liebe vantera, dein statement über verstehen als grundlage der tolernz ist spitze! ich bin gerade deswegen vor ca 20 jahren an die öffentlichkeit gegangen, weil ich auf so viel hilflosigkeit unter mir lieben menschen gestossen bin die eben aus dieser verständnislosigkeit hervorgeht. natürlich bin ich auch oft genug verurteilt worden und konnte so leicht die "spreu vom weizen" trennen.
@martina: schuldgefühle habe ich mir noch nie einimpfen lassen, unterstelle sie mir bitte nicht.
lg annalis
und naji lügt sich in den hosensack wenn sie sich einredet, ihre freigabe abgeschlossen und befriedet zu haben naji ich will keinen streit mit dir.
Aber: Gerade an der Homo-Bewegung sieht man, was diese Gruppe durch selbstbewußtes und selbstbestimmtes Auftreten für sich selbst in der Öffentlichkeit bewirkt hat. Als sich der regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, vor einigen Jahren outete, ergänzte er dieses Outing mit den Worten ...."und das ist gut so". Er nahm damit vielen Leuten und vielen abschätzigen Gerüchten den Wind aus den Segeln und es wurde in dieser Richtung recht ruhig um den Poliker und seine Orietierung. Also, hat dieser Schritt in die Öffentlichkeit doch eine gewisse Toleranz für dieses Thema erzeugt.
Auch Ihr H-Eltern könnt diesen toleranteren Umgang mit dem Thema Adoption erreichen, wenn Ihr zu Eurer Abgabe steht und sie mit der selbstbewußten Haltung ".... und das ist gut so" nach außen vertretet. Viele Randgruppen, die sich in der Vergangenheit selbstüberzeugt verhielten, sind heute anerkannte Mitglieder der Gesellschaft!. Das könnt auch Ihr erreichen. Und den Kritikern, die trotzdem nicht von ihrer antiquierten Meinung abrücken wollen, sollte man ganz selbstbewußt anbieten, 'den ersten Stein zu werfen', wenn sie in ihrem Leben keine dunkle Stelle haben oder oder an keine Situation zurückdenken können, die ihnen Unbehagen bereitet.
Vielleicht solltet Ihr eine Selbsthilfegruppe bilden, Euch gegenseitig stärken und mutig Öffentlichkeitsarbeit betreiben, so dass die althergebrachten Einstellungen und Haltungen der vorwiegend älteren Leute umgepolt werden. Ihr seid schließlich wer und auf keinen Fall Prügelknaben einiger rückständiger Menschen. Fordert die Tolerenz, die Ihr mit Sicherheit verdient habt, ein, vielleicht auch mit dem Artikel 1 des GG: Die Würde des Menschen ist unantastbar (wenn die Meckerer diesen Artikel überhaupt kennen).
Droht damit, ihnen Eure abgegebenen Kinder auf den Hals zu hetzen, die ihnen dann die wahren Funktionen der Adoption erklären. (Nach dem Motto: 'Wartet, ich holfe meinen großen Bruder').
Alles Gute für Euch und mehr Mut und Rückstärke zeigen, dann wird vieles besser!
und naji lügt sich in den hosensack wenn sie sich einredet, ihre freigabe abgeschlossen und befriedet zu haben naji ich will keinen streit mit dir.
Streit liegt mir auch fern; zu dem o.a. Beitrag habe ich mich zur Genüge geäußert! Aber gerne noch einmal:
Stell Dir vor, Maxi, es gibt glückliche Frauen mit unserem Hintergrund, die Frieden in sich tragen! Und "lügen"? Das habe ich nun wirklich nicht nötig!!!
Zitatannalis schrieb: @martina: schuldgefühle habe ich mir noch nie einimpfen lassen, unterstelle sie mir bitte nicht. lg annalis
Das will ich Dir nicht unterstellt und das habe ich auch nicht! Aber wenn man sich einen depressiven Anschein gibt, unterstellen das die anderen, die diese Haltung in diese Richtung deuten.
Zitatund naji lügt sich in den hosensack wenn sie sich einredet, ihre freigabe abgeschlossen und befriedet zu haben
Das glaube ich ihr sogar. Mit einer andereren, - richtungsgebenden - Einstellung kann man nahezu alle wunden Punkte seines Lebens in akzeptable Bahnen lenken.
Solltest Du Dich von meinem, wirklich und ausschließlich gut gemeintem Beitrag unangenehm betroffen fühlen, entschuldige ich mich hiermit vielemals, weil es absolut nicht meine Absicht ist.
Zitat von Maxi89..., weil ich auf so viel hilflosigkeit unter mir lieben menschen gestossen bin die eben aus dieser verständnislosigkeit hervorgeht. natürlich bin ich auch oft genug verurteilt worden und konnte so leicht die "spreu vom weizen" trennen....
Und weißt du was? Als adoptierte kann man in genau die gleiche Situation geraten.
Es gab schon Menschen in meinem Umfeld, die, nachdem sie von meinem Adoptiertsein erfahren haben, sagten "ach herrje. Das tut mir jetzt aber leid für dich". Sie wussten überhaupt nicht damit umzugehen.
Und selbst dass "verurteilt werden", kann dir passieren. Ich unterhielt mich ein mal mit einer bekannten. Diese erwähnte dann am Rande irgendjemanden, derjenige sei so "komisch", aber das sei kein Wunder, der Sei adoptiert. Das wurde mir hinter vorgehaltener Hand zugetuschelt. Ich habe mir dann den Spaß nicht nehmen lassen, und mich geoutet, denn das Gesicht wollte ich sehen. Ja. Mein gegenüber war, wie zu erwarten, sehr peinlich berührt und sagte dann "ja echt? Bei DIR hätte ich das jetzt nicht gedacht". Soviel zu Vorurteilen . Im übrigen kam diese bekannte niemals wieder auf das "Tabuthema" zurück.
Zitat von MartinaAber: Gerade an der Homo-Bewegung sieht man, was diese Gruppe durch selbstbewußtes und selbstbestimmtes Auftreten für sich selbst in der Öffentlichkeit bewirkt hat. Als sich der regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, vor einigen Jahren outete, ergänzte er dieses Outing mit den Worten ...."und das ist gut so". Er nahm damit vielen Leuten und vielen abschätzigen Gerüchten den Wind aus den Segeln und es wurde in dieser Richtung recht ruhig um den Poliker und seine Orietierung. Also, hat dieser Schritt in die Öffentlichkeit doch eine gewisse Toleranz für dieses Thema erzeugt.
Ich weiß nicht, ob man sagen kann, dass Herkunftseltern, wie die Homosexuellen durch selbstbestimmtes auftreten und den Gang an die Öffentlichkeit, Verständnis und Toleranz erlangen können.
Das glaube ich deshalb nicht, weil in der Gesellschaft "ein Kind weggeben" immer noch sehr verpönt sein dürfte. Den Homosexuellen kam sicher die bessere Aufklärung und der tolerantere, offenere Zeitgeist sowie eine solche mehrheitliche Erziehungshaltung zugute. Diese Dinge beispielsweise sind Faktoren, die meines Erachtens auf das Verständnis für Herkunftseltern keinen Einfluss haben und die diese nicht für sich nutzen können.
Das waren aber jetzt nur mal meine spontanen Gedanken, dass ist sicher ein umfangreiches Thema für sich.
Ach so eines wollte ich noch anmerken; wenn man einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangt hat und viele Sympathien, ist es einfacher, eine gewisse Toleranz für eigene Entscheidungen, ungewöhnliche Handlungen oder eine bestimmte Lebensform zu erreichen als wenn man Herr Schmidt von nebenan ist.
ZitatVantera schrieb: Ich weiß nicht, ob man sagen kann, dass Herkunftseltern, wie die Homosexuellen durch selbstbestimmtes auftreten und den Gang an die Öffentlichkeit, Verständnis und Toleranz erlangen können.
Es ist noch nicht lange her, dass gleichgeschlechtlich Orientierte bei Outing weder am Arbeitsplatz noch in irgendeiner Einrichtung in der Öffentlichkeit ertragen wurden. Sie standen in der Hierarchie noch weit unter den H-Müttern, die zwar auch schief angesehen, aber ansonsten geduldet wurden. Weil es auch bekannte und berühmte Leute mit einem H-Status gibt (neulich las ich über jemanden, der auch weitere Leute nannte, weiß aber nicht mehr, wer und wo das war), sollte man sich diese Leute auf seine Fahnen schreiben und mutig an die Öffentlichkeit gehen. (Vielleicht hilft Google hier weiter). Dann klappt's auch (besser) mit dem Ansehen. Vielleicht kann auch schon die zunehmende Anzahl der berühmten Leute, die jetzt einem Ado-Fieber erliegen, dazu beitragen, ein Statement für die H-Eltern abzugeben. Vielleicht sollte man an diese Leute mit diesem Anliegen herantreten.
Zitat von VanteraAch so eines wollte ich noch anmerken; wenn man einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangt hat und viele Sympathien, ist es einfacher, eine gewisse Toleranz für eigene Entscheidungen, ungewöhnliche Handlungen oder eine bestimmte Lebensform zu erreichen als wenn man Herr Schmidt von nebenan ist.
Stimmt, Vantera, der sogenannte Promibonus! Je selbstverständlicher ich jedoch solch brisante Themen angehe, desto unwichtiger wird das Ganze am Ende und Toleranz mußte ich bisher nie einklagen. Hätte ich mich aber in die typische Opferrolle begeben, hätte ich die entsprechende Reaktion bewirkt: Beschämung, peinliches Berührtsein oder aber Intoleranz und Ablehnung. Nicht mein Ding, mir ist Ehrlichkeit immer der beste Freund!
@martina; ich wollte damit auch gar nicht ausdrücken, dass Öffentlichkeitsarbeit nichts bringt, aber ich glaube eben, dass von den Faktoren, die eine Öffentlichkeitsarbeit zum Erfolg führen, viele Homosexuellen zugute kamen, was bei herkunftsmüttern nicht der fall sein dürfte.
Vantera, vielleicht definieren wir "Verstehen" auch unterschiedlich, Beispiel:
eine ungewollt kinderlose Frau wird vielleicht nie ganz verstehen können (verstehen im Sinne von hineinversetzen/nachvollziehen), wenn eine andere Frau ein o.mehrere Kinder abgibt. Sicher wird sie es aber verstehen können (verstehen im Sinne von akzeptieren/tolerieren), wenn sie die genauen Gründe kennt.
Aber um ehrlich zu sein könnte ich nie behaupten, mich in eine abgebene Mutter hineinversetzen zu können. Was ja nicht heißt, daß ich die Gründe der Abgabe nicht "verstehe" bzw.akzeptiere.
Umgekehrt ist es sicher genauso. Frauen, die Kinder bekommen können, werden sich nie ganz in die Frau hineinversetzen können, die ungewollt kinderlos ist und Versuche mit Hormonen startet oder an Adoption denkt.
Und genauso wie auch H-Eltern in der Gesellschaft mit Vorurteilen kämpfen, tun es Ungewollt-Kinderlose.