rechtzeitig reagieren bzw. wenn es mein Papa nicht merkt, merkt es mein Mann und umgekehrt. Es ist schön zu wissen dass zu Hause jemand wartet der einen versteht.
Und es ist auch schön zu wissen, dass man nicht allein ist, sondern dass es Menschen wie dich gibt, die das gleiche empfinden. Ich habe lange, lange Zeit gedacht ich wäre der einzige MEnsch auf der Welt der solche Probleme hat. Auch weil die zahlreichen Psychodocs mich nie darüber aufgeklärt haben warum ich so bin wie ich bin. Die haben immer wenn sie gehört haben "adoptiert" gesagt:"Ach dann kommt das daher." Aber wirklich aufgeklärt darüber was mit mir und meiner Seele passiert ist hat mich keiner.
Arbeit kann ich gar nicht genug haben, insofern genieße ich es hier die Bude voll zu haben mit Menschen und ihnen einen Ort bieten zu können wo sie sich begegnen und eine gute Zeit miteinander verleben.
wow vielen Dank für die offenen und ausführlichen Worte! Das mit dem Geruch kenne ich noch von meinem Neffen. Er hat das erste mal mit ca. 6 Monaten bei mir übernachtet, weil meine Schwester auf einer Hochzeit eingeladen war. Sie hat mir dann ein getragenes T-shirt von sich mitgegeben und das hatte ich dann an als der kleine Zwerg auf meinem Arm in den schlaf gewogen wurde. Der kleine Trick super funktioniert. Bei einer Ado vor Ort wäre es natürlich perfekt dem Säugling dann wirklich gleich etwas ins Krankenhaus zu bringen was nach der neuen Mama richt. Allerdings schwebt mir Persönlich eher eine Auslandsado und das auch gern bei einem bis zu 2 jährigem Kind vor. Da ist dann wohl der Körperkontakt sehr wichtig, wenn es das Kind zulassen kann!
Es ist echt nicht einfach sich da reinfühlen zu können. Ich durfte superbehütet bei ganz liebevollen und verständnisvollen Eltern mit 3 Schwestern groß werden. Aber oft denke ich, vielleicht habe ich gerade deswegen genau das notwenige know-how wie es laufen sollte!
Du hast Chilena geschrieben, dass dein Papa und dein Mann sehr gut auf dich eingehen können. Ist mit deinem Papa, dein Adopapa gemeint?
Ich finde Auslandsado sehr schwierig. Les Dich mal quer hier zu dem Thema, es wurde schon oft genug kontrovers diskutiert. Und frag doch mal ganz aktuell Chilena wie es ist wenn man in "höherem" Alter aus dem Ausland adoptiert wird. Ich denke da hat die Entwurzelung nochmal eine ganz andere Stufe.
Habt ihr mal über Dauer-Pflege nachgedacht? Gerade wenn ihr Euch ein älteres Kind vorstellen könnt, dann wäre doch auch genausogut ein zwei jähriges deutsches Kind gut bei Euch aufgehoben. Die Angst die viele dabei haben, dass das Kind dann irgendwann zu den HEltern zurück "muss" ist denke ich gerade bei älteren Kindern eher zu vernachlässigen, wenn man mit dem Jugendamt bespricht, dass man gerne eine Dauerpflege machen möchte. Ich habe schon viele Pflegefamilien betreut, die ältere Kinder aufgenommen haben, wo von vorneherein klar war, dass sie nie wieder zurück nach Hause können.
Zitat von ladyButterflyAllerdings schwebt mir Persönlich eher eine Auslandsado und das auch gern bei einem bis zu 2 jährigem Kind vor. Da ist dann wohl der Körperkontakt sehr wichtig, wenn es das Kind zulassen kann!
Darf ich dich fragen, weshalb du eine Auslandsadoption anstrebst? Mich würden deine Beweggründe doch sehr interessieren.
Weshalb eine Auslandsado...das ist echt eine schwierige Frage und ich weiß auch nicht ob ich euch jetzt die perfekte Antwort liefere aber es ist eine ehrliche Antwort.
Zum einen habe ich den Traum ein dunkelhäutiges Kind zu haben schon sehr sehr lang. In jedem Urlaub den wir gemacht haben, egal ob Afrika oder Karibik fühle ich mich von diesen Kindern magisch angezogen. Das ist jetzt eher der oberflächliche Teil meiner Antwort. Mit ein weiterer Grund ist, weil ich die Adoption sehr offen behandeln möchte. Ich möchte das es für alle außenstehende ganz offensichtlich ist und offen damit umgegangen wird. Natürlich habe ich hier auch schon gelesen "wie findet das das Kind das es jeder sieht?" aber ich denke das ist alles eine Frage der Handhabung. Mich stoßen Kommentare wie "es soll am besten auch wie wir blond sein, damit es auch unseres sein könnte" eher ab. Wir möchten kein Kind adoptieren um so zu tun als ob es bei uns wie bei allen anderen geklappt hat, sondern weil wir unsere kinderlosigkeit als Wegweiser für diesen besonderen Weg sehen. Ein Kind aus der Armut zu retten ist für mich ebenfalls gar kein Argument, weil Glück für mich nichts mit Materiellen Werten zu tun hat und ich denke, das arme Kinder nicht unbedingt unglücklich sind.
Ich sehe es eher so, dass es überall auf der Welt Kinder gibt die mit sehr wenig liebe und zuwendung aufwachsen müssen. Ich bin neugierig auf fremde Menschen, fremde Kulturen und liebe die Herausforderung. Ich fände es sehr spannend mich über die Herkunft und die lebensart im Land meines Adokindes zu informieren und auch nach der Adoption zu gegebenem Zeitpunkt wieder mit dem Kind dort hin zu reisen! Vielleicht sehe ich mit einem Kind aus dem Ausland auch eher dazu gezwungen offener und direkter mit dem Thema umzugehen. Ich würde gerne mit dem Kind Bilderbücher über die Heimat anschauen, landestypisch für es kochen (ich liebe kochen ) und im besten Fall später auch mal Bilder seiner ersten Lebenmonate (falls die nicht bei uns stattfinden) mit ihm anschauen und ihm etwas über seine H-Eltern erzählen. Ich weiß nicht ob ihr versteht was ich meine
Ich weiß, dass es ein heiß disskutiertes Thema hier ist und nehm mir auch alle Denkanstöße zu Herzen. Nicht ohne Grund bin ich schon jetzt in solch einem Forum, obwohl eine Vorstellung beim Jugendamt erst 2013 vorgesehen ist. Ich denke gerne über das Pro und Contra nach und sauge alle Informationen hier auf.
In meinem weitläufigen Umfeld hab ich allerdings auch ein sehr schönes Beispiel von geglückter Auslandsado. Eine alleinstehende Lehrerin hat vor kanpp 30 Jahren zwei Kinder aus Afrika adoptiert. Die eine Tochter ist so alt wie ich. Sie war immer sehr integriert, ging aufs Gymnasium,hat mittlerweile sogar studiert, war im örtlichen Musikverein, hat einen riesen Freundeskreis und ist bei jedern Gelegenheit hier um ihre Adomutter zu besuchen
Ich denke ob soetwas glückt, hängt auch maßgeblich vom Umfeld ab. Ich bin in einer sehr toleranten und weltoffenen Familie großgeworden wo es keine Anderstartigkeit gab, die nicht akzeptiert wurde. Zudem leben wir in einer 30.000Einwohner Stadt, was ich auch immer wichtig finde. Auf dem Dorf ist es oft nicht ganz so einfach und in der Großstadt kann es auch schon wieder schwierig werden. Wir haben einen ganz tollen Familienzusammenhalt und das Adokind bekommt zu seinen Eltern auch noch Omas und Opas, jede Menge Tanten und Onkels, Nichten und Neffen, Großcousinen und spielkameraden im Kindesalter, die es annehmen wie es ist. Alles das sind Werte die Landes und Kulturübergreifend wichtig sind, finde ich. Und letztendlich ist es auch eine Entwurzelung wenn Eltern alle 3 Jahre mit ihren Kindern in ganz Deutschland umziehen finde ich.
So jetzt bin ich aber gespannt ob ich gleich eins übergebraten bekomm oder ob meine Argumente wenigstens ein bisschen überzeugend sind
@Born über eine Dauerpflege haben wir ehrlich gesagt noch nicht nachgedacht. Wahrscheinlich hätte ich auch die Angst, dass wir dann 5 Jahre einem Kind eine Familie schenken und dann wieder alleine da stehen. Ich kenne das von der Mama einer Freundin, die nimmt schon eingie Jahre immer wieder Kinder bei sich auf. Allerdings hat sie auch 4 leibliche Kinder und dann verschmerzt man das doch eher, wenn ein Pflegekind wieder zu H-Familie zurückgeht. Wenn wir von Familie wieder in Ehepaar zurückkatapulitiert werden wäre das schon sehr fies Aber auch da bin ich gerne breit mich eines Besseren belehren zu lassen liebe Grüße