Gerne doch! Die Geburt war sehr nervenaufreibend. Die Wehen waren sehr stark, zumindest kam es mir so vor, aber es ist das Schönste auf der Welt. Als sie da war, hat meine damalige Freundin sie auf die Brust bekommen, ich habe die Nabelschnur durchtrennt und danach durfte ich sie zum ersten Mal baden. Natürlich unter Aufsicht. Danach hat man meiner damaligen Freundin gezeigt, wie man die Kleine stillt und wir hatten etwas Zeit mit ihr. Meine Eltern verleugnen die Adoption nicht, aber sie ist auch kein Hauptthema. Ab und zu, wenn das Thema aufkommt, dann reden wir darüber, aber sonst.. Ich kann immer zu ihnen kommen, sie hören mir zu und geben mir Rat. Ich finde es sehr angenehm so.
Sie wurde in der Nacht geboren. Die Adoptionsbewerber waren grade in Amerika im Urlaub und hatten etwas gehudel mit der Umbuchung. So waren sie erst am nächsten Abend da.Sie wurde nach 1 1/2 Tagen abgegeben und sie hatte einen sehr großen Hunger.. Einmal wurde sie gestillt, weil meine damalige Freundin es sich gewünscht hat. Sie wollte diese Erinnerung gerne haben. Danach wurde sie mit der Flasche gefüttert. Die Schwester hielt es für nicht sehr gut, wenn sie jetzt gestillt wird und dann später von der Adoptivmutter die Flasche bekommt. Die Kleine hätte die Flasche ja auch verweigern können.
Man hat uns viele Zugeständnisse gemacht. Vielleicht ist das mit ein Grund, warum es für mich emotional einfacher war, mit meiner Entscheidung Frieden zu schließen.
Zitat von Alex80 Die Schwester hielt es für nicht sehr gut, wenn sie jetzt gestillt wird und dann später von der Adoptivmutter die Flasche bekommt. Die Kleine hätte die Flasche ja auch verweigern können.
Ja, genau.
Habt Ihr ihr einen Namen gegeben? Wie habt Ihr Euch verabschiedet? Wenn es Dir zu persönlich ist, dann entschuldige.
Wir haben uns lange überlegt, wie wir die Kleine nennen wollen. Der Name sollte eine Bedeutung haben. Wir schauten als Bücher durch und haben uns für den Namen "Zoe" entschieden. Das bedeutet Leben. Ich werde hier nur von meiner Verabschiedung berichten, vorsichtshalber.
Man ließ mich alleine im Krankenhauszimmer. Ich hatte einen CD-Player mitgebracht und spielte ihr mein Lieblingslied vor und habe sie dabei gewiegt. Ich sang ihr vor und sagte ihr, das ich sie lieb habe. Ich musste sehr weinen. Man ließ mich das Lied nochmal hören und ich legte sie ganz nah an mich damit sie meinen Herzschlag hören kann. Sie quieckte ein wenig und dann grummelte sie selig. Ich versuchte mich komplett auf sie und die Musik zu konzentrieren. Ich schnupperte an ihr um ihren Geruch in Erinnerung zu behalten, klappte natürlich nicht. Ich küsste sie auf die Nase und sagte ihr, was für ein tolles Kind sie doch ist und dann habe ich sie übergeben. Wenn ich jetzt zurückdenke war es wirklich sehr schwer. Ich hatte so einen schlimmen Kloß im Hals. Bis nach Hause vergoss ich keine Träne mehr, aber dann, als die Türen hinter mir geschlossen waren, weinte ich wie ein Schlosshund. Das war der Einzige Tag an dem es so war. Danach ging es mir besser und besser.
Und kurz am Rande. Im Grunde bin ich bereit hier so ziemlich jede Frage zu beantworten. Halte ich sie für zu heikel für das Forum, antworte ich eben per pN, aber diese Eindrücke teile ich gerne.
Danke Alex. Da ich Deine Beiträge sehr wertvoll finde, frage ich soviel.
Bei Deiner Schilderung liefen mir eben ein paar Tränen. Von einer K-Schwester ließ ich mir auch den Abschied der H-Mutter unseres A-Kindes mit ihm beschreiben. Es war ähnlich, aber es war ein Abschied für immer.
Wie war es für Dich, als Deine Kinder geboren wurden? Sahen sie ihr ähnlich? Kam in Dir die Erinnnerung hoch an damals?
Die Erinnerung an meine Kleine kam schon hoch, als meine Frau mir mitteilte, das sie schwanger ist. Es war ganz anders. Wir freuten uns, hatten es endlich geschafft, waren guter Dinge, keine Sorgen, keine Nöte. Dennoch erinnerte ich mich an sie, an das erste Ultraschallbild, den Herzschlag sehen.. Ich erlebte auch diese Schwangerschaft sehr intensiv. Meine Frau war sehr verständnisvoll. Sie fragte mich oft, wie es mir geht und was ich grade denke. Wir hatten lange Gespräche und das half mir sehr. Bei all den alten Erinnerungen wollte ich aber nicht versäumen, neue zu machen. Wir gingen zum Schwangeren schwimmen, zum Yoga, zum Geburtsvorbereitungskurs - eigentlich machte ich so ziemlich alles mit, was sie ausprobieren wollte. Die Geburt war wieder mal das Schönste in meinem Leben. Meine Frau war eine wahre Heldin. Sie hat die Wehen so gut weggesteckt, dass ich fast nicht gemerkt habe, das sie überhaupt da sind! Das hat mir sehr imponiert. Als unser Kind dann da war, war es so wie damals auch - aber auch gar nicht. Ich hatte ein Kind mit der Liebe meines Lebens, hatte meinen Traumjob, ein tolles Haus, genügen Zeit und Geld und außerdem durften wir es mit nach Hause nehmen und groß ziehen. Lange blieb meine Frau nicht im Krankenhaus. 2 Tage war sie da, aber auch nur, weil die Schwester darauf bestand. Bei der Geburt des dritten erging es mir genauso. Bei der Geburt konnte ich nicht genau sagen, ob sie ihr ähnlich sehen. Ich finde wenn die Kleinen so frisch geboren sind und noch ganz runzlig, sehen sie alle gleich aus . Ich hoffe ein paar Bilder von ihr zu bekommen, um diese Vergleiche zu machen!
danke auch für's Fragen! Das hat alles nochmal in mir hoch geholt. Manchmal ist das gut. Ich freue mich, dir Fragen zu beantworten, da ich dich als eine sehr angenehme und interessiert Userin erlebe!
erstmal Lattitia danke auch ich dir für die Fragen
Lieber Alex........
puh, ich kämpfe immer noch mit den Tränen. Hast du das schön in Worte gefasst!
Du imponierst mir sehr. Ich würde viel dafür geben wenn eines meiner Kinder einen HVater wie dich hätte! Wie glücklich kann sich deine Tochter schätzen eine so tolle Familie kennenzulernen. Ich kann gar nicht weniger optimistisch sein und sagen: sie wird dich und deine Frau lieben.
Wie ist der Kontakt zu der Mutter deiner Tochter? Plant ihr das kennenlernen gemeinsam? Entschuldige... falls du das schon geschrieben hattest, aber ich hab das grad nicht aufm Schirm.
danke. Es ist sehr ermutigend und lässt mich beruhigter in die Zukunft sehen, wenn ihr meine Erfahrungsberichte und die Art, wie ich sie äußere, positiv einschätzt! Ich werde nicht aufhören zu berichten, solange es jemanden interessiert.
Nun zu deiner Frage: Noch habe ich sie nicht kontaktiert und sie mich auch nicht. Ich will einfach ganz sicher gehen, dass ich sie nicht verunsichere, weil sie vielleicht noch nicht kontaktiert wurde. Ich will ihr das nicht antun, da ich nicht weiß, wie zufrieden sie noch mit unserer Entscheidung ist. Steht in meinem Faden glaube ich, aber ist nicht schlimm. Man kann sich nicht alles merken
Zitat von LattitiaCornelia, ich verstehe Deine Meinung zu diesem Thema nicht so ganz. Dir wurde doch das Kind auf brutale Weise weggenommen! Wieso solltest Du geächtet werden? Glaube ich ehrlich gesagt nicht.
Tatsächlich sehe ich solche Pauschalisierungen anders, seid wir selber mal einer Randgruppe, der der Kinderlosen, angehörten. Durch die Adoption outeten wir uns als "unfruchtbar" und bekamen aufeinmal jede Menge Feedback anderer Unfruchtbarer bzw. Paaren, die durch kB Eltern wurden.
Jeder Gang durch IKEA z.B. war früher ein Spießrutenlauf, eine Qual. Man sah nur Kinder, während man selber gerade wieder eine Fehlgeburt erlitten hat.
Heute sehe ich die Kinder auch, aber denke, wer weiß, wie die Eltern zu den Kindern gekommen sind.....
Genauso, Cornelia, sehe ich die Fußgängerzone. Weißt Du, welche Schicksale hinter den Leuten stecken? Vielleicht ein Ähnliches oder aber eins, welches Verständnis für eine abgebene Mutter aufbringt!?
Danke, Lattitia! Also, ich sehe mich absolut nicht als "Geächtete", glaube vielmehr, dass sich viele HM selbst gerne in dieser Rolle sehen - in meinen Augen ein Jammern auf höherem Niveau!!!