Nun habe ich es über das Herz gebracht nach 2 Jahren halboffener Adoption einen Lebensabschnittsbericht zu schreiben wo die ganze ungesüßte Wahrheit ans Tageslicht kommen sollte. Vorher schrieb ich zwar auch schon viele Briefe, aber da kam es mir im Nachhinein eher vor als hätte ich mir damit selbst nur was vorgemacht bzw. die Realtität schön geredet um besser damit klarzukommen. Nun sollte Schluss sein. Dank der Foren und anderer Informationsquellen wurde mir bewusst das es an der Zeit ist aus meinen Träumen zu erwachen. Was genau ich darin schrieb möchte ich der Öffentlichkeit lieber ersparen. ich weiß nur eins: Es wird für die Ado-Eltern und später auch für meinen Sohn nicht einfach sein diese Zeilen zu lesen und vermutlich werden sie auch den Kontakt zu mir beenden und keine Bilder und Informationen über meinen Sohn mehr schicken. Damit muss ich leben und vielleicht werde ich somit dieses Kapitel für mich abschließen können in dem Sinne das ich mir keine großen Hoffnungen mehr mache. Ich könnte meinem Sohn nicht in die Augen schauen mit dem Wissen ihm nicht die ganze volle Wahrheit gesagt zu haben. Sollte denoch weiterer Kontakt erwünscht sein von ihrer Seite, dann wird mich das sicher freuen. Aber ich werde mir nicht weiterhin etwas vormachen.
Frage an alle Adoptiveltern: Wie seit ihr persönlich mit solchen Wahrheiten umgegangen? Ich meine damit den wahren Grund der Weggabe eines Kindes, ohne Zucker und Süßstoff, in Form eines Briefes. Gab es Situationen wo ihr am überlegen wart euren Sohn diesen Brief wirklich zum lesen zu geben oder ihn besser zu vernichten? Oder habt ihr die Briefe gar nicht erst gelesen? Wie hat sich das auf eure späteren Kontakte zu den H-Eltern ausgewirkt? ich frag nur interessenhalber. Wie sich die Ado-Eltern in meinem Fall entscheiden kann keiner vorhersagen. lg
wir hatten bereits vor einigen Wochen, genau am 30. April dieses Thema. Ich gebe dir hier einfach mal den Link dazu. Vermutlich ist es das Problem, was dich zur Zeit so beschäftigt.
Vielen Dank für deine Antwort. Allerdings geht es in meinem Fall um keine Straftat. Also wäre es wichtig seinem Kind davon zu erzählen, egal wie ,,hart" diese Wahrheit ist. Doch wie gehen die Ado-Eltern weiterhin mit den leiblichen Eltern um? schränken sie den Kontakt ein oder bleibt er wie vorher bestehen? Was mir eben hinterher noch einfiel: ist es grundsätzlich gut die wahren Abgabegründe brieflich festzuhalten? Für mich persönlich jetzt schon, da ich mit einer Unwahrheit nicht mehr leben könne und die Karten auf den Tisch legen möchte. Würdet ihr es auch so machen? Oder wollt ihr damit warten bis es persönlich erfragt wird in einem Gespräch? An meinem Beschluss wird es allerdings hier nichts mehr ändern, mich interessieren aber trotzdem die anderen Meinungen.
ich bin ja auch H-Mutter wie du, aber wenn ich ein fremdes Kind angenommen hätte, würde ich alles wissen wollen, was mir an Info zur Verfügung gestellt würde. Inwieweit das dann dem "Kind" irgendwann einmal erzählt wird, ist meiner Meinung nach die Angelegenheit der A-Eltern.
Allerdings solltest du dir sehr gut überlegen,ob du das unbedingt zu diesem Zeitpunkt tun musst. Ich würde dir raten, das zwar aufzuschreiben, den Brief aber noch eine Weile gut verschlossen aufzuheben. Dich scheint das alles gerade sehr, sehr zu beschäftigen und so eine Situation ist nicht immer dafür geeignet, "Wahrheiten" auf den Tisch zu legen.
Überlege dir das bitte noch einmal sehr gut und lies oder diskutiere doch erst einmal ein paar Tage oder Wochen hier im Forum. Vielleicht siehst du dann einiges klarer.
naja ob der Brief die nächsten Jahre verschlossen bei mir liegt oder bei den Adoptiveltern ist ja eigentlich auch wurst. Zu hören bekommt er die Wahrheit so oder so irgendwann. Ich denke ,,darüber nachdenken" würde nicht viel an der Vergangenheit ändern, an der Wahrheit lässt sich nichts mehr verändern, denn was passiert ist ist passiert. Mir hat es zumindest gut getan für einen Moment das alles so rauszuschreiben auf ein stilles Blatt Papier. Danach ging es mir zwar etwas schlechter, aber wem sollte es auch gut gehen mit so einer Wahrheit? Ich denke so ist es zwar sehr hart aber auch ehrlich. Ist es nicht die Ehrlichkeit die Adoptierte hören wollen? Nu denn! Es ist wie es ist! :-)
Die Wahrheit auf jeden Fall! Keine Frage. An der Vergangenheit ändert sich durch ein Nachdenken natürlich nichts, aber es ist nie gut, wenn man etwas in einer Verfassung zu Papier bringt, in der man sehr aufgewühlt ist. Die Wahrheit kann man so oder so rüber bringen. Kommuniziert man sie zu hart, kann sie andere noch mehr vor den Kopf stoßen, als das vielleicht nötig wäre. Das wollte ich mit Nachdenken sagen.
mir stellt sich die Frage, wem Du zur Zeit mit Deiner Wahrheit "etwas stecken" möchtest? Den Ado-Eltern? Haben sie es verdient, eventuell vor den Kopf gehauen zu werden? Deinem Sohn, der zur Zeit wohl noch nichts versteht? Oder könnte das ein Störmanöver sein, gerichtet an die Beziehung zwischen den Ado-Eltern, und Deinem Sohn, weil Die Ado-Eltern Deinen Sohn dann mit anderen Augen betrachten sollen?
Könnte es nicht letztlich ein Bumerang werden, mit dem Du Dich aus dem Fokus Deines Sohnes hinauskatapultierst, bevor er die Zusammenhänge überhaupt begreifen kann? Das wäre doch sehr traurig für Dich!?
Meine - natürlich unmaßgebliche - Meinung: Sollten "Wahrheiten" nicht den unmittelbar Betroffenen, also den Kindern, nur auf deren gezielte Fragen hin offenbart werden? Also dann, wenn sie erwachsen sind, Interesse daran zeigen und damit umgehen können?
Nein also ich möchte natürlich keinen der beiden Seiten vor dem Kopf stoßen oder dergleichen. Ich möchte nur nicht das die beiden ein Bild von mir haben das völlig falsch ist. Wenn sie wissen was mich tatsächlich bewegte, und sie würden den Kontakt abbrechen, dann wüsste ich das sie vorher eben ein falsches Bild meiner Person hatten und ich mag es eben nicht wenn ,,Beziehungen" auf falsche Tatsachen oder falsche Eindrücke gebaut werden. Es heißt nicht im geringsten das ich in der Familie was zerstören will oder dergleichen, wozu? Ich stand zu meinen Entschluss und genau diese Wahrheit ist es ja um die es in dem Brief geht. ich habe sie nicht in harte Worte formuliert - bitte nicht missverstehen! ich habe dafür versucht schonende Worte zu finden, aber die Wahrheit an sich ist leider nun mal hart. Und ich wüsste nicht ob ich in der Lage wäre so etwas über meine Lippen zu bringen, selbst wenn ich es versuchte. Ein persönliches Gespräch wäre sicherlich besser für den Adoptierten, das ist richtig. Und sicherlich ist es aus Sicht des Adoptierten nicht gut mit einer Wahrheit konfrontiert zu werden die er vielleicht noch gar nicht wissen möchte. Aber ich wüsste leider auch nicht wie ich es je persönlich sagen sollte. Und wer weiß ob ich in 20 oder 30 jahren noch lebe? Es wäre doch mies dieses Wissen dann mit ins Grab zu nehmen und mein Sohn würde nie die Wahrheit mehr erfahren. Und einen Brief 20 oder 30 Jahre lang aufbewahren, also ich bezweifle das es mit meiner chaotischen Haushaltsführung gelingt. ;-) Sicherlich könnte ich einen Brief auch nochmal in 5 oder 6 Jahren neu schreiben, aber die Worte blieben irgendwie die selben, denn die Wahrheit ist und bleibt ja auch immer die gleiche.
ich verurteile eure Meinungen nicht als schlecht, sicher habt ihr in einigen Punkten recht! Aber ob es für mich persönlich umsetzbar sind? Wäre es nicht auch eine Lösung der Ado-Eltern dem Kind vorzuschlagen den Brief nur zu lesen wenn es dies wissen möchte?
Sie werden dich schon nicht verlassen.Das hat periphere nichts mit dir zu tun,und ihnen.Sie werden ihn lesen,und das wars. Aber auch ich fand diese "Aktion" sehr übereilt,wo du doch erst seit 1 Woche dich damit auseinandersetzt,und erst jetze langsam erst begreifst.aber du bist kein Mensch der halben Sachen.Wenn,dann 100 Prozent und zielstrebig.
ZitatWäre es nicht auch eine Lösung der Ado-Eltern dem Kind vorzuschlagen den Brief nur zu lesen wenn es dies wissen möchte?
Natürlich wäre das eine Option.
Aber was läßt Dich zweifeln, in ca. 16 Jahren Deinem Sohn persönlich Rede und Antwort zu stehen?
Zweifel das ich es nicht erklären kann wenn es tatsächlich zu einem Treffen käme. Und zweifel daran das man nie wissen kann was in 16 Jahren mal ist (Gesundheit, etc....)
Zitat von pusteblumeIch könnte mir vorstellen, den Brief der Ado-mutter persönlich zu übergeben bei einer Tasse Kaffee und dann bekommt sie schon mal einen winzigen Eindruck.
Die Adoptiveltern möchten keinen persönlichen Kontakt
Hallo Bluemoon, ich habe es so gemacht, dass ich die Briefe, die ich meinem Sohn geschrieben habe bei mir aufbewahrt habe. Ein Grund dafür war, dass ich befürchtete, dass er sie nicht erhalten würde, wenn ich sie z.B. beim Jugendamt hinterlegt hätte. Ich bin auch jetzt noch froh, dass ich sie behalten hatte, denn so weiß ich auch noch heute was ich vor Jahren gefühlt habe und muß mir keine Gedanken machen, dass ich mir etwas schön geredet haben könnte. Mein Tip: Schreib Dir alles von der Seele ,aber überlege wann der richtige Zeitpunkt ist Deine Gedanken jemanden anzuvertrauen.
Hallo Blue Moon, ich weiss nichts über deinen Fall, aber ich denke wenn Du einen Brief schreibst und beim Jugendamt in seiner Akte hinterlegst, dann wird er ihm gegeben werden, wenn er danach fragt. Wenn er bei dir im Schreibtisch liegt, bist du nicht sicher ob er auch ankommt. Es kann natürlich sein das er NIE danach fragt. Aber Du hättest dann das Gefühl alles getan zu haben für dein Kind. Es ist natürlich auch eine Schwierigkeit wie man eine Wahrheit formuliert, evtl. solltest du dich da beraten lassen von jemanden. Vielleicht ist es auch besser vom Recht des NICHTWISSEN Gebrauch zu machen und du musst allein damit fertig werden. Schwierig echt schwierig, denn Adoption usw. ist für alle beteiligten echt Stress, und unter Stress handeln Menschen unberechenbar. Ich würde den Brief erstmal für mich selber schreiben und beim Schreiben wirst du sicher merken was richtig ist. Ich wünsche Dir viel Kraft für deine Entscheidungen. Gruss Hobbes