Liebe Samy, ich kann nur von mir sprechen und vielleicht geht es ja Deiner Mutter ähnlich. Es ist ein verdammt ambivalentes Gefühl. Ich hatte große Sehnsucht nach meiner Tochter und ein furchtbares Schuldgefühl, weil mein Leben drei Jahre nach ihrer Geburt schon in besseren Bahnen lief, aber sie war unwiederruflich weg. Es war anfangs schwer für mich, von ihr Dinge aus ihrem bisherigen Leben zu hören. Es gab so viele Situationen, wo es ihr schlecht gegangen war. Ihre AMutter war super und liebevoll, und ich hatte nicht da sein können für sie. Auch die Kleinigkeiten bekommen eine Bedeutung. Wo war ich, als sie das erste Mal sprach, oder gelaufen ist. Wo war ich als sie sich das erste Mal die Knie aufgeschlagen hat,den ersten Liebeskummer hatte, eine tolle Schulnote und und und............................. Ich war nicht da. Eine andere war für sie da. Das tat weh, und ich wollte einerseits alles über sie wissen, musste aber andererseits dabei den Schmerz in Kauf nehmen, dass sie von einer Mutter sprach und nicht mich meinte. Umgekehrt glaube ich, dass sie lange Probleme damit hatte, wenn ich von ihren älteren Geschwistern gesprochen habe. Sie hat es nie gesagt, aber wie fühlt man sich, wenn die anderen bleiben durften und man selber nicht? Dabei wollte ich sie doch damit völlig in die Familie aufnehmen und ihr zeigen,dass wir alle zusammen gehören, und dass sie einen Platz bei uns hat und immer gehabt hat. Ich habe das Thema trotzdem oft gemieden, obwohl es ja zu meinem Leben gehörte, aber ich spürte ihre Verletzung. Sie hat meine damalige Situation verstanden und mir nie etwas vorgeworfen, aber es hat ihr doch trotzdem weh getan, denke ich.
Für den Aufbau einer Beziehung geht man zuerst durch ein emotionales Minenfeld. Das kostet Kraft und tut beiden weh, aber es ist nun einmal so, bis man Sicherheit gewonnen hat und sich wirklich nahe kommt.
ich war nicht der Typ, der den Schmerz vermieden hat, aber ich habe ehrliches Verständnis für jede Mutter, die anders reagiert. Meiner Meinung nach müsste jede HMutter eine Therapie machen, um die Schuld und den Schmerz zu verarbeiten. Und Schuld stellt sich ein, auch wenn man nicht anders handeln konnte, auch wenn das Kind gegen den eigenen Willen weg genommen wurde.
Wenn Du Euch beiden einen Gefallen tun willst, dann glaube ihr, dass sie Dich liebt, auch wenn sie nie nach deinem Leben fragt. Vielleicht hat sie Angst vor dem Minenfeld. Findet Euren eigenen Rythmus und euer eigenes Tempo. Bleibt geduldig miteinander und lasst Euch die Zeit, die hr braucht, und wenn Du glaubst, dass es geht, dann sprich mit ihr über dein Gefühl, frag sie, ob es ihr weh tut, von deinem Leben zu hören. Ich kann mir kaum vorstellen, dass sie nicht interessiert ist. Offenheit macht verletzlich, aber ist nach meiner Erfahrung das Einzige, was hilft. Und wenn dann mal ne Funkstille eintritt, nicht verunsichern lassen.
Ja Du hast sicherlich recht das wir gemeinsam erst durch ein Minienfeld müssen. Aber ich weiß nicht wie ich sie darauf ansprechen soll. Ich bekomm sie kaum allein zu sprechen. Ich will Ihr auch nicht weh tuen. Aber mir tut es so verdammt weh. 29 Jahre habe ich immer an mir gezweifelt, ob ich schlecht bin und nicht liebenswert. Ich muss dazu sagen, dass meine Eltern mir all Ihre Liebe gegeben haben, die sie aufbringen konnten. Aber ich bin seit kleinauf immer Aussenseiterin gewesen, nie hatte ich Freunde (okay die habe ich jetzt), Schlimme Sachen sind mir wiederfahren bei denen ich immer gedacht habe das ist die Strafe weil Du bist wie Du bist.
Ich habe Therapien hinter mir wegen etlichen Selbstmordversuchen. Aber ich habe endlich gerlent nicht immer nur die Fehler bei mir zu suchen und mich so anzunehmen wie ich bin. Als ich sie letztes Jahr gefunden habe, hatte ich die Hoffnung endlich angekommen zu sein und endlich zu erfahren wer ich wirklich bin und warum ich so bin wie ich bin. Aber all das blieb offen, denn sie kann mir noch nicht einmal erzählen wie ich als Kleinkind war (sie hat mich erst mit 2,5 weggegeben. Ihr Aussage nach war ich zu anstrengend. Toollllllllllllllllllllllllllllll also hab ich doch ne Macke.
Weißt Du (bitte an alle ->nicht persönlich nehmen)
Ich bin es leid immer nur hinterher zu laufen und mir Liebe zu erbetteln. Ich bin es leid immer nur zu hören, geb Ihr Zeit, versteh doch sie hat es nicht leicht , es tut ihr weh bla bla. Wer fragt nach mir? Wie es mir damit geht? Wie meine Gefühle sind? Nicht ich habe mich weggeben sondern sie. Und wenn Sie es bereut (was ich Ihr auch glaube), dann sollte sie meiner Meinung nach jetzt Alles tun, damit wir ein anständiges Verhältnis aufbauen können. Ich kann Ihr nicht mehr als versichern, dass ich Ihr ihre Fehler nicht vorwerfe (ich will auch gar nicht mehr wissen warum ud wieso) Für mich ist okay sie konnte nicht anders damals. Aber sie kann heute, sie kann heute mit mir gemeinsam versuchen das wir was aufbauen. Aber zu einer Beziehung gehören immer zwei und beide müssen daran arbeiten. Ich verlange nicht viel, mir würde schon reichen sie würde nur ein einzigstes Mal fragen und wie war Deine Woche. Jeder Gespräch beginnt damit das sie hallo sagt und im nächstem Atemzug kommt gleich die kleine entwickelt sich prächtig und wir waren da und da. Sie ist so und so und macht das udn das. Achja und dein Bruder der macht grad das und das udn er war krank und hatte dies und das. das wetter ist toll bei uns und dann und dann machen wir das. Wie ist Euer Wetter? Achja die kleine tollt hier gerade rum und ach ich geb dir mal ... .
Dann sagts sie meistens sie muss jetzt was machen und ist weg.
Da frag ich mich dann immer und warum ruft sie an? Wenn Sie eh nicht wissen will was ich mache und wie es mir geht? Will sie mir beweisen, dass sie nun Ihr leben im Griff hat und alles Friede Freude Eierkuchen ist?
Ich bin einfach nur enttäuscht, auch wenn es nicht einfach ist für Sie aber dann soll sie es lieber lassen, denn so macht sie nur noch mehr kaputt. So kann ich niemals Vertrauen aufbauen. Ich bin kein oberflächlicher Mensch uind möchte auch nicht nur so nebenbei von Ihr angenommen werden. Sie verheimlicht mich im übrigen immer noch vor der restlichen Verwandschaft. das zeigt mir auch das sie nicht zu mir steht.
Liebe Samy, du bist voll wütend und fühlst Dich nur so larifari angenommen, aber nicht richtig im Ernst angenommen von deiner Mutter. Meinst Du nicht, dass sie das irgendwie spürt? Du schreibst, dass sie damals nicht anders konnte, aber heute könnte sie es doch. Ich halte das für eine Illusion, weil ihr beide, immer nur so könnt wie ihr seid und wie ihr es eben macht. Ich denke das gilt für alle Menschen, sonst würden viele es ja anders machen.
Es ist ein Traum, dass alles gut wird, wenn man sich gefunden hat, ein schöner Traum. den ich auch mal geträumt habe, genauso wie meine Tochter. Es wäre ja auch toll, wenn es so wäre, so hab ichs mir auch vorgestellt. Meine Tochter findet mich, wir fallen uns in die Arme und alles Traurige ist vorbei und alles ist gut. Mutter und Tochter.
Aber in dem Moment fängt ein großes Stück der Arbeit erst an. Es gibt Verwirrung und Schmerz und Missverständnisse. Und nix ist gut, so wie man es sich erträumt hat, aber das kann man erst einmal nicht ändern. Wenn Du wütend bist, darüber wie Deine Mutter heute handelt,dann sag es ihr. Warum sagst Du ihr nicht, wie Du Dich dabei fühlst, oder schreibst es ihr? Hast Du etwas zu verlieren? Wenn Du genau wie sie nicht anders kannst, dann lass es geschehen wie es eben ist und akzeptiere das Ergebnis. Du kannst Dir nicht vorstellen, wieviele Fehler mir inzwischen bewusst sind, die ich bei meinen Kindern gemacht habe, wie oft ich denke, dass ich es ihnen hier oder da leichter hätte machen können, hab ich aber nicht.
Warum? Weil ich damals nicht anders konnte. Mit den Ergebnissen muss ich leben und heute mach ich eben andere, neue Fehler. So isses nu mal. Niemand ist vollkommen , auch keine HMutter. Sei nicht böse, wenn ich das so schreibe, ich will Dich sicher nicht angreifen. Es ist megaschwer für Dich. Ich glaube es ist für eine Adoptierte noch schwerer als für die HMutter, genau wie Du es ja auch beschreibst. Ich selber hab mich ja schon Scheisse gefühlt, weil meine Mutter mich als Kleinkind aus irgendeinem Grund für ein Jahr zur Oma gebracht hat. Da kann ich mir kaum vorstellen wie hart es für Dich war.
Es ist nur nicht zu ändern. Warum glaubst du, dass deine Mutter Dir etwas beweisen will? Warum nimmst Du nicht an, dass sie Dich liebt und den Kontakt zu Dir sucht, so wie sie es eben kann. Sie hat Dich nicht weg gegeben, weil sie Dich nicht geliebt hat, sondern weil sie nicht anders konnte. Das ist megaübel, und ich will nicht jammern, aber es gibt so wenig Hilfe und Unterstützung für Mütter, die nicht mehr weiter wissen.
Gib uns Dein Kind, dann wirds schon alles leichter für Dich, ist oft das einzige Angebot. Es wird nur nicht leichter, sondern bloß anders, Das Schwere rutscht an eine andere Stelle. Niemand weiss das vorher. Die Mütter, die hier aktuell in einer solchen Situation sind und ihr Kind abgeben wollen, glauben ja auch, dass es eine Lösung ist, haben keine Hilfe und wehren die Aufschreie der anderen hier meistens ab.
Das Erwachen kommt erst später. Man kann Bücher darüber schreiben, was ja auch viele tun, aber klar kommen muss eben jeder selbst mit der Situation so wie er oder sie es kann.
Übrigens habe ich auch erst vor ganz kurzer Zeit damit angefangen, von meiner Tochter im Freundeskreis zu erzählen, immer ein bißchen mehr (bei denen, die es nicht schon wussten) Vorher ging das gar nicht. ich konnte nicht anders, als darüber zu schweigen. Jetzt kann ich anders. Niemand kann sagen, wann es bei deiner Mutter so weit ist.
Ich habe auch nicht vor, Dir Mitleid für Deine Mutter oder irgendein Schuldgefühl einzureden. Es gibt in Wahrheit gar keine Schuld in der Hinsicht. Sich schuldig oder schlecht zu fühlen, ist eine blöde Falle, in der man viel zu lange drin sitzt, statt die Gegenwart miteinander oder eben zur Not alleine zu erleben. Du hast es hier selber geschrieben. Fordere es von deiner Mutter ein, wenns am Telefon nicht geht, weil sie nicht zuhört, dann schreib ihr. Tu, was Du kannst und wenn Du den Kontakt nicht ertragen kannst, brich ihn ab.
Du hast natürlich keine Macke, nur Verletzungen und die tun weh und das macht es so schwer. Aber du wirst die irgendwann hinter Dir lassen.
als erstes möchte ich dich mal ganz feste in den Arm nehmen.... Ich würde deiner Mutter mal einen langen Brief schreiben. Lass einfach alles raus Schätzelein.....
Bin selber grade dabei, zu meinem Sohn eine Beziehung aufzubauen. Wir tippeln grade über das "Minenfeld". Das ist Schwerstarbeit.....
Und die Gefühle auf beiden Seiten, das ist Chaos pur...! Ein Hoch und Runter, ein Eiertanz. Freude, Schmerz, ... alles im Wechsel.
Hast du noch nie mit deiner Mutter darüber gesprochen, WARUM das passiert ist damals?
ich will Euch erst einmal einen wunderschönen Feiertag wünschen.
Es ist schon ein Kreuz, dass wir alle so viel Emotionen durchleben müssen, aber das lässt sich nun mal nicht änder. Die leibliche Mutter sehnt sich nach ihrem fernen Kind und das Adoptivkind sucht seine Wurzeln. Alle haben auf diesem Weg so viele Stationen zu durchlaufen, dass es fast einem Riesenmarathon gleicht.
Wir Mütter merken immer, wenn mit unseren Kindern irgend etwas nicht stimmt, das ist sicherlich auch bei unseren fernen Kindern so. Wenn man sich gefunden hat, ist es schwer, den Anfang zu machen, es ist aber auch schwer, die Beziehung aufzubauen und weiter zu führen. Die Kinder haben zwar erbbiologisch sehr viel von Dir, haben aber auch von den Adoptiveltern viel beigebracht bekommen, was ihr Leben prägt. Deshalb ist es sehr schwer sinch in ein fremdes Leben hineinzuversetzen oder gar sich hinein zu begeben. Wir Mütter freuen uns sehr, wenn unsere Kinder uns gefunden haben, aber verlangen manchmal gleich zu viel. Dieses zarte Pflänzchen Beziehung muss doch erst wachsen und das wächst nicht mehr so schnell, wie im Kindesalter.
Das unsere Kinder Schwierigkeiten haben, unsere Liebe, die wir ihnen entgegenbringen wollen, nicht annehmen können oder wollen, liegt an vielen Faktoren. Sie bekommen einerseits Gewissensbisse ihren A-Eltern gegenüber, aber auf der anderen Seite ist das andere Leben was sie genossen haben. Sie stehen auf einer ganz anderen Stufe und erleben einen Zwiespalt der Gefühle. Auch ich wollte damals, dass es meinen Kindern einmal besser geht, gut, sie hatten es gut, aber ob es ihnen doch besser erging als bei mir, wage ich zu bezweifeln.
Auch das Problem, in der heutigen Zeit Kinder weggeben zu wollen, warum auch immer, glaube ich, ist zwar nachzuvollziehen aber sicherlich bei den Hilfen nicht mehr nötig. Außerdem gibt es ja noch so viele Methoden um eine Schwangerschaft zu verhüten.
Den Rest des Lebens sollte man nicht mit Vorwürfen gegenseitig zu verbringen, sondrn man sollte sich annähern und versuchen sich besser verstehen zu lernen.
Leider ist das bei meiner Tochter alles genau so wie beschrieben, sie kann absolut nicht über ihre A-Eltern hinweg mit mir Kontakt halten, sie zieht lieber vor, mich zu negieren.
Aber noch etwas positives, gestern hat sich mein Sohn aus Mexiko gemeldet, ihm geht es gut, er muss nur schnell wieder nach Hause, wegen der Schweinegrippe. Da bin ich aber sichtlich erleichtert.
Ich wünsche Euch noch einen schönen 1. Mai und ein langes Wochenende.
so ganz kann ich deine Herkunftsmutter nicht verstehen. Ich finde und fand alles was mein Sohn über sich erzählt spannend, auch wenn es stimmt was Pinocchio schreibt, dass es oft wehtut, wenn es dabei um die Adoeltern geht. Ohne deine Mutter zu kennen, vielleicht weiß sie einfach nicht mit dir umzugehen und hat Angst etwas Falsches zu sagen oder zu tun und fragt erst gar nicht nach. Wenn ich sehr unsicher bin und mein Sohn würde mir erzählen, dass es ihm richtig schlecht geht hätte ich auch Angst falsch zu reagieren. Es scheint ihr ja wichtig zu sein dir zu zeigen, dass ihr Leben auch ohne dich nicht sinnlos ist, wenn sie soviel über die anderen Kinder erzählt. Das kann ich gut nachvollziehen. Ich wollte am Anfang auch nicht, dass mein Sohn denkt ich hätte ein unerfülltes Leben und er müßte diese Lücke füllen. Das wäre beängstigend für ihn und auch nicht möglich (und ist Gott sei Dank auch nicht so). Ich erzähle ihm aber auch Vieles über seine jüngeren Geschwister, weil ich finde, dass er eben zu dieser Familie gehört. Vielleich will deine Mutter dir damit auch ein Signal setzen im Sinne von: du gehörst zu uns. Ganz schlecht wäre es allerdings, wenn das nur der Fall ist, wenn du deine Probleme heraushälst, so wie du es erlebst. Die Idee mit dem Brief finde ich auch gut. Wenn deine Mutter Kontakt mit dir möchte, dann geht das nur, wenn sie dich so annimmt und liebt wie du bist. Eltern können keine Bedingungen stellen, wie Kinder sein sollen, schon gar nicht wenn sie erwachsen sind. Wenn das nicht geht, dann läßt man es lieber ganz. Ich habe von meinem Sohn selbst und auch von Menschen in seinem Umfeld Vieles gehört, das mich entsetzt hat, aber wenn ich ihn nicht so liebe wie er ist, auch mit Fehlern und Brüchen in der Lebensgeschichte, dann ist es eben keine Liebe. Und auch deine Mutter muss sich mit dem, was in deinem Leben schwer ist auseinander setzen. Auch mit der Frage, welchen Anteil sie selbst daran hat. Und das ist verdammt schwer. Auch wenn ich theoretisch weiss, dass Schuldgefühle nichts bringen, sind sie doch automatisch da, wenn ich spüre, wie verletzt mein Sohn ist. Da erfordert es viel Mut, sich dem zu stellen. Vielleich geht es deiner Mutter ähnlich. Aber du hast ein Recht darauf, dass sie sich mit dir auseinandersetzt. Schreib ihr ! Viele Grüße Matti
so ganz kann ich deine Herkunftsmutter nicht verstehen. Ich finde und fand alles was mein Sohn über sich erzählt spannend, auch wenn es stimmt was Pinocchio schreibt, dass es oft wehtut, wenn es dabei um die Adoeltern geht.
Schreib ihr ! Viele Grüße Matti
Huhu Matti,
genau so seh ich das auch.... Ich finde, Samy hat das Recht darauf, das ihre Mutter sich für sie interessiert und ihr zu hört.... Aber wenn diese Distanz vielleicht auf Unsicherheit basiert, dann sollte endlich einer von Beiden offen werden.
Fass deinen ganzen Mut zusammen Samy, und schreib ihr einen langen, offenen, und lieben Brief. Sag ihr, dass du sie liebst... und sag, was dich stört.... oder was dich verletzt....
Ich hab direkt am ersten Tag der Kontaktaufnahme mit meinem Sohn, eine Klatsche von ihm bekommen...
Und ich fand das toll!! Und das hab ich ihm auch gleich mitgeteilt. Zwei vollkommen fremde Menschen MÜSSEN erst lernen, wie sie miteinander umgehen. Und dazu gehört Offenheit und Kritik. Sonst bleibt man ewig auf derselben Stelle stehen...
Danke für Eure Meinungen, inzwischen sind ein paar Tage vergangen und meine Wut hat sich auch gelegt. Machmal muss man wohl einfach erstmal alles sacken lassen.
Ich habe für mich beschlossen, das ganze erstmal so hinzunehmen wie es ist. Ich bin ja froh das wir Kontakt haben auch wenn er halt erstmal nur oberflächlich ist. Ihr habt recht, vielleicht kann sie nicht anders und braucht auch Zeit.
Ich werde mal sehen ob ich sie einfach mal ein Wochenende besuchen fahre und wir beide mal ganz alleine einen Kaffee trinken gehen und uns aussprechen.
nachdem ich das durchgelesen habe - um die Sache noch einmal von einem anderen Winkel zu beleuchten:
Wie schon an anderer Stelle geschrieben, ich habe bisher niemals Kontakt zu meiner leiblichen Familie gesucht, und der Tenor, der sich durch diesen Thread zieht, haut ziemlich genau in eine Kerbe, die einer der Gründe dafür ist, warum ich diesen Schritt bisher nicht unternommen habe.
Ich bin per se ein Freund klarer Worte, deshalb hoffe ich, dass ihr mir klare Worte nicht verzeiht - und dass mir die anwesenden H-Mütter hinterher nicht böse sind ;-)
Wenn ich suchen würde, würde ich suchen, weil ich neugierig bin. Irgendwie hat ja meine Herkunftsfamilie schon mit mir zu tun, und ich fände es interessant und spannend, herauszufinden, was passiert ist. Das ganze hat für mich in etwa denselben Reiz, wie dass ich mich gerne mal mit meinem (adoptiv-)Urgroßvater unterhalten würde, weil das, was ich so über ihn erfahren habe, sehr interessant klingt. Neugier, nice to have, es gehört irgendwie zu einem, doch jetzt kommt das aber:
Ich persönlich (ohne Beschränkung der Allgemeinheit, wie die Mathematiker sagen) würde eine 'zweite Familie' weder suchen noch wollen, und die 'Gefahr', in eine solche Situation hinein gedrängt zu werden, schreckt mich ab. Ich möchte keine zweite Mutter. Ich möchte auch niemanden, der meint, die verlorenen 30 Jahre nachholen zu müssen. Ich habe eine Familie, und, um meine Schwester mal zu zitieren, die reicht mir vollkommen. Ich bin zufrieden mit meinem Leben, so wie es ist, und mit meiner Familie, so wie sie ist. Das heißt nicht, dass es nicht auch bereichernd sein kann, den anderen Teil der Adoptionsgeschichte kennen zu lernen - aber wie viel Porzellan zerschlage ich, wenn ich die Hingabe, die mir eventuell von dort entgegenschlägt, in der Intensität, genereller Aufwendigkeit und emotionaler Tiefe, nicht erwidern möchte, weil ich in meinem Inneren eben keine Leere, keine Verwundung oder derartiges spüre? Weil ich neugierig bin, aber keinesfalls von Natur aus damit rechne, dass sich von der körperlichen sofort auch eine Seelenverwandschaft ableiten lässt - und ich auch keine Schwierigkeiten damit habe, wenn sie sich eben nicht einstellt - und ich das irgendwann ehrlich sagen muss?
Im Zweifelsfall wäre das glaube ich eine sehr ungleiche Verbindung, die möglicherweise auf lange Sicht schmerzlicher ist, als, wenn ich mich überhaupt nicht melde - eben weil mein Verhalten dann und wann nach hin- und her aussehen könnte.
Gerade WEIL ich großen Respekt vor meiner leiblichen Mutter, vor ihrer Stärke und ihrer Entscheidung habe, möchte ich sie nicht verletzen. Aber mein komplettes Leben ohne Not umkrempeln möchte ich auch nicht.
Ich weiß nicht, ob einer der hier geschiedenen Fälle vielleicht auf einem Adoptivkind mit meiner Gefühlslage in dieser Richtung angeht, aber ich wollte nur die Möglichkeit mal aufzeigen.
ich zumindest bin dir überhaupt nicht böse und finde deine Sichtweise sehr verständlich. Ich glaube auch, dass es einer der größten Schwierigkeiten beim Kontakt zwischen Herkunftseltern und Kindern ist die verschiedenen Erwartungen unter einen Hut zu bekommen. Den Anspruch dem erwachsenen Kind Eltern sein zu wollen kann man ja gar nicht haben. Es hat schon Eltern. Und automatisch stellt sich emotionale Verbundenheit sicher nicht ein. Meine größte Angst, als mein Sohn Kontakt gesucht hat war, dass wir überhaupt keinen Draht zueinander finden und er enttäuscht ist von dem was er gefunden hat. Aber ich habe eben auch gesehen, dass er das Recht hat über seine Herkunft Bescheid zu wissen und bin deshalb das Risiko eingegangen. Wenn er mehr nicht gewollt hätte, hätte ich damit leben müssen. Keiner der Beteiligten weiss vorher was passieren wird. Ich konnte mir auch nicht vorstellen was dieser Kontakt bei mir auslöst. Ausschließlich aus Neugier zu suchen ist völlig okay - und dann offen zu sein für Möglichkeiten die sich ergeben. Und dann zu entscheiden was man will, auch wenn es dem anderen weh tun mag. Manchmal habe ich den Eindruck viele Adoptierte sind an der Stelle zu rücksichtsvoll. Ihr habt euch eure Situation nicht ausgesucht und seid der Herkunftsfamilie gegenüber zu nichts verpflichtet, außer den hierzulande gängigen Umgangsformen, aber die setze ich einmal voraus.
Zitat von Matti Ich konnte mir auch nicht vorstellen was dieser Kontakt bei mir auslöst. Ausschließlich aus Neugier zu suchen ist völlig okay - und dann offen zu sein für Möglichkeiten die sich ergeben. Und dann zu entscheiden was man will, auch wenn es dem anderen weh tun mag. Manchmal habe ich den Eindruck viele Adoptierte sind an der Stelle zu rücksichtsvoll. Ihr habt euch eure Situation nicht ausgesucht und seid der Herkunftsfamilie gegenüber zu nichts verpflichtet, außer den hierzulande gängigen Umgangsformen, aber die setze ich einmal voraus.
Ich formuliere es mal so. WENN ich eines Tages entscheide, dass ich mich darauf einlasse, dann finde ich schon, dass ich die eine oder andere Antwort verdient habe - und dass ich es irgendwo auch verdient habe, dass man sich mit mir und meiner Geschichte in gewisser Form auseinander setzt, auf Seite der Herkunfsfamilie. Gerade weil ich nicht selbst entscheiden konnte. Es wurde über mich entschieden, und es ist für mich völlig okay, das für mcih entschieden wurde. Das 'Preisschild' das für mich an dieser Rechnung hängt, ist dass ich natürlich irgendwie für mich entscheide, wann ich was oder wie an Kontakt oder Wissen suchen möchte, und ich erwarte (okay, böses Wort, aber ich schreibe es trotzdem mal) irgendwie schon, dass für den Fall, dass ich mich gegen die Suche entscheide, auch, dass diese Entscheidung akzeptiert wird.
Im Gegenzug finde ich, ich sollte mit der Situation verantwortungsvoll umgehen. Dazu gehört auch, dass ich mir über die Konsequenzen meiner Entscheidung im Klaren bin. Und so lange für mich ganz persönlich das, was ich zu gewinnen erhoffe in keinem Verhältnis steht zu dem, was ich (auf meiner oder der Seite der H.-Familie) zerstören könnte, bin ich eher ein wenig skeptisch.
Ich fände es eher 'zu rücksichtsvoll', wenn ich jetzt, auf Teufel komm raus, udn um alle BEteiligten und insbesondere die H-Familie glücklich zu machen, suchen würde. Ich wills eigentlich nicht wirklich tief, echt und ehrlich im Moment. Und das Recht nehme ich mir dann irgendwo auch...
Zitat von Matti Ich konnte mir auch nicht vorstellen was dieser Kontakt bei mir auslöst. Ausschließlich aus Neugier zu suchen ist völlig okay - und dann offen zu sein für Möglichkeiten die sich ergeben. Und dann zu entscheiden was man will, auch wenn es dem anderen weh tun mag. Manchmal habe ich den Eindruck viele Adoptierte sind an der Stelle zu rücksichtsvoll. Ihr habt euch eure Situation nicht ausgesucht und seid der Herkunftsfamilie gegenüber zu nichts verpflichtet, außer den hierzulande gängigen Umgangsformen, aber die setze ich einmal voraus.
Ich formuliere es mal so. WENN ich eines Tages entscheide, dass ich mich darauf einlasse, dann finde ich schon, dass ich die eine oder andere Antwort verdient habe - und dass ich es irgendwo auch verdient habe, dass man sich mit mir und meiner Geschichte in gewisser Form auseinander setzt, auf Seite der Herkunfsfamilie. Gerade weil ich nicht selbst entscheiden konnte. Es wurde über mich entschieden, und es ist für mich völlig okay, das für mcih entschieden wurde. Das 'Preisschild' das für mich an dieser Rechnung hängt, ist dass ich natürlich irgendwie für mich entscheide, wann ich was oder wie an Kontakt oder Wissen suchen möchte, und ich erwarte (okay, böses Wort, aber ich schreibe es trotzdem mal) irgendwie schon, dass für den Fall, dass ich mich gegen die Suche entscheide, auch, dass diese Entscheidung akzeptiert wird.
Im Gegenzug finde ich, ich sollte mit der Situation verantwortungsvoll umgehen. Dazu gehört auch, dass ich mir über die Konsequenzen meiner Entscheidung im Klaren bin. Und so lange für mich ganz persönlich das, was ich zu gewinnen erhoffe in keinem Verhältnis steht zu dem, was ich (auf meiner oder der Seite der H.-Familie) zerstören könnte, bin ich eher ein wenig skeptisch.
Ich fände es eher 'zu rücksichtsvoll', wenn ich jetzt, auf Teufel komm raus, udn um alle BEteiligten und insbesondere die H-Familie glücklich zu machen, suchen würde. Ich wills eigentlich nicht wirklich tief, echt und ehrlich im Moment. Und das Recht nehme ich mir dann irgendwo auch...
LG
Ute
Liebe Ute, Hellinger, über den in den letzten Tagen in einem andern thread geschrieben wurde, hat gesagt, dass eine Mutter, die ihr Kind abgibt, alle Rechte als Mutter verwirkt hat. Das bedeutet für mich, dass der Wunsch zum Kontakt, vom Adoptierten ausgehen muss. Das ist harter Tobak für Herkunftsmütter und da die Welt nicht einfach nur Schwarz und Weiss ist, gibt es viele Arten von Adoption. Ich denke z.B. dass es einen Unterschied macht, ob eine Mutter selbst entscheidet oder ob über ihren Kopf hinweg entschieden wurde. Ob jemand, der adoptiert der zur leiblichen Mutter sagt, dass sie seine Mutter ist, ist seine Entscheidung. Mit der Entscheidung für seine Mutter ändert er die Rechtslage (nicht juristisch, aber bezogen auf die Aussage von Hellinger) Ich frage mich, ob eine leibliche Mutter, wenn sie alle Rechte abgibt, auch alle Pflichten abgibt. Wenn ja, hat sie dann nicht auch das Recht, den Kontakt und die Antworten des Adoptierten zu verweigern? Mir persönlich wäre das komisch vorgekommen, aber so wie es unterschiedliche Reaktionen von SAdoptierten gibt, kann es auch unterschiedliche Reaktionen von Müttern geben. Was, wenn eine Frau sagt: "Ich bin glücklich und habe meinen Schritt nie bedauert. Mein Leben ist ausgefüllt, ohne dass ich mein abgegebenes Kind kennen lerne. Es drängt mich überhaupt nicht zu einem Kontakt, denn dieses Kind hat Eltern bekommen, mit denen es sein Leben all die Jahre, hoffentlich glücklich, ohne mich gelebt hat.."? Ute, warum hast Du mehr verdient als Deine Mutter? Sie hat Dich geboren und abgegeben, aber das war doch ihr Schicksal, dass sie sich vielleicht genauso wenig ausgesucht hat wie Du. Ich weiss, das klingt provokativ. In dieser ganzen Auseinandersetzung mit dem Thema sehe ich, dass ich als leibliche Mutter genau dasselbe Recht auf ein glückliches Leben ohne mein Kind habe, wie dies umgekehrt ein Recht auf ein glückliches Leben ohne mich hat.