Diese Strategie wurde aber beiderseits "verkauft". Als ich damals vom JA "zwangsberaten" wurde, nachdem meine Mutter zuvor schon mit "meinem" zuständigen Sachbearbeiter den Deal ausgehandelt hatte, bekam ich sinngemäß folgendes zu hören:
"Sie sind doch noch so jung, das haben Sie bald vergessen ... Wenn Sie einen Beruf haben und verheiratet sind, können Sie noch viele Kinder bekommen ... Wir haben ganz tolle Eltern für Ihre Tochter ausgesucht, da hat sie es viel besser (als bei Ihnen) ...." Danach kam eine eindringliche Belehrung darüber, dass mir praktisch alles verboten sei, was mit Nachschnüffeln oder Kontaktaufnahme zu tun hat. Das war 1969.
Den Punkt mit dem Vergessen hat meine Mutter konsequent verfolgt und alles, aber auch alles vernichtet, was mich (und vor allem sie selbst!) an dieses uneheliche Kind hätte erinnern können. Ich hatte keine Geburtsurkunde, keine "Urkunde" des Notars, keine Fotos vom Baby, bevor es zur Adoption kam. Aus dem Auge, aus dem Sinn! Denkste ...
Bis heute habe ich nicht einmal gehört, dass das damals doch falsch war. Einzig der Nachfolger meines damaligen JA-Sachbearbeiters sagte mir, als ich ihn um Hilfe bei der Kontaktaufnahme bat: "Heute wäre ein Fall weie Ihrer nicht mehr möglich!" Ehrlich, das wage ich inzwischen zu bezeifeln.
Zitat"Sie sind doch noch so jung, das haben Sie bald vergessen ... Wenn Sie einen Beruf haben und verheiratet sind, können Sie noch viele Kinder bekommen ... Wir haben ganz tolle Eltern für Ihre Tochter ausgesucht, da hat sie es viel besser (als bei Ihnen) ...."
inzwischen bezweifel ich sogar, daß sich selbst dann am a-system und den eingefahrenen methoden etwas ändern wird, wenn sämtliche 'fachkräfte' ausgestorben sind. an vorderster stelle steht da wohl nach wie vor, durch adoptionen den staat finanziell zu entlasten.
bestes beispiel, vor allem aktuellstes ist doch der umgang mit ehem. heimkindern, wie heute noch, bzw. weiter o. wieder mit ihnen umsprungen wird. der stempel 'wertlos' scheint immer noch auf den schreibtischen der jä und kirchlichen verbände zu stehen. zunächst wurden sie als lügner hingestellt, dann wegen ihres öffentlich-machens bedroht und ihre entsetzlichen erfahrungen heruntergespielt. als sich die 'fälle' häuften, gab es geheuchelte entschuldigungen. gleichzeitig ließ man dokumente und akten verschwinden, die sie als beweis und beleg bräuchten......
was hat sich denn, und für wen, an diesen verlogenen spielchen und am system geändert???
ich bin immer wieder über derartige Vorgehensweisen seitens des Amtes entsetzt. Mir geht es gerade ähnlich, mir wird die Akteneinsicht verwehrt. Warum? Keine Ahnung - ich bekomme nicht einmal eine Erklärung.
Ich finde es erschreckend, dass die Fakten über meine Wurzeln und meine Herkunft einfach so in den Händen irgendeines Beamten liegen und dieser offensichtlich willkürlich darüber entscheidet, ob er mir "mein Leben" preisgibt. Menschenverachtend ist das.
wie alt bist Du denn? Eine Akteneinsicht steht Dir zu. Burkhard hatte in so einem Fall den Vorschlag einen Widerspruch zur Ablehnung zu schreiben und eine Kopie an den Datenschutzbeauftragten zu senden. Das soll wohl gut helfen. Ich finde den Weg gut. Trotzdem muss man wissen, dass bestimmte Passagen geschwärzt sein können, die die Persönlichkeitsrechte anderer betrifft. Mit ein bischen Pech und einem übereifrigen Beamten kann es schon mal sein, dass nicht viel übrig bleibt. Ansonsten würde ich noch beim Amtsgericht Akteneinsicht zur Adoptions beantragen. Dort stehen dann oft ähnliche Sachen drin.
ich bin 35 Jahre alt Die Gerichtsakte habe ich - die bekam ich ohne Probleme. Da steht aber bei Weitem nicht soviel drin, wie in der JA-Akte. Aber genau die Umstände, wie es zur Ado kam usw. interessieren mich. Die Daten will ich gar nicht - die habe ich alle mittlerweile selbst rausbekommen.
Marleen, bei Deinem Alter musst Du davon ausgehen, dass in der JA-Akte tatsächlich nicht viel drin steht; bei mir ist es ja auch so (1969). Da steht auch kaum etwas zur Freigabe drin und das Wenige ist auch noch gelogen oder verfälscht.
ich spiele auch mit dem Gedanken mir mal die JA- und Krankenhaus-Akten anzuschauen, weil ich von meiner leiblichen als auch meiner Adoptions-Mutter (die Hebamme in dem Haus war wo ich geboren wurde...gibts das??) so unterschiedliche Geschichten gehört habe. Das war zwischenzeitlich so ein Ich-lieb-Dich-aber-mehr-HickHack^^^
Da würde mich das geschriebene Wort mal interessieren...sorry bin übrigens neu hier
alle Adoptierten haben das Recht auf Kenntnis ihrer Abstammung und damit verbunden auch das Recht auf Einsicht in ihre Adoptionsakte. Ich würde dem/den Sachbearbeiter(n) beim Jugendamt damit drohen, einen Rechtsanwalt einzuschalten, und/oder bei der Rechtsauskunft des Familien-/Amtsgerichtes um Hilfestellung bitten. Wo leben wir denn, wenn Betroffenen offizielles Recht vorenthalten wird (vermutlich nur, weil Sachbearbeiter den Weg ins Kellerarchiv scheuen)!!
Zitat von MartinaWo leben wir denn, wenn Betroffenen offizielles Recht vorenthalten wird (vermutlich nur, weil Sachbearbeiter den Weg ins Kellerarchiv scheuen)!!
Ich habe auch 3 Jahre lange gewartet und mich mit der Antwort zufrieden geggeben, dass meine Akten bei einem Brand vernichtet worden seien. Dann habe ich den Feuerwehr und Stadtarchiv wegen des angeblichen Brandes kontaktiert und schließlich eine E-Mail an den Landrat geschrieben. Nur 2 Tage später rief mich das JA an und entschuldigte sich bei mir persönlich für ihr Nichtstun! Enis
Zitat von EnisNur 2 Tage später rief mich das JA an und entschuldigte sich bei mir persönlich für ihr Nichtstun!
Aber soweit ich mich erinnere, sind Deine Akten doch tatsächlich auf diese Weise entsorgt worden. Da brauchen sich die daran unschuldigen späteren JA-Mitarbeiter keinen Archivbrand auszudenken. Und aus deren Sicht wäre es bestimmt weniger aufwändig, einmal telefonisch etwas in Kopie aus dem Archiv anzufordern (selber hinlatschen müssen die bestimmt nicht), als jahrelang Ablehnungsbriefe zu schreiben und sich bei dummen Lügen ertappen zu lassen.
Meine Akten jedenfalls sind wohl wirklich ganz regulär einem kontrollierten Feuer übergeben worden. Und weg ist weg.
Tatsächlich behauptete eine JA-Mitarbeiterin (Sekreträrin?) jahrelang, dass die Akten bei einem Brand vernichtet worden wären. Erst als ich von anderen Adoptierten erfuhr, dass es auch in ihren Ämtern Brände gegegeben haben soll, wurde ich misstrauisch und habe bei der ortsansässigen Feuerwehr und dem Stadtarchiv angerufen, um mich zu erkundigen, ob es einen Brand im JA gegeben hat. Das Stadtarchiv verwies mich auf den Landrat. Der informierte das JA. Letzteres wurde erst jetzt aktiv und diverse Mitarbeiter begaben sich, iher Aussage nach, in den Keller (oder sonst wohin), fanden eine Karteikarte, die ich auch als Kopie erhielt. Auf welche Weise man einzelne, etwa Din A 5 große Karten, inventarisiert, ist mir rätselhaft. Auf der Karte sind die Namen meiner leiblichen Eltern sowie ihr Geburtsdatum vermerkt; außerdem findet sich darauf die Aktennummer. Die Akte wurde tatsächlich vernichtet, aber breits lange vor meiner Volljährigkeit, weil der damalige Amtleiter die Archivierung nicht mehr für sinnvoll hielt. Dass dies auch für viele andere Akten galt, müssen die JA-Mitarbeiter gewusst haben. Sie haben sich deshalb für ihre Untätigkeit entschuldigt. Später habe ich dann die Amtsgerichtsakte angefordert. Diese wurde mir in ein ein nahegelgenes Amtsgericht gesandt, wo ich sie einsehen konnte. Ich besitze heute eine vollständige Kopie dieser Akte. Enis
ich habe meine Akte beim Amtsgericht nach über 50 Jahren ohne Probleme einsehen können, es dauerte nur 1 Woche nach einer E-Mail-Anfrage meinerseits bis die Akte gefunden wurde.