Bei Auslandsadoptionen hat man ja manchmal lägere Wartezeiten zischen dem Kindervorschlag, den ersten Kennenlernen und der Abholung. Mich interessiert was die angehenden Eltern in der Zeit unternehmen, was sie fühlen... Ab wann wird das Kind zu Eurem Kind? Beim ersten Foto? Beim Kennenlernen? Wenn die Papiere unterschrieben sind? Wann ist der Moment wo man fühlt: Das ist mein Kind?
ich habe das Foto gesehen und das Kind sofort in mein Herz geschlossen. Auch beim Kennenlernen hatte ich wenig Berührungsängste. Die Wartezeit habe ich als Unruhezustand erlebt, habe zwar schon Bekleidung ,... besorgt, das war aber irgendwie alles abstrakt.
Mein Kind ist es, seitdem ich ohne etwaige Untersuchungsergebnisse vom Kinderarzt abzuwarten von meinem Löffel zu essen gegeben habe und aus meinem Glas habe trinken lassen und das völlig normal fand.
Hallo Golfi, danke für Deine Antwort! Das bedeutet, dass Du jetzt schon fühlst, dass es Dein Kind ist? Nun lebt Dein Kind tausende von Kilometern von Dir entfernt, in einem Land wo es an allem mangelt. Cholara ist ausgebrochen und es ist nicht mal sicher, dass die Kinder dort einigermaßen ernährt werden können. Das stelle ich mir schrecklich vor. Mich persönlich könnte man wahrscheinlich einliefern lassen, wenn eines meiner Kinder jetzt dort wäre und ich keine Möglichkeit hätte es da raus zu holen. Hast Du, oder im allgemeinen die anderen Adoptivbewerber überhaupt eine Möglichkeit etwas zu unternehmen?
ich weiß nicht, ob du es mitbekommen hast, ich konnte mein Kind vor einigen Wochen abholen, habe also meinen Status verändert.
Die ersten Monate der Wartezeit gingen, danach wurde aber der Zustand unerträglich. Angst vor Cholera hatte ich nicht, da es den Kindern im Heim körperlich gut ging. Schlimm war vielmehr, dass die Kinder dort ausschließlich sauber und gesund gehalten worden sind, dass sie aber älter werden und seelisch verwahrlosen. Auch die zugeschickten Fotos haben mich nicht beruhigt, denn ich habe den Gesichtsausdruck gesehen. Außerdem habe ich mich verzehrt vor Sehnsucht, war teilweise für andere Dinge blockiert, die aber natürlich weiterlaufen mussten.
Eine zweite Besuchsreise wollten wir aus Kostengründen nicht, wir hätten es auch kaum ausgehalten nur hinzufahren und ohne sie wieder wegzufahren.
Da Haiti seit vielen Jahren eine Reisewarnung hat insbesondere wegen der extremen Kriminalität und die gesamte Karibik von Erdbeben und anderen Naturkatastrophen ständig bedroht ist, bin ich heilfroh, dass wir sie jetzt hierhaben.
Beim zweiten Besuch hat mir Haiti noch besser gefallen als beim ersten, ich habe es bedauert, dass ich nicht länger dort war. Aber ein Land, in dem man keinen Schritt ohne Fahrer macht, kann man nicht wirklich erforschen. Von daher hoffe ich, dass sich dort etwas tut und sei es nur Tourismus, denn wir wollen mit unserer Tochter irgendwann in ihr Heimatland reisen. Denn alles was ich gesehen und erlebt habe, finde ich faszinierend, auch wenn die Probleme nicht zu übersehen sind.
Woran ich übrigens noch merke, dass es mein Kind ist: Ich entwickle gerade Löwenmuttergene und überlege in bestimmten Situationen, ob andere mein Kind auch anständig behandeln und handle entsprechend.
Hallo Golfi, dann erst einmal meinen Glückwunsch und von Herzen alles Gute für Euch!!!
Das der Zustand in der Wartezeit unerträglich wird kann ich mir vorstellen. Gab es keine Möglichkeit dass zumindest einer von Euch hätte vor Ort bleiben können?
erst einmal vielen Dank. Zum einen haben wir die gesamte Bewerberzeit und Wartezeit genutzt um unser Leben umzustellen, dass ein Kind dort Platz hat, zum anderen haben mich die Zustände im Land, einschließlich, dass es dort nicht ganz ungefährlich ist, zu leben, davon abgehalten.
Meinen Mann kenne ich seit über 25 Jahren, das Kind kannte ich 3 Tage, dazwischen liegt für mich ein Unterschied in der Bindung. Mein Mann und ich waren die letzten 15 Jahre keine 3 Tage voneinander getrennt. Da wir eine Firma zusammen führen und einfach unheimlich aneinander hängen, gab es für mich, nicht die Überlegung, dort zu leben.
Die innerliche Annahme als mein Kind hat auch erst in Deutschland stattgefunden. Vorher hatte ich ähnliche Ängste wie Schwangere: hoffentlich geht alles gut, hoffentlich wird das Kind nicht krank oder stirbt, ich wusste darüber hinaus, dass die Mutter bis zur Ausreise ihr "Veto" einlegen konnte. Daher habe ich auch versucht bis zur Ausreise innerliche Distanz zu wahren.
Zitat von golfi... ich wusste darüber hinaus, dass die Mutter bis zur Ausreise ihr "Veto" einlegen konnte. Daher habe ich auch versucht bis zur Ausreise innerliche Distanz zu wahren.
Wieso hattest Du diese Zweifel, wo haitianische Eltern/Mütter doch so dankbar darüber sind, dass ihre Kinder fern von ihnen im Ausland ein besseres Leben möglich sein wird?
Gibt es eigentlich Berichte von Fällen, wo die Adoption auf diese Weise doch noch geplatzt ist)?
ich habe nicht geschrieben, dass die Mütter dankbar sind, dass ihrer Kinder fern von ihnen im Ausland ein besseres Leben haben, von daher gehe ich nicht darauf ein.
Die Angst ist zwar in erster Linie theoretischer Natur, aber die Adostellen vergessen vieles zu sagen, was für Adobewerber wichtig sein könnte und das was sie erzählen muss nicht unbedingt der Wahrheit entsprechen. Ich weiß es daher nicht, wie oft es vorkommt.
Golfi, du bist so unvernünftig, dass du ein Kind aus Haiti adoptiert hast! Das musste ich jetzt sagen. Aus einem solchen chaotischen Land. Dabei nutzen sie euch nur aus. Merkt ihr das nicht?? Die sind doch froh, dass es so naive Länder wie die Schweiz oder Deutschland gibt, die ihre "Probleme" aufnehmen.
Und glaubst du das Kind ist nicht schon genug traumatisiert?!? Ihr ermöglicht einem Kind! etwas. Dabei braucht das gesamte Land Hilfe. Aber für euch ist das sinnvoll genug, anscheinend. Nein, das kann ich nicht tolerieren.
Warscheinlich schafft das Kind keinen Berufsabschluss. Das wäre auch nicht sehr schlimm.
Ich habe auf die Bemerkung, dass die Mütter bis zum Schluss ein Veto einlegen könnten, reagiert (was ist eigentlich mit den Vätern in solchen Ländern?). Das klingt für mich definitiv nicht nach einer überzeugten Freigabe zu Gunsten der Kinder. Warum willst Du auf meine Frage nach der „Veto“-Quote nicht eingehen? Das wäre doch interessant zu wissen.
An anderer Stelle hast Du die Weggabe solcher armer Mütter so dargestellt, als ob sie ihre Kinder mit Überzeugung in die Ferne entlassen, weil sie selbst sie nicht ernähren können:
Zitat von golfi... Aber es gibt Länder, die sind so arm, in denen können die Eltern, häufig Mütter die Kinder nicht großziehen. Gleichzeitig haben sie viele Kinder, weil Kinder irgendwie dazugehören. Diese Mütter geben ihre Kinder wirklich zur Adoption frei und kommen auch zur Verabschiedung bei Abholung des oder der Kinder, weil sie es nicht schaffen, die Kinder zu ernähren.
ich will auf die Quote nicht darauf eingehen, weil ich sie nicht weiß. Ich verweise insofern auf mein letztes posting, in dem ich geschrieben habe, dass ich nicht weiß, was von dem stimmt, was man uns sagt. Die Herkunftsmutter oder - eltern haben bis zum Abschluss des Verfahrens die Möglichkeit ihre Freigabe zu wiederufen. Da das Verfahren mittlerweile ein Jahr ab Kindervorschlag dauert und die Kinder meist schon länger als drei Tage im Heim sind, vermute ich, dass die tatsächliche Quote äußerst gering sein dürfte.
Aber ich möchte dir noch einiges zu Haiti erläutern, um das Missverständnis auszuräumen, wonach uns die Herkunftsmütter die Kinder mit einem lauten Juche in die Arme schmeißen.
In Port au Prince ist ein Slums (Cité Soleil), in dem ca. 200.000-400.000 Obdachlose leben von Bettelei oder Kriminaltiät oder weil sie bei anderen untergebracht sind. Wer dort in einer Wellblechhütte lebt, ist aufgestiegen. Häufig bewohnen mehrere Personen ein kleines Zimmer. Ob die Geburten- und Sterbestatistik dort geführt wird, ist zweifelhaft. Hin und wieder schaut dort einmal die UNO vorbei und schießt ein wenig um sich. Wie viele Ziivilisten dabei sterben, weiß ich nicht.
Andererseits beherrschen dort Banden das Geschehen. Abends in der Dunkelheit (ab c.a. 18 Uhr )kommt es häufig zu Übergriffen gerade auf Frauen, die dort relativ ungeschützt sind.
Die Infrastruktur wie Versorgungsleitungen, Post, Strom funktionieren nur teilweise. Die Müllabfuhr funktioniert gar nicht. Frauen haben bei mehreren Kindern auch häufiger mehrere Kindsväter und zwar, weil sie hoffen, dass der nächste Mann bei ihnen bleibt und sie versorgt sind.
Auf der anderen Seite ist das Land völlig westlich geprägt, d.h. die Handynetze funktionieren. Ich vermute mal, dass daher auch amerikanischer Lifestyle überschwappt, auch wenn viele Haitianer Analphabeten sind.
Spenden kommen nur zum geringen Teil an, das meiste Geld geht für die Hilfsorganiesationen drauf, die von den Spenden dort leben, denn die Lebensmittelpreise haben für nicht Einheimische dort amerikanisches Niveau. Einiges versickert auch in Haiti selbst, was in armen Ländern nichts unübliches ist.
Die Mütter geben z.T. nur einige ihrer Kinder zur Adoption frei, d.h. manchmal geben sie ein Kind zur Adoption frei, weil sie wieder schwanger sind und nur ein Kind von beiden versorgen können. Die Frauen kennen die Heime, in die sie die Kinder bringen können. Dass möglicherweise auch schon mal Heimleiterinnen durch die Zeltstädte laufen und und die "Frauen darüber informieren", dass die Frauen die Kinder zur Adoption freigeben können, ist nur eine Vermutung.
Ebenfalls gibt es in Haiti unter wenigen Reichen Kindersklaven (Restaveks). Ich vermute, dass die Adoptionsfreigaben überwiegend in Port au Prince stattfinden, da dort die Heime sind und wahrscheinlich mehr Nachrichten per Radio und Zeitungen verfolgt werden können. Ich vermute, die Lösung für Kinder auf dem Land ist die Restavekfamilie.
Die Mütter verfolgen z.T. den Werdegang ihrer Kinder und haben z.T. Kontakt zu den Adokindern. Da die Mütter sich häufig noch einmal verabschieden können, besteht die Möglichkeit, die Familie bei der Abholung kennenzulernen. Trotzdem wird dabei kein Freudenfest gefeiert.
Wenn ich schreibe, dass die Motivation in Haiti eine andere ist als in Deutschland, die Kinder zur Adoption freizugeben, dann denke ich, dass der Überlebenskampf in Haiti einfach härter ist und die Motivation durchaus eine andere sein kann als in Deutschland. Ob die Frauen die Kinder bewusst in den Heimen abgeben oder nur ihrem Überlebensdrang nachgeben ist spekulativ.
Es ist typisch für dich und beweist mir , dass ich (wieder) Recht habe und Unschuldig bin. Du kannst dich nicht dazu äussern, weil du insgeheim spürst dass du dich in dieses Haiti Land einmischt. Als Ausländer, der vermutlich nicht an der Armutsgrenze lebt.
Das ist typisch für die heutigen Adoptiveltern, ein Kind adoptieren ja, aber nur Spenden ohne zu Adoptieren, da glaubt ihr euch im Recht! Dabei wirst du noch sehen, das Kind wird warscheinlich eine ambivalente Person werden ev. mit Selbstverletzendem Verhalten. Und durch euer Adoptieren provoziert und riskiert ihr auch noch diese Schwierigkeiten!!!
Zitat von MausEs ist typisch für dich und beweist mir , dass ich (wieder) Recht habe und Unschuldig bin. Du kannst dich nicht dazu äussern, weil du insgeheim spürst dass du dich in dieses Haiti Land einmischt. Als Ausländer, der vermutlich nicht an der Armutsgrenze lebt.
Das ist typisch für die heutigen Adoptiveltern, ein Kind adoptieren ja, aber nur Spenden ohne zu Adoptieren, da glaubt ihr euch im Recht! Dabei wirst du noch sehen, das Kind wird warscheinlich eine ambivalente Person werden ev. mit Selbstverletzendem Verhalten. Und durch euer Adoptieren provoziert und riskiert ihr auch noch diese Schwierigkeiten!!!
Ich würde es mal nicht so krass ausdrücken. Aber ich muss dir eigentlich Recht geben. Aber es ist vergeben Mühe, sich darüber aufzuregen. Das Kind wurde "adoptiert", es wird hier aufwachsen und es wird sein Leid mit sich herum tragen, wie viele von uns Auslands-Adoptivkindern und auch die beheimateten Adoptivkinder. Sie möchten alle ihr bestes geben, die Adoptiveltern und es ist ja zum Glück auch nicht immer so, dass es überhaupt nicht funktioniert. Es soll ja auch Positivbeispiele geben, von denen ich nur eins kenne.
Es ist auch nicht so, dass nur wir Adoptivkinder leiden, das darf man nicht vergessen. Auch Adoptiveltern haben Phasen, in denen sie leiden. Dann wenn sie von der Realität eingeholt werden. Wenn sie merken, dass es sich doch nicht ganz so anfühlt, wie es sich anfühlen sollte.
Zitat von GolfiAber ich möchte dir noch einiges zu Haiti erläutern, um das Missverständnis auszuräumen, wonach uns die Herkunftsmütter die Kinder mit einem lauten Juche in die Arme schmeißen.
Ich glaube kaum, dass das hier jemand ernsthaft angenommen hat
Das mit dem nicht in Anspruch genommenen Veto wäre auch meine Einschätzung gewesen. Ist ja nur logisch.
Dass die Freigabemotivation in solchen Ländern (noch) eine ganz andere ist als hier, dürfte keiner anzweifeln. Dort sind es meistens echte Armut und Nahrungsmangel, hier heutzutage immer mehr der Abstieg in die untersten sozialen Schichten und ein Verfall von Werten. Wegen Hungers muss bei uns sicher keiner sein Kind weggeben.