Zitat von Maxi89annalies schrieb an anderer Stelle: ein nachsatz zum besseren verständnis: aber welche herkunftsmutter wünscht sich nicht, ihr kind in eine ersatzfamilie zu geben, in der es ein besseres leben, bessere zukunftschanchen hat als sie es sich in anbetracht ihrer notlage, in der sie sich zum zeitpunkt der hergabe befand, vorstellen konnte, selbst zu stemmen? wenn ich wie oben schreibe, dass ich mir andere - wie z.b. katinka oder mats, stellvertretend für alle a-eltern, die die herkunftseltern von anfang an mit ins boot nehmen (wollen), weil sie begriffen haben, daß dies dem kindeswohl dient (entgegen des weitverbreiteten vorurteils, es würde ihm schaden) - adoptiveltern für meinen sohn gewünscht hätte, so ist es mir nichtsdestotrotz auch bewusst, dass ich auch moralisch nicht das recht habe, mich zu beklagen oder auch nur den wunsch zu äussern wie "hätte ich für ihn doch für ihn doch solche eltern gefunden" da schützt unwissenheit vor strafe nicht. was ich tun kann und auch von anfang an getan habe, ist die moralische pflicht, die m.m. allen herkunftseltern auferlegt ist, wahrzunehmen und dem sohn/der tochter immer und jederzeit den zugang zu ihren wurzeln offen zu halten.
Dieses Denken und Fühlen der H-Eltern ist durchaus zu akzeptieren und auch für mich als A-Mutter sehr verständlich.
Nur frage ich mich, ob das in allen Fällen gilt. Gehen nicht manchmal die Erziehungsvorstellungen von A- und H-Eltern mehr oder weniger weit auseinander? Wären die H-Eltern im Umgang mit dem adoptierten Kind mit allem so einverstanden, wie es die A-Eltern praktizieren? Gäbe es nicht Mißverständnisse und Mißstimmungen, wenn A- und H-Eltern unterschiedliche Einstellungen zu verschiedenen Belangen des Alltäglichen hätten? Bekäme das Kind diese Signale, die von beiden Seiten ausgehen (können) nicht mit und wären verunsichert und dadurch in ihrer Loyalität beeinträchtigt? Kann es nicht auch sein, dass das A-Kind sich ab einem bestimmten Alter nach Abchecken des jeweiligen Standpunktes der Mütter/Eltern diese gegeneinander ausspielt?
Natürlich gibt es H-Eltern, die in diesem Fall die Erziehungsmodalitäten ganz den A-Eltern überlassen und sich in dieser Sache ganz zurücknehmen können. Aber gilt das für die Mehrzahl? Und woran kann man das am Anfang richtig einschätzen?
Fragen über Fragen. Wer hat die dazu passenden Anworten?
Die frühestmögliche Aufklärung des Kindes über den Adoptivstatus und die Unterstützung der A-Eltern bei der späteren Kontaktaufnahme sind als Anspruch selbstverständlich und können deshalb hier außen vor bleiben. (Späterer Einschub)
offene Ado funktioniert wenn die Erwachsenen sich an ein paar Regeln halten. (Vor 19 Jahren kannte ich sie auch noch nicht :-) Trotzdem hat es funktioniert, weil beide Mütter das Beste für den kleinen Kerl wollten. Und BEIDE sich zurück nehmen konnten. )
Die leiblichen Mütter werden gefragt was sie sich für eine Familie vorstellen. Geschwister? Haustiere? Bildungsstand,Vorlieben, Hobbis, Erziehungsstiel und was weiss ich nicht noch alles. Danach sucht die Soza ein paar Paare aus ihrem Karteikasten. Die leibliche Mutter kann dann sagen wer als ehestes für sie in frage kommt, und es kommt zu einem treffen, möglicherweise auch noch zu anderen. Also das ein Hippykind zu einer pedantischen Familie kommt ist da doch relativ ausgeschlossen.
Ausserdem sollte die Soza ein feines Geschpür haben ob die Adoeltern genügend abstand halten können nicht plötzlich die leibliche Mutter gleich mit zu adoptieren oder sich von ihr bestimmen zu lassen. Beides kann vorkommen und tut einer offenen Ado nicht gut.
Dort wo das Kind lebt werden die Regeln gemacht, die Entscheidungen getroffen.
Ist es bei der leiblichen Mutter zu besuch macht sie die Regeln. Ist ja ihr Haus. (Bei der Oma gibts ja auch andere Regeln als bei den Eltern und das verwirrt auch kein Kind.)
Das Kind bestimmt aber ob es auf den Arm genommen werden will oder nicht, die leibliche Mutter es trösten darf oder nicht, das Kind an ihrer Hand geht oder nicht. Nicht die Adomom und nicht die leibliche Mutter. Kinder können und sollen das selbst entscheiden. Sie sollen sich ja auch sonst von niemandem gegen ihren willen anfassen lassen.
Beide Mütter geben sich gegenseitig einen gewaltigen vertrauensvorschuss in die Zukunft und je besser sie sich mit Achtung und Respekt begegnen um so unwahrscheinlicher ist das das Kind eine Chance hat sie gegeneinander auszuspielen. Im Übrigen ist der Spruch " Du bist ja nicht meine leibliche Mutter, du kannst mir das nicht verbieten" eher einer den Kinder sagen wenn sie ihre leibliche Mutter nicht kennen. ;-) Denn wenn sie eine gewisse ähnlichkeit mit der Adofamilie in den Ansichten hat, dann weiss das Kind das sehr gut. Ausspielen zwecklos. So jetzt hab ich aber erst mal was anderes zu tun.
herzlichen Dank für Deinen Bericht. Die Beschreibung von Dir stellt natürlich den Idealfall dar, bei dem bereits das Jugendamt im Vorfeld die Weichen optimal gestellt hat und vermutlich auch das Bildungsniveau der Beteiligten über dem allgemeinen Level liegt.
Ehe ich weitere Stellungnahmen abgebe, möchte ich noch einige andere Beteiligte zu Wort kommen lassen, neben A-Eltern auch H-Mütter und die Protagonisten, unsere Adoptierten, um die es ja in erster Linie geht.
Zitat von MartinaDie Beschreibung von Dir stellt natürlich den Idealfall dar, bei dem bereits das Jugendamt im Vorfeld die Weichen optimal gestellt hat und vermutlich auch das Bildungsniveau der Beteiligten über dem allgemeinen Level liegt.
Das ist eine ziemlich überhebliche Sicht der Dinge, denn damit beleidigst Du alle Eltern, die "nur" einen Hauptschulabschluß haben und trotzdem (nachweislich) perfekte Eltern sind. Außerdem zeichnen sich gute Eltern vorrangig eher dadurch aus, dass sie erstens miteinander respektvoll umgehen, und zweitens auch ihre Kinder von Anfang an mit dem gleichen Respekt behandeln.
Meine eigene Biografie zeigt mir jedenfalls, dass Akademiker mitnichten die besseren Eltern sind. Ich kenne eine Arbeiterfamilie (er Maurer, sie Hausfrau, zwei Kinder) die für mich vorbildlich ist, was Familiensinn angeht. Beide Kinder haben selbst schon Kinder und gute Berufe. Wer erlebt, wie natürlich und fröhlich alle miteinander umgehen und wie der gegenseitige Halt funktioniert, lacht sich über dieses Bildungsmärchen in die Hose
Bildung ist zwar ein wichtiger Baustein für die Lebensplanung und das Erreichen der eigenen Lebensziele, aber sicher kein Qualitätsgarant für gute Elternschaft.
ZitatCornelia schrieb: Das ist eine ziemlich überhebliche Sicht der Dinge, denn damit beleidigst Du alle Eltern, die "nur" einen Hauptschulabschluß haben und trotzdem (nachweislich) perfekte Eltern sind.
Mit dieser Bildung meinte ich nicht ausschließlich die schulische oder akademische Bildung, daneben gibt es ja auch noch eine soziale und eine emotionale Bildung. Mir ist bekannt, dass die Schulbildung (wenn überhaupt) absolut nicht das einzige Kriterium für Lebenstüchtigkeit und erfolgreiches Umfeldmanagement ist. Sicher kenne ich auch Leute, die ihren Kindern "mangels Schulwissen" nicht bei den Hausaufgaben helfen konnten, aber hervorragende "Früchte" hervorbrachten, weil die anderen, meines Erachtens wichtigeren Talente vorhanden waren.
Martina da schlies ich mich Mausi voll an! Du verwechsels Bildung mit Einbildung ... Vileicht auch Bildung mit Herzensbildung. Ich weiss es nicht, aber beim Lesen ist mir ein Kamm gewachsen ...
Ausbildungsmässig trennen sie und mich Welten, Deshalb hat sie trotzdem einen ganzen Batzen an Herzenswärme, Fleis und Selbstvertrauen um sich und ihre anderen Kinder durchs Leben zu führen. Das hat sich gut mit meiner disposition von fehlender Eifersucht und Achtung vor jedem Menschen getroffen, der nich über eine lange Zeit daran gearbeitet hat meine Achtung zu verlieren.
Wenn ich auf niemanden runter schaue, muß auch keiner zu mir hoch schauen und keiner von uns bekomt Nackenschmerzen ... Mir hilft diese Einstellung zu meinen Mitmenschen sehr gut und ist sicher auch ein Schlüssel dafür eine gute offene Ado zu haben ... Und wenn ich jemandem in die Augen schauen will bitte ich ihn sich zu setzen oder hol mir einen Stuhl, aber verbiege mir ganz sicher nicht wegen eines DR Titels oder sonstigem Diplom den Hals.
Einfühlungsvermögen ist Bildungsunabhängig. Und wenn ich genau so nett mit dem Hilfsgärtner bin und ihn nach getaner arbeit, zu einer Tasse Kaffe auf die Terrasse bitte, wie seinen Cheff, dann ist mir wurscht ob seinem Cheff das passt! Und wenn die leibliche Mutter von Kunst nix versteht, dann weil sie andere Dinge zu tun hatte. Nicht weil sie zu dumm dazu war. Formale Ausbildung bringt manchmal Idioten zur Welt ... Fachidioten .. für die Welt im Großen und Ganzen recht unbrauchbare Typen ... dann ist mir ein LKW-Fahrer der Kant liest lieber...
Und das mit dem Idelafall ... Das würde ich so nicht unterschreiben. Bücher auf deutsch über offene Ado gab es noch nicht. Tipps, Leitlienien, Hinweise oder "not to do" Listen auch nicht. Wir standen auf dem 10 Meterturm und sind gesprungen ... 2 Mütter, ein Vater, ein Kind und haben halt gehofft es ist genügend Wasser im Becken des Lebens. An gutem Willen, an Feingefühl, Respekt, Rücksichnahme und ganz viel Humor :-)
Da schwamm ganz sicher kein Abizeugniss und kein Dünkel
Zitat von PattyDeshalb hat sie trotzdem einen ganzen Batzen an Herzenswärme, Fleis und Selbstvertrauen um sich und ihre anderen Kinder durchs Leben zu führen.
D'accord! Respekt, Liebe, Herzlichkeit, Offenheit, Ehrlichkeit, sind hier die Erfolg bringenden Zauberworte
Zitat von PattyDeshalb hat sie trotzdem einen ganzen Batzen an Herzenswärme, Fleis und Selbstvertrauen um sich und ihre anderen Kinder durchs Leben zu führen.
D'accord! Respekt, Liebe, Herzlichkeit, Offenheit, Ehrlichkeit, sind hier die Erfolg bringenden Zauberworte
Unsere Adresse war von anfang an kein Geheimniss, die leibliche Mutter hatte uns 2-3 mal besucht. Eines Tages klingelt es an der Tür, sie steht da mit ihren Kindern und Freundinnen mit deren Kindern. Zu dem Zeitpunkt war ich noch Tagesmutter für 2 Knirpse, ausser unserem ein paar Monate alten Kleinteilchen und das Wohnzimmer war an dem Tag ein Spielzeugschlachtfeld.
Da steht man im Flur und überlegt 5 Sekunden ob man die Tür aufmacht oder lieber toter Hund spielt. Nur die Entscheidung muß schnell sein ;-)
Ich hab die Tür aufgemacht und der ganze Schwung ergoss sich ins Wohnzimmer und blieb dort für die nächsten 3,5 Stunden bei Kaffe, Butter und Volkornkeksen und Apfelschnitzchen. Zwischen drin ein kalbsgroßer, begeisterter Hund der Staubsauger gleich die Kekse aus Kinderhänden sog. Ein echter OHMMM:... Moment im Leben ;-) Die ganze Bande war von Kind, Hund und der Gastfreundschaft begeistert als sie sich verabschiedeten.
Am nächsten Tag rief sie an um sich für den tollen Empfang und meine Nerven zu bedanken. Ihre Freundinnen haben ihr nicht geglaubt das sie jederzeit rein schneien kann, um zu sehen wie es dem Kleinen geht und das ich "cool" bin. Ich wäre supercool gewesen und alles wäre so toll gewesen ...
Ich hab ihr gesagt das ich sie niemals blos gestellt hätte, und ich es klasse finde das sie anruft. Es mir auch nicht wirklich was ausgemacht hat ,aber das das jederzeit rein schneien nur für sie gild, denn ... ich könnte Besuch haben der sie kennt und dem sie nicht auf die Nase binden möchte das sie leibliche Mutter ist, und meine begeisterung das sie damit ja unsere Adresse preis gibt bei Leuten die ich nicht kenne auch nicht so richtig auf gegenliebe stöst. Ein Anruf vor dem klingeln an der Tür wäre jedenfals keine schlechte Idee. Aber das ich mich schon sehr auf den nächsten Besuch von ihr freue :-)
Es kam nie wieder vor. Aber was wäre passiert hätte ich die Tür nicht aufgemacht oder sie bei ihrem anruf am nächsten Tag in den Senkel gestellt?
ZitatPatty schrieb u. a.: Martina da schlies ich mich Mausi voll an! Du verwechsels Bildung mit Einbildung ... Vileicht auch Bildung mit Herzensbildung. Ich weiss es nicht, aber beim Lesen ist mir ein Kamm gewachsen ...
Jetzt bin ich baff!!! Die Schul- oder Hochschulbildung stellte ich doch keineswegs in den Vordergrund, sondern die soziale und die emotionale Bildung, die ganz andere Kriterien beinhalten!
Soziale Bildung: Toleranz, Kooperationsfähigkeit, Empathie, Respekt und Rücksichtnahme, Durchsetzungsvermögen, Verantwortung, Hilfsbereitschaft, Fähigkeit zur demokratischen Teilhabe
Emotionale Bildung: Körperpflege, Ausbildung der Sinne, Gefühle, Angst, Mut, Traurigkeit, Glück, Selbst- und Fremdwahrnehmung, Einfühlunsvermögen, Konfliktfähigkeit, Motivationsfähigkeit.
Das ist schon etwas anderes, als 4 - 5 Fremdsprachen zu beherrschen, unbekannte Gleichungen lösen oder die griechischen Klassiker im Urtext lesen zu können. Eine Reihe von den o. g. Synonymen können auch Lernbehinderte aufweisen oder Menschen mit Downsyndrom, während etliche davon einer Reihe von sich als hochgebildet gebenden Menschen abgehen.
Es war mir sonnenklar, dass Cornelia wieder - wie fast immer - etliche Haken in meinem Beitrag fand, an denen sie sich wie immer aufhängte, hatte es auch schon erwartet! Dass aber jemand anderes in dieses gleiche Horn tutet, obwohl ich alles klar ausgedrückt habe, hat schon ein Geschmäckle. Ja, vielleicht habe ich mich als total Ungebildete zu undeutlich formuliert - sorry.
herzlichen Dank für Deinen Bericht. Die Beschreibung von Dir stellt natürlich den Idealfall dar, bei dem bereits das Jugendamt im Vorfeld die Weichen optimal gestellt hat und vermutlich auch das Bildungsniveau der Beteiligten über dem allgemeinen Level liegt.
Liebe Grüße Martina
Bei uns hatte das Jugendamt eine halboffene Ado im Auge, nur vergessen es uns wissen zu lassen. Als die Frage nach dem weiteren Kontakt gestellt wurde hat mein Mann selbstverständlich seine Visitenkarte über den Tisch geschoben, die leibliche Mutter hat zugegriffen und Frau "Jugendamt" hat große Augen gemacht. Da war nix optimal, zumindest nicht aus der Sicht des Jugendamts. Wir sind da rein geschlittert. Ein paar Tage später hat eine neue Soza ihren Job angetreten und für die nächsten XX Monate war die leibliche Mutter und wir auf uns selbst gestellt ,da die neue Zuständige sich erst mal einarbeiten musste. Zu der Zeit gab es auch im Vorfeld kein Adoelternseminar, nur einen Gesprächskreis alle 4 Wochen und der war auch nicht obligatorisch. Die Auswahlkriterien waren: soll kein Einzelkind bleiben, einen Hund soll es in der Familie geben und die Mama soll die ersten Jahre zuhause bleiben. Ab und an ein Brief zu schreiben oder ein Treffen wäre toll.
Wenn das der von dir angesprochene " natürliche Idealfall " ist dann kann es überhaupt keine offene Ado geben die scheitert.
ZitatPatty schrieb: Die leiblichen Mütter werden gefragt was sie sich für eine Familie vorstellen. Geschwister? Haustiere? Bildungsstand,Vorlieben, Hobbis, Erziehungsstiel und was weiss ich nicht noch alles. Danach sucht die Soza ein paar Paare aus ihrem Karteikasten. Die leibliche Mutter kann dann sagen wer als ehestes für sie in frage kommt, und es kommt zu einem treffen, möglicherweise auch noch zu anderen. Also das ein Hippykind zu einer pedantischen Familie kommt ist da doch relativ ausgeschlossen.
Ausserdem sollte die Soza ein feines Geschpür haben ob die Adoeltern genügend abstand halten können nicht plötzlich die leibliche Mutter gleich mit zu adoptieren oder sich von ihr bestimmen zu lassen. Beides kann vorkommen und tut einer offenen Ado nicht gut.
Auf diesen Bericht stützte sich meine 1. Antwort, daraus ging die eingeschränkte Handlungsweise des JA nicht hervor. Außerdem schrieb ich die 2. Antwort mit der von mir gemeinten Bildung vor Deinem "Watschen-Beitrag" bei dem die Formulierung "mir schwillt der Kamm" zwischenzeitlich herausgenommen wurde. Daher habe ich mir den Luxus geleistet, ihn gar nicht bis zum Ende zu lesen, weil das nicht der Ton ist, der einen respektvollen Austausch auszeichnet.