da möchte ich mich auch anschließen, ich hätte ein wirklich schlechtes Gewissen, dir Angst gemacht oder die Freude auf ein mögliches Familienglück genommen zu haben. Ich denke, auch, dass es darum ging, auf wichtige Aspekte und mögliche(!) Schwierigkeiten hinzuweisen, die systematisch mit Adoptionen verbunden sind. Dabei gilt zum einen, dass alle Menschen verschieden sind. Zahllose Menschen stammen z.B. aus ganz schrecklichen Familienverhältnissen und werden gesund, glücklich und erfolgreich ohne je nennenswerte psychische Probleme zu haben, etc. Zum anderen hängt natürlich viel von den Adoptiveltern ab, aber m.E. nicht in dem Sinne, dass überall Fehler und Gefahren lauern, sehr viel eher in dem Sinne, dass es eben eine Zahl echter Kardinalsfehler gibt, die nicht passieren sollten und eben leider in viel zu vielen Fällen bis heute gemacht werden, nicht nur individuelle sonder z.T. eben regelrecht im System. Das wurde, denke ich im Wesentlichen auch alles oben angesprochen, positive Beziehung zu den Herkunftseltern ermöglichen, Wesenszüge, die fremd erscheinen nicht unterdrücken bzw. vorschnell als Mengel oder Fehler sehen, etc. Aber ich glaube, wenn man einfach nur die Chance betrachtet, Familienglück mit dem eigenen Kind zu erleben, ist die bei Adoptiveltern bestimmt gar nicht nennenswert verschieden von allen anderen Eltern & Kindern dieser Welt. lG, Arkanaut
in diesem Forum gibt es wenig "blumige" A-Geschichten. Nicht, weil es sie nicht gibt, sondern weil sie hier einfach sekundär interessant sind, da es viele Probleme seitens von Adoptierten und H-Eltern mit ihrem Status gibt und die wenigsten A-Eltern daraufhin vorschwärmen, wie schön das Leben doch mit einem A-Kind sein kann.
Es gibt reine A-Eltern-Foren, da wirst Du anderes lesen. Zudem gehen auch erfolgreiche Adoptionsgeschichten nicht immer in Internetforen.
Mein A-Kind ist ein völlig normales Kind, und die Adoption spielt in unserem Leben (noch) keien Rolle. Es weiß um seinen Status Bescheid und kann bisher gut damit leben. Wir lieben es wie unser leibliches Kind.
Was kommen wird, wissen wir nicht, aber wir genießen jeden Tag mit unseren Kindern.
Auf keinen Fall möchte ich den Eindruck erwecken, bei der Erziehung meines Sohnes fehlerlos agiert zu haben. Die habe ich auch nicht selten gemacht, nicht weil ich ihn nicht liebte, sondern aus Unkenntnis der jeweiligen Sachlage heraus, oder weil ich es in dem Moment nicht besser wußte. Aber das heute sehr enge Vertrauensverhältnis auf beiden Seiten bestärkt mich in der Annahme, grundsätzlich doch nicht so falsch gehandelt zu haben.
Was in dieser speziellen Situation auf keinen Fall passieren sollte: 1. Das Kind nicht frühzeitig über seinen Status aufzuklären. 2. Negativ über die H-Eltern oder H-Familie zu sprechen, sondern nur positiv. (Viell. kann man schlechte Erlebnisse der Kinder relativieren, ohne sie wegreden zu wollen). 3. Das Kind von der Suche nach seiner Herkunftsfamilie abzuhalten, sondern es dabei zu motivieren und unterstützen. 4. Verhaltensweisen, die uns nicht so gefallen oder ärgern, gegenüber dem Kind nicht auf die Herkunfsteltern zu projezieren, jede Kritik in Richtung Herkunftseltern münzt das Kind automatisch auf sich. 5. Sehr wesentlich: Die H-Familie nach dem Finden oder (wie in unserem Fall Gefundenwerden) abzulehnen, ihr auszuweichen oder irgendeine Art Überlegenheit herauszukehren. Sie ist die Familie, aus der unser Kind stammt (verwandtschaftlich, nicht rechtlich) und sollten ihr dankbar sein für die einzigartige Gelegenheit, die sie uns durch das Aufziehendürfen des Kindes verschafft haben. Ob Dankbarkeit auch auf Seiten der H-Familie vorhanden ist, sollte uns nicht kümmern, sondern freuen, wenn es denn so ist.
Als unser Sohn so ca. 6 Jahre alt war, fragte er mich einmal, ob er "wenn er groß wäre" auch bei seiner Geburtsfamilie wohnen könnte, worauf ich antwortete, dann könnte er selbstverständlich aussuchen, wo er wohnen möchte. Ich merkte direkt, wieviel Sicherheit ihm diese Antwort gab.
Wenn er einmal über seine H-Mutter schimpfte, die ihn ja weggegeben hatte (das kam allerdings nicht oft vor) machten wir ihm jedemal klar, dass er ihr dankbar sein sollte, weil sie ihm das Leben gab, das ein großes Geschenk sei, weil er sonst ja gar nicht existierte oder eben woanders lebte.
Vielleicht gibt es noch mehr Aspekte in diesem Zusammenhang, die vielleicht die Adoptierten aus eigenem schmerzvollem Erleben noch anhängen können. Oder sollten wir hierfür einen eigenen Thread eröffnen?
Zitatriddle hat geschrieben: - Bist/Seid du/ihr dir bewusst darüber, dass euer eventuelles Adoptivkind noch irgendwo eine leibliche Familie hat?
Ja. Allerdings bin ich mir aber auch bewusst, dass diese leibliche Familie dieses Kind aus irgendeinem Grund abgestoßen hat. Es wird entweder im Heim aufwachsen oder in einer Familie aufgenommen. In der leiblichen Familie ist es nicht erwünscht.
Das muss nicht zwingend so sein. Meine Tochter wurde von ihrer leiblichen Mutter nicht "abgestoßen", sondern geliebt und liebevoll uns übergeben, weil sie nicht in der Lage war und ist, selbst für sie zu sorgen.