Ja, irgendwas in diese Richtung ist es wohl, auch wenn das alles ja nicht wirklich bewusst passiert.
Deine Geschichte kenne ich nicht detailliert, aber was ich so mitbekommen habe, ist in den wenigen Monate ja aber schon einiges passiert und an Intensität fehlt es trotz der Entfernung ja auch nicht.
Ich glaube manchmal, wenn mein H-Vater noch leben würde, wären meine Gefühle ähnlich wie deine, aber dann bin ich auch wieder nicht sicher, ob sie nicht gerade deshalb so sind, weil er nicht mehr lebt. Zu seinen Gefühlen zu stehen jemandem gegenüber, der tot ist, ist irgendwie leichter...
hi paula, vermutlich meint sherry, man muß am ball bleiben um sich kennenzulernen
kann natürlich sein, daß ich es heute einfacher habe, weil meine a-eltern nicht mehr sind, vor allem mehr abstand dazu bekommen habe, und mir dieser natürliche kontakt heute von niemandem mehr als verrat oder undankbarkeit ausgelegt werden kann. andererseits verpaßt man bei so später suche sehr viele jahre, in denen man sich hätte näher kommen können, diese ungewissheit zudem für nicht wenige als sehr quälend erlebt wird.
inhaltliches der telefonate hab ich bewußt herausgelassen ... ich wollte mehr beschreiben, was da, vielleicht durch genetische nähe, nach so langer zeit noch für 'ein draht' vorhanden ist.
wie wir mit dem a-thema an sich umgehen, da gehts mir streckenweise sehr ähnlich wie dir. hab da schon so meine ängste und befürchtungen gehabt, konkretes anzusprechen, um mit händen mühsam aufgebautes nicht gleich wieder mit dem hintern umzuwerfen ... dieses drum herum eiern hilft, glaube ich, keinem so richtig. das kann zu falschen vorstellungen und hoffnungen führen. offen und ehrlich gedanken aussprechen, da kommt ja meist nur daauf an, wie, scheint mir da noch die beste lösung zu sein. wenn dann noch jeder mal sagen kann, da möchte ich jetzt nicht drüber sprechen, ist es ok. dann ein andermal. ich glaube geduld ist alles ...
momentan empfinde ich jedenfalls so, als würde ich nicht die total fremde für sie sein, also etwas ganz anderes als in der a-familie. wohl wegen mancher unserer ähnlichkeiten, und das ist ein gefühl, was ich früher nie kannte, nie hatte. auch wenn diese enge genetische verbundenheit ganz klar spürbar ist, deshalb wahrscheinlich als vertrautheit empfunden wird, fehlen uns trotzdem durch das inkognito fast alle kenntnisse über unser jeweiliges leben ... lichtjahre ... in das wir uns erst einmal hineinfinden müssen, um zu verstehen.
Zitat von sherryzu wem hast du denn derzeit kontakt ,was sich kompliziert gestaltet?
Ach, da gibt es so einige:
Meine H-Mutter, da hatte ich schon einiges geschrieben, ich glaube wir würden beide gerne mehr, als wir können. Aber die letzten Tage kommen wir gerade wieder ein Stück weiter, glaube ich.
Mein großer Bruder, der leider auch weit weg lebt, den ich dadurch auch erst 3 x gesehen habe. Er ist mir sehr nahe, aber leider doch weit weg. Außerdem spricht er kein Deutsch, was die Sache auch einigermaßen schwierig macht.
Meine große Schwester lebt auch nicht in D, sie ist ein sehr ruhiger Mensch und immer etwas distanziert - und: auch nicht meine Sprache :o(
Zu guter letzt gibt es noch meinen kleinen Bruder. Der lebt in der Nähe, spricht meine Sprache, aber wir finden einfach nicht zueinander. Oberflächlich ist es nur Schüchternheit, was aber wirklich dahinter steckt, weiß ich noch nicht.
Ach nicht vergessen darf ich meine liebe "Stief-Herkunfstmutter", also die Witwe, meines H-Vaters. Deren Fleisch und Blut bin ich ja nun nicht, aber trotzdem ist auch sie mir ganz nah. Ich bin das "Produkt" einer der vielen Fehltritte ihres Mannes und trotzdem hat sie mich empfangen, als wäre ich ein verlorenes Kind von ihr. Übrigens wusste sie damals von mir und der Adoption und sagt, sie hätte mich zu sich holen wollen. Aber sie hätte ja niemals eine Chance gehabt...
hi paula, vermutlich meint sherry, man muß am ball bleiben um sich kennenzulernen
Zitatkann natürlich sein, daß ich es heute einfacher habe, weil meine a-eltern nicht mehr sind, vor allem mehr abstand dazu bekommen habe, und mir dieser natürliche kontakt heute von niemandem mehr als verrat oder undankbarkeit ausgelegt werden kann.
Ich glaube, das macht in der Tat sehr viel aus. Auch wenn ich meine A-Eltern lieb habe und sie mir nie offensichtlich im Weg stehen würden, glaube ich schon, der Kontakt zu meiner H-Mutter wäre ohne sie einfacher. Nein, je mehr ich drüber nachdenke, desto mehr bin ich mir sicher. Es ist nur wieder das schlechte Gewissen, das, wenn auch nur hier, zuzugeben. Ich merke es auch daran, dass meine A-Mutter immer mehr Interesse an meiner Herkunft väterlicherseits hat, meinem A-Vater hingegen fällt es leichter, mit mir über meine H-Mutter zu sprechen.
Zitatandererseits verpaßt man bei so später suche sehr viele jahre, in denen man sich hätte näher kommen können, diese ungewissheit zudem für nicht wenige als sehr quälend erlebt wird.
Aber, wenn man dann wirklich zueinanderfindet, macht das vieles wieder gut. Was wären die vielen Jahre, wenn es nichts Tiefgehendes wäre. Ich denke, du kannst sehr glücklich sein, wenn du nun ein solches Verhältnis hast. Wie alt bist du denn, wenn ich fragen darf? Und wie lange hast du Kontakt?
Zitatinhaltliches der telefonate hab ich bewußt herausgelassen ... ich wollte mehr beschreiben, was da, vielleicht durch genetische nähe, nach so langer zeit noch für 'ein draht' vorhanden ist.
Da ist der Draht bei mir auch, glaube ich, aber er macht sich nicht bemerkbar. Hört sich ziemlich blöd an, aber ich weiß nicht, wie ich es anders beschreiben soll..
Zitatwie wir mit dem a-thema an sich umgehen, da gehts mir streckenweise sehr ähnlich wie dir. hab da schon so meine ängste und befürchtungen gehabt, konkretes anzusprechen, um mit händen mühsam aufgebautes nicht gleich wieder mit dem hintern umzuwerfen ... dieses drum herum eiern hilft, glaube ich, keinem so richtig. das kann zu falschen vorstellungen und hoffnungen führen. offen und ehrlich gedanken aussprechen, da kommt ja meist nur daauf an, wie, scheint mir da noch die beste lösung zu sein. wenn dann noch jeder mal sagen kann, da möchte ich jetzt nicht drüber sprechen, ist es ok. dann ein andermal. ich glaube geduld ist alles ...
Du hast schon recht, aber gerade als A-Kind und als H-Eltern ist es sooo schwer, die Gedanken offen und ehrlich auszusprechen, weil eben jeder so bedacht ist, das Richtige zu sagen und das die ganze Intuition kaputt macht.
Zitatmomentan empfinde ich jedenfalls so, als würde ich nicht die total fremde für sie sein, also etwas ganz anderes als in der a-familie. wohl wegen mancher unserer ähnlichkeiten, und das ist ein gefühl, was ich früher nie kannte, nie hatte. auch wenn diese enge genetische verbundenheit ganz klar spürbar ist, deshalb wahrscheinlich als vertrautheit empfunden wird, fehlen uns trotzdem durch das inkognito fast alle kenntnisse über unser jeweiliges leben ... lichtjahre ... in das wir uns erst einmal hineinfinden müssen, um zu verstehen.
Ich stelle es mir aber auch schön vor, gerade wenn man sich so verbunden fühlt, gemeinsam nochmal alles Revue passieren zu lassen, und sich vielleicht über schöne Dinge im Leben des anderen einfach nochmal zu freuen. Oder ist das jetzt naiv? Weiß nicht. Nur wenn's beim anderen nicht gut gelaufen ist, wünscht man sich natürlich, man wäre da gewesen, um Dinge vielleicht einfacher zu machen. Das macht dann wehmütig...
Liebe Bonny! Ich bin auch Herkunftsmutter, als ich Deine Zeilen las, wurde mir sehr mumelig, mit den Hintergedanke, hoffentlich bekommt meine Tochter viel Liebe. Ich bin aber sehr erfreut das Du diese Kälte Deiner Adoeltern nicht angenommen hast! Bleib so in Deinem Denken! Liebe Grüsse Witha!!
ZitatIch glaube, das macht in der Tat sehr viel aus. Auch wenn ich meine A-Eltern lieb habe und sie mir nie offensichtlich im Weg stehen würden, glaube ich schon, der Kontakt zu meiner H-Mutter wäre ohne sie einfacher. Nein, je mehr ich drüber nachdenke, desto mehr bin ich mir sicher. Es ist nur wieder das schlechte Gewissen, das, wenn auch nur hier, zuzugeben. Ich merke es auch daran, dass meine A-Mutter immer mehr Interesse an meiner Herkunft väterlicherseits hat, meinem A-Vater hingegen fällt es leichter, mit mir über meine H-Mutter zu sprechen.
bei aller liebe wissen a-eltern von anfang an, daß es leibliche eltern gibt, und diese wahrscheinlich eines tages gesucht werden. ich finde, gerade deshalb brauchen adoptierte kein schlechtes gewissen zu haben, weil dieser fakt zu einer adoption immer dazu gehört. ich finde es wunderbar, daß du mit deinen a-eltern darüber reden kannst, so einen rückhalt bei der suche hast. den hätte ich wirklich damals sehr gebraucht können, hätte ihn mit großer wahrscheinlichkeit von meinen a-eltern nicht erhalten.
ZitatAber, wenn man dann wirklich zueinanderfindet, macht das vieles wieder gut. Was wären die vielen Jahre, wenn es nichts Tiefgehendes wäre. Ich denke, du kannst sehr glücklich sein, wenn du nun ein solches Verhältnis hast. Wie alt bist du denn, wenn ich fragen darf? Und wie lange hast du Kontakt?
es brauchte wirklich lange jahre bei mir, bis es so werden konnte wie jetzt im moment, obwohl ich immer noch große ängste habe, daß alles plötzlich zu ende sein könnte ... denn meine erste suche fand relativ kurz nach dem tod meiner a-eltern statt. da hinein bin ich allerdings mit einer unbeschreiblichen naivität gegangen, weil ich einfach da noch zu jung war, um mir über hintergrund und folgen im klaren zu sein. so ging dieses einmaligem kennenlernen gründlich daneben, und war nicht nur für mich ein schock.
der zweite anlauf fand aus dem grund erst fast dreißig jahre später statt, hing also weniger mit meinen a-eltern zusammen. viel früher hätte ich nicht den nötigen mut gefunden, weil ich da ja bereits wußte, bzw. kannte, wie es damit danach ging, in was für einer verfassung ich mich damals befand. mir deshalb da nicht so schnell noch einmal einen kontakt zutraut, das so lange vor mir her schob, bis meine kinder erwachsen waren. war schon schlimm, den ersten schritt gemacht zu haben und dann immerzu auf ein lebenszeichen warten, wenn dann nichts kommt. diese zeit danach, und zwischen beiden suchen, blieb von daher sozusagen kontaktlos.
na ja, als ich vor ca. zehn jahren dann nochmals einen anlauf nahm, bin ich nur noch gegen mauern gerannt, ein gefühl der nicht-existenz. es war wirklich schlimm, weder JA noch vermittlungsstelle waren behilflich, fanden weder eine akte, etwas über die adoption, noch schlugen eine vermittlung zur leiblichen familie vor, es kam nichts. schlussendlich hab ich in eigeninitiative kontakt zur leiblichen familie hergestellt, nur wollten diese da an nichts mehr rühren ... nach kurzem kennenlernen also wieder funkstille, es kam da nichts mehr, es war zum verrückt werden, fast genau so wie vor dreißig jahren .... ich hatte mich noch mehrmals gemeldet, aber kaum eine bis keine reaktion. so ging es über die letzten jahre, und das hat mich regelrecht fertig und kaputt gemacht. deshalb hatte ich mir kontakt schon fast abgeschrieben. ist sicher gut zu erkennen, was das für ein langer kampf war ... und ließ mir trotzdem keine ruhe. tja, und irgendwann fanden wir uns dann nicht mehr wieder wegen umzüge ... da ist dann hier ein forums-engel der sache noch einmal nachgegangen und hat für mich erneut telefonischen kontakt vermittelt, der meinem eindruck nach inzwischen zu einem ganz anderen verständnis führte.
inzwischen denke ich, daß diese ganzen jahre dazwischen nicht so ganz umsonst waren, für auseinandersetzung damit einfach notwendig waren, um die abgabe nicht mehr da stehen zu lassen wo sie einmal war, in der vergangenheit, um alles ins jetzt transportieren zu können ... und haben beide dazugelernt
ZitatDa ist der Draht bei mir auch, glaube ich, aber er macht sich nicht bemerkbar. Hört sich ziemlich blöd an, aber ich weiß nicht, wie ich es anders beschreiben soll..
Du hast schon recht, aber gerade als A-Kind und als H-Eltern ist es sooo schwer, die Gedanken offen und ehrlich auszusprechen, weil eben jeder so bedacht ist, das Richtige zu sagen und das die ganze Intuition kaputt macht.
find ich sehr schade, vielleicht wirds zu verkrampft, wenn man bei jedem wort anfängt zu überlegen ... da geht wirklich die ganze intuition und spontanität flöten. wer weiß schon, was das richtige ist. ich glaube in erster linie zeigen können, daß einem etwas daran liegt.. da denke ich, müßte a-eltern doch eigentlich klar sein, was adoptieren bedeutet: kind mit doppelter elternschaft annehmen, und sich über das wohl eines kindes im klaren sein, was bedeutet: hinter den bedürfnissen dieses kindes stehen, es in gerade dieser lebenslage zu begleiten gehört zur adoption dazu!
ZitatIch stelle es mir aber auch schön vor, gerade wenn man sich so verbunden fühlt, gemeinsam nochmal alles Revue passieren zu lassen, und sich vielleicht über schöne Dinge im Leben des anderen einfach nochmal zu freuen. Oder ist das jetzt naiv? Weiß nicht. Nur wenn's beim anderen nicht gut gelaufen ist, wünscht man sich natürlich, man wäre da gewesen, um Dinge vielleicht einfacher zu machen. Das macht dann wehmütig...
das revue passieren beschränkt sich bei adoption nun leider nicht nur auf schöne dinge kann u.a. da auch schmerzlich werden, für beide. bei einer kindesabgabe ist für leibliche eltern meist nichts so einfach verlaufen wie man sich das für sie wünschen würde! sicher wär ich als erwachsene dann gern für sie dagewesen, aber da hat ja niemand etwas vom anderen erfahren. nicht mal den tod unserer leiblichen eltern könne wir betrauern, selbst dieser teil unseres lebens wird vom gesetzgeber ignoriert ...
Was wünschen sich Adoptivkinder von ihren Herkunftseltern wenn sie sie suchen und warum ? Es wäre auch interessant wenn hier auch immer kurz erwähnt werden würde wie die eigene Adoption empfunden wurde, denn ich denke das hat großen Einfluss auf die Wünsche den Herkunftseltern gegenüber.
ehlichkeit offenheit reue
adoption war die rettung vor der gefühlskälte. ich fühle mich als ein weggeworfener mensch...
adoption war die rettung vor der gefühlskälte. ich fühle mich als ein weggeworfener mensch...
Ich (Ado-Mutter) empfinde diese Gefühle als subjektiv und nicht zutreffend. Adoptierte sind ganz besondere Menschen, die (in den meisten Fällen) lange ersehnt, mit dem Herzen geboren und mit großer Liebe empfangen wurden. Wer sich das einmal vor Augen führt, kann sich nur als privilegiert fühlen. Von Gefühlen des "Weggeworfenseins" können höchstens die Menschen sprechen, die lieblos und als Massenware in einem schlecht geführten Heim ihre kostbare Kindheit und Jugend verbringen mußten und nun mit nicht aufzuholenden Defiziten jeder Art leben müssen.
Mit lieben Grüßen und besonsonders warmen Gefühlen für und an (diesmal) alle Adoptierten. Martina