ZitatEs freut mich das zu hören. Ich hatte zuerst gedacht, dass Du als Adoptierte(r) der Adoption grundsätzlich kritisch gegenüber stehst und wollte nur wissen, warum. Es ist schön zu hören, dass es auch "gelungene" Zusammenführungen gibt. Das gibt mir wieder Hoffnung, dass es auch gut laufen kann und nicht nur eine unheimliche "Bürde" für alle Beteiligten ist oder ein endloser Kampf mit einem traurigen Ende.
Ich muss noch kurz dazu anmerken, dass ich im Inland adoptiert wurde. Ich wurde in Österreich geboren und in Österreich adoptiert und aufgezogen. Ob bei mir alles so gut gegangen wäre, wenn ich aus dem Ausland adoptiert worden wäre, weiß ich nicht. Ich denke, wenn man aus seiner ursprünglichen Kultur zusätzlich noch herausgerissen wird und vielleicht auch noch anders aussieht (z.B. Hautfarbe), als die Adoptiveltern, ist das alles noch schwieriger. Nur noch so als kleine Anmerkung, da ihr ja eventuell auch aus dem Ausland adoptieren würdet.
leider kann ich es nicht belegen, aber es gibt auch Erfahrungen darüber, dass bei Auslandsadoptionen die Not der Eltern viel plausibler den Kindern zu erklären ist, insbesondere wenn es sich um sehr arme Länder handelt.
Andererseits werden diese Kinder häufig in der Tendenz überfordert, damit aus "ihnen etwas wird."
Da wir noch ganz am Anfang stehen und unsere Tochter noch sehr klein ist, verfüge ich leider noch nicht über eigene Erfahrungen.
Zitat von Arkanautwas du weiter oben (ohne bösen Willen) als pauschale Annahme formuliert habe, dass ich "abgestoßen" wurde, dass meine eigene leibliche Mutter mich nicht haben wollte.
Ohne bösen Willen. Ich habe es so formuliert, weil ich die einfache Tatsache zum Ausdruck bringen wollte, dass egal aus welchem Grund, das Kind war weggegeben worden. Ich kann mir durchaus schlimme und schwere Schicksale vorstellen, aber eben nur in meiner Fantasie. Gott sei Dank war ich selbst nie in dieser Situation. Ich hatte Glück in einer sehr liebevollen Umgebung aufzuwachsen, wo Adoption eines Kindes aus der Familie hinaus einfach nicht denkbar wäre. Wir halten immer zusammen und packen auch alles zusammen. Es wäre also keine Frage für uns, ob das Kind in der Familie aufwachsen würden, so etwas würde gar nicht zur Debatte stehen. Aus diesem Hintergrund ist es für mich persönlich sehr schwer nachvollziehbar, was in einer Mutter vorgeht, die selbst nicht die Kraft hat und auch keinen Halt von den Mitmenschen erfährt. Es muss schlimm sein, aber wie gesagt, ich kenne nur die "gute" Seite, wo die ganze Familienbande immer zusammenhält.
Zitat von ArkanautDas wäre also etwas, was du deinem Adoptivkind m.E. unbedingt vermitteln solltest: Dass es von seiner leiblichen Mutter geliebt wird/wurde und diese auch lieben darf, ohne dass du das als "Verrat" oder Undankbarkeit vorwirfst.
Oh ja, das ist selbstverständlich. Sorry, wenn es irgendwie anderes angekommen ist. Es gibt nichts schlimmeres, als wenn man einem Kind Hass oder "Verrat" beibringt, egal, ob es um die H-Mutter geht, oder eine andere Nationalität (war selbst vom Ausländerhass betroffen), oder Behinderungen, oder Menschen, die "anderes" sind, egal in welcher Hinsicht. Wahrscheinlich ist es meine persönliche Erfahrung mit dem Ausländerhass, die mich die Toleranz gelehrt hat. Urteile nie über einen Menschen nur anhand irgendwelche allgemeine Merkmale oder Handlungen. Erst wenn Du den Menschen kennst, dann kannst Du dir deine eigene Meinung bilden.
Zitat von DieEineOh ja, das ist selbstverständlich. Sorry, wenn es irgendwie anderes angekommen ist. Es gibt nichts schlimmeres, als wenn man einem Kind Hass oder "Verrat" beibringt, egal, ob es um die H-Mutter geht, oder eine andere Nationalität (war selbst vom Ausländerhass betroffen), oder Behinderungen, oder Menschen, die "anderes" sind, egal in welcher Hinsicht. Wahrscheinlich ist es meine persönliche Erfahrung mit dem Ausländerhass, die mich die Toleranz gelehrt hat. Urteile nie über einen Menschen nur anhand irgendwelche allgemeine Merkmale oder Handlungen. Erst wenn Du den Menschen kennst, dann kannst Du dir deine eigene Meinung bilden.
Diese Einstellung ehrt Dich, aber bei deiner (bisherigen) Sicht über Menschen, die ein Kind zur Adoption geben, habe ich große Zweifel, dass Du es schaffst, dieses Negativbild NICHT auch auf dein angenommenes Kind zu übertagen, das die Gene dieser (von Dir selbst nicht gerade geachteten) Menschen in sich trägt. Ich selbst kann den Spruch, dass einem selbst so etwas garantiert nie passiert wäre, jedenfalls nicht mehr hören. Es gibt z.B. Menschen, die bestens ausgestattet in die Gesellschaft starten konnten, aber am Ende unter der Brücke gelandet sind, wofür sie nicht immer voll selbst verantwortlich waren. Ein solches Schicksal trifft auch studierte Kinder aus bestem Hause.
Familien, in denen ein Kind nicht gut aufgehoben ist, wird es immer mehr geben. Dafür sorgen schon unserer gnadenlose Konsumgesellschaft sowie die steigenden Suchtprobleme. Die Wahrscheinlichkeit, dass Du ein (inländisches) Kind aus einer solchen Familie bekommst oder eines aus der Klappe bzw.anonymen Geburt, ist recht hoch. Du musst dich also zwangsläufig damit anfreunden, deinem neuen Kind Eltern "schmackhaft" zu machen, die deinem eigenen Weltbild so gar nicht entsprechen. Tust Du es nicht, kann das später zu Entwicklungsstörungen beim Kind führen.
Bevor Du adoptierst, solltest Du dich dringend mit Familien/Müttern befassen, die Kinder weggegeben haben und vor allem mit denen, die die Hauptpersonen sind, nämlich die Adoptierten selbst. Deswegen finde ich es sehr schön, dass Du hier so aktiv diskutierst
Man soll ja keine Werbung für sich selbst machen, aber in diesem Fall tue ich es mal ganz bewußt und verweise auf mein Buch "Wurzeln für Lisa" (siehe Signatur). Da kannst Du eine der vielen Facetten von Weggabegründen erfahren. Schicksale wie meines sind keine Seltenheit, auch heute gibt es das.
@cornelia: ich wollte dein buch "wurzeln für lisa" in der buchhandlung bestellen, es war aber nicht erhältlich. könntest du bitte einen tipp geben wo man dieses wirklich aufklärende, ehrlich und gut geschriebene buch, das auch viele erschütternde passagen über die gefühlswelt einer herkunftsmutter enthält. (mittlerweile habe ich es gelesen weil du es mir geschickt hast).
mausi51, ich sehe, dass es falsch angekommen ist. Das, was ich sagen wollte, ist, dass ich nicht weiß, wie eine Mutter sich fühlt in so einer Lage, da es mir selbst nie passiert ist und in meiner Umgebung auch nicht. Ich wollte nicht sagen, dass es mir nie passieren würde. Das ist ein Unterschied.
Ich verachte keine Menschen. Allerdings "schmackhaft" werde ich auch nichts machen. Das wäre wieder eine Lüge in die andere Richtung. Man muss keinen Hass schüren, man muss aber auch nicht in Mitleid zerfliessen. Es gibt auch einen Mittelweg. Irgendwann ist das Kind groß genug und kennt vielleicht die ganze Geschichte, um sich dann für ein "passendes" Gefühl zu entscheiden.
es gibt Studien darüber, dass Adoptierte um so besser mit ihrem Status klarkommen um so positiver die Haltung der Adoeltern zu den Herkunftseltern im Falle der Auslandsadoption auch zum Herkunftsland ist.
Auch wenn es vielleicht bei einigen Geschichten schwer sein mag, diese Haltung zu entwickeln, so hat diese Herkunftsmutter unseren geliebten Kindern das Leben geschenkt und das Kind weder "abgetrieben" noch hinterher "entsorgt". Die Weggabe hat nicht unbedingt etwas mit fehlender Liebe sondern eher mit einer persönlichen Not zu tun.
Egal wie wir über die Haltung zur Herkunft denken, wir schulden es unseren Kindern, denn die Herkunft gehört zum Kind, es ist nicht unser leibliches Kind.
Da bin ich bei Golfi. Wir haben der Herkunft in jedem Fall Respekt nahezubringen. Natürlich kann man Eltern, die ihr Kind mißhandelt haben, nicht in den Himmel loben.
Aber man darf nicht vergessen, daß das Kind aus den Teilen dieser Menschen besteht, und wenn wir diese Menschen nicht respektieren, dann können wir auch das Kind nicht akzeptieren, geschweige denn lieben. Und diesen "Spagat" müssen meiner Meinung A-Eltern schaffen.
In dem Artikel stand, dass es sogar 4000 Kinder sind, die jährlich mit FASD geboren werden. Lattitia, meines Wissens kann FASD in der gesamten Schwangerschaft entstehen, in jedem Stadium sind andere Dinge betroffen (innere Organe, Verhalten, äußere Merkmale usw.).
Zitat von LattitiaDaß es so kraß ist, wußte ich nicht. Bei Nikotin eher.
Geht es bei FAS um den Alkohol- Konsum der gesamten Schwangerschaft? Oder sind da nur einige Wochen in der Schw.schaft gefährlich?
Gruß
FAS ist, soweit ich das verstehe, schon eher so etwas wie ein Sammelbegriff und umfasst wirklich eine sehr große Bandbreite von Schädigungen, die von massiven körperlichen Missbildungen/Behinderungen über manifeste Hirnschäden bis hin zu "nur" psychosomatischen Beeinträchtigungen wie Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen, mangelnde Emotionslontrolle etc. reicht. Naheliegenderweise sind die Schädigungen umso gravierender je drastischer Umfang und Intensität des Alkoholkonsums bei der werdenden Mutter ausfiel.
Zitat von golfies gibt Studien darüber, dass Adoptierte um so besser mit ihrem Status klarkommen um so positiver die Haltung der Adoeltern zu den Herkunftseltern im Falle der Auslandsadoption auch zum Herkunftsland ist.
Das glaube ich gerne. Wie ich oben geschrieben habe, muss man keinen Hass schüren und negative Haltung haben, aber dem Kind (ohne es besser zu wissen) zu erzählen, dass seine leibliche Mama es auf jeden Fall aus Not abgegeben hat und es auf jeden Fall lieb hat? Das wäre doch eine Lüge, wenn man es nicht genau weiß, nicht? Werden da nicht falsche Hoffnungen bei dem Kind geweckt?
Ich weiß nicht, ob es wirklich generell stimmt, dass die Kinder nur aus Not abgegeben werden und es kaum Fälle gibt, wo die Kinder einfach nicht in den Lebensplan der leibliche Eltern passen. Ich bin zu frisch im Thema, um es beurteilen zu können.
Generell kann ich nur sagen, dass je mehr ich über die Adoption lese, desto düsterer kommt mir das Thema rüber. Es gibt kaum ein Wort über Freude oder Familienglück oder Chancen. Es wird nur immer wieder betont, dass es ganz schwer ist, dass ein Adokind kein "normales" Kind ist, dass man kein gewönhliches Familienglück mit dem erwarten darf, dass Adoeltern alle Ihre Wünsche und Vorstellungen vergessen können. Merkwürdig. Ich möchte nicht nur Verpflichtungen und Schwierigkeiten haben, nicht nur opfern und bedingungslos akzeptieren, ich möchte auch Freude aus dem Zusammensein erfahren... Egal, wie egoistisch es klingeln mag.
ZitatDieEine schrieb: Generell kann ich nur sagen, dass je mehr ich über die Adoption lese, desto düsterer kommt mir das Thema rüber. Es gibt kaum ein Wort über Freude oder Familienglück oder Chancen. Es wird nur immer wieder betont, dass es ganz schwer ist, dass ein Adokind kein "normales" Kind ist, dass man kein gewönhliches Familienglück mit dem erwarten darf, dass Adoeltern alle Ihre Wünsche und Vorstellungen vergessen können. Merkwürdig. Ich möchte nicht nur Verpflichtungen und Schwierigkeiten haben, nicht nur opfern und bedingungslos akzeptieren, ich möchte auch Freude aus dem Zusammensein erfahren... Egal, wie egoistisch es klingeln mag.
Das kommt hier nur so rüber, weil hauptsächlich die (möglichen) Problematiken der Adoptierten angesprochen und besprochen werden, die sind aber wirklich nicht so auffällig und deutlich, wie hier formuliert.
Von uns kann ich sagen, dass wir keine großen Probleme hatten, unser Sohn zeigte auch keine sog. adoptionsspezifischen Verstärkungsprobleme in der Pubertät, wie sie hier teilweise angesprochen werden, eigentlich gar keine Probleme in dieser Zeit, auch nicht die sonst üblichen. Mir wurde hier nur bewußt, dass einiges von dem, was ich bislang als genspezifisch angesehen hatte, doch mit der Adoption zu tun hatte (das wurde mir erst durch das Forum bewußt). Es war aber wirklich nicht der Rede wert.
Ansonsten bin ich sehr dankbar für unseren Sohn (genauso wie er dankbar für uns ist) und möchte die Zeit mit ihm auf keinen Fall missen, obwohl der Anfang infolge etlicher Krankheiten sehr schwer war. Die Erkenntnisse, die man durch das Aufziehen eines (oder mehrerer) Kindes (er) gewinnt, kann man auf andere Weise nirgendwo erhalten. Natürlich ist nicht jeder Tag voller eitel Sonnenschein, genau so wie auch bei leiblichen Kindern nicht alles jahrein jahraus nach Schema F läuft. Aber das sind Erfahrungen, die dazugehören und die das Leben erst lebenswert machen und die Erinnerung bunter.
ich glaube, dass es Mutterinstinkte gibt, die genetisch festgelegt sind. Dazu gehört, dass eine Mutter ihr Kind großzieht. Das funktioniert auch in der Tierwelt so. Wenn eine Mutter ihr Kind abgibt, dann immer aus einer persönlchen Not, egal wie immer sie aussieht, das kann auch eine Krankheit oder Überforderung sein.
Unsere Tochter bringt sehr viel Schwung und Freude in die "Bude rein" aber es gibt auch Dinge, die Eltern mit leiblichen Kindern nicht erleben sowohl im negativen als im positiven. Familienplanung ist immer mit einem Risiko verbunden, das der Adoption ist halt etwas höher.