Zitat von FlipperMir geht nur durch den Kopf, dass jede Adoptionsvermittlungstelle (ob JA oder freie) mit mindestens 2 Vollzeitstellen (oder 4 Halbtagsstellen) besetzt sein muss. Wenn man dann kaum Kinder zu vermitteln hat und nur 4 geeignete Bewerberpaare betreut, was machen die Beamte den ganzen Tag?
Ist doch klar: sie beraten Herkunftseltern und suchende Adoptierte!
Beratung bei Erziehungsproblemen aller Art, Organisation von Erziehungshilfen, Beratung in Schwangerschafts-Konfliktfragen, Betreuung von Mutter-Kind-Programmen und Organisation von Unterkünften, Vermittlung der Pflegekinder, Betreuung von Pflegefamilien, Kooperation mit den Tagesmüttervereinen, Beratung bei Suchtproblemen, Jugendgerichtshilfe, usw. und irgendwo kommt dann noch das Adoptionswesen.
Jedenfalls genug Arbeit, falls die Adoptionsfachkraft mal nicht ausgelastet sein sollte.
das ist klar und ich weiß auch, dass die Ämter eher zu knapp besetzt sind. Solange die Adoptionsbelange weiterhin Priorität haben und keine Interessenskonflike bestehen ist das ja auch in Ordnung. Ich selber kenne mich aber bei Ämtern intern nicht aus und weiß nicht ob das so unproblematisch geht.
@ Flipper es gibt nicht nur Beamte die auf Behörden arbeiten, unsere Mitarbeiterin ist z.B. nicht verbeamtet. Oftmals sind die Dienste Pflegekinder und Adoptionsvermittlung getrennt und unterbesetzt. Sicherlich gibt es auch noch andere Aufgaben als nur Adoptionsvermittlung wie Pater schon berichtete. Bei unserem JA sagte man uns, es könnten keine Interessenskonflikt entstehen, weil wir danach auch fragten. Wenn sich tatsächlich eine Mutter zur Abgabe ihres Kindes entscheidet, sind 2 Unterschiedliche Personen des JA an der Adoptionsvermittlung beteiligt. Finde ich auch gut, der eine vertritt die leibliche Mutter, der andere sucht passende Eltern nach den Vorgaben.
@ Martina also mein Mann ist auch Akademiker und wir werden nicht bevorzugt behandelt unsere Chancen sind eher gering, gehend null…
Ich weiß nicht ob ich unser JA nicht durchschaue oder unser Kreis eine Ausnahme ist, bei den Horrormeldungen die ich hier so lese… sicherlich ist auch nicht alles perfekt und ich finde auch das ein oder andere nicht gut in unserem JA, allerdings Grundsätzliche machen die denke ich einen guten Job soweit ich das beurteilen kann!
Die Zahlen habe ich mir ja nicht ausgedacht. Das sind Zahlen des statistischen Bundesamtes. Fakt ist, dass bei jeder vermittelten Adoption 10-11 Bewerber auf der Strecke bleiben. Was machen die SA mit diesen Bewerbern? Ich kenne Bewerber, die ganz schnell ein Kind vermittelt bekommen haben, aber auch welche, die Jahre warte(ten). Wieviele Jahre will man da warten? Wieviele leibliche Mütter (Eltern) berichten von Sätzen wie: "das sind so liebe symphatische Leute, die warten schon so lange auf ein Baby...."? Ich stelle mir nur vor wie es ist, wenn der Aktenberg so hoch ist und kein positiver Abschluß in Sicht... Ich will damit gar nicht alle SA oder JÄ über einen Kamm scheren. Aber es gibt immer Menschen, die schnell IHRE Arbeit erledigt haben wollen anstand den BESTEN Weg zu suchen.
Die unterschiedlichen Vermittlungsraten liegen sicherlich auch an den einzelnen Städten. Klar gibt es in einer Kleinstadt weniger Adoptionen als in einer Großstadt.
In 2008 wurden 1919 Adoptionen für nicht verwandte Kinder ausgesprochen. Ein großer Teil davon sind die Auslandadoptionen. Es ist nicht ganz leicht dies aus der Statistik herauszulesen. Aber ich meine es sind so ca. 700 Also wären das ca. 1200 Inlands-Adoptionen im Laufenden Jahr 2008. Ende 2008 gab es 7841 Bewerber bei 774 vorgemerkte Kinder/Jugendliche (vielleicht ist diese Zahl etwas genauer?). Also zum Zeitpunnkt Ende 2008 ist das Verhältnis etwa 10:1. Adoptionen und Adoptivbewerber leicht rückläufig.
Bei der Pflege wurden in 2008 14.500 Kinder/Jugendliche neu in Pflegefamilien aufgenommen. Da hier Pflegeeltern dringend gesucht werden haben wir also mindestens 14.500 Paare die Pflegekinder aufnehmen wollen. Also fast doppelt so viele Pflege-Bewerber wie bei den Adoptionsbewerber und ca, 14-20 mal mehr Pflegekinder als Adoptivkinder.
Ich weiß, dass man Zahlen hin und her drehen kann. Aber man kann nicht sagen, dass so viel mehr Menschen eher adoptieren wollen als ein Pflegekind aufnehmen wollen. Es stehen einfach deutlich weniger Kinder zur Adoption frei. Ich habe versucht die Zahlen bestens herauszukriegen. Ich kann aber nicht garantieren, dass ich keinen großen Fehler gemacht habe. Also nagelt mich nicht auf jede Zahl fest. Aber kommentieren/korrigieren könnt Ihr gerne!
Ich denke jeder hat das Recht sich für eine Adoption zu bewerben, ob er angenommen wird und es zu einer Adoption kommt, liegt ja nicht in seiner Hand. Andere bestimmen, ob man geeignet ist und wenn, welches Kind man zugesprochen bekommt. Adoptionsbewerber sind werder Bedürftige, weil sie oft keine leiblichen Kinder gekommen können, noch Heilige, weil sie ein "fremdes" Kind aufnehmen. Es sind einfach nur Menschen, die einem Kind ein zu Hause geben wollen. Klar, oft ist es der Wunsch ein Kind aufzunehmen, weil sie kein leibliches Kind bekommen können. Aber sind sie daher schlechte Menschen, weil sie einfach nur eine Familie bilden wollen, auch mit einem nicht leiblichen Kind kann man sich als Familie fühlen.
Ich finde die Form der Pflege eben so sinnvoll. Nur haben halt viele die Angst, das sie es nicht verkraften, wenn sie ein Kind nach Jahren plötzlich verlieren. Klar ist es immer das Beste für ein Kind, wenn sie bei ihren leiblichen Eltern aufwachsen, aber manchmal geht es halt nicht. Es wird immer gesagt, Pflegeeltern dürfen sich nicht an ein Kind binden. Aber wie soll man einem Kind zeigen, das man es lieb hat, wenn man es nicht lieb haben soll. Wieso wird man dann verurteilt, wenn man traurig ist, wenn ein Pflegekind plötzlich aus der Pflegefamilie genommen wird.
Ich kenne eine Familie, die auch Pflegekinder haben ( sind mitlerweile Erwachsen), da sollten die Kinder mit ca 12, nach Jahrelanger Betreuung in der Pflegefamilie wieder zum Vater geschickt werden. Die Kinder freuten sich, das der Vater wieder Intresse an ihnen hat, aber sie wollten lieber bei der Pflegefamilie bleiben, denn das war ihr zu Hause. Jetzt haben die Kinder guten Kontakt zum leiblichen Vater, aber wenn sie ihre Eltern besuchen, fahren sie zu den Pflegeeltern.
Vielleicht wollen die Kinder gar nicht immer wieder zurück, zu den richtigen Eltern, weil sie ein anderes zu Hause gefunden haben. Das heist ja nicht, das sie keinen Kontakt zu den leiblichen Eltern haben sollen.
Zitat von BassschlüsselEs wird immer gesagt, Pflegeeltern dürfen sich nicht an ein Kind binden. Aber wie soll man einem Kind zeigen, das man es lieb hat, wenn man es nicht lieb haben soll.
Richtig kann man es eigentlich nur machen, wenn man sich komplett darauf einläßt. Da gehören Gefühle und Liebe dazu. Ich finde, anders geht es nicht. Alles andere würde das Kind auch spüren wenn es nur "versorgt" würde. Wenn das Kind dann wieder weg muss, darf man auch sehr traurig sein. Das gehört dazu. Man muss sich dann damit trösten, dass das Kind in der Zeit, wo es da war, alles bekommen hat, was man geben konnte. Ist aber schwieriger als ich das jetzt so einfach sage. Man sollte sich auf Pflege oder Adoption (auch hier ist die erste Zeit sehr ungewiss) eigentlich nur einlassen, wenn man sich zutraut, diesen Fall verkraften zu können. Bei Pflege muss man über viele Jahre mit der Ungewissheit leben, bei Adoption meist deutlich weniger.
Ich habe auch noch mal ein paar Gedankengänge dazu. (Es sind nur Gedanken, ich verurteile niemanden...)
Flipper, ich gebe Dir Recht, dass durchaus mehr Leute Kinder in Pflege nehmen als adoptieren. Aber auch im Pflegesysthem stöst mir einiges übel auf. Ich berichtete ja schon mal von Geschichten wo ein Kind adoptiert wurde und das andere in Pflege genommen wurde. Die SA rat wohl den Eltern das andere Kind nicht zu adoptieren, da die leiblichen Eltern für die Pflegekosten aufkämen. Ich weiß auch, dass einige Pflegeeltern (hier in dem Vorort, in dem ich wohne) Kinder nur wegen des finanziellen Aspekt aufnehmen. So etwas müßte meiner Meinung nach anders geregelt werden. Natürlich sollten alle, die die Aufnahme eines Kindes als "Job" sehen auch dafür "bezahlt" werden. So wie andere Betreuer oder Erzieher auch. Aber wenn es mein Wunsch ist das Kind in meine Familie zu integrieren, dann sollte dies m.M. nach ohne "Gehalt" sein. Ich verurteile nicht, dass Pflegeeltern das Pflegegeld erhalten. Aber ich verurteile die, die sich nur wegen des Geldes dazu entscheiden ein Kind in Pflege zu nehmen.
Bassschüssel, ich bin ganz Deiner Meinung, dass viele Kinder nach einer gewissen Zeit bei Pflegeeltern nicht wieder zu ihren leiblichen Eltern wollen. Es entstehen Bindungen, ob man will oder nicht. Und das ist auch gut so. Und deshalb wird zwischen Dauerpflege und Pflege auf Zeit auch unterschieden. Ich kenne keinen Fall, wo die Kinder nach Jahren wieder zu ihren leiblichen Eltern zurück mußten. Es sei denn, es bestand in der ganzen Zeit der Pflege Kontakt zu den leiblichen Eltern und war von Anfang an auch so geplant, dass es eine Wiedereingliederung gibt.
Ich hatte fast 2 Jahre Tageskinder, die mittlerweile leider weggezogen sind. Ich hatte die beiden jedes Wochenende (von Freitag morgen bis Samstag abend) zur Übernachtung bei mir. Durch den Umzug kam dann natürlich der letzte Tag auf uns zu. Glaubt mir, obwohl es fremde Kinder sind, die nur 2 Tage die Woche hier waren, habe ich rotz und Wasser geheult. Ich brauchte Tage um ihre Fächer auszuräumen und ihre restlichen Sachen zusammen zu packen. Es ist immer schwer sich von Kindern wieder zu trennen, die man lieb gewonnen hat. Darüber sollte man sich wirklich auch immer bewußt sein.
Bianka, da gebe ich Dir vollkommen recht. Einige Paare, die bei uns im Adoptivseminar waren, haben sich (vielleicht auch weil die Chancen besser stehen) als Dauerpflegeeltern beworben. Dann ging es ganz schnell und sie wurden Pflegeeltern (zwischen Säugling und 3 Jahren). Diese Paare brauchen kein Geld vom Staat. Sie haben sich eine Familie gewünscht und machen es nicht um finanziell über die Runden zu kommen. Trotzdem werden vermutlich auch die Eltern gebraucht, die das Kind nur gegen Entgeld aufnehmen. Ich finde das auch ok. Es ist fast immer besser in einer Familie zu leben als im Heim. Ich bin der Meinung, dass man das splitten könnte. Pflegeeltern mit und ohne Geld. Die ohne Geld wären dann die Fälle, wo es nach einer dauerhaften Unterbringung aussieht, ohne den Plan das Kind zurückzuführen. Diese Eltern hätten dann aber auch deutlich mehr Rechte. z.B. das volle Sorgerecht. Und es wird eine kostenpflichtige Unterbringung geben, wie jetzt auch.
ZitatBekannte von uns, beide Akademiker, bekamen innerhalb von 4 Jahren 3 Säuglinge vermittelt. Ob es auch bei diesem JA heute noch derart bevorzugte Bewerber gibt, entzieht sich meiner Kenntnis.
Bevorzugt werden Paare, bei denen ein Alleinverdiener die ganze Familie versorgen kann. Dies sind eher die Gutverdiener. Die Adoptivmutter kann sich dann möglichst 3 Jahre um das Kind kümmern.
ZitatIch stelle mir nur vor wie es ist, wenn der Aktenberg so hoch ist und kein positiver Abschluß in Sicht...Ich will damit gar nicht alle SA oder JÄ über einen Kamm scheren. Aber es gibt immer Menschen, die schnell IHRE Arbeit erledigt haben wollen anstand den BESTEN Weg zu suchen.
Ein Aktenberg von 30 abgeschlossenen Bewerbungen macht folgende Arbeit: 30 Telefonate (einmal jährlich ca. 10 Minuten) mit der Nachfrage, ob die Bewerbung noch aktuell sei und der Mitteilung, dass eben kein Kind in Aussicht steht. Mit einer beginnenden Adoption ist der Fall keineswegs abgeschlossen, im Gegenteil, dann geht die Arbeit erst richtig los (Besuche durchführen, Entwicklungsberichte schreiben, Kontakt Herkunft - Adoptivfamilie organisieren, usw.).
Liebgewonnene und zum eigenen Weltbild passende Vorstellungen über die Arbeit auf den Ämtern wirft man aber nicht so gerne über Bord.
Zitat von Pater FamiliasKontakt Herkunft - Adoptivfamilie organisieren, usw.).
Sofern es sich nicht um eine Inkognitoadoption handelt Mich würde einmal interessieren, wieviele Adoptionen heutzutage halboffen oder gar offen sind. Gibt es darüber eigentlich Zahlen? Hat jemand einen Link oder Info dazu?
Ich kenne keine offiziellen Infos. Der Bereich ist ja auch schwerer in Zahlen zu fassen. z.B, Ist eine Adoption noch offen, wenn ein Kontakt Herkunftseltern - Adoptivelter /-kind nach 2 Monaten zustandegekommen ist - dann aber 10 Jahre Ruhe ist. Kommt kein Kontakt zustande, weil die Adoptiveltern oder die Herkunftseltern es nicht wollen. Wie unterscheidet man Kontakte mit einer Herkunftsperson oder Kontakte mit Beiden (zusammenlebend - getrennt)? Ich denke, dass muss man sehr differnziert betrachten. Ich weiß nur, dass da wo es gewünscht ist, halboffen und offen schon sehr verbreitet sind. So ist mein Eindruck bei Gesprächskreis und Wochenendtreffen.
Aufgrund der Rechtslage ("Adoptionsgeheimnis") beruht die Öffnung des Inkognitos auf der Freiwilligkeit der Adoptiveltern und kann nicht erzwungen, vertraglich vereinbart oder gerichtlich durchgesetzt werden. Leibliche Eltern haben jedoch die Möglichkeit, ihre Wünsche zur Ausgestaltung des Adoptionsverhältnisses jederzeit gegenüber der Adoptionsvermittlungsstelle zu äußern. Soweit realisierbar werden die berechtigten Wünsche und Interessen der leiblichen Eltern bei der Auswahl der Adoptiveltern berücksichtigt. Ist eine Adoptionsvermittlung bereits erfolgt, wird die Adoptionsvermittlungsstelle den Wunsch der leiblichen Eltern nach Informationen zum Wohlergehen des Kindes ebenfalls aufgreifen und mit den Adoptiveltern besprechen