ZitatArkanaut schrieb: .....dann denke ich, dass es eben einfach nur "Offenheit" braucht.
Meine Erfahrung mit meinem Sohn: Das wichtigste ist Vertrauen nämlich - dass der Adoptierte seine Annahme so früh wie möglich erklärt bekommt; dass der Adoptierte alles aussprechen kann, was ihn im Zusammenhang mit seinem Status bewegt; dass man sich als Ado-Eltern nicht anmerken lässt, dass die Adoption ein 'heißes Eisen' ist über das man nicht gerne spricht; dass man dem Kind schon früh zugesteht, es später bei der Suche nach der Herkunftsfamilie zu unterstützen (bei uns war das mit ca. 6 Jahren); dass man als A-Eltern nie irgendwelche Bemerkungen in Richtung "von uns hast Du das aber nicht" fallen lässt, wenn man Anstoß an irgendwelchen Verhaltensweisen nimmt; dass das Kind in alle familiären Belange, die es verstehen kann, mit einbezogen wird.
Wir wussten bei der Annahme unseres Sohnes von der H-Familie so gut wie gar nichts. Als ich die Sachbearbeiterin nach einer Beschreibung der Mutter bat, die sie kurz zuvor nach vielen Monaten des Abwartens von ihrer Wohnung aus zum Notar zur Freigabeunterschrift abgeholt hatte, erklärte mir diese "da kann ich mich gar nicht mehr dran erinnern", obwohl es erst 2-3 Tage her war. Dieses Abwimmeln fand ich unter aller Würde (gelinde ausgedrückt). So hatte ich nichts, was ich meinem Sohn erzählen konnte, zumal die Mutter das Kind umständehalber nach der Geburt nicht mehr gesehen hat und nie beim Jugendamt aufgetaucht ist..
Das was Adoelterrn so aus der Bahn wirft ist , glaube ich, oft so das Gefühl ... der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr darf gehen. (Gerade bei manchen Mails von leiblichen Müttern hat man so das Gefühl genau das wird erwartet.) Das alles Neue erst mal interessant ist, deswegen aber doch das Leben der Vergangenheit nicht aussen vor bleiben muß, ist nur schwer vorstellbar wenn die "Kinder" ihre ersten Eltern suchen. Hat man nicht genügt? Was wird jetzt auf einen zu kommen? Hat man für das Kind nicht immer alles menschenmögliche getan? Adoeltern der alten Schule verstehen oft nicht das am Leben teilnehmen auch ist, das ganze Teil "Ich" zu kennen. Eifersucht ist mir fremd, wer nicht bleiben will soll gehen dürfen. So hab ich immer gelebt und hab auch selbst danach gehandelt. Mir ist es Wert auch mal ein Risiko einzugehen jemanden zu verlieren und trotzdem zu lieben. Es hat eine offene Ado zu leben sicher um ein vielfaches einfacher genacht. Trotzdem kann ich auch die Mutter verstehen die das aus sich heraus nicht so leben kann. Egal ob Adomom oder leibliche Mutter . Jeder hat seine Geschichte. Offen sein, zumindest dem Kind gegenüber, ist für mich aber ein muß- bei jeder Ado.
Zitat von MartinaDas wichtigste ist Vertrauen nämlich - dass der Adoptierte seine Annahme so früh wie möglich erklärt bekommt; dass der Adoptierte alles aussprechen kann, was ihn im Zusammenhang mit seinem Status bewegt; dass man sich als Ado-Eltern nicht anmerken lässt, dass die Adoption ein 'heißes Eisen' ist über das man nicht gerne spricht; dass man dem Kind schon früh zugesteht, es später bei der Suche nach der Herkunftsfamilie zu unterstützen (bei uns war das mit ca. 6 Jahren); dass man als A-Eltern nie irgendwelche Bemerkungen in Richtung "von uns hast Du das aber nicht" fallen lässt, wenn man Anstoß an irgendwelchen Verhaltensweisen nimmt; dass das Kind in alle familiären Belange, die es verstehen kann, mit einbezogen wird.
Zitat von PattyOffen sein, zumindest dem Kind gegenüber, ist für mich aber ein muß- bei jeder Ado.
Wobei ich da noch einen Schritt weiter gehe, denn das "offen sein" alleine ist es ja auch nicht. Man kann das Thema durchaus offen ansprechen, aber trotzdem die Abgabe und Herkunftsfamilie als negativ darstellen Kinder haben für so etwas sehr empfindliche Antennen ...
Offen gestanden fällt es mir schwer, die Überschrift dieses Threads mit den hier diskutierten Themen in Einklang zu bringen. Schwerpunktmäßig scheint es um Loyalitätskonflikte, nicht aber um Identitätsprobleme zu gehen. Beides ist nahezu das Gegenteil voneinander.
Zitat von PattyOffen sein, zumindest dem Kind gegenüber, ist für mich aber ein muß- bei jeder Ado.
Wobei ich da noch einen Schritt weiter gehe, denn das "offen sein" alleine ist es ja auch nicht. Man kann das Thema durchaus offen ansprechen, aber trotzdem die Abgabe und Herkunftsfamilie als negativ darstellen Kinder haben für so etwas sehr empfindliche Antennen ...
Cornelia
Das ist mit sicherheit auch ganz wichtig!
Wir hatten in sofern Glück das ich die Abgabegründe gut nachvollziehen kann und keine der leiblichen Mütter ihren Kindern ein Leid zugefügt hat. Anders wäre es sicher schwieriger gewesen. Manchmal ist es vieleicht garnicht so schlecht die Abgabegründe nicht zu wissen um vorbehaltslos zu sein?
Wenn ich darüber nachdenke, bedeutet für mich "Offenheit" in diesem Zusammenhang vielleicht nicht einmal primär "offener Umgang mit Informationen". Damit meine ich z.B. auch, dass Informationen altersgerecht vermittelt werden müssen, nur unter anderem. Aber primär meine ich, dass es um die Offenheit gegenüber dem Kind auch in dieser Dimension geht, also Aufmerksamkeit & Interesse statt Verleugnen & Ignorieren, ganz wie es ja sonst auch selbstverständlich sein sollte mit einem Kind. Wenn mein Kind von Geburt an einen Klumpfuß hat (sorry, wenn das Beispiel nicht behagt), dann denke ich ja auch nicht, es sei das Beste, so zu tun als sei der gar nicht da.
Letztlich meine ich auch Offenheit für die Wünsche des Kindes in Hinblick auf seine Herkunft. Die nicht als Herabsetzung oder Beleidigung empfunden werden dürfen; Martina hat das weiter oben schon bestens dargestellt.
Wenn es zu konkreten Informationen kommt, denke ich, dass ich jedenfalls ein Kind nicht mit einer Wahrheit konfrontieren würde, die diesen Bedürfnissen genau widerspricht. Da darf m.E. "Offenheit" nicht der letzte Maßstab sein, das ist dann auch wieder selbstsüchtig & sinnlos prinzipienhaft.
Zitat von Harry4244Offen gestanden fällt es mir schwer, die Überschrift dieses Threads mit den hier diskutierten Themen in Einklang zu bringen. Schwerpunktmäßig scheint es um Loyalitätskonflikte, nicht aber um Identitätsprobleme zu gehen. Beides ist nahezu das Gegenteil voneinander.
Da hast Du leider recht. Im eifer des Gefechtes ist das schon oft passiert, aber vielleicht kroegen wir ja noch die Kurve
ZitatArkanaut schrieb: Wenn es zu konkreten Informationen kommt, denke ich, dass ich jedenfalls ein Kind nicht mit einer Wahrheit konfrontieren würde, die diesen Bedürfnissen genau widerspricht. Da darf m.E. "Offenheit" nicht der letzte Maßstab sein, das ist dann auch wieder selbstsüchtig & sinnlos prinzipienhaft.
Genau, diesen Punkt muss man feinfühlig abwägen. Von der H-Verwandtschaft erfuhren wir (mein Mann und ich) kürzlich auch einige Details (meinen Sohn betreffend), die ich ihm nicht erzählt hatte. Mir ist nämlich noch gut in Erinnerung, wie ihn der von den H-Eltern freimütig erzählte Abgabegrund sehr erschütterte und ihm den Boden unter den Füßen wegzog. Obwohl er mit seiner Adoption nicht auf Kriegsfuß steht, hatte er einige Zeit daran zu knabbern. Natürlich kann es sein, dass er diese Informationen auch eines Tages erhält, aber ich hoffe mal, dass es nicht so weit kommt.
Ich finde, dass auch Identitätsprobleme schon besprochen wurden hier. Aber um es wieder mehr in diese Richtung zu lenken: Mir ist aufgefallen oder bzw frage ich mich, dass/ob Menschen, die aus dem Ausland adoptiert wurden, mehr nach ihrer leiblichen Familie suchen, als Menschen, die AUS dem Heimatland IN das Heimatland adoptiert wurden? Woran kann es liegen? Vielleicht hat das ja etwas damit zu tun, dass sowohl die "genetische" Identität fehlt, als auch die ethnische? Vielleicht ist das zu viel fehlende Identität und deswegen muss unbedingt etwas nachgeholt werden?
Zitat von Mila_LilaIch finde, dass auch Identitätsprobleme schon besprochen wurden hier. Aber um es wieder mehr in diese Richtung zu lenken: Mir ist aufgefallen oder bzw frage ich mich, dass/ob Menschen, die aus dem Ausland adoptiert wurden, mehr nach ihrer leiblichen Familie suchen, als Menschen, die AUS dem Heimatland IN das Heimatland adoptiert wurden? Woran kann es liegen? Vielleicht hat das ja etwas damit zu tun, dass sowohl die "genetische" Identität fehlt, als auch die ethnische? Vielleicht ist das zu viel fehlende Identität und deswegen muss unbedingt etwas nachgeholt werden?
Wie kommst Du zu dieser Annahme? Woraus schließt du das?
Zitat von Mila_LilaIch finde, dass auch Identitätsprobleme schon besprochen wurden hier. Aber um es wieder mehr in diese Richtung zu lenken: Mir ist aufgefallen oder bzw frage ich mich, dass/ob Menschen, die aus dem Ausland adoptiert wurden, mehr nach ihrer leiblichen Familie suchen, als Menschen, die AUS dem Heimatland IN das Heimatland adoptiert wurden? Woran kann es liegen? Vielleicht hat das ja etwas damit zu tun, dass sowohl die "genetische" Identität fehlt, als auch die ethnische? Vielleicht ist das zu viel fehlende Identität und deswegen muss unbedingt etwas nachgeholt werden?
Klingt für mich auch plausibel, denn bei ihnen kommt oft noch dazu, dass sie sich auch rein äußerlich von ihrer neuen Familie sehr deutlich abheben. Ich kann mir schon denken, dass dieser für jeden offensichtliche Unterschied, und damit die allzeitige Präsenz des Adoptionsstatus, manchmal mehr belastet, als wenn der Status nicht auf den ersten Blick erkennbar ist. Man ist womöglich ständig in Erklärungsnot, was sicher ab und an nervig ist.
Das bewirkt dann natürlich auch, dass man viel öfter an die Adoption "erinnert" wird, als z.B. bei Inlandsadoptionen. Auch das könnte für manche Betroffene eine zusätzliche Belastung sein - könnte, muss natürlich nicht
Zitat von Mila_LilaIch finde, dass auch Identitätsprobleme schon besprochen wurden hier. Aber um es wieder mehr in diese Richtung zu lenken: Mir ist aufgefallen oder bzw frage ich mich, dass/ob Menschen, die aus dem Ausland adoptiert wurden, mehr nach ihrer leiblichen Familie suchen, als Menschen, die AUS dem Heimatland IN das Heimatland adoptiert wurden? Woran kann es liegen? Vielleicht hat das ja etwas damit zu tun, dass sowohl die "genetische" Identität fehlt, als auch die ethnische? Vielleicht ist das zu viel fehlende Identität und deswegen muss unbedingt etwas nachgeholt werden?
Du hast sehr Recht. Ich habe darueber schon viel geschrieben, Zitate von Wissenschaftlern ebenso wie von Psychologen gebracht, aber all das wurde hier von den guten lieben Damen als Verlogen, Falsch, Meinung, usw. abgetan. Soviel Angst der unangenehmen Wahrheit ins Gesicht zu sehen.
Sog. Auslandskinder leiden stets unter fehlender Identitaet, auch wenn es erst mal nicht zu "sehen" ist. Genetisch bedingte Wurzeln, die bereits bei der Zeugung Teil des Menschen werden, sind halt nicht sofort an der Farbe erkenntlich, also kann man es ignorieren.
Aus diesem schlechten Grunde sollte man, schon aus humanitaeren Gruenden (wenn es wirklich um das Wohl eines Kindes ginge!) gegen Auslandsadoptionen sein.
Zitat von Hans Aus diesem schlechten Grunde sollte man, schon aus humanitaeren Gruenden (wenn es wirklich um das Wohl eines Kindes ginge!) gegen Auslandsadoptionen sein.
Dann aber auch konsequent gegen Inlandsadoptionen, finde ich. Natürlich ist es für ein Kind mit "anderem" Aussehen (was für eine blöde Bezeichnung - mir fällt aber gerade nichts anderes ein) schwieriger. Es ist für ein Kind aus dem Ausland auch schwieriger, nach den H-ELtern zu suchen (wobei sich die Suche bei Zwangsadoptionen aus der DDR wohl ähnlich schwierig gestaltet).
Aber Adoption ist IMMER Entwurzelung - egal ob Inland oder Ausland.