Ich habe gerade gestern einem Freund von mir erzählt, dass ich adoptiert bin und bei ihm hatte ich das Gefühl, genau so sollten alle reagieren.
Er hat erst nur aufmerksam zugehört und interessiert nachgefragt. Er wollte wissen, ob ich meine leibl. Eltern kennengelernt habe - dann habe ich ihm von meiner Suche erzählt und er hat gefragt, wie es mir damit ginge.
Total offen und interessiert! Hat mir sehr gut getan, so mit ihm darüber zu sprechen!
Auch wenn man meint, kein Mitleid gebrauchen zu können, so ist es doch so, daß die anderen einfach unüberlegt ihre Gefühle ausdrücken. Ich habe schon oft zu hören bekommen:"Das braucht Dir nicht leid tun". Es gibt einfach Dinge, die tun mir leid. Und das sage ich dann halt! Es ist ja nicht böse gemeint. Im Gegenteil!!!
Andersherum ist es so, daß ich Mitleid bekomme. Dann sage ich auch:" Hey, das muß Dir nicht leid tun, ich komm schon klar"!
Liebe Studentin: Als Du dem Freund von Deiner Ado erzählt hast, wie war denn seine erste Reaktion? Wie hat denn dieses Gespräch angefangen?
Du lässt allerdings auch anklingen, dass man als "Normalo" mit so einer Aussage, die einen quasi kalt erwischt im ersten Moment überfordert und sprachlos ist. Es ist eine vollkommen normale Reaktion eigentlich.
Als Adoptivkind verspürt man in diesem Augenblick allerdings viele Gefühle bzw. Fragen.
Bspw.
Was denkt er jetzt? Sieht er mich noch so wie vorher? Überlegt er ob wir irgendwie verwandt sein könnten?
Die Schrecksekunde vor einer Antwort dehnt sich zu einer gefühlten Ewigkeit aus.
LG Vulnona
^^^ So erging es mir am Anfang auch.
Ich glaube aber, dass man sich selbst das in dem Moment auch alles selbst fragt. Was denke ich jetzt, wenn er mir gegenüber mal unaufgeschlossen ist ? Kann ich ihn noch wie vorher sehen ? Schließe ich eine Verwandtschaft aus ? <-- (Bei denen die ihre leibliche Familie noch nicht gefunden haben.) Hat er Ählichkeit mit mir ?
Es ist dieses zweischneidige Schwert, auf dessen Kante wir uns stets und ständig bewegen und das Gleichgewicht versuchen zu halten.
Zitat von BibiBlockstein Liebe Studentin: Als Du dem Freund von Deiner Ado erzählt hast, wie war denn seine erste Reaktion? Wie hat denn dieses Gespräch angefangen?
neugierige Grüße, Bianka
Hi Bibi,
ehrlich gesagt, ich weiß es nicht mehr so genau. Ich glaube es war noch ganz am Anfang unserer Beziehung oder noch bevor wir zusammengekommen sind, weil ich wollte, dass er es von Anfang an weiß. Außerdem sehe ich sehr südländisch aus, so dass das Thema gar nicht zu umgehen ist.
Ich glaube er war vielleicht etwas verdutzt und hat deshalb erstmal nur zugehört und dann ein wenig nachgefragt. Damals hatte ich aber noch nicht mit meiner Herkunftssuche begonnen.
An Mitleid von seiner Seite kann ich mich nicht erinnern - ich glaube das war nicht seine Reaktion. Er hat mir neulich mal gesagt, dass er erst durch die Adoptionsbücher, die ich gelesen habe (und mit ihm darüber gesprochen habe) und das Lesen und schreiben im Forum bzw. auf manchen Eurer Homepages (er liest im Forum z.B. mal mit, wenn ich gerade am Computer sitze und etwas schreibe) erfahren hat, dass mit der Adoption doch mehr Leid verbunden ist, als man so gemeinhin denkt. Seine Vorstellung von Adoption vorher war geprägt von dem Gefühl, dass das gar kein so großes Thema ist. Dieses Gefühl habe ich ihm auch vor meiner Herkunftssuche vermittelt. Ich dachte eigentlich bis zu meiner Suche auch, dass es gar kein so großes Thema für mich ist.
Nun, so manches ändert sich, wenn die Phantome der eigenen Vorstellung plötzlich Namen und Gesichter bekommen.
Ich weiß aber, dass ich auch einen Moment lang das ungewisse Gefühl hatte, was denkt er jetzt von mir (unbekannte Herkunft, wer weiß was das für Hintergründe sind)? Aber dieses Gefühl war glaube ich total unbegründet, ich glaube er sah mich vorher genau wie nachher!
Das gefühl, vielleicht mit ihm verwandt zu sein, hatte ich nie. Das hatte ich sowieso noch nie in meinem Leben. Bevor ich das Foto meiner leibl. Mutter gesehen habe, hatte ich noch nie in meinem Leben jemanden gesehen, dem ich auch nur ansatzweise ähnlich gesehen hätte.
Ich werde meinen Freund nachher gleich mal nach seiner Reaktion damals fragen und dann schreibe ich es auf.
Hi Studentin, ich finde es richtig klasse, daß Dein Freund da so hinter Dir steht, und sogar ab und an mal mitliest!!!
Ich bezog mich aber auf den obigen Beitrag, da schriebst Du:
ZitatHi Vulnona!
Ich habe gerade gestern einem Freund von mir erzählt, dass ich adoptiert bin und bei ihm hatte ich das Gefühl, genau so sollten alle reagieren.
Er hat erst nur aufmerksam zugehört und interessiert nachgefragt. Er wollte wissen, ob ich meine leibl. Eltern kennengelernt habe - dann habe ich ihm von meiner Suche erzählt und er hat gefragt, wie es mir damit ginge.
Total offen und interessiert! Hat mir sehr gut getan, so mit ihm darüber zu sprechen!
Ich gehe davon aus, daß war ein anderer Freund, oder ist das jetzt ein Mißverständniß?
Ja, das war wohl ein Missverständnis. Sorry, da habe ich nicht richtig gelesen. Ich dachte Du wolltest wissen, wie es mein Freund damals aufgenommen hatte.
Am Freitag habe ich einem Freund davon erzählt, also einem Bekannten.
Seine erste Reaktion war: "aha, und kennst Du Deine leibl. Eltern?" Er hat interessiert dabei geschaut und danach auch ganz interessiert weiter nachgefragt.
Diese Reaktion fand ich bislang wirklich eine der besten!
So, ich hoffe, jetzt sind alle Missverständnisse aus dem Weg geräumt.
Das sich mein Freund so für meine Suche und meine Gefühle jetzt nach der Suche interessiert, finde ich auch wunderbar und ich bin sehr, sehr froh und dankbar, dass er so ist wie er ist!
Zitat von studentin Das sich mein Freund so für meine Suche und meine Gefühle jetzt nach der Suche interessiert, finde ich auch wunderbar und ich bin sehr, sehr froh und dankbar, dass er so ist wie er ist!
Das glaube ich Dir!!! Es ist so wichtig jemanden an seiner Seite zu haben auf dem man sich verlassen kann!!!
Zitat von studentin Das sich mein Freund so für meine Suche und meine Gefühle jetzt nach der Suche interessiert, finde ich auch wunderbar und ich bin sehr, sehr froh und dankbar, dass er so ist wie er ist!
Das glaube ich Dir!!! Es ist so wichtig jemanden an seiner Seite zu haben auf dem man sich verlassen kann!!!
Liebe Grüße, Bianka
Hallo,
mein Mann ist damit langsam überfordert, denn meine H Mutter versucht über ihn an mich zu kommen bzw. ihm zusagen ich bin das Problem was ich manchmal auch denke! Aber ansonsten denke ich umso älter wir werden um so unterschiedlich werden die Reaktionen, das merke ich auch und heute wird es ja auch durch die Medien immer offizieller und offener oder?
Liebe Tanne, wenn Dein mann überfordert ist, weil Deine H.Mutter über ihn versucht an Dich ran zu kommen, sollte Dein Mann ihr vielleicht mal sagen, daß sie es lassen soll! Wenn Du für sie ein Problem darstellst, sollte sich Deine H.Mutter mal informieren, was es mit Adoption auf sich hat. Warscheinlich kann sie sich gar nicht in Dich hineinversetzen. Druck ihr doch mal ein paar Seiten aus, aus dem Tread "Was bedeutet es adoptiert zu sein". Vielleicht öffnet ihr das die Augen! Und Deinem mann kann es auch nicht schaden, daß mal zu lesen! Und das ist jetzt nicht mal böse gemeint!
kann ich voll unterschreiben vulnona, hat noch keinem geholfen. mitfühlen oder nach lösungen suchen ist was anderes und ok. mitleid überflüssig, fast wie grabreden.
Natürlich ist es klasse, wenn jemand sagt:"Hey, ist okay, aber pass mal auf so kann Dir weitergeholfen werden!"
Aber Mitleid ist doch Mitgefühl! Und der Mensch sagt:" das tut mir leid", dann drückt er doch dadurch eigendlich nur aus, was er da grade empfindet.
Ich hatte ein Gespräch mit meiner Freundin. Sie erzählte mir etwas, und meine ersten Worte waren: "ach mann, das tut mir leid." Und sie sagte direkt:" He, daß muß Dir doch nicht leid tun. Du kannst doch nichts dafür." Ich: " Ne, ich kann da nichts dazu, aber es tut mir trotzdem leid - Für Dich"!!!
Es war also kein Bemittleiden im negativen, sondern ein mitfühlen. Ich fühlte mit ihr mit, und war traurig, daß ihr das passiert war!
War das so schlimm? Ist es wirklich schlimm, wenn jemand zum Ausdruck bringt: Hey, ich fühle mit Dir, und ich stell es mir schlimm vor?
also ich seh es so, mitleiden könnte eigentlich nur der, der ähnliches am eigenen leib erfahren hat, und das haben die wenigsten. freunde möchten zwar verstehen und helfen, sind mehr hilflos und traurig, wel derjenige traurig ist. mitfühlen hat für mich mehr was mit, sich in die lage des anderen versetzen können, weil derjenige genau weiß, wie es ist, worum es geht, und dem deshalb nicht so hilflos gegenübersteht.
Das mag sich jetzt vielleicht total doof, oder vielleicht auch überheblich anhören, aber ganz ehrlich: Ich bin kein Adoptivkind, aber bei vielen Beiträgen, die ich lese, muß ich heulen. Ist das dann kein Mitleid? In dem Moment, fühle ich wie ein Adoptierter. Obwohl ich mir das garnicht anmaßen dürfte, denn ich kann ja nur versuchen mich da hinein zu versetzen. Wirklich wissen, wie ihr fühlt, kann ich nicht. Niemand kann wissen, wie ein anderer fühlt! Aber ich versuche mich in die Situationen hinein zu versetzen. Und dann tut es mir Herzen weh, und Leid!
Habe grade an Tanne geschrieben, wie Leid mir ihr Schiksal tut. Und es ist so! Auch wenn ich ihr damit nicht weiterhelfen kann, ist es so! Sorry!
Zitat von BibiBlocksteinDas mag sich jetzt vielleicht total doof, oder vielleicht auch überheblich anhören, aber ganz ehrlich: Ich bin kein Adoptivkind, aber bei vielen Beiträgen, die ich lese, muß ich heulen. Ist das dann kein Mitleid? In dem Moment, fühle ich wie ein Adoptierter. Obwohl ich mir das garnicht anmaßen dürfte, denn ich kann ja nur versuchen mich da hinein zu versetzen. Wirklich wissen, wie ihr fühlt, kann ich nicht. Niemand kann wissen, wie ein anderer fühlt! Aber ich versuche mich in die Situationen hinein zu versetzen. Und dann tut es mir Herzen weh, und Leid!
Habe grade an Tanne geschrieben, wie Leid mir ihr Schiksal tut. Und es ist so! Auch wenn ich ihr damit nicht weiterhelfen kann, ist es so! Sorry!
Liebe Grüße, Bianka
Natürlich darfst du mitheulen und mitfühlen.Wer sagt denn sowas das das nicht sein darf? Wenn du fühlen kannst was geschrieben wird is das die beste Voraussetzung für ein sehr gute Gespräch und eine vertrauensvolle Athmoßsphäre die in einem Gespräch herrschen sollte.Lass dich net verrückt machen.Ick finde es einfach sehr schön wenn man einfach so in den Arm genommen wird und gedrückt wird ,Das hilft meist mehr wie millionen worte ohne Sinn,daher Bibi mach dich nie verrückt und mach was du für richtig hälst .Du bist toll und Mitfühlend und das du "Weinen" musst zeichnet dich als sehr emotionellen und tiefgründigen Mitmenschen aus dem die Emotionen anderer nicht völlig egal ist wie es bei sonstigen Menschen der Fall ist .Also hörauf so zu reden und bleib so ,egal was andere denken sagen tun ,DU darfst DAS:) liebste grüsse sherry
schließe mich sherry voll an, offenheit, herz und interesse ist ja voraussetzung, um verstehen und sich in anderer lage zu versetzen. beim schreiben schwebten mir allerdings mehr die oberflächlichen bemerkungen von normalos, die mir nicht besonders nahe standen, zur adoption vor, die überhaupt nicht wirklich begriffen, was für probleme sich dadurch auftun. das fand ich ziemlich frustrierend.