Paulinchen, war dein Vater von Anfang an nicht bei dir, und du hast ihn erst später kennengelernt, oder musstest du eine Trennung deiner Eltern verarbeiten? Mein Vater hat getrunken und ich hab mir immer gewünscht,dass meine Eltern sich scheiden lassen. Als Besuchspapa hätte ich ihn leichter ertragen, dachte ich. ich glaube auch, dass du einem Kind vie geben kannst. Ich finde es so schade, dass du dich nicht mit dem Gedanken an ein Pflegekind vertraut machen kannst. Du wärst echt eine, der ich das zutraue. Es gibt Kinder, die nie wieder zurück geführt werden in ihre Familie. Auch, wenn bei manchen postings hier der Eindruck enstehen kann,als wäre die eigene Familie inmmer gut für ein Kind, es gibt Familien und Mütter, die auch mit Unterstützung mal gerade eben als Besuchskontakte bewältigen können, und bei denen das Kind dauerhaft nicht gut aufgehoben wäre.
Zitat von MGBHallo zusammen, ich lese hier im Forum viele Beiträge über Paare, die ein Kind adoptieren wollen, sogar aus dem Ausland.
Da ich selbst adoptiert wurde und nun mit den Folgen zu kämpfen habe, frage ich aus Interesse warum ihr einem Kind so etwas antut.
Ich möchte Euch nicht verteufeln, aber habt Ihr Euch auch über die Spätfolgen Gedanken gemacht?
Liebe Grüße Manuela
Ach Manuela,
auf so einem vorwürflichen Niveau kann ich natürlich nicht antworten. Schade. Nur so viel: Wir machen wirklich uns sehr viele Gedanken darüber. Sehr, sehr viele.
aber in der Fragestellung liegt die erwartete Antwort doch schon. Sie hat doch nichts davon, wenn ich ihr eine andere als diese erwartete Antwort gebe.
Da ärgert sie sich bestimmt nur, und ich befürchte, dass mir geantwortet wird, meine Antwort (egal, wie durchdacht sie sein mag) sei nicht ehrlich, weil ich in Wirklichkeit meinem Adoptivkind "etwas antäte", und auf der Stufe antworte ich nicht.
Denn stell Dir vor, wir würden mit einer solchen Einstellung in die Beziehung zu unserem Adoptivkind treten. Mit der Einstellung "Ich tue Dir etwas an, und hier sind nun die Gründe...". Das ist ein so furchtbarer Gedanke, dass ich ihn nicht denken mag. "Ich tue Dir etwas an..." Den Grundgedanken lehne ich für mich schlichtweg ab. Das eigene Schuldgefühl würde von Beginn an über der Bindung zum Kind stehen - und im schlimmsten Fall diese Bindung definieren. Die Funktion des Kindes wäre es letztlich in einer solchen Konstruktion, das Schuldgefühl der Adoptiveltern zu minimieren, indem es... bestens funktioniert.
Aber wir wollen keine "Funktionskinder" zum Beleg unserer sozialen Unschuld, sondern einfach ein Kind mit all seinen Eigenheiten annehmen.
Darum antworte ich nicht. Weil die in der Frage enthaltene Unterstellung so stark an meinem Selbstverständnis rüttelt, dass ich sie nicht beantworten werde. Nicht aus Hochnäsigkeit!
nein, wir tun diesen Kindern, die wir adoptieren sicher nichts an, da denke ich gleich wie Du!
Aber man muss sich das Ganze schon mal zu Herzen nehmen und die verschiedenen Erlebnisse mal auf sich wirken lassen...also ich versuch das schon. Das Kind muss auch nicht funktionieren- da geb ich Dir auch Recht. Aber überleg mal...wir bekommen einen Kindervorschlag und können den auch ablehnen. Das Kind kann das nicht! Wir spielen schon a bissle "Gott"...das denke ich, dürfen wir nicht vergessen, weißt Du?
Liebe Sesam, es ist ein bißchen wie die Frage nach der Henne und dem Ei. Wer tut dem abgegebenen Kind etwas an? Ist es die HMutter? Sind es die Adoptiveltern? Ist es das System?
Fakt ist, dass Adoptierte ein Trauma erleiden durch die Trennung von der Mutter und der HFamilie. Das mag unterschiedlich stark ausgeprägt sein, doch es ist ein Trauma.
Die Adoptiveltern haben die Trennung nicht herbeigeführt, zumindest nicht aktiv. Die Herkunftsmutter hat die Trennung in vielen Fällen vollzogen, ( wo die Entscheidung nicht durch JA Zwang entsteht) als schmerzhaften Schlusspunkt einer Notlage, in der sie mit dem Rücken an der Wand stand.
Die Adoptiveltern verfestigen die Trennung in vielen, wenn nicht in den meisten Fällen. Ein Notar beglaubigt sie.
Ich denke, dass viele Adoptionswillige sich durchaus Gedanken über die Folgen machen, genau wie die Herkunftsmütter. Die Frage ist, ob es die richtigen Gedanken sind. Ich würde eher sagen "nein", angesichts der Erzählungen von Adoptierten. Die Gedanken zielen darauf, dass das Richtige und Gute für ein Kind getan wird und lassen ausser Acht, dass Adoption nur das Zweitrichtige und das Zweitgute sein kann.
Hier kommt das System in Spiel. Es gibt immer noch keine funktionierenden Hilfsprogramme, die Mütter/Eltern begleiten,wenn sie in einer Lage sind, in der eine Adoption, eine Pflege oder eine Heimunterbringung ansteht. Es gibt zwar wunderbare Methoden, die eine Mutter mit ihrem Kind unterstützen,begleiten und beraten helfen würden, aber das kostet Geld.
Die Verhältnisse in Deutschland wandeln sich inzwischen. Die Rate der Inlandsadoptionen ist gesunken. Dafür gibt es verstärkt Auslandsadoptionen.
Ich verstehe, dass Paare die Sehnsucht nach einem Kind stillen wollen, indem sie dann eben ein Kind aus dem Ausland annehmen. Doch der Verlust der Wurzeln und das Trauma sind noch stärker, als bei Inlandsadoptionen.
Was würde aber mit den Kindern in den entsprechenden Ländern geschehen, wenn niemand sich ihrer annähme? Muss das "sich ihrer anehmen" zwangsläufig in einem Entfernen aus dem kulturellen,ethnischen Raum bestehen? Oder geschieht das nur, weil kinderlose Paare ein Kind wollen?
Ich will euch wahrhaftig nicht angreifen und nieder machen. ich denke nur, dass man die Verhältnisse und Zusammenhänge ehrlich ansehen muss.
Ich glaube nicht, dass alle Kinder, die im Inland adoptiert wurden durch Hilfsprogarmme bei ihrer Familie hätten bleiben können, aber ein großer Teil sicherlich. Ich denke, dass ein umfassendes gesellschaftliches Umdenken nötig ist.
Adoption, Heimunterbringung und Pflegestellen ( im Inland) sind Formen des Umgangs mit Kindern, die abgeschafft gehören zugunsten offener Annahmemodelle, in denen die Wurzeln und der Kontakt zur HFamilie erhalten bleiben.
Was das Ausland betrifft, denke ich, dass einige wenige wohlhabende Staaten schon lange auf Kosten vieler ärmerer Staaten leben. Ich knüpfe mal sinngemäß bei John Nash an: Wenn alle an einem Tisch zusammenkommen und jeder die Interessen aller im Auge hat, und nicht nur seinen eigenen Gewinn, dann lässt sich die Welt ganz anders gestalten. Das klingt zu politisch? Aber Politik leitet sich von dem griechischen Wort für Gemeinschaft oder Stadt ab. In dem Sinne sind wir alle das System Wir alle tun es Kindern an.
ich finde Deine Gedanken tief und klug. Du hast längst den Riesenstein der Weisen (mit der Weisen bist Du gemeint) bei mir im Brett.
Aber ich glaube, Deine Antwort zielt in eine ganz andere Richtung als die von mir gedachte Weigerung, den Vorwurf anzunehmen.
Ich antworte trotzdem noch ausführlicher, später... zur Frühtraumatisierung von Adoptivkindern habe ich etwas Interessantes in einem Buch zum Thema gelesen. Den Absatz tippe ich Dir mal ab...
liebe Sesam, ach hätte ich ihn doch, den Stein..... ich bin gespannt, was du abtippen wirst, Du darfst mir auch gerne eine PN schreiben. Aber alles, was du irgendwie offen machen kannst, ohne dich komisch zu fühlen, oder deine eigenen inneren Grenzen zu überschreiten ist natürlich gut aufgehoben hier im Forum. Ich denke selber so oft, ob ich dieses oder jenes aus meinem Leben hier so offen schreiben möchte, aber wer weiss wofür es gut ist und "verdammt sei, wer schlecht davon denkt
Zitat von MGBHallo zusammen, ich lese hier im Forum viele Beiträge über Paare, die ein Kind adoptieren wollen, sogar aus dem Ausland.
Da ich selbst adoptiert wurde und nun mit den Folgen zu kämpfen habe, frage ich aus Interesse warum ihr einem Kind so etwas antut.
Ich möchte Euch nicht verteufeln, aber habt Ihr Euch auch über die Spätfolgen Gedanken gemacht?
Liebe Grüße Manuela
Ach Manuela,
auf so einem vorwürflichen Niveau kann ich natürlich nicht antworten. Schade. Nur so viel: Wir machen wirklich uns sehr viele Gedanken darüber. Sehr, sehr viele.
Danke aber für´s Nichtverteufeln...
SesaMBrötchen
nur vorweg, ich bin auch adoptiert und mir wurde nichts "angetan". Trotzdem kann ich die Frage sehr gut verstehen und nachvollziehen.
Aber ich finde es schon sehr erschreckend, dass eine zukünftige Adoptivmutter sich nicht mit so einer Frage auseinandersetzten kann. Zumal diese Frage aus einem Einzelschicksal hervor geht und wir wissen, dass es nicht immer so sein muss. Aber Fakt ist, dass es immer Adoptierte gibt, die darunter zu leiden haben, vielleicht auch welche, wo man meint es ist/ war alles richtig, aber trotzdem leidet derjenige. Und darum kann ich nicht nachvollziehen, warum man diese Frage so abtun kann. Das zeigt mir, dass du dich noch nicht mit den Adoptierten auseinander gesetzt hast, auf die es wohl ankommen sollte. Du musst hier nicht den H-Müttern nach dem Mund reden (Tschldigung H-Mamas, ihr wisst aber was ich meine), sondern dich mal mit dem Befinden der Adoptierten auseinander setzten, denn nur so kannst du für dich herausfinden, was auf dich zukommt und wie du damit umgehen könntest. Schön dass du viel liest, aber Literatur alleine bringt es auch nicht, da ist das Papier geduldig und kann auch die beim Lesen auftauchenden Fragen nicht beantworten und so praxisnah wie du es hier im Forum mit Betroffenen hast, wirst du es in Büchern nie haben. Ich finde es schade, was ist, wenn dein zukünftiges Kind dich das fragen würde? Würdest du dann auch antworten, dass du auf so eine Frage auf vorwürflichen Niveau nicht antwortest.
Ich glaube nicht, dass das die Antwort ist, die ein Adoptierter von seinen A-Eltern hören möchte.
auf so einem vorwürflichen Niveau kann ich natürlich nicht antworten. Schade. Nur so viel: Wir machen wirklich uns sehr viele Gedanken darüber. Sehr, sehr viele.
schade,
ich wollte mit meinem Beitrag A-Eltern nicht von vorneweg in eine Schublade stecken. Ich möchte A-Eltern vielleicht mit meinem Fall zum Nachdenken bringen, dass sie es besser machen. A-Eltern zu sensibilisieren, dass sie sich auch Gedanken darüber machen, mit den Kindern verantwortungsbewußt umzugehen. Ihnen von Anfang an reinen Wein einschenken, dass sie adoptiert wurden, dass solche Fälle (wie meiner und vieler anderer) nicht mehr vorkommen.
Da ärgert sie sich bestimmt nur, und ich befürchte, dass mir geantwortet wird, meine Antwort (egal, wie durchdacht sie sein mag) sei nicht ehrlich, weil ich in Wirklichkeit meinem Adoptivkind "etwas antäte", und auf der Stufe antworte ich nicht.
mich ärgert so schnell nichts, ich kann andere Meinungen akzeptieren. Wenn Du und Dein Mann sich auch darüber Gedanken gemacht habt, ist es klasse. Nicht alle Menschen sind gleich.... Mein Fall ist vielleicht etwas zu krass, so etwas kommt auch sicherlich nicht so oft vor... die Zeiten haben sich geändert. Meine Meinung ist, dass A-Paare sich nicht nur Gedanken darüber machen sollten, wie bekomme ich ein Kind..... sondern A-Paare sollten in die Pflicht genommen werden den Kindern zu erzählen, dass sie adoptiert wurden. A-Eltern sollen die Augen geöffnet werden, dass es zu Problemen kommen kann, wenn sie es nicht tun.
@ pinoccio
was Du in Deinem vorletzten Beitrag geschrieben hast, spricht mir aus meinem Herzen. Es sollten A-Paare aus den Fehlern anderer A-Paare lernen. Es besser machen zu wollen (und zu tun) damit adoptierte so etwas nicht mehr durchmachen müssen.
habe ja in meiner Vorstellung bereits geschrieben, dass wir uns im Adoptionseignungsüberprüfungsprozess befinden. Als wir das Erstgespräch hatten bei JA wurden wir fast verteufelt als wir sagten wir haben uns bevor wir den Entschluss tatsächlich gefasst haben intensive mit dem Thema Adoption und mögliches Trauma, Biographiearbeit etc. auseinandergesetzt und zwar nicht nur in Form von Literatur sondern auch Persönliche Kontakt in Form von Stammtisch für Adoptiv und Pflegeeltern. Begegnungstag bei dem alle Parteien (Adoptierte und Adoptierende in allen Altersklassen) dabei sind von Sozialpädagogen geleitet. Ich denke es muss nicht nur eine Sensibilisierung der A-Eltern stattfinden sondern ganz wichtig meiner Meinung nach auch auf dem JA selber. Je intensiver man sich damit befasst hat, desto besser ist es doch für die Ado Kinder… Nun zu der Frage wieso der Wunsch zu Adoptieren… muss ich mich später noch einmal anmelden… habe ein Termin… komme aber noch drauf zurück…
ich hatte ja geschrieben, dass ich mich noch zu unserem Wunsch ein Kind zu adoptieren äußere. Also wieso wollen wir adoptieren. Als ich meinen Mann kennenlernte war es bereits klar, dass ich keine leiblichen Kinder bekommen kann und wir mit dem Thema abgeschlossen hatten. Wir haben also unser Leben ohne Kinder geplant, aber wie es im Leben oft so spielt lernten wir Menschen kennen die bereits adoptiert haben und adoptiert sind so fing das Thema an uns zu beschäftigen. Wir haben uns lange mit dem Thema Adoption auseinandergesetzt und mehr und mehr fühlten wir, dass es ein Kind gut haben wird bei uns, dass wir die Kraft haben einem Kind ein liebevolles und warmes Zuhause geben zu können. Das wir den Willen haben alles Erdenkliche zutun diesem Kind eine schöne und unbeschwerte Kindheit geben zu können und bei einen ordentlichen Weg in eine Zukunft unterstutzen wollen. Das wir das Herz und den Verstand haben zu sehen, was ein solches Kind braucht und was es grade fühlt. Es in diesen Lebenslagen unterstützen zu können. Einem Kind Geborgenheit geben und das Gefühl von Sicherheit zu geben. Aus der Regelmäßigkeit entsteht die Zuverlässigkeit, aus der Zuverlässigkeit das Vertrauen - und damit die Basis für eine Eltern-Kind-Bindung. Wir haben in unserm Freundeskreis und in der Verwandtschaft viel mit Kindern zutun und es gibt kein Kind, das nicht gerne bei uns ist. Besser kann ich es nicht beschreiben! Auch ja auf dem Weg der Begleitung spielt die H-Mutter bzw. die H-Eltern ein wichtige Rolle. Sie sollte sofern möglich auch einen gewissen Anteil haben können an dem „groß werden“ des Kindes, ich würde diese Mutter auch nie verurteile oder vor dem Kind schlecht machen, dass ist keineswegs förderlich. Aber zum wöchentlichen Kaffeekranz würde ich dann auch nicht laden wollen. Wenn das Kind ein gewisses Alter erreicht hat, dann vielleicht schon. Kommt sehr auf die Person an und wie der Kontakt im Vorfeld gewesen ist. Ich glaube und dass haben wir auf den Begegnungstagen auch von bereits erwachsenen adoptierten gehört, man muss das Kind ggf. ein Stückweit schützen aber nicht abschirmen. Die Wurzeln zu kennen sind für die Kinder sehr wichtig, aber als A-Mutter habe ich auch die Aufgabe einer schützende Funktion zu übernehmen und nicht nur das Kind aufzufangen bei ggf. negativen Erlebnissen. Bin jetzt etwas abgeschweift vom Thema, ist aber auch sehr komplex nicht mit einem Satz abzutun!
was das JA dagegen einzuwenden hatte… puh. Also wie ich ja schon sagte, bildete sich die Dame sehr schnell Ihre Meinung von uns, wir erzählten etwas von uns und eben auch gleich zu Beginn des Gespräches das wir Kontakt zu diesem Adoptiv und Pflegeelternstammtisch haben und auch im Freundeskreis Adoptiveltern haben die uns bei unserer Entscheidungsfindung geholfen haben. Ihre Antwort dazu war „dann gehen sich doch dort hin zu dem JA das diesen Stammtisch ins Leben gerufen hat“!. Leider muss man sich an das örtliche JA zur Eignungsüberprüfung wenden. Ich glaube Sie war damit überfordert, dass sich ein Paar im Vorfeld mit dem Thema auseinandersetzte und Sie nicht die „allwissende“ war (Oberlehrer eben)!
Wie auch immer, wir werden sehen wie es weiter geht.