So...ich sitz nun schon seit STUNDEN da und versuche, einen Brief an meine H-Mutter zu verfassen. Das erste Problem ist, wie ich sie überhaupt ansprechen soll. Mit Vornamen? Oder mit "Liebe Frau Nachname"? Außerdem...duze oder sieze ich sie? Sie hat mich zwar geboren, aber eigentlich ist sie ja doch eine fremde Person.
Ich weiß auch nicht genau, was ich reinschreiben soll. Ich möchte nicht, dass der Brief zu lange ist, damit ich sie nicht eventuell überfordere. Ich meine, es gibt da zwei drei Dinge, die ich ihr unbedingt schreiben möchte, aber...soll ich dann noch ein bisschen von mir und meinem Leben erzählen oder lieber nicht?
Und wie einige von euch schon aus meinem anderen Thread wissen, möchte ich (zumindest anfangs) lockeren Kontakt via Brief oder Email. Und soll ich das auch gleich in den Brief packen, damit sie gleich weiß, wo ich stehe?
Ich hab den Brief schon oft in Gedanken geschrieben, aber jetzt, da ich ihn wirklich schreibe, fällt mir erst auf, wie schwer das ist. Nämlich auch den richtigen "Ton" zu treffen...
Was sind denn eure Gedanken dazu? Ich bin um jeden Rat dankbar.
Guck mal, das habe ich damals meinem Dad geschrieben. Ich war mir auch unsicher ob ich ihn duzen oder siezen soll...und habe mich dann für diesen Mittelweg entschieden. Ich habe mit ihm im Nachhinein auch über meinen Brief geredet und er meinte er fand den Brief super weil er ihm alle Möglichkeiten zur Reaktion gelassen hat und weil er schon so viel von mir wusste dass ich ihm nicht ganz fremd war als er mich das erste mal anrief. Und wie ihr ja wisst haben wir heute das beste Verhältnis was man sich vorstellen kann. Wir leben und arbeiten zusammen, es ist einfach nur perfekt. Ich wünsche Dir viel Glück beim finden der richtigen Worte und hoffe, dass Du auch eine so schöne reunion erlebst. Hier mein Brief:
Sehr geehrter Herr xxx,
mein Name ist xxx. Ich bin 27 Jahre alt und ich bin auf der Suche. Auf der Suche nach meinen Wurzeln. Ich wurde im Alter von 6 Monaten zur Adoption freigegeben und wuchs in einer Familie in xxx auf. Dort erfuhr ich schon im Kindesalter das ich adoptiert bin. Seit dem beschäftige ich mich mal mehr, mal weniger intensiv mit diesem Thema. Vor 3 Jahren lernte ich durch einige Zufälle meine leibliche Mutter kennen, Frauxxx. Diese nannte mir in unserem Gespräch den Namen meines leiblichen Vaters „xxx“. Die einzige Information die sie noch hatte war, dass er zu der Zeit in der sie mit ihm „liiert“ war in der xxxstr. in xxx gewohnt hat. Nach einiger Recherche bin ich nun auf Sie gestoßen und möchte Sie fragen ob Sie eventuell mein leiblicher Vater sind? Sollte dies der Fall sein: Hallo, ich bin Deine Tochter! Mein Name ist Melanie, ich wurde am xxx 1981 in xxxl geboren und lebte danach sechs Monate in einer Pflegefamilie bis ich von meinen Adoptiveltern an Kindes statt angenommen wurde. Ich habe, gemeinsam mit meinem ebenfalls adoptierten Bruder, eine sehr schöne Kindheit verlebt. Ich habe ein Gymnasium besucht und im Jahr 2000 das Abitur erfolgreich bestanden. Anschließend habe ich eine Lehre zur Tierarzthelferin gemacht und Tierpsychologie studiert. 2003 habe ich geheiratet und 2005 und 2008 kamen meine Söhne zur Welt. Mein Leben hat trotz dem schwierigen Start einen schönen Verlauf genommen und ich bin sehr glücklich mit meiner Rolle als Ehefrau und Mutter. Du fragst Dich was ich von Dir möchte? Eigentlich möchte ich nur wissen ob Du wirklich mein Vater bist, denn dann hätte meine Suche ein Ende. Des Weiteren wäre ich Dir sehr verbunden wenn Du mir (solltest Du auch sonst keinen Kontakt zu mir wünschen) mitteilen würdest, welche Krankheiten in der Familie vorkommen. Ich werde sehr oft (gerade jetzt bei den Kindern) nach familiären Vorerkrankungen gefragt und es wäre schön wenn ich in dieser Hinsicht Antworten finden würde. Solltest Du jedoch an einem Kontakt mit mir interessiert sein freue ich mich sehr Dich kennenlernen zu dürfen. Unter der Nummer xxx kannst Du mich jederzeit erreichen.
Sollten Sie wider erwarten nicht mein Vater sein entschuldige ich mich Sie belästigt zu haben. Ich würde Sie jedoch bitten mir eine Nachricht zukommen zu lassen, damit ich weiß dass meine Suche leider erfolglos war.
Oh, vielen lieben Dank für deine Antwort! Mir gefällt, wie du geschrieben hast, du lässt viel Freiheit, das ist gut, das möchte ich auch!
Und es freut mich sehr für dich, dass du so eine tolle Beziehung zu deinem leiblichen Vater hast und eine so positive Reunion hattest. Mir geht es weniger um eine "Wiedervereinigung", ich möchte einfach Klarheit und dazu gehört eben auch das Wissen über die Menschen, von denen man abstammt. Nicht wahr?
Ich sitz immer noch an dem Brief und bin schon etwas weitergekommen. Danke nochmals!
so einen Brief hätte mich auch erfreut. Er ist distanziert genug, signalisiert aber auch ein grundehrliches Interesse.
@ Riddle Was auch immer Du schreibst, bleibe authentisch und ehrlich! Sage genau das, was du denkst und willst, und komme bloß nicht auf die Idee, die bio-Mutter zu "schonen", indem Du nicht alles sagst, was Du willst, bzw. nicht willst. Nur so kannst Du verhindern, dass es zu dummen Missverständnissen kommt.
Ich wünsche Dir, dass Du einen für beide Seiten zufriedenstellenden Kontakt herstellen kannst.
In der selben Situation war ich vor einiger Zeit auch. Es ist schwer die richtigen Worte zu fassen, ich habe geduzt und dann Hallo Vorname, und so. Ich habe ebenfalls sehr locker geschrieben , ich habe etwas von mir und meinem Leben erzählt, also sowas wie Hobbies, Schule und sowas einfach. Das habe ich als "Einleitung" geschrieben. Dann habe ich halt noch geschrieben das ich mich über eine Antwort freuen würde und so. Ich hoffe ich konnte dir irgendwie weiterhelfen, wenn du möchtest kannst du mir eine PN schreiben wenn ich dir iwie helfen kann.
Danke für all eure Antworten!! Mein Brief ist fertig, jetzt muss ich nur noch darauf warten, dass mir meine SA antwortet und mir sagt, wie genau das alles ablaufen wird mit dem Brief und so.
Ich hab jetzt nicht so viel aus meinem Leben geschrieben...also wegen Schule und Ausbildung und so. Ich hab's eher allgemein gehalten, damit fühle ich mich derzeit irgendwie wohler.
Uff...aufregende Zeit. Allmählich wird das Ganze echt sehr emotional.
Als sich meine Tochter bei mir gemeldet hat, war ich sehr dankbar für die beiden Fotos, die sie beigelegt hatte. So wurde der Erstkontakt auch für mich etwas persönlicher, denn ich hatte ihr vorher auch Fotos von mir geschickt.
Leider hat sie mir nie Fotos von sich als Kind oder Jugendliche geschickt, was ich sehr bedaure, denn diese Entwicklung hat man als H-Mutter ja auch versäumt. Nach einem Jahr hatte ich sie einmal danach gefragt, aber sie ist auf diese Bitte mit keinem Wort eingegangen. Ich denke nicht, dass sie es einfach "vergessen" hat. Offenbar will sie es nicht.
Wenn Dir nicht zu persönlich ist, kannst Du ja zwei oder drei Fotos (Kopien) mitschicken.
da meine H-Mutter und ich noch keinerlei Kontakt zueinander hatten, ist es mir derzeit zu persönlich, Fotos zu schicken. Denn falls meine H-Mutter jeglichen Kontakt ablehnt, weiß sie wie ich aussehe und kann mich auf der Straße (denn ich gehe davon aus, dass sie noch in derselben Stadt wohnt wie ich) erkennen, während ich sie nicht erkennen kann. Und die Vorstellung stört mich ehrlich gesagt etwas. Ich bin auch generell eine sehr private Person wenn es um Fotos geht. Vermutlich müsste sie zuerst Fotos von sich schicken, bevor ich mich dazu überwinden könnte.
Klar, das kann ich sehr gut verstehen; bei mir war es ja auch so. Ich habe zuerst meine Fotos geschickt.
Wenn ich Deine (logischen) Bedenken lese, erscheint mir die Vorgehensweise meiner Tochter umso unlogischer, denn sie hat mir sofort in ihrem ersten Brief ganz aktuelle Urlaubsbilder geschickt, mit uralten Kinderbildern aber, wo man sie aktuell nie hätte identifizieren können, tut sie sich schwer.
das kann ich verstehen mit den Bildern, mach es so, wie du es für richtig hälst. Ich kann dich total verstehen wie aufregend das ist. Man schläft wenig, ist unkonzentriert und sowas. Bei mir war es dann noch so das ich jeden Tag auf eine Antwort gehofft oder vielleicht gewartet habe, und das 1 1/2 Jahre. Mit der Zeit hat sich die Aufregung natürlich gemindert und irgendwann ist man dann auch wieder ins "Normale "Leben zurück, aber bei mir war es so das ich dann aber auch irgendwann die Hoffnung sozusagen aufgegeben hatte... Desto schöner war es dann, als ich , über eine andere Form Kontakt mit meiner HM hatte.
Ich kann dir auf jeden Fall sagen das es sich auf jeden Fall lohnt, getroffen habe ich sie bisher noch nicht, aber wir stehen im Kontakt und es ist wunderbar! Einfach unbeschreiblich. Und irgendwie ist es bei mir auch so, nunja, wie soll man es sagen, das ich seitdem ich mehr über meine HM weiß auch irgendwie weiß wer ich bin. Ich habe mich total verändert, von einer relativ schüchternen , zurückhaltenden Person bin ich zu einer selbstbewussten Person geworden, auch im Freundeskreis hat sich bei mir einiges geändert, aber das liegt glaube ich daran das ich mich von der Person her geändert habe und damit einige anscheinend ein Problem hatten das ich jetzt nichtmehr dir schüchterne oder wie man es sagen soll bin. ( Jetzt keinen Falschen Eindruck bekommen, ich bin jetzt auch nicht so extrem Laut oder so ) Nunja, Lange Rede kurzer Sinn : Es lohnt sich. Selbst wenn es mal irgendwann ein paar Tiefen bei dir deshalb geben soll, dann lass den Kopf nicht hängen und mach weiter. Auch wenn du zB nicht direkt eine Antwort bekommst, lass ihr Zeit . Ich weiß das ist schwer, aber jeder braucht seine Zeit. ... Und wenn es nach einer langen Zeit noch immer nichts geben SOLLTE , dann schreibst du einfach nochmals oder so ...
Hallo Bianka, leider gibt es noch nichts Neues. Ich habe letzte Woche meiner SA geschrieben, dass sie meine HM anschreiben kann (also dieses offizielle Schreiben vom JA), mir aber Bescheid geben soll, sobald sie das Schreiben abgeschickt hat. Und bis jetzt habe ich noch keine Antwort von meiner SA, wahrscheinlich hat sie im Moment viel zu tun. Aber ich hoffe, dass ich morgen oder übermorgen eine Mail bekomme, damit ich weitere Schritte (= mein Brief) mit ihr besprechen kann.
Liebe Riddle .... ich lese hier auch weiterhin immer mit, und fiebere dem Moment entgegen wo deine "Mutter" deinen Brief erhält ...... Ich drücke dir alle Daumen die ich habe und meine Zehen auch, das ihr gut und liebevoll in Verbindung kommen werdet. Ich würde mich sher freuen , wenn du uns bzw mich über jeden Schritt in Kenntnis setzt. um mitzufühlen und zu verfolgen wie es dir so ergeht!!
Alles Liebe und Kraft im Abenteuerland Suche zu sich selbst!!
ach, es gibt noch immer nichts Neues. Mir geht die Warterei momentan total auf die Nerven. Aber ich möchte meine SA auch nicht stressen, die hat bestimmt genug zu tun. Ich wünschte nur, der ganze Prozess würde etwas schneller gehen. Ich weiß ja noch nicht mal ob die SA meine H-Mutter schon angeschrieben hat...
wenn Du die Befürchtung hast, dass die Sachbearbeitein den BRief noch nicht weggeschickt hat, da sie Dir zusagte, das zu melden, würde ich sie sehr wohl noch einmal kontaktieren! Es macht für Dich immerhin einen großen Unterschied, ob sich Deine bio-Mutter nicht rührt oder es einen Grund für diese elende Warterei gibt.
Wenn es aber so ist, dass sie den Brief abgeschickt, aber schlechte Nachrichten für Dich hat, ist das nicht weniger gemein. So eine Hinhalterei ist für mich nur wieder ein Entmündigen und für dumm verkaufen - davon habe ich auch genug abbekommen. Das macht noch wütender, als eine üble Wahrheit.
Melde Dich bei der Dame und frage nach! Das ist Dein gutes Recht.