Ja, Flipper, kann schon sein. Vielleicht war der Auslöser auch mein mehrwöschiger Krankenhausaufenthalt, währenddessen er bei Bekannten war. Allerdings hatte sich sein Verhalten unmittelbar danach nicht auffällig geändert, dann wäre mir ein Zusammenhang sofort aufgefallen. Aber heute, nach vielen Jahren, kann ich den Grund nicht mehr nachvollziehen, weil mir viele Begebenheiten schon entfallen sind.
@Latitia, ja, wie langweilig wäre doch das Leben, wenn wir nicht unsere agilen Kinder hätten, die uns hin und wieder auf Trab halten. - Für mich nicht auszudenken.
Sherry, ja, eben, da ist sie wirklich früh. Nun muss ich sagen, dass wir hier in einen sehr schönen Vorort leben, mit nur einem Kindergarten. Dort sind die meisten Kinder, die hier leben, und die Verabredungen sind eben manchmal beim Nachbarkind oder 3 Häuser weiter
Die Eltern kennen sich alle, und die Geschwisterkinder sind auch bekannt, allein durch Aktivitäten wie Spielkreis und KInderturnen, alles hier im Ort.
Da ich auch sehr früh sehr selbständig war und sein wollte, versuche ich es auch bei meinen Kinder umzusetzen. Mal sehen...
Mensch Latitia, dass sind ja die besten Vorraussetzungen , dass eure Tochter selbst sehr selbstständig sein kann später mal, und du / ihr nicht dran klammert oder festhaltet ..
Zitat von Libelle1987Also ich kann von mir sagen dass ich als Kind sehr sehr starke Verlustängste hatte! Das morgendliche verabschieden von meiner Mutter im Kindergarten war für mich ein Horrorszenario! Ich habe mir die Seele aus dem Leib gebrüllt und richtige Panikanfälle!
Das erklärt einiges. Ich war als Kind auch so. Meint Ihr wirklich das hängt mit der Adoption zusammen? Meine A-Mutter macht sich heute noch über mich lustig, weil ich als Kind immer sofort gebrüllt hab, wenn ich sie nicht gesehen hab. Wenn sie zur Toilette ist, bin ich hinterhergekrabbelt und hab vor der Tür gewartet usw.
Ich glaube, das betrifft alle Kleinkinder, die einmal schlechte Erfahrungen mit dem Verlassen werden gemacht haben. Da genau das spezifisch für Adoptierte ist, wird es bei Euch aber auch mehr vorkommen, als bei leiblichen Kindern.
ZitatDa genau das spezifisch für Adoptierte ist, wird es bei Euch aber auch mehr vorkommen, als bei leiblichen Kindern.
Das das spezifisch für Adoptierte ist, glaube ich nicht. Eine gleichaltrige Freundin von mir war in dieser Beziehung ganz schlimm, die Mutter durfte nicht mal ohne sie an die Wohnungstür gehen, ohne dass sie wie am Spieß brüllte. Oder mein jüngster Bruder, der ohne Mutter nirgends alleine blieb, nicht mal in einem Zimmer unserer Wohnung, auch wenn wir älteren Geschwister dabei waren. Auch bei Bekannten habe ich dieses Phänomen schon im Extrem erlebt, alles leibliche Kinder. Es hängt mit Sicherheit von der Persönlichkeit des Kindes ab und ist nicht die sichtbare Auswirkung der Trennung adoptierter Kinder, zumal, wenn sie im Säuglingsalter in ihre Ado-Familie kamen.
Zitat von MartinaEs hängt mit Sicherheit von der Persönlichkeit des Kindes ab und ist nicht die sichtbare Auswirkung der Trennung adoptierter Kinder, zumal, wenn sie im Säuglingsalter in ihre Ado-Familie kamen.
Gibts da Studien drüber? Vor allem über längere Zeit? Ich muss mal mit einem Freund von mir da drüber sprechen, der ist Kinderpsychologe.
Bekommt man als Säuglich die Trennung von der leiblichen Mutter nicht mit? Ich denke schon oder?
Ich bin mir eigentlich sehr sicher, dass man auch als Säugling die Trennung mitbekommt. Das darf man keinesfalls außer Acht lassen. Dennoch reagiert jedes Kind anders. Das eine Kind hat die Trennung irgendwie gut verarbeitet und die Trennungsangst ist nicht soweit ausgeprägt, bei anderen Kindern hingegen nimmt sie einen entscheidenden Einfluß auf das weitere Leben. Ist erst einmal eine Frage des Typs und wie nach der Trennung umgegangen wurde. Man selber(z.B. als Adoptiveltern) hofft ja immer, dass man die Auswirkungen mit viel Liebe, Sicherheit und dem richtigen Umgang mit dem Kind reduziert. Aber ich meine, dass man sich auch nicht vormachen sollte, dass man es auf jeden Fall schafft die Auswirkungen einer Trennung immer zu kompensieren. Da spielt zuviel mit hinein. Bei der ganzen Geschichte sollte man aber auch nicht vergessen, dass es außer den Adoptionen noch genügend andere Situationen gibt, die vielleicht auch viel schwerwiegendere Folgen haben kann. Z.B. nach der Geburt eine Lange Zeit im Brutkasten, Trennung der Eltern, Sterbefälle oder auch nur mal ieine Situation wo man im Stich gelassen oder vergessen wurde. Tatsache ist wohl, je eher die Trennung erfolgt umso besser wird sie verarbeitet.
ZitatMarleen schrieb: Bekommt man als Säuglich die Trennung von der leiblichen Mutter nicht mit? Ich denke schon oder?
Wenn der Säugling unmittelbar nach der Geburt zu den Ado-Eltern kommt, kann ich mir die Auswirkungen der Trennung als nicht so gravierend vorstellen. Nicht wenige Mütter werden während und nach der Geburt krank und sind einige Zeit nicht in der Lage, sich um das Kind zu kümmern, das müsste ja auch Verlassensängste schüren.
Belastender für das Kind dürften nach neuesten Erkenntnissen die frühkindlichen (vorgeburtlichen) Eindrücke während seiner Entwicklung sein, z. B. Ablehnung des heranreifenden Kindes, Stress durch Beziehungskriesen, Überforderung der Mutter jeglicher Art, ungesunde, unstrukturierte Lebensweise der Mutter, Abtreibungsversuche usw. usw..
das denke ich auch - vor allem wenn eine Mutter das Kind von Anfang an ablehnt - wenn es z.b. aus einer Vergewaltigung stammt (angeblich bei mir der Fall).
Aber ich glaube, eine Mutter, die sich auf ihr Kind freut, es annimmt, verhält sich ganz anders und hat vermutlich auch einen anderen Hormonhaushalt, eine andere Psyche, andere Verhaltensweisen (achtet mehr auf das Baby in ihrem Bauch).
Was mich in Deinem Fall mal so als Ado-Mutter interessiert ist Dein derzeitiges Verhältnis zu Deinen Ado-Eltern. Ist die verspätete Aufklärung über Deinen Status jetzt noch ein Beziehungskiller?
Ja Martina, in gewisser Weise schon. Wir haben natürlich Kontakt - aber das Vertrauensverhältnis ist weg.
Die Tatsache, dass quasi ein Grossteil der Verwandschaft Bescheid wusste, macht mich irre. Alle wussten es - nur ich nicht. Mein Bruder, der ja leibliches Kind meiner Eltern ist, weiss es auch nicht. Die Thematik wird nach wie vor unter den Tisch gekehrt. Man hat mich so oft angelogen (weiss ich jetzt natürlich im nachhinein erst), als ich Fragen stellte - wie z.b. die klassische "war ich auch in Deinem Bauch" oder "wieso gibt es keine Fotos von Dir als ich in Deinem Bauch war" usw. - dass da ein Vertrauen gar nicht mehr herstellbar ist für mich.
Für mich war bzw. ist es immer besonders wichtig, dass ich zu Menschen, die mir nahe stehen, ehrlich und offen bin. Gerade deswegen ist diese Vorgehensweiser meiner A-Eltern so schwer nachvollziehbar für mich.
Flipper, ich sehe es ganz genauso. Und ich könnte mir vorstellen, dass in den verlassenen Adoptierten immer unterbewusst etwas schlummert, dass sich in Situationen später zeigen kann, seien es Bindungsängste, Angst vor Kontrollverlust etc.
Marleen, was ich Dich fragen wollte, gerne auch per PN: wie hast Du von der Vergewaltigung erfahren?
Ich kann Dich gut verstehen, Marleene und Deine Enttäuchung tut mir echt leid.
In meinem Fall könnte ich mich jetzt auf ein hohes Roß schwingen und behaupten, seht, ich habe es besser gemacht. Aber das wäre zu überheblich und auch zu kurz gegriffen.
Mit Sicherheit wollten Dir Deine Eltern durch ihr Schweigen keinen Schaden zufügen. Entweder dachten sie, das wäre absolut nicht von Belang, weil Du ja ein gutes Zuhause und alles hast, was ein Kind braucht, oder sie hatten Angst, Dir damit zu signalisieren, dass Du nicht ihr leibliches Kind bist und Du durch diese Kenntnis womöglich in psychische Schwierigkeiten kommen würdest (zumal noch ein leibliches Kind vorhanden war), oder sie fanden den rechten Zeitpunkt nicht und haben es Jahr für Jahr hinausgeschoben und dann verdrängt.
Hast Du mit Deinen Eltern schon einmal ausführlich über Dein Dilemma gesprochen und Dir ihre Gründe des Schweigens angehört? Kann man nicht zur Kompensation eine Tabelle aufstellen, in die man auf der einen Seite alle gutgemachten Erziehungsdetails und auf der anderen Seite alle von Dir erlittenen Defizite aufführt und dann beide Seiten gegeneinander abwägt?
Meiner Ansicht nach sind auch leibliche Eltern oft nicht so vollkommen, dass in bestimmten Bereichen der Erziehung kein Vertrauensverlust entsteht. Was ich in diesem Punkt in der Verwandtschaft und Bekanntschaft schon zu hören bekam, ist manchmal unglaublich und nicht zu verstehen.