Hallo Ihr Lieben Adoptierten, hab mal eine Frage zu euren Erfahrungen mit dem offenen Umgang zum Thema Adoption, sprich wer wußte es alles in eurem Umfeld wie seiit Ihr bzw. eure A-Eltern mit dem Thema umgegangen ? Wußten alle bescheid , Lehrer , Kindergarten etc ? Wir gehen sehr offen damit um allerdings weiß ich nicht immer so recht ob das auch alles für unseren A-Sohn ok so wäre ? Wenn er älter ist kann er das ja selber entscheiden im Moment ist es noch schwieriger. Mmmm... Würde mich über Erfahrungen und Meinungen freuen.
ich möchte auch adoptieren und mich würde eine Meinung dazu auch interessieren. Meiner Meinung nach sollte man dem Kind gegenüber offen sein, aber das Umfeld muss nicht alles wissen. Das Kind könnte eine Wand zwischen ihm und den Adoptiveltern fühlen. Ob Lehrer oder der Kindergarten das wissen müssen? Hmmm.....man muss ja nicht lügen, aber ansprechen würde ich es nicht, sondern immer zeigen, dass es mein Kind ist und alles andere ist Familiensache, privat.
Also ich habe es so erlebt, dass meine Eltern und deren Familien (Großeltern und Geschwister) von meiner Adoption wussten. Auch Freunde im näheren Umfeld wussten es natürlich...ist ja auch auffällig, wenn ohne Schwangerschaft plötzlich ein Neugeborenes da ist. XD
Meine Lehrer/innen wussten nichts von meiner Adoption, weder in der Volksschule noch in irgendeiner anderen Schule. Die müssen das auch gar nicht wissen, finde ich. Die Info, dass ich adoptiert wurde, hätte denen ja nichts gebracht und mir ja auch nichts. Ich finde, wenn die Eltern zu vielen Leuten von der Adoption erzählen, dann bekommt ein Adoptivkind einen Sonderstatus aufgedrückt. Aber manchmal ist es natürlich offensichtlich, dass das Kind adoptiert wurde, wenn z.B. europäische Eltern ein afrikanisches oder asiatisches Kind haben.
Ich selbst habe dann ein paar wenigen Freunden von meiner Adoption erzählt. Leider haben ein zwei davon alles an andere weiter gequatscht, obwohl sie wussten, dass ich das nicht möchte. Man wird mit anderen Augen betrachtet, wenn man erzählt, man sei adoptiert worden. Nicht unbedingt auf negative Art und Weise, aber man merkt, dass man von Leuten anders gesehen wird. Was auch logisch ist, finde ich. Und solange man keine negativen Reaktionen bekommt, ist es auch total okay, zumindest für mich. Trotzdem würde ich sowohl Adoptiveltern, wie werdenden Adoptiveltern und auch Adoptierten ans Herz legen, genau zu überlegen, wem man von der Adoption erzählt und wem nicht.
Bei uns in der Verwandschaft(Oma,Opa Onkel,Tante) wissen es alle. Das haben ja alle mitbekommen, wenn auf einmal ein 4 jähriges Mädchen auftaucht hihi.
Lehrer wussten das nicht, warum auch?
Ich hab es später dann selber meinen besten Freunden erzählt. Aber was ich an meinen Ado-Eltern nicht gut fand: sie haben es mir erst spät erzählt. haben immer so getan als wüssten sie nicht warum ich aus der H-Familie rauskam, haben mich NICHT unterstütz die H-Familie zu finden.
Ich weiß nicht wie ihr das handhabt, aber für einen adoptierten ist es wichtig seine Wurzeln zu finden und nicht belogen zu werden.
Bei mir war es so, dass es wohl einige in der näheren Verwandschaft wussten - ansonsten niemand, nicht mal ich selbst. Auch mein Arzt wusste davon nichts.
Ich finde, man sollte offen damit umgehen - dem Kind überlassen, ob es selbst davon erzählen mag.
Je normaler man den Adoptionsstatus ansieht, desto besser für das Kind.
Zitat von Marleen Ich finde, man sollte offen damit umgehen - dem Kind überlassen, ob es selbst davon erzählen mag.
Aber ist das denn realistisch? Wenn das Umfeld über die Adoption Bescheid weiß, wird das dann nicht automatisch bekannt? Die Nachbarn haben es ja zum Beispiel automatisch mitbekommen und wir wohnen in einer Reihenhaussiedlung mit sehr vielen Kindern. Da halte ich es für völlig unrealistisch, dass sich das nicht herumspricht. Davon abgesehen: Wenn man einem Kleinkind sagt, dass es adoptiert ist, es normal damit aufwachsen lässt, plappert es dann nicht von sich aus darüber? Eine 3-jährige kommt doch noch nicht auf die Idee, dass man das nicht erzählen sollte oder ihr dass sie das später mal nicht haben will. Oder wie sind da eure Erfahrungen?
da meine adoption ein paar jahrzehnte zurückliegt wurde sie mir verschwiegen, bis ich als kind die a-unterlagen fand und mich vor angst nicht traute danach zu fragen. die gesamte a-verwandtschaft, samt cousinen und cousin (viele von ihnen hab ich wegen der räumlichen entfernung nie kennengelernt) hatten das mitbekommen, sie wußten alle davon, nur ich nicht. das erklärte mir später ihr merkwürdig distanziertes verhalten (vorurteile herkunft, kein recht auf nichts) ich hab mich in dieser familie nie wohl, sehr ausgegrenzt gefühlt.. meine a-mutter hielt sich komplett aus dem thema heraus, war eigentlich nur stumm. mein a-vater informierte mich am zweiten kommunions-tag bei einem spaziergang in zwei sätzen, daß ich adoptiert wurde. fragen dazu waren unerwünscht, wurden abgeblockt oder von meinem a-vater ins lächerliche gezogen. von ihm gab es einige verletzende bemerkungen zu meiner herkunft. und ihrer wut von meiner a-mutter eine vernichtende. ansonsten das thema totgeschwiegen. eine nette großtante a-väterlicherseits gab es, schon älter, die mich wirklich akzeptierte, die mir leider nur kurz erhalten blieb, da die generation meiner a-eltern schon mehr die von großeltern war. zum ansprechen meiner nöte war das aber auch nichts. im umfeld die reaktionen, oder die der schulfreundinen waren so, daß ich es irgendwann sein ließ. inwieweit lehrerinnen kenntnis davon hatten kann ich nicht mal sagen, das erfuhr ich nicht, da war wirklich alles tabu. als kind ging es dann so nach und nach los mit den beerdigungen der a-tanten und a-onkel - mehr wie mir mit den verlustängsten gut taten, das aussterben ihrer generation. irgendwo hab ich mal beschrieben, daß ich wahrscheinlich häufiger auf beerdigungen wie auf spielplätze mitgenommen wurde bestimmte blumen kommen mir bis heute nicht mehr auf den tisch.
Zitat von bonnieda meine adoption ein paar jahrzehnte zurückliegt wurde sie mir verschwiegen, die gesamte a-verwandtschaft, samt cousinen und cousin (viele von ihnen hab ich wegen der räumlichen entfernung nie kennengelernt) hatten das mitbekommen, sie wußten alle davon, nur ich nicht.
Genauso gings mir auch. Als ich mit 31 Jahren zufällig erfuhr dass ich adoptiert bin, musste ich auf Nachfrage feststellen, dass das jede Menge Leute wussten - nur ich nicht. Von daher - ja, es ist realistisch, dass andere Bescheid wissen, aber das Kind nicht.
Zitat von Marleen Ich finde, man sollte offen damit umgehen - dem Kind überlassen, ob es selbst davon erzählen mag. Je normaler man den Adoptionsstatus ansieht, desto besser für das Kind.
Ja dem kann ich mich nur anschließen. Ich kenne viele Adoptierte die es im Nachhinein gut fanden, dass ihnen ihre A-Eltern so früh wie möglich von der Adoption erzählt haben. (Dort wo es durch Hautfarbe / Aussehen eh offensichtlich ist, fragen die Kinder irgendwann sowieso von selbst.) So haben die Kinder die Chance auf pos. wie neg. Fragen im näheren Umfeld (Kindergarten, Verwandte, Freunde...) reagieren zu können. Wenn die Kinder es über andere Kanäle erfahren und älter sind ist das als zöge man ihnen den Boden unter den Füßen weg. Das ist ein Gefühl von Betrug, zu wenig Vertrauen... Die Kinder fragen sich zwangsläufig: Warum wurde es mir nicht gesagt? ist Adoption was Schlimmes? Liegt es an mir? usw. Kinder sind sehr neugierig und bekommen sehr viel mit, da ist es wichtig ihnen offen zu begegnen und kein Mäntelchen um die Sache zu decken. Kindern kann man je nach Alter die Adoption so schön kindgerecht erklären, ohne dass das Eltern - Kind-Verhältnis darunter leiden muss.
Danke erstmal für die Antworten- Das unser Kind das erfährt ist ja sowieso ohne diskussion . erstens ist es eine offene adoption und für uns stand das eh nie zur frage das wie es nicht erzählen oder erst spätersondern ganz normal damit umgehen un es ihm so früh wie möglich erzählen. mir ging es eher um das bekanntgeben an stellen wo man es nicht gleich erzählt wie zum beispiel im kindergarten oder in der schule. wenn es ein leibliches wäre und er vater vielleicht nicht der erzeuger erzählt man es ja auch nicht unbedingt gleich jedem.
mein Sohn erfuhr von seinem Status eine Woche nach seinem 3. Geburtstag. Wir ließen ihm die Freiheit, davon zu erzählen, wem er wollte. Zu meiner Verwunderung selektierte er genau, wem er dieses "Geheimnis" anvertraute und wem nicht. Dabei dachte ich anfangs, er ginge damit hausieren, was ich auch nicht unterbunden hätte; schließlich gehört es ja zu seinem Leben und meiner Meinung nach hätte jede Steuerung von mir/uns ihn in der Hinsicht verunsichern können, Adoption sei etwas Unangenehmes, was nicht jeder wissen sollte. So war es für ihn etwas Natürliches, zumal sich in unserem Bekanntenkreis mehrere angenommene Kinder tummelten.
mit dem Thema Adoption offen umzugehen und es dann den Kindern (später) überlassen, wem sie davon erzählen finde ich auch schwer zu realisieren - in Anlehnung an Deine Frage, englandfan. Aber wenn die Info vom Kind kommt, und dadurch rüber kommt, wie normal mit der Adoption umgegangen wird, ist das sicher gut - und nimmt negativen Reaktionen den Wind aus den Segeln.
Lehrer und das Schulsystem haben eine Schubladentendenz - nicht immer zum Vorteil von Adoptierten und Pflegekindern. Die Grundschule wußte es bei uns, da unsere Kinder bereits zur Schule gingen. Hier mußte einiges an Aufklärungsarbeit geleistet werden. Die Gesamtschule weiß es nicht offiziell, hat aber auch einen weiteren Horizont.