ich vermute, dass da eine latente verurteilung der herkunftsmütter seitens dieser fachleute dahintersteckt und sie gern bereit sind, die herkunft der adoptierten zu verschleiern. was sie damit adoptierten antun, konnten oder wollten sie nicht wahrhaben, sie, die immer nur (angeblich) zum wohl des kindes handeln. diese verurteilung ist mir an vielen stellen persönlich aufgefallen.
Ich kenne mich nicht wirklich gut aus, was die Adoptionspraxis in den 1970ern angeht, aber so wie ich es verstanden habe, haben die damals wirklich ganz ernsthaft gedacht, das sei das Beste auch für das Kind. "Vermeidung von Bindungskonflikten" oder so, wer weiß? Zeigt halt mal wieder, dass wir wahrscheinlich alle dazu neigen, unseren aktuellen Wissensstand jeweils für der Weisheit letzten Schluss zu halten.
die adoption in meinem fall fand ende der 80iger jahre statt und da war es immer noch das selbe, wie du, arkanaut es für die 1970er beschreibst. dass es bis heute noch oft so ist, erfahren wir von forumsteilnehmern und da ist jeder einzelne fall ein fall zuviel.
Dienstag um 9 Uhr ist es soweit. Waren dieses We im Kurzurlaub in der Tschechei und nun geht es in den Endspurt. Spannung steigt (zumindestens bei mir^^) mein Schatz scheint allerdings noch ganz ruhig zu sein. Wir werden uns auf jeden Fall melden.
Schreibt euch vorher Fragen auf, die euch wichtig sind und schreibt das Gespräch in Stichworten mit. Dann kann man es hinterher nochmal durchlesen und nachhaken, falls in der Aufregung etwas nicht klar wurde oder etwas nicht logisch erscheint.
ja das ist spannend und aufregend. Neben der vorgefertigten Liste der Fragen würde ich für relevante Dokumente Fotokopien beantragen, damit ihr sie auch zu Hause habt (vielleicht könnt Ihr auch die ganze Akte kopieren lassen, manche Jugendämter lassen sich darauf ein, einige aber gegen Bezahlung).
Drücke Euch ganz fest die Daumen, dass nichts Negatives zutage tritt, das Euch weiteren Boden unter den Füßen wegzieht. Einiges wißt Ihr ja jetzt schon.
alles gute und viel glück, nanubya & vor allem deinem schatz, super, dass du ruhig bist, bleib gelassen soweit es möglich ist. in der ruhe liegt die kraft, wie es so schön und wahr heisst.
am Dienstag war es endlich soweit. Wir waren beide seltsamer Weiße weniger aufgeregt als gedacht. Im Jugedamt erwartete uns eine sehr nette und freundliche Sachbearbeiterin die uns beide freundlich in Empfang nahm. Nachdem wir erzählt hatten was wir wussten, begannen wir gemeinsam die Akteuns anzuschauen.
M. stammt aus einer sehr Kinderreichen Familie aus unseren Ort. Er war das vierte Kind von offiziel 5 Kindern, obwohl wir die Vermutung haben das nach der Adoption noch Kinder geboren wurden, welche in der Akte nicht mehr auftauchten. Wir wissen von einen älteren Bruder (verblieb in der Familie), zwei ältere Schwestern (wurden mit ihn in ein anderes Heim gesteckt, ob sie wieder zurückgeführt wurden ist der Akte nicht zu entnehmen), einer jüngeren Schwester (wurde wohl gleich oder nur kurz nach der Geburt adoptiert), zudem besteht noch die Vermutung das eine letzte jüngere Schwester gibt (welche dann aber zu Hause blieb, dazu später mehr).
Die Eltern müssen kurz nach der Geburt des ältesten Sohnes geheiratet haben und haben dann im 2 Jahresryhtmus immer wieder ein Kind bekommen. Die Mutter muss zu den damaligen Zeiten mit den Kindern und den Haushalt total überfordert gewesen zu sein. Die Wohnzustände müssen schlimm gewesen sein. Hier wurde uns erklärt das damals in der DDR ja Wohnungen schwer zu bekommen waren und man dann oftmals noch sehr viel selbst an den Wohnungen machen musste, wie Sanitäreinrichtungen einbauen oder anschließen, Reperaturarbeiten und Renovieren ja sowieso und war da nicht handwerklich begabt war hatte oftmals zu tun das in Ordnung zu bringen. Man stellte ihnen dann eine größere und bessere Wohnung wo aber wieder noch eine ganze Menge daran zu tun war, weshalb sie lange nicht diese Wohnung bezogen. Der Mann ging ab und zu mal arbeiten, die Mutter nicht. Immer wieder war rauszulesen das der Mann der Arbeit fernblieb um die überforderte Mutter zu unterstützen, was natürlich regelmäßig zu Kündigungen führte. Dies führte zu einen Haftbefehl wegen asozialen Lebenswandels (dieser war dann auch wohl mit Druckmittel zur Adoption).
Zuerst wurde beschloßen das die zwei Schwestern und M. (im Alter von 9. Monaten) ins Heim sollten, wo beschloßen wurde das die Eltern diese regelmäßig sehen könnten und mit auf Urlaub nach Hause holen könnten. Als M. damals ins Krankenhaus wegen Bronchitis und Windeldermatitis musste wurde er sofort anschließend in ein Säuglingskinderheim überführt. Er sah ab diesen Punkt seine gesammte Familie nie wieder und soll auch unter der Trennung deutlich gelitten haben. Seine Familie rief nicht im Krankenhaus an um sich über seinen Zustand zu informieren und besuchte ihn nie, was ihr auch regelmäßig persönlich vorgeworfen wurde. Sie wurde zu den Besuchen mehrmals aufgefordert und versprachen diese wohl auch, aber es kam nie dazu. Aus diesen Grunde wurde dann eine Adoption in die Wege geleitet, zu dieser aber sich die Familie lange nicht bereit erklärte. Es wurde ein Beschluß und Gerichtsverfahren angedroht. Irgendwann sind sie dann wohl doch beide gekommen und haben sich (angeblich) freiwillig einverstanden erklärt, zu diesen Sinneswandel war keine Erklärung zu lesen. Danach wurde M. erst zur Pflegschaft und später zur Adoption freigeben.
Soviel erst mal für den Moment. Ich geh erst mal auf Arbeit und melde mich später wieder um den Rest zu schreiben...
uff, das waren ja zustände in der ex ddr, die dringend einer aufarbeitung bedürfen. ich war 1979 mal "drüben" auf einladung der verwandten meines ex-freundes und wir haben mit der familie und freunden seines halbbruders, den er auf der suche nach dem grab seines leibl.vaters gefunden, kennen-und lieben gelernt hatte, ein silvester gefeiert mit einer badewanne voll mit krimsekt-flaschen, spass und guten gesprächen, das ich nie vergessen werde.
adoption war damals allerdings noch nicht mein thema und so konnte ich leider nichts darüber erfahren.
aber sonst hatten diese leute in dem kleinen nest in hinterpfuiteufel einen zusammenhalt, den ich "wessi" damals nur beneiden konnte. so lernte ich nur die (auch für mich) positiven seiten des sozialismus kennen. allerdings hätte ich nicht dort leben wollen, denn die einschränkung der persönlichen freiheit war offensichtlich und für mich und meine kinder unerträglich.
bin versucht, die ganze Herkunftsgeschichte mit den früher von meinem Sohn oft gebrauchten Worten zu kommentieren, "ist ja krass". Dieser Ausdrück bringt meiner Meinung nach den Inhalt der Ado-Akte auf den richtigen Punkt, ohne überzubewerten. Dein Mann tut mir genau so leid, wie jeder einzelne aus seiner Herkunftsfamilie, welch ein schreckliches Schicksal! Wie kann man eine Familie so auseinanderreißen, wobei Hilfestellungen von Amts wegen für einige Jahre der Familie geholfen hätte, denn die Eltern waren ja nicht unwillig oder zu oberflächlich, die Kinder zu betreuen, sie waren schlichtweg überfordert.
Die damals 'erste Dame der DDR', Margot Honnecker, war die Zuständige und große Verfechterin von Adoptionen, hat sie Kraft ihres Amtes in allen Situationen angeordnet und ging dabei über Leichen. Vor einiger Zeit wurde sie von Journalisten in ihrem Südamerikanischen Haus (Chile) nach ihrem derzeitigen Gefühl gefragt, ob ihr die vielen Kinder, die sie von ihren Eltern weggerissen und zur Adoption ausschließlich an Linientreue gegeben hat, leid tun, wurde sie laut und meinte, das sei richtig und das beste gewesen, was sie hätte tun können und getan hat. Diese Arroganz ist erschreckend.
Leben denn die Herkunftseltern Deines Mannes noch? Besteht die Absicht nach Möglichkeit, Kontakt zu den Geschwistern aufzunehmen?
Diese Erkenntnisse müssen erst einmal verarbeitet werden, das wird eine größere Zeitspanne in Anspruch nehmen. Dabei wünsche ich Deinem Mann und Dir alles Gute und die Kraft die er/ihr benötigt. Vielleicht holt Ihr Euch professionelle psychologische Hilfe, die hier wohl mehr als angebracht ist. Ich fühle mit Euch!
Ich muss sagen mein Mann nimmt es erstaunlich ruhig auf. Es hat ihn sehr berührt und er hat schon ein Interesse an seiner Herkunftsfamilie, aber im Moment will er sich dieser noch nicht stellen. Ja, und ich gebe es zu, ich platze wieder sofort vor Neugier und würde es am liebsten JETZT sofort machen. Aber da hat ja mein Guter das letzte Wort und dem beuge ich mich (auch wenn es arg schwer für mich ist)
Wir sind allerdings beide auch der Meinung, das fragwürdig ist ob er ein besseres Leben gehabt hätte wenn er in dieser Familie aufgewachsen wäre. Sicher er und seine Herkunftsfamilie hätten all dies nicht durchmachen müssen, allerdings wurde so einer kinderlosen Familie einen Sohn geschenkt die ihre Aufmerksamkeit voll und ganz auf ihn lenken konnte (ja, gut, vlt zuviel) und nicht mit ihm und seinen Umfeld überfordert war. Hier hat es wie immer im Leben alles seine Für- und Wiederseite und dieser ist er sich bewusst. Er meinte gestern er könne beide Seiten im positiven wie auch im Negativen verstehen und nimmt niemanden etwas übel und wenn er bereit ist, wenn es in seinen Kopf "Klick" macht gemacht hat, dann würde er zu seiner Familie Kontakt aufnehmen. Schrecklich vernüftig dieser Mensch,nicht so impulsiv wie ich aber dafür liebe ich ihn und nur so kenne ich ihn. Allerdings habe ich keine Ahnung wann dieser Klick kommen soll, den zu den letzten Klick nur um die Adoakte einzusehen hat es ja schon ewig gedauert.
Bisher durfte ich aber erneut das Inet nach seiner Familie durchforsten, damit er sie sich (nach eigenen Worten) von der Ferne erst mal anschauen könne. So fanden wir die jüngste seiner älteren Schwesten in einem sozialNetwork und diese hat noch den Ursprungsnamen wie seine Eltern. Also konnten diese zwei Schwestern vermutlich wieder zurück in die Familie. Zudem war sie mit einer Person befreundet die ebenfalls den gleichen Hinternamen hatte und laut den Zweijahresrhytmus als 6tes Kind der Familie in Frage kommt. Weitere Recherchen verstärken unsere Vermutung das es wirklich auch seine Schwester sein könnte und nicht eher seine Cousine.
Was nun wird bleibt offen, ich darf jedenfalls nichts weiter tun als abwarten bis er zum nächsten Schritt bereit ist...
es ist richtig und gut, die Steuerung der Reunion dem Adoptierten zu überlassen. Alles andere birgt die Gefahr, dass etwas schief läuft und wenn sich dieses Schieflaufen auch nur in dem Gefühl abspielt, zu dem Zeitpunkt noch nicht so weit zu sein. Ein Pluspunkt für Deinen Mann ist doch schon einmal die Tatsache, durch die Einsicht der Adoptionsakte nicht aus den Fugen geraten zu sein, wie manche andere hier schon von sich berichteten. Er scheint doch erstaunlich gefestigt zu sein. Natürlich muss er das Gelesene erst einmal verinnerlichen und verarbeiten und das braucht seine Zeit. Wie er an die Sache herangeht, so ist es richtig.
Wir hatten unseren Sohn auch über mehrere Jahr gelegentlich angestoßen, doch nach seiner Herkunftsfamilie zu suchen, aber er wehrte immer ab. Dabei waren auch wir neugierig auf diese Familie. Schließlich meldete sich eine Schwester über Internet bei ihm (die Familie hatte schon viele Jahre Kenntnis von seinem Aufenthaltsort aber wohl immer auf ihn gewartet). Heute wissen wir, es war der richtige Zeitpunkt, obwohl mein Sohn des öfteren meinte, sie hätten sich noch länger zurückhalten sollen. Aber meiner Ansicht nach, hat er jetzt seine Mitte gefunden, die er vorher nicht ausloten konnte.