ZitatIch weiss ja auch nicht, wieviel er über seine leibliche Mutter weiss, das macht auch eine Menge aus, dann ist man besser vorbereitet. Es ist sehr wichtig, dass Adoptivkindern viel über die leibliche Mutter erzählt wird, sofern man etwas weiss, und dass man sie auch nicht so negativ darstellt, wie es bei damals eben geschehen ist.
Wir wissen so gut wie gar nichts. Er kam als Frühgeburt auf die Welt und kam in ein anderes Krankenhaus als seine Mutter, die sich nie mehr um ihn kümmerte. Als sie nach etlichen Aufforderungen und vielen Monaten die Freigabeunterschrift beim Notar immer noch nicht abgegeben hatte, wurde sie vom Jugendamt abgeholt und zum Notar begleitet. 2 Tage später bat ich anläßlich eines Termins beim Jugendamt diese begleitende Sachbearbeiterin um eine Beschreibung der Mutter, worauf sie sich mit der Bemerkung rausredete "ich kann mich nicht mehr erinnern". Wenn ich daran denke, bin ich noch heute wütend, ich fühl(t)e mich doch total verschaukelt.
Wir verloren über diese Mutter noch kein einziges negatives Wort, äußerten auch kein Unverständnis darüber, warum man ein Kind abgibt. Wahrscheinlich hätte das seine Neugierde doch etwas mehr angestachelt und ihn in Richtung Suche angetrieben. Auch ich vermute, er hat diffuse Gefühle, ob dessen, was ihn erwartet.
wie ich schon schrieb, kann ich natürlich nur von meinem Fall ausgehen. Aber bei mir war es ja ähnlich. Meiner leiblichen Mutter wurde ich gleich nach der Geburt genommen und in ein Kinderheim gebracht (das weiss ich von meiner leibl. Mutter). Man sagte ihr, dass das besser so ist, damit sie keine Gefühle für mich aufbaut - wobei ich denke, die Gefühle hat man ja auch schon, bevor das Kind geboren ist. Dann sagte sie mir noch, das ihr unter Strafandrohung verboten wurde, je nach mir zu suchen oder Kontakt aufzunehmen. Meine Adoptiveltern kannten sie auch nicht und ich denke, sie wussten wirklich nur, dass ich von einem englischen Besatzungssoldaten bin usw., so dass sie für sich und für mich ein sehr negatives Bild meiner leiblichen Mutter aufbauten und weshalb ich auch immer Angst hatte, Kontakt aufzunehmen, so nach dem Motto: die Geister, die ich rief.....
Ich weiss, das hört sich sehr oberflächlich an, aber in mir war eine große Angst und Unsicherheit, was mich erwarten würde. Ich bin damit, dass ich so lange Jahre nicht gesucht habe, auf viel Unverständnis im Freundeskreis gestoßen, alle sagten immer: willst du nicht wissen, wo du herkommst? - natürlich will man es wissen, aber auf eine ander Art auch wieder nicht.
Lange Rede, kurzer Sinn, wie du weisst, war es gut für mich, meine leibliche Mutter, wenn auch im hohen Alter von 56 Jahren, gefunden zu haben. Wir haben übrigens gerade eine Stunde lang telefoniert, wir haben uns ganz viel zu sagen.
Deswegen bin ich mir ganz sicher, dass auch dein Sohn eines Tage suchen wird, früher oder später.
Zitat von Hashimoto ... Meiner leiblichen Mutter wurde ich gleich nach der Geburt genommen und in ein Kinderheim gebracht (das weiss ich von meiner leibl. Mutter). Man sagte ihr, dass das besser so ist, damit sie keine Gefühle für mich aufbaut - wobei ich denke, die Gefühle hat man ja auch schon, bevor das Kind geboren ist. Dann sagte sie mir noch, das ihr unter Strafandrohung verboten wurde, je nach mir zu suchen oder Kontakt aufzunehmen.
Liebe Brigitte, das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen! Als mein Adoptionsfall durchgeführt wurde, ist mir genau das widerfahren. Es war definitiv so, dass es nicht erwünscht war, dass ich jemals wieder Kontakt zu meinem "Kind" aufnehme. Ich wurde ja auch nicht dazu ermutigt (oder gar aufgefordert!), meiner Tochter einen Brief oder etwas anderes von mir zu hinterlassen. In der Zeit nach der Adoption war für mich klar, dass ich "bestraft" werde, sollte ich das Suchen anfangen. Heute mag das nicht mehr vorstellbar sein, damals wurde mit uns "Schlampen" aber sehr wohl so umgegangen.
ich glaube dir und meiner leiblichen Mutter, dass das damals so gehandhabt wurde. In das Wort "Schlampe" haben meine Eltern natürlich nicht in den Mund genommen, haben es aber doch so durchblicken lassen, dass ich selbst jetzt vor meinem ersten Treffen mit meiner leiblichen Mutter eine "abgetakelte Alte" erwartet habe, die überschmickt, rauchend und saufend auf mich wartet. Ich weiss, dass das ganz schlimmes oberflächliches Denken war, aber wenn einem ein Leben lang (ein langes Leben lang) dieses so suggeriert wurde, ist es mir glaube ich nicht zu verdenken. Und da stand dann eine warmherzige, kleine, rundliche Omi von 82 Jahren, die mich in ihre Arme schloss und bei der ich mich gleich geborgen fühlte. Soviel zu der "Schlampe".
auch ich habe Deine Beiträge immer gerne gelesen - sie tun gut, weil Du als Adoptierte Deine A. nicht ganz so negativ gesehen hast.
Und nun ja, bei den aufregenden Ereignissen, bis da mal wieder alles im Lot ist und in geregelten Bahnen läuft, da ist es doch klar, daß die Nerven blank liegen und man im Eifer des Gefechts anders reagiert, als sonst.
Ich finde Deine Beiträge sind wichtig, gerade weil Du etwas älter bist als unsereiner, und mich eben auch das interessiert was und wie es früher gelaufen ist.
Im übrigen hat meine Mutter zu A. eine ganz andere Einstellung als meine Schwestern und ich (die Schwestern sind die Tanten und ich die A-Mutter).
Zitat von Hashimoto Ich weiss, das hört sich sehr oberflächlich an, aber in mir war eine große Angst und Unsicherheit, was mich erwarten würde. Ich bin damit, dass ich so lange Jahre nicht gesucht habe, auf viel Unverständnis im Freundeskreis gestoßen, alle sagten immer: willst du nicht wissen, wo du herkommst? - natürlich will man es wissen, aber auf eine ander Art auch wieder nicht.
Brigitte
Liebe Brigitte !
Du schreibst mir aus der Seele!!! Mir ging es genauso. Ich kann mich erinnern, dass ich stundenlang nachts draußen gesessen habe und in den Sternenhimmel geschaut hab. Ich habe gegrübelt und gegrübelt. Das waren so Fragen wie: Will sie mich überhaupt sehen? - Was wenn sie wieder verheiratet ist und ich bin ihr Geheimnis. Zerstöre ich vielleicht ihr Leben, wenn ich mich melde? - Was, wenn sie krank und bereits verstorben ist? - Wie reagiert sie auf mich? - Was mache ich dann mit "zwei Müttern"? - Was, was, was, was.....
Das ging jahrelang so. Ich hatte Angst. Eine ganz tiefsitzende Angst. Inzwischen weiß ich, dass diese Angst das Trauma verursacht, welches ich als Kind erlebt habe. Das Unterbewusstsein hat gespeichert: "Abgegeben. Mama weg." Mehr speichert ein Kind von einem halben Jahr leider nicht.
Und dann fand ich ihre (!) Suchanzeige. Damit war es für mich leicht, da ich ja wusste, dass sie (!) mich sucht. Natürlich hab ich sofort drauf geantwortet. Und Brigitte, ich kann dir versichern: Auch ich habe eine andere Frau erwartet. Weniger hübsch und weniger gepflegt. Das war auch so eine Angst.... völlig unbegründet. Ich fand es sehr schön zu lesen, dass es dir ähnlich ging...
Ist doch erstaunlich, wie sehr eine Gesellschaft ein Bild von Frauen prägt, die einst ihr Kind freigaben??? Kommt mir jedenfalls so vor. Finde ich total unfair, gemein und ungerecht. Das muss sich ändern. Ich jedenfalls hab dann ein paar Wochen später vielen Menschen in meiner Umgebung Fotos meiner leiblichen Mutter gezeigt und alle sagten: Ui, hübsche Frau!
Das verändert zwar nicht die Welt, aber immerhin die Gedanken von ein paar Menschen... Jeder lange Weg beginnt mit einem ersten Schritt. ;o)
hier wurde schon ewig nichts mehr gelöscht (außer Doppelpostings), so friedlich wie es hier seit Wochen/Monate zugeht. Kann es sein dass du dich im Tread geirrt hast und der gesuchte Beitrag zu einem anderen Tread gehört? Schau noch einmal in Ruhe.