Ich würde auch Ehrlichkeit gegenüber dem Kind erwarten. D.h. wie in dem Fall deiner Bekannten die ehrliche Geschichte erzählen und somit die Gründe darlegen, warum kein weiterer Kontakt gewünscht ist.
Zitat von christina2910@cornelia was sollte man von abgebenden HM erwarten???ich denke das ist eine sehr schwere frage da ja die Bedingungen zur Abgabe vielfältig sein können ...
Dass es diese Erwartungen gibt, kann man auch hier im Forum überall nachlesen, oft ungeachtet der Fakten, die zur Weggabe führten.
Die Erwartung, dass später eine offene/halboffene Herkunftstür da ist, entspricht übrigens in keiner Weise dem geltenden Adoptionsrecht, obwohl hier aus moralischer Sicht anders gedacht wird. Das ist auch gut so für die Adoptierten.
Ich bin mir sicher, dass jeder im Adoptionsviereck Erwartungen an die anderen Beteiligten hat, also hat "man" diese Erwartungen auch an uns
Na klar habe ich als Adoptivmutter Erwartungen an die Herkunftsmütter. Und alle diese Erwartung sind an das eine Große gekoppelt, dass die Herkunftseltern auch an uns Adoptiveltern haben: dass es dem Kind gut geht und man im Sinne des Kindes das Beste für es sucht.
@ Gräuther Ich meine primär die Erwartungshaltung von Adoptierten und deren neuen Eltern. Im konkreten Fall kam die Beschwerde von einer Adoptivmutter, die genau weiß, dass die Mutter eigentlich abtreiben wollte, sich dann aber zum Austragen hin hat "beraten" ließ, also nicht wirklich aus Überzeugung.
Ja eben - die Erwartung der/des Adoptierten kann sein, dass sich die leibliche Mutter suchen und finden lässt, dass eine gewisse positive Verbindung herstellen lässt - die Erwartung deren/dessen Adoptiveltern kann sein, dass sich die Herkunftsmutter aus dem Leben völlig heraushält. Bzw. umgekehrt. Auch wenn die Mutter eigentlich abtreiben wollte, kann sie sich später dem Kind stellen wollen. Abtreibung bzw. Freigabe zur Adoption muss nicht bedeuten: Hauptsache weg. Wie K11 es beschreibt: so vielfältig die Beweggründe zur Abtreibung, so vielfältig die Beweggründe zur Adoptionsfreigabe.
Ich finde, jede Frau, die ein Kind gebärt, hat irgendwo eine "Verantwortung", auch eine wider Willen. Das Kind ist da, es lebt und wird sich eines Tages auf die Suche begeben.
Meines Erachtens sollte eine H-Mutter sich ihrer Verantwortung, Leben in die Welt gesetzt zu haben, insofern bewußt sein, daß sie das Kind nicht pauschal ablehnt, sondern ihm im Rahmen ihrer Möglichkeiten die Fragen beantwortet, die es hat, um ihm den Weggabe- bzw.Adoptionsstatus zu "vereinfachen".
Und: das Kind kann für all das, was passiert ist, nichts. Es ist unschuldig, und über seinen Kopf wurde entschieden. Eigentlich kann kein Mensch wollen, daß ein anderer Mensch so leidet, indem er aus Gründen, die ihm bis dato fremd ist, pauschal abgelehnt wird.
ich finde Deine Frage ist nicht zu beantworten. Die Herkunftsmütter der Vergangenheit sind nicht "vorbildlich" denn, wie Du schon selber schreibst und auch erlebt hast: Euch hat man einen Knebel auferlegt. Ihr habt still zu sein und zu ertragen. Man hat Euch die Möglichkeit genommen den wegadoptierten Kindern eine gute (wenn auch abgebende) Mutter zu sein.
Die Herkunftsmütter der Gegenwart sind nicht vorbildlich, denn wenn sie ihr Kind abgeben mussten weil sie in das schöne Herkunftsmutterklischee passten: Alkohol oder Drogenabhängig etc. pp., dann sind sie aus sich heraus schon so unvorbildlich, dass sie das für ihre Rolle als Herkunftsmutter wohl nicht unbedingt optimieren können.
Wenn Herkunftsmütter der Gegenwart ihr Kind abgeben, weil sie es bewusst nicht haben wollen (wie hier schon öfter gelesen weil sie sich zu jung fühlten Mutter zu sein, keinen Partner hatten, weiß der Kuckuck was), dann können sie mmn nicht vorbildlich sein, denn ich denke: Wer mit jemandem freiwillig in die Kiste steigen kann, der kann sich auch um die Folgen kümmern, auch wenn Party und Ausbildung dann erstmal vorbei sind. Hätte meine Mutter mich aus diesem Grund abgegeben, dann hätte sie mir noch so viele Briefe und Bilder beim JA hinterlegen können, ich wäre stinksauer gewesen! Das finde ich für jeden Adoptierten einen absoluten Schlag ins Gesicht!
Tja...und ich persönlich glaube an den Kinderklau der Gegenwart wie ihn eine hier anwesende HMutter angeblich erlebt hat nicht. Die Adoptionszahlen in Deutschland sind absolut ruckläufig, und das schon seit Jahren. Ich kenne viele Sachbearbeiter vom Jugendamt aus verschiedenen Städten in NRW und alle sind in erster Linie dafür das Kind bei der H-Eltern zu lassen. Adoption ist bei allen nur die absolute Notlösung und hat entweder die eine oder die andere Vorgeschichte, die ich oben beschrieben habe. Diese Adoption wider Willen, wo auch die HMutter über Jahre leidet, so wie die HMütter der Vergangenheit, und sich voller Liebe mit ihrem Kind beschäftigt, Briefe beim JA hinterlegt, an Geburtstage denkt etc., ich glaube nicht, dass es sie gibt. Insofern finde ich, um auf die Ausgangsfrage zurückzukommen, dass es keine Antwort gibt, wie die vorbildliche HMutter zu sein hat. Bei denen der Vergangenheit, die ähnliches erlebt haben wie Du, Cornelia, hätte ich als Adoptierte mir gewünscht, dass sie mich im Herzen behält, dass sie mir Rede und Antwort steht, wenn ich sie finde und dass sie mir eine Chance einräumt einen wie auch immer gearteten Platz in ihrem Leben einzunehmen. Dieser Platz im Leben müsste von beiden Seiten erarbeitet werden, und beide Seiten müssten akzeptieren, wenn es nicht funktioniert.
Zitat von Born1981Die Adoptionszahlen in Deutschland sind absolut ruckläufig, und das schon seit Jahren.
Jährlich über 4000, in Buchstaben viertausend nennt man eine Entwicklung hin zu, ja was? Adoptionsschwund? Würden jährlich so viele Menschen in Deutschland vergewaltigt werden oder an Drogenkonsum sterben, man würde es nicht als wenig empfinden. Es werden regelmäßig Steuergelder hineingepunpt, die Presse tut seit Jahren, was sie kann, damit diese Zahlen wieder einen Aufschwung genießen. Das alles ist eine Blamage, liebe Leute. Eine Blamage.
Nancy, ich gehe davon aus, dass du das Wort "rückläufig" kennst und verstehst. Mag sein, dass 4000 noch zu viel sind, aber Borns Beiträg beschäftigte sich nicht mit der aktuellen Zahl, sondern u.a. der Tendenz, die zu weniger Adoptionen führt.
Ich finde, dass sich diese beiden Begriffe absolut widersprechen! Wie kann ein Herkunftselternteil bitte "vorbildlich" sein? Nach fast sechs Monaten in diesem Forum und hunderter gelesener Beiträge kann ich nur feststellen: das schlimmste, was man einem Kind, egal welchen Alters, antun kann, ist, es weg zu geben. Alles danach ist lediglich Schadensbegrenzung! Wie schon mehrfach geschrieben, wären wir bei gründlicherer Aufklärung diesen Weg am Ende nicht gegangen. Jetzt ist es aber so, wie es ist, und ich habe Frieden damit geschlossen. Aber einer Frau zu raten, den Weg Adoption zu gehen, würde ich heute nie und nimmer!
"In Deutschland wurden im Jahr 2011 (2010) insgesamt 4060 (4021) Minderjährige adoptiert. Damit blieb die Zahl wieder stabil, nachdem sie in den Jahren zuvor gesunken war. 56 % der Adoptionen erfolgte durch Stiefeltern. 33 % der Adoptierten waren unter drei Jahre alt.[12] Von 1994 bis 2009 hatte sich die Zahl der Adoptionen kontinuierlich, um insgesamt 45 %, verringert. 2007 wurden 55 % der adoptierten Minderjährigen von einem Stiefelternteil oder von Verwandten als Kind angenommen; 45 % der Adoptierten waren unter sechs Jahre alt, 30 % waren zwischen sechs und elf Jahren und 25 % zwölf Jahre oder älter; 32 % besaßen nicht die deutsche Staatsangehörigkeit. Im Jahr 2008 wurden 2950 Kinder aus dem Inland und 1137 Kinder aus dem Ausland adoptiert.[13] 2009 wurden in 52 Prozent der Fälle die Kinder in einer sogenannten Stiefelternadoption durch einen neuen Partner des leiblichen Elternteils adoptiert. 185 Kinder wurden durch Verwandte adoptiert, 1692 durch nicht verwandte Personen. 30 Prozent der adoptierten Kinder waren dabei jünger als drei Jahre.[14]
Ende 2007 waren 886 Kinder und Jugendliche für eine Adoption vorgemerkt. Dagegen lagen den Adoptionsvermittlungsstellen insgesamt 8.914 Adoptionsbewerbungen vor.[15]"
Von den 4000 Adoptionen (in Worten VIERTAUSEND), sind über die Hälfte Stiefkindadoptionen! Weiterhin sind ca. 30% der Adoptionen wie oben zu lesen Auslandsadoptionen und haben somit nichts mit der Ausgangsfrage von Cornelia zu tun. Ich finde ca. 1500 Adoptionen im Jahr in einem Land mit über 80 Millionen Einwohnern sehr überschaubar!!!!
Zitat von Born1981Die Adoptionszahlen in Deutschland sind absolut ruckläufig, und das schon seit Jahren.
Jährlich über 4000, in Buchstaben viertausend nennt man eine Entwicklung hin zu, ja was? Adoptionsschwund? Würden jährlich so viele Menschen in Deutschland vergewaltigt werden oder an Drogenkonsum sterben, man würde es nicht als wenig empfinden. Es werden regelmäßig Steuergelder hineingepunpt, die Presse tut seit Jahren, was sie kann, damit diese Zahlen wieder einen Aufschwung genießen. Das alles ist eine Blamage, liebe Leute. Eine Blamage.
Herrgott was ist das für ein lächerlicher Vergleich. Hier wird so getan, als würden diese Adoptionen sämtlich ohne Zutun und gegen den willen der leibl. Eltern vorgenommen. Ich darf mal dezent daran erinnern, dass die leibl. Eltern die Freigabeerklärung unterzeichnen.
Am Rande:das manche sich keinen anderen Ausweg wissen, ist mir klar und gehört ganz dringend geändert - das schrieb ich an anderer stelle aber schon mehrfach. Nicht, dass mir jetzt jemand unterstellt, ich verlöre die Situation der herkunftsmütter aus den Augen. Das tue ich nicht.
Herrgott was ist das für ein lächerlicher Vergleich. Hier wird so getan, als würden diese Adoptionen sämtlich ohne Zutun und gegen den willen der leibl. Eltern vorgenommen. Ich darf mal dezent daran erinnern, dass die leibl. Eltern die Freigabeerklärung unterzeichnen.
Und auch:
... Nicht, dass mir jetzt jemand unterstellt, ich verlöre die Situation der herkunftsmütter aus den Augen... [/quote]
Und genau diese sollen sich mal nicht immer so wichtig nehmen und sich etwas in Zurückhaltung und Bescheidenheit üben!!!